Was kommt nach dem Abwrackwahnsinn?

vom 02.09.2009, 17:20 Uhr

Die Abwrackprämie ist ausgeschöpft. Was denkt Ihr kommt danach? Werden sich jetzt die Händler mit noch mehr Rabatten überbieten, um ihren Absatz halten zu können? Werden jetzt preisgünstige Altautos im Wert steigen, weil es fast keine mehr gibt? Wird es jetzt "junge Gebrauchte" zum Schnäppchenpreis geben, weil sich im Rahmen des "Abwrackwahnsinns" viele ein neues Auto gekauft haben, welches sie sich gar nicht leisten können? Werden Autoreparaturen jetzt "Schnäppchenangebote" machen, weil viele reparaturanfällige Altwagen verschwunden sind?

Trotz Ende der Abwrackprämie, werden deren Effekte wahrscheinlich wohl noch lange "nachhallen". Was glaubt Ihr?

» ronald65 » Beiträge: 712 » Talkpoints: 3,45 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Der nächste Schritt ist ja im Grunde schon angekündigt: eine Rabattschlacht wird losgetreten, welche sicher wieder durch höhere Basispreise ausgeglichen wird. :) Auch in der Automobilindustrie wird kaum ein Hersteller was zu verschenken haben. Und die Umweltprämie floss ja direkt an die Unternehmen.

Allerdings glaube ich schon fest daran, dass sich trotz allen Anstrengungen der Autoverkauf nicht auf dem Niveau halten können wird. Wo jetzt mit der Umweltprämie eine Kaufentscheidung noch beeinflusst hat, ist jetzt nämlich nichts mehr. Ich selber würde auch gerne wissen, wie viele Wagen mit Hilfe der Prämie verschrottet wurden, die aber deutlich mehr Wert waren, als die gebotenen 2500 Euro.

Dann darf ja nicht vergessen werden das natürlich die Leute, die nun einen Neuwagen gekauft haben – das werden mehr als sonst üblich gewesen sein - ja in absehbarer Zeit keinen weiteren Neuwagen brauchen werden.

Die Frage wird sein, wie sich das Ganze auf den Gebrauchtwagenmarkt auswirken wird. Und da bin ich selber gespannt und habe keine Prognose.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Durch die Umweltprämie wurden ja zum größten Teil Kompaktwagen bzw. Kleinwagen verkauft. An den deutschen Premiumherstellern (Mercedes, Audi, BMW, Porsche) kam so kaum etwas von der Prämie an. Mit hohen Zulassungsrückgängen muss meiner Ansicht nach Volkswagen und Opel rechnen. Da diese relativ viele Kleinwagen im Angebot haben, profitierten sie sehr gut an der Umweltprämie. Sie müssen jetzt gute Angebote machen, damit ihre Verkaufszahlen nicht in den Keller gehen. Daher werden nun die Autohersteller mit immer höheren Rabatten versuchen, die Kunden zu locken.

Dies dürfte aber wie gesagt nicht die Premiumhersteller betreffen, da diese nicht bzw. kaum von der Umweltprämie profitierten. Sie müssen auch keinen Abstrich bei den Verkaufszahlen machen. Ihre Autos werden nämlich zu großen Teilen Geschäftswagen.

DIe Werkstätten werden dagegen nicht zu wenig Arbeit bekommen. Durch die vielen Neuzulassungen ( gut 2 Millionen) wird es nächstes Jahr auch viel mehr Werkstattbesucher geben, wie dieses Jahr. Das wird aber auch nötig sein, denn auf die Autoindustrie kommen harte Zeiten zu. Da sich jetzt viele Käufer ihren Neuwagen frühzeitig kauften, werden sie es nächstes oder übernächstes Jar nicht mehr tun. Diese Kunden fehlen dann in den folgenden Jahren.

Vielleicht wird es bald aber wieder ein Fördermittel für Autos geben. Es wurde angekündigt, dass die ersten 100.000 Käufer eines Elektrofahrzeugs staatlich gefördert werden sollen. Bleibt also abzuwarten, wie sich der gesamte Markt entwickelt.

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» Porsche » Beiträge: 190 » Talkpoints: -0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Porsche hat geschrieben:DIe Werkstätten werden dagegen nicht zu wenig Arbeit bekommen. Durch die vielen Neuzulassungen ( gut 2 Millionen) wird es nächstes Jahr auch viel mehr Werkstattbesucher geben, wie dieses Jahr.

