Fettsucht kontra Magersucht

vom 20.08.2009, 01:29 Uhr

Ich persönlich finde "dicke Menschen" auch nicht als schön, zu dünne aber auch nicht. Im endeffekt muss man sich in seiner Haut wohlfühlen andererseits kann mir keiner erzählen das er sich mit 150kg wohl fühlt.

Was ich aber noch viel schlimmer finde ist, das viele Kinder schon in jungen Jahren übergewichtig rumlaufen. Als Elternteil sollte man schon drauf achten das zumindest ihre Kinder mehr auf ihre Figur bzw ihre Gesundheit achten. Erwachsene können selber für sich entscheiden wie sie rumlaufen wollen, aber Kinder haben es sehr schwer in unserer Zeit. Als dickes Kind hat man wenig zu lachen.

Ich selber bin auch von Jahr zu Jahr dicker geworden. Mit 18 war ich noch 75kg schwer, Anfang des Jahres waren es dann 95kg und ich fühlte mich immer unwohler. Und nein, ich wurde nicht schief angeguckt oder so, meine Frau fand das auch nicht schlimm, aber ich selber fühlte mich unwohl und hab eine metabole Diät angefangen und habe Sport betrieben. Nun wieder ich 79kg und fühle mich sehr wohl :)

» Mandario » Beiträge: 8 » Talkpoints: 3,03 »



Vielleicht liegt es auch daran wie sich einige Dicke darstellen. Immer wieder hört man doch, dass diese sich wohl fühlen wie sie sind, dass sie gar nicht anders seien wollen und dass sie eben gern und viel essen. Kommt nicht wirklich hilfebedürftig rüber, oder? Was für ein Bild soll man also bekommen, wenn man immer wieder auf diese Sorte von dicken Leuten trifft?

Ich habe noch nie von einem Magersüchtigen Sprüche wie: "Schaut mal, ich hab heute wieder nichts gefr*ssen!", gehört. Genausowenig stolziert ein Bulimiker rum und berichtet was er heute wieder alles erbrochen hat und wie toll er sich danach fühlt. Man möchte nicht auffallen, hält sich zurück und verschwindet in der Menge. Wenn es dann doch mal von den Medien oder im Bekanntenkreis thematisiert wird, ist man natürlich entsetzt wie es so weit kommen konnte.

Man berichtet immer wieder von der armen Jugend die durch falsche Vorbilder (Models) zum Dünnsein gedrängt wird. Sowas weckt natürlich Mitleid aber für mich ist es auf keinen Fall der Hauptgrund. Es gibt mit Sicherheit Mädels und Jungs, die einem Vorbild nacheifern und in die Magersucht abrutschen. Oft steckt aber viel mehr dahinter und genau das will man nicht sehen. Egal ob nun bei Dünnen oder Dicken.

Ganz egal welche Art der Essstörung, ein "reiß dich zusammen und stopf nicht so viel in dich rein" oder "iss endlich mehr" hilft keinem. Das verstehen viele leider nicht und hacken weiter auf beiden ES-Seiten rum. Ein Großteil der Leute ist eben nicht so, dass er erstmal hinterfragt ob vor ihm ein "Genießer" steht oder jemand der aus gesundheitlichen Gründen immer weiter zunimmt. Man pauschalisiert und steckt schön alle in eine Schublade.

Das ist nicht nur bei Dicken so. Genauso geht es auch dünnen Leuten! Es gibt Menschen die essen können soviel sie wollen und trotzdem dürr bleiben. Als solcher muss man sich allerhand Sprüche anhören und das geht genauso an die Nieren.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das ist doch echt krass, die ganze Geschichte: Dick, dünn, Magersüchtig oder Fettsüchtig usw. Ich glaube, dass Größe Problem dabei ist, dass die Menschen allgemein nicht wissen, wie sie mit solchen Extremen umzugehen haben. Ich denke, an diesem ganzen Wahnsinn ist unsere heutige Gesellschaft schuld, die in den letzten Jahren immer mehr und mehr nur auf die "Schönen und Schlanken" ausgerichtet ist. Man muss sich anpassen, sonst kann man nicht mir halten, wird ausgestoßen und zum Gespött der Gesellschaft gemacht. Aber warum? Kein Gewicht, kein Aussehen und keine "Schönheitsnormen" können wirklich etwas über die wahre Persönlichkeit eines Menschen aussagen! Nun rede ich hier ganz geschwollen und ganz schlau daher, dass ist ja alles schön und gut, aber was ist eigentlich mit mir? Zu welchem Ufer gehöre ich?

