Helfersyndrom bei Pflegeberufen?

vom 22.09.2009, 23:23 Uhr

Ich frage mich immer öfter, ob gerade in den Frauenberufen (Altenpfleger, Krankenpfleger, Fachbetreuer für Menschen mit Behinderung), nicht zahlreiche Menschen arbeiten, die das Helfersyndrom besitzen? Wenn man ab und zu zuschaut, wie die Menschen sich tagtäglich oft für einen lächerlichen Gehalt aufopfern und was sie alles auf sich nehmen, was sie für Schichten arbeiten- da fragt man sich schon, was diese Menschen motiviert, diesen Beruf so lange auszuüben.

Da habe ich mir überlegt, ob es vielleicht auch viele Menschen in der besagten Berufsgruppe gibt, die das Helfersyndrom haben? Wie sonst schafft man es jeden Tag, seine eigene Gesundheit zu riskieren (Bandscheibenvorfall, Kreuzbandriss, Hexenschuss etc.), und trotzdem immer arbeiten zu gehen, obwohl man selber schon fix und alle ist? Mir ist auch aufgefallen, wie schnell diese Menschen im Vergleich zu Menschen, die in anderen Berufsgruppen arbeiten, altern (äußerlich). Ist das nur meine Einbildung oder ist da etwas wahres dran?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mich in diesem Frühjahr bei einem Bildungsträger mit einer entsprechenden Dozentin unterhalten. Dort werden Altenpflegerhelfer ausgebildet. Und sie sagt, das sehr viele der Teilnehmer ein solches Helfersyndrom entwickelt haben.

Gründe dafür liegen meist im familiären Bereich, wo man jemanden gepflegt hat und das eben bis zum Tod. Und danach dieses Helfersyndrom entwickelt, weil man irgendwo der Meinung ist, da es durch die fehlende fachliche Qualifikation eben nicht geschafft wurde gegen den Tod anzukommen. Und man entwickelt dann oftmals den Willen das bei anderen Kranken wieder gut zu machen.

Ist zwar nicht richtig diese Meinung und sie sagte damals auch, das in solchen Kursen neben dem Fachdozenten auch ein Psychologe von Nöten wäre, weil da auch sehr viel Emotionen aus dem Erlebten hochkochen.

Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, das jemand, der mit 18 eine solche Ausbildung beginnt schon in dieser Richtung etwas entwickelt hat. Es gibt noch genug Menschen, welche diese Berufe als Berufung ansehen und eben auch mit wenig Gehalt gern arbeiten. Diesen ist dann halt der Dank der Patienten sehr viel mehr Wert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke, dass gerade Teenager oft eine Ausbildung hier machen, weil sie vielleicht nichts anderes bekommen und nicht arbeitslos sein wollen. Oft schreiben Teenager ja hunderte von Bewerbungen in der Hoffnung, dass irgendwo eine Zusage kommt. Vielleicht hat man auch keine große formale Bildung, sodass die Auswahl eher klein ist, was man später machen möchte.

Eine Cousine von mir ist zum Beispiel gelernte Altenpflegerin. Ob das ihr Wunschberuf war, weiß ich gar nicht. Ich weiß nur, dass sie einen Hauptschulabschluss hatte und vermutlich froh war, dass sie überhaupt etwas bekommen hat. Mittlerweile hat sie aber eine Weiterbildung zur Kinderkrankenschwester abgeschlossen und möchte nicht mehr in der Altenpflege tätig sein, da ihr das körperlich zu anstrengend ist.

Ich kenne auch viele Migranten, die in der Pflege tätig sind, weil sie froh sein können, dass sie überhaupt einen Job haben und die dann eben die Jobs machen (müssen), die von den Einheimischen keiner machen möchte. Manchmal möchte man ja auch nicht dem Staat auf der Tasche liegen, sondern sich seinen Lebensunterhalt unbedingt selbst verdienen und da bleibt nicht immer die Auswahl, was man machen kann und machen möchte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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