Ich weiß ja nicht, was Du Dir für Autos kaufst oder wie schnell Du die zu klimp fährst, nur wenn ich einen Neuwagen kaufe muss der nicht gleich wieder in die Werkstatt, die ersten 2 - 4 Jahre sieht der gar keine! Und wenn doch, dann nur zu Routineblabla an dem die Werkstatt nichts verdient. Denn von der kleinen und großen Inspektion oder Reifenwechseln wird man nicht reich, sondern man verdient nur an Dingen wie Schäden, wo ordentlich Teile (mit Preisaufschlag) oder Werkstattstunden anfallen.

Jetzt ist ja schon etwas Zeit vergangen und die Angebote sind immernoch gut: Ich habe letzte Woche meiner Freundin ihren lang gehegten Wunsch (ok, war auch meiner) nach einem neuen Auto erfüllt wo es sonst überhaupt keine Rabatte und nur Listenpreise gibt und satte 16 % rausgeschlagen + gut ausgestalteter Finanzierung mit allen möglichen Sondervorteilen. Die hat der Verkäufer dann zwar nicht mit einem Lächeln gegeben, aber besser leben als sterben ;). Und so sieht`s auch bei fast allen anderen Herstellern von Oberklasse und Luxuswagen aus (abgesehen von der absoluten Elite, wo nur 200 Menschen weltweit kaufen) - überall hätte ich dicke Rabatte bekommen.

Und ich glaube kaum, dass sich das ganze so schnell erholt - spätestens bis Mitte nächsten Jahres, wenn nicht sogar länger, kann jeder der hier keinen Kleinwagen oder Mittelklassewagen möchte die Händler noch gut schröpfen. Die Hersteller selber prognostizieren ja das ihre Absatzeinbrüche wohl nicht so schnell wieder ausgeglichen werden können und nicht nur irgendwelche Analysten.

Was Gebrauchtwagen angeht: Dass der Markt da jetzt so geschrumpft ist habe ich nicht gemerkt, eher sind auch, bei den Wagen wo ich regelmäßig gucke, auch die Preise gefallen - denn niemand braucht zig Autos vor der Tür und die Gebrauchtwagenhändler sitzen schon förmlich auf ihren Karren. Wobei mir da zwei Sachen aufgefallen sind: Die einen versuchen mit niedrigen Preisen ihre Höfe doch noch leer zu bekommen, die anderen mit höheren Preisen und ein paar Verkäufen zu überleben - letztere bieten dann halt "tolle" Sonderkonditionen an, die schön aussehen aber im Grunde nichts wert sind (reicht ja für den Dummenfang).

Bisher hält sich da ja alles in Grenzen und außer bei der Oberklasse gibt es noch keine echten Wackelkandidaten (und selbst denen geht es nicht so schlecht wie beispielsweise GM). Ich mache die weitere Entwicklung und Rabattschlachten momentan von Opel abhängig, denn jeder Arbeitsplatz den man bei der jetzigen Marktlage bei Opel erhält wird bei einem anderen deutschen Hersteller wegfallen. Lässt man Opel sterben oder deutlich schrumpfen geht es vielleicht wieder bergauf, da der Markt sich gesundgeschrumpft hat.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich sehe das auch ganz anders. Die Werkstätten haben doch die kommenden Jahre kaum etwas zu tun bei so vielen Neuzulassungen. Ich habe mein Auto vor 3 Jahren neu gekauft und seither war ich 2 Mal in der Werkstatt, weil ein Ölwechsel fällig war und einmal musste es durchgecheckt werden und ich hab gleichzeitig noch meine Reifen dort einlagern bzw. wechseln lassen. Aber das waren keine Reparaturen, sondern Dinge, die eben jeder Neuwagen mal braucht, die aber erstens in 15 Minuten erledigt sind und zweitens damit nicht dazu dienen, dass eine Werkstatt Geld einnimmt, von dem sie leben kann.

Mein Freund hat sich seinen neuen Wagen in diesem Jahr auch mit der Abwrackprämie telilfinanziert, weil sein alter Bock eh längst schrottreif war und so etwas lohnt sich in diesem Fall eben. Das hätte er aber sicher nicht getan, wenn sein Vorgängerauto noch fahrbar gewesen wäre. Wir haben den Wagen dann selbst in Wolfsburg abgeholt und ich war erschüttert über die Menschenmassen dort, die an einem einzigen Tag ihren Neuwagen dort abholten. Kaum vorstellbar, dass das seit Wochen dort jeden Tag so zu geht und ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch lange anhält. Ich bin sehr gespannt wie sich das weiterhin entwickelt. Wer aber sicherlich mal der Verlierer ist, sind die Werkstätten.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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