Nun, ich habe etwa zehn Kilogramm Übergewicht (nach BMI) und sicher wäre manch einer mit meinem Gewicht und meiner Figur sehr glücklich. Aber ich bin es nicht! Ich bin jetzt aber auch nicht Magersüchtig oder so und will zwanzig Kilo abnehmen, nein! Aber diese zehn Kilo stören mich schon sehr. Ich will nicht wegen irgendjemand anderem abnehmen. Ich will das nur für mich machen, mir selbst damit etwas gutes tun und mich selbst wieder richtig mögen und lieben können, einfach mit mir selbst zufrieden sein und glücklich.

Aber das ist gar nicht so einfach! Ich wohne noch bei meinen Eltern und gerade meine Mutter ist sehr auf meine Ernährung bedacht. Das Heißt sie achtete schon darauf, dass sie mager kocht und kaum Süßigkeiten im Haus sind, aber auf der anderen Seite, wenn ich mal wirklich keinen Hunger habe macht sie gleich ein riesengroßes Drama daraus und fürchtet, dass ich Magersüchtig werden könnte!

Es ist nämlich so, dass eine Freundin von mir vor zwei Jahren diese Krankheit bekommen hat und das hat meine Mama ganz schön mitgenommen. Natürlich war das auch nur Mitleid, was meiner Freundin nicht sehr geholfen hat- ihr konnte sowieso niemand helfen außer sie sich selber! Aber seit dem hat meine Mama immer Angst, dass mir das gleiche passieren könnte. Nun bin ich also wahrscheinlich für immer Zwischen Mager- und Fettsucht gefangen...

Ich glaube, dass beides ein sehr, sehr schweres Los ist. Aus meinem Blickwinkel würde ich natürlich sagen, dass abnehmen viel schwieriger ist, als zunehmen, aber wissen kann ich das nicht und werde es auch sicher nie erfahren. Doch eines weiß ich ganz sicher: Ich habe Freunde verschiedenster Art, dicke und dünne und ich mag sie alle gleich mit ihren Macken und Liebenswürdigkeiten. Ich würde es einfach schön finden, wenn einfach alle Menschen in allen Bereichen die gleiche Behandlung erfahren würden, so wie es auch im Grundgesetz steht!

Deswegen finde ich es auch sehr gut, dass mollige Models jetzt mehr und mehr in Mode kommen. Auch dicke Menschen können sehr hübsch und attraktiv sein! Denn das einzige was zählt ist, dass sich jeder so wohlfühlt, wie er ist. Und niemand anders hat recht über eine andere Person zu Urteilen, nur auf Grund von Äußerlichkeiten, denn meist steckt viel, viel mehr hinter der Lebensgeschichte dieses Menschen.

» Katjaactress » Beiträge: 246 » Talkpoints: 1,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Als ich deinen Thread gelesen habe, hat sich mir immer wieder der Gedanke aufgedrängt, dass du die magersüchtigen Menschen regelrecht um ihre Krankheit beneidest, da sie deiner Meinung und deiner Erfahrung nach scheinbar von der Gesellschaft mehr gesehen werden und mehr Mitleid, Anteilnahme und Wertschätzung erfahren als du als dickerer Mensch. Ich kann deine Erfahrungen zwar nicht teilen, allerdings würde ich pauschal nicht davon ausgehen, dass magersüchtige Menschen pauschal einen leichteren Stand haben als fettsüchtige Personen. Und zwischen diesen beiden Extremverhalten (Magersüchtige werden bemuttert, Fettleibige werden verhöhnt) gibt es auch unglaublich viele Graustufen und man sollte nicht anhand einiger, weniger Extremfälle auf eine Grundsätzlichkeit schließen.

Natürlich haben dicke Menschen es nicht leicht, aber zu dünne eben auch nicht. Ich hatte mal einen Partner, der ein gewisses Untergewicht hatte. Er wurde recht häufig angesprochen, ob er magersüchtig sei und ob er nicht genug essen würde. Wenn er auf andere Männer oder Frauen zugegangen ist, die er interessant fand und gerne kennenlernen wollte, wurde er gerade von Frauen oft mit der Begründung abgelehnt, dass er als Mann ja viel zu dünn sei. Es geht also auch anders herum.

