Konjunkturexperten - wirklich Experten?

vom 27.08.2009, 10:26 Uhr

Heute ist überall zu lesen, dass die sogenannten Konjunkturexperten ihre Aussicht für das laufenden und das kommende Jahr nach oben setzen, kurzum es sieht einfach besser aus. Die Konjunkturexperten sind dafür da, solche Vorhersagen zu treffen, damit Wirtschaft und Politik entsprechend reagieren kann und zwar eben rechtzeitig.

Wer sind denn diese Experten? Dazu gehören Banken und Wirtschaftsforschungsinstitute. Banken müssen natürlich auch planen und so unterhält im Prinzip jede Großbank auch eine eigene Abteilung zur Untersuchung der Volkswirtschaft.

Die Deutsche Bank ändert ihre Vorhersage von Minus 6 Prozent auf nur noch Minus 5,2 Prozent. Im Jahr 2010 sollen 1 Prozentpunkt mehr Wachstum erreicht werden als vor Kurzem noch erwartet, nämlich immerhin schon wieder 1,4 Prozent. Beim DIW sieht es nicht viel anders aus, scheint wohl alles ein Prozent besser zus ein, als bislang angenommen. Goldman Sachs und GfK und all die anderen sehen es genauso.

Aber: sie warnen auch gleichzeitig alle, dass es doch auch anders kommen könnte. Schließlich wisse man ja nicht, wie es sich mit dem Arbeitsmarkt verhält, die die Konjunktur woanders anzieht, ob in den USA noch eine Immobilienpleite kommt, wie sich der Welthandel entwickelt, ob der Ölpreis steigt oder fällt, usw. Also, eigentlich sind alle Experten zu keiner wirklich stichhaltigen Aussage fähig.Verwundern tut das doch eigentlich niemand, denn all die offenen Fragen, die vielen, vielen unterschiedlichen Aspekte, das kann niemand vorhersagen und schließlich kann ein einziger Faktor,der sich anders entwickelt, eine ganz andere weitere Laufbahn der Konjunktur verursachen.

Da mag es zwar sein, dass es alles Experten sind, nur eben sind in so einem Fall auch die Experten keine Hellseher. Ich finde, dass Finanzexperten nicht mehr in die Zukunft schauen können als Meteorologen auch - für drei Tage reichts, eine Woche bekommt man bei klarer Wetterlage auch noch hin, längerfristige Vorhersagen werden dann schon immer schwieriger. Sie sind zwar Experten, was aber eben noch lange nicht bedeutet, dass sie wirklich eine stichhaltige und zuverlässige Aussage auf die Entwicklung der Konjunktur geben können.

Übrigens: es sind die gleichen Experten, die gleichen Banken, die die Finanzkrise auch zum Teil mit verschuldet haben. Auch stellt sich natürlich die Frage, ob die ein oder andere Prognose nicht so ausfällt, wie es dem Institut gerade ins Geschäft passt.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie auch Meteorologen können Konjunkturexperten nichts weiter tun, als Erfahrungen aus der Vergangenheit versuchen auf die Zukunft umzusetzen. Nur haben die Kollegen derart viele Indikatoren, einfließende Faktoren, Politische Richtungen und Lobbies dass eben die Meinung der vermeidlichen Experten oft sehr unterschiedlich ausfällt.

Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn mehr, sich auf historische Erfahrungen aus der Nachkriegszeit etc. zu verlassen – das war eine andere Welt genauso wie unser heutiges Weltfinanzsystem ein Anderes geworden ist also noch vor einem Jahr.

Als Banker setze ich auf die Technische Analyse der Märkte und den IFO Erwartungsindex + ca. 5 andere eigene Indikatoren. Das Öl wird steigen weil es endlich ist – oder wertlos weils durch was billigeres zu ersetzten ist – was wir noch nicht haben. Ebenso ist sicher, der Markt hat immer Recht.

» Armin » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 30.08.2009, 11:52, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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