Einschränkung bei Hochzeit hinter Gittern

vom 30.08.2009, 16:08 Uhr

Es war für mich sehr interessant die unterschiedlichen Meinungen über eine Eheschließung in Haft zu lesen. Seit 1,5 Jahren bin ich glücklich verheiratet und ich habe meinen Mann während seiner Haft geheiratet.

Unsere Gründe? Liebe, ganz einfach grenzenlose Liebe. Liebe, die auch keine Mauern zerstören können. Kein Stacheldraht dieser Welt kann diesen Grundstein der Liebe, den wir gemeinsam setzten durchlöchern. Die JVA, in der sich mein Mann befindet, ist für die "schweren Jungs" erbaut worden. Dementsprechende Sicherheitsvorkehrungen gehören zum Standart. Das ist auch richtig so.

Wir haben uns bewusst zu dieser Heirat an diesem außergewöhnlichen Ort entschlossen. Wir wollten es so. Seitens der JVA wurde uns der Tag, oder besser die Zeit, so angenehm, wie nur möglich, gemacht. Die Standesbeamtin kam von außerhalb, war festlich gekleidet und fand genau die richtigen Worte für unsere momentane Situation.

Mein Mann beantragte vorher eine Fotoerlaubnis. Ich durfte meine Kamera mitbringen. Die Fotos wurden von einem Beamten gemacht. Es war auch nur ein Beamter anwesend. Er setzte sich später mit an unseren Tisch und wir unterhielten uns sehr nett mit ihm. Torte usw. hätte mein Mann in der Anstaltsküche backen lassen können. Von außerhalb konnten wir nichts mitbringen. Das geht sonst ja auch nicht und ist nachvollziehbar. Wir haben auf die Torte verzichtet. Ein Beamter der Abteilung meines Mannes fuhr noch kurz vor dem Termin in die Stadt nd besorgte einen Blumenstrauß. Damit überraschte er mich. Es hätten mehrere Gäste mitkommen können. Meine Tochter und meine Schwiegermutter waren die einzigen, die wir dabei haben wollten. Der Besuch für die Feier wartete zu Hause.

Ja, es war ein schöner Tag. Ich brauche kein Video, um an diesen Tag zurück zudenken. Alles ist in meinem Herzen und ich bin verdammt glücklich den Mann meines Herzen geheiratet zu haben. Wenn es auch in einer JVA war. Ich würde es immer wieder tun. Nein, ich bereue es nicht.

Es ist eine verdammt lange Zeit, die uns trennt und gewiss ist es auch nicht immer einfach. Manchmal frage ich mich, was schwieriger ist, die Trennung oder die Vorurteile der Gesellschaft. Ich lernte meinem Mann durch meine ehrenamtiche Tätigkeit in der Gefangenenhilfe kennen. Wir gehen unseren Weg schon eine lange Zeit gemeinsam, bald haben wir es geschafft. Ich bin eine Frau, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht. Die gesellschaftlich, politisch und beruflich dort angekommen ist, wo sie hin wollte. Was bitte ist verwerflich daran, wenn man den Menschen heiratet, wenn man ihn liebt? Ist es nicht egal, wo die Trauung stattfindet, wenn man sich sicher ist, dass es der / die Richtige ist? Braucht Liebe einen besonderen Platz? Welcher Ort ist der richtige?

Auch wir können unsere Ehe vollziehen. Es ist nicht großzügig, dass Gefangene heiraten dürfen. Es ist ihr Recht- ein Menschenrecht! Auch Gefangene haben Menschenrechte. Schlielich wollen wir alle, das sie nach ihrer Entlassung ein straffreies Leben führen. Wie kann das besser fnktionieren, als mit gefestigten sozialen Kontakten? Mein Mann kommt nach Hause! Die wenigsten der Inhaftierten können dies sagen.

Zum Schluss noch: wir wurden von allen Beamten herzlich gratuliert. Sie hatten Freude an unserer Heirat. Ein Jahr später gratulierte man uns zum ersten Hochzeitstag. Danke fürs lesen!

» Tracy » Beiträge: 6 » Talkpoints: 3,38 »



Ich finde es schon ganz in Ordnung. Es wäre doch ebenso gerechtfertig wenn der Inhaftierte welcher für eine gewisse Zeit im Gefängnis ist eben in dieser nicht Heiraten darf. Auch wenn eine Hochzeit genehmigt ist ist es trotzdem nett von der Staatsanwaltschaft das der Betroffene noch eine gewisse Zeit mit seinen Gästen und vorallem mit seinem Partner verbringen darf. Also ich sehe dabei keinen Grund zur Aufregung. Man sollte sich über eine solche Entscheidung freuen wenn man zu den Betroffenen gehört.

» toge » Beiträge: 79 » Talkpoints: 37,74 »


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