Grundsätzlich solltest du aufpassen, nicht allzu sehr in ein schwarz-weiß-sehen abzugleiten. Ich glaube dir ja, dass du diese schlechten Erfahrungen gemacht hast und ich kann mir auch vorstellen, dass auch dicke Menschen es oft nicht leicht haben, allerdings solltest du nicht nur diese Seite selektiv wahrnehmen, sondern auch offen sein für die Probleme der anderen Seite. Es ist nicht so, dass immer nur die dicken Menschen dumm angemacht werden. Die Gesellschaft hat an sich viele Vorurteile, aus ganz vielfältigen Gründen. Allerdings befindest du dich eben in der Position der dicken Frau und erlebst die Diskriminierungen, die dicken Menschen entgegengebracht werden. Ob eine magersüchtige oder andere sehr dünne Frau ähnliche Erfahrungen mit Diskriminierung und Nichtachtung, auch durch das Elternhaus, macht, kannst du doch gar nicht so gut beurteilen, da du selbst nicht in dieser speziellen Situation steckst.

Unbestreitbar ist sicher die Tatsache, dass sehr viele Personen beim Anblick eines übergewichtigen Menschen direkt denken, dass dieser Mensch grundsätzlich zuviel isst. Natürlich ist dieser Faktor nicht zu vernachlässigen. Viele dicke Menschen könnten ihre Leibesfülle durch eine vernünftige und angepasste Ernährung sicher reduzieren. Es liegt nicht immer nur daran, dass zuviel gegessen wird, sondern auch an einer völlig falschen Ernährung.

Sehr gut finde ich, dass du dich in Therapie befindest und dort deine Persönlichkeitsstörung aufarbeitest. Gerade Borderline kann sehr weitreichende Folgen für alle anderen Lebensbereiche haben und dein Übergewicht kann sicher zu einem großen Teil mit dieser anderen Erkrankung zusammenhängen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du schreibst schon wieder von Fürsorge deiner Eltern und dass man sich mehr um die gekümmert hätte, wenn du dünn statt dick gewesen wärst und das finde ich einfach total abgedreht. Wie kannst du denn behaupten jemand mit einer anderen Krankheit hätte es viel einfacher gehabt als du, weil er auf seine Krankheit angesprochen worden wäre?

Genau das Gegenteil ist doch der Fall: Kaum jemand traut sich doch im Alltag jemand mit Übergewicht zu fragen, ob er vielleicht fettsüchtig sei oder einfach nur fett, weil er gerne isst, oder? Hast du das von Bekannten schon einal so gehört? Wohl eher nicht. Ich hingegen werde auch von Freunden ständig einfach gefragt, ob ich vielleicht Magersucht hätte oder Bulimie oder weshalb ich sonst so dürr sei. Wenn jemand dünn ist dann hat die Gesellschaft doch eher weniger Probleme das der Person einfach so ins Gesicht zu sagen, weil sie denkt, das sei doch nicht beleidigend. Aber jemanden zu fragen, wieso er so dick ist, das traut man sich in der Regel eher nicht so einfach. Ich fand es früher immer sehr belastend, dass man einfach so deutlich gefragt wurde, wieso man so und so aussehe.

Aber selbst deshalb beneide ich niemanden der Übergewicht hat oder 'wünschte' mir stattdessen irgendeine andere Krankheit. Das ist doch wirklich nicht normal. Wenn du den Eindruck hattest, deine Eltern haben sich nicht ausreichend um dich gekümmert, dann ist das doch etwas, das nichts mit deiner Krankheit zu tun hat, sondern eher mit dem Verhalten deiner Eltern. Man kann doch nicht sagen, dass jemand einen nur ernst nimmt, wenn man Krebs hat und einem die Haare bei der Chemotherapie ausfallen und man das deshalb als Kind lieber gehabt hätte als Aids, das keinem so direkt aufgefallen ist. Du solltest dir echt mal Gedanken darüber machen was du eigentlich für Gedanken hast. Ich finde das nicht normal. Gut jedenfalls, dass du in Behandlung bist.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke auch, dass das falsch ist, zu denken, dass es die Aufmerksamkeit der Eltern nur gibt, wenn man krankhaft dünn ist. Sicherlich kommt es vor, dass Magersüchtige deshalb hungern (genauso, wie manche anfangen zu klauen, nicht, weil sie die Sachen wirklich brauchen, sondern weil sie Aufmerksamkeit wollen), aber meist liegen die Ursachen für die Krankheit doch woanders.

Bei Dir liegt bereits eine schwere psychische Erkrankung vor, die ganz sicher auch mit eine Rolle für Deine Essstörungen spielt. Das ist aber nicht bei allen Essgestörten (egal in welche Richtung) der Fall.

Und was würde Dir Mitleid denn nützen? Magersüchtige haben zudem noch das Problem, dass man ihnen nichts zutraut, weil sie so zerbrechlich aussehen (das gleiche Problem kennen auch sehr viele von Natur aus zierliche Frauen). Von ernst nehmen kann dabei also auch nicht die Rede sein. Wer klein (und das ist man auch mit 1,65m Körpergröße in dem Fall) und zierlich ist, muss sich oft weit mehr beweisen als eine große, kräftig gebaute und vielleicht übergewichtige Frau, der man von der Statur her eben mehr Kraft und Stärke zutraut.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Klar ist meine Einstellung abgedreht. Da stehe ich auch zu. Aber es sind halt meine Gefühle und Empfindungen. Und es mit ziemlicher Sicherheit klar, das die Ursachen für meine Borderline- Erkrankung im Elternhaus liegen. Ich habe da meinen Eltern auch nie einen Vorwurf draus gemacht. Sie haben getan was sie für richtig hielten.

Auslöser für den Thread war an sich ein anderer Thread, in dem es darum ging, das man krass gesagt, doch mit Sicherheit nicht für einen Menschen im Bus aufsteht, der dick und fett ist. Der ist ja selbst schuld, weil er soviel frisst. Und es ist nun mal so, das nicht jeder der dick ist, das Just for Fun macht. Als ich den Thread eröffnete, knabberte ich noch an vielen kleinen anderen Dingen. Die mich auch heute noch beschäftigen und sicherlich noch andere Dinge dazu gekommen sind.

Wie gesagt werde ich wegen meiner Borderline- Erkrankung behandelt. Mitte letzten Jahres flog ich auf recht unschöne Weise aus einer Gruppentherapie. Eine Gruppe die mir wichtig war. Aus der ich auch einiges für mich mitnehmen konnte. Und eine Gruppe die mir auch halt gab. Allerdings auch eine Gruppe die mir enorm Angst machte, weil mich die Leiterin in einer Tour vor den anderen runterputzte. Und ich habe hart darum gekämpft, um in dieser Gruppe bleiben zu dürfen. Ich habe alles versucht, es der Leiterin recht zu machen.

Den Rausschmiss habe ich nie wirklich begriffen. Auch die Begründungen nicht. Ich bat aber die Ärztin der Gruppe irgendwann halt um ein Gespräch dazu. Ich wollte die Sache für mich geklärt haben. Es verstehen. Naja zu dem Gespräch kam es dann auch. Ergebnis war im Endeffekt, das meine ach so schlimme Essstörung ja schlimmer sei als meine Borderline- Erkrankung. Und die Ärztin auch ganz erstaunt war, das meine Essstörung nie Thema war im stationären Bereich. Wohlbemerkt im stationären Bereich der Klinik, in der sie auch angestellt war. Sie sagte quasi, sobald sie was in den Mund stecken, grenzt das schon an dysfunktionales Verhalten oder ist dsyfunktionales Verhalten.

Als ich das letzte mal im stationären Bereich war, war auf der selben Station jemand, die ich schon länger kannte. Sie hat auch eine Borderline- Erkrankung. Dazu halt noch Bullemie und Magersucht. Ich empfand den generellen Umgang mit einem Teil des Pflegepersonals mit uns als sehr schwierig. Für mich schwierig. Wir beiden hingen quasi nur zusammen. Einzeln gab es uns gar nicht. Und es gab öfters so Situationen, das wir beide halt mit welchem von der Pflege zusammen war und ein Schwätzchen hielten oder so, und man mich links liegen liess und sich alles um meine Freundin drehte. Und es immer nur ging, Frau X. hier und Frau X. da. Das tat verdammt weh. Bis hin dazu, das bei uns beiden ein recht unglücklicher Bezugspflegerwechsel stattfand und mein neuer Bezugspfleger mir ständig vermittelte, er hätte ja lieber meine Freundin als Bezugspatientin gehabt.

Ich möchte mir ihr nicht tauschen wollen. Wir haben beide mit Sicherheit kein schönes Leben gehabt. Und so Sachen wie, ich hätte gerne das Leben von jemand anderem war nie mein Ding. Allerdings ist sie halt auch unheimlich hübsch. So scheinen es andere zu empfinden. Ähnliche "Aktionen" wie die von der Pflege gab es auch im Umgang mit Mitpatienten. Wenn mich andere aber mal besser kannten, kommen dann oft Sprüche wie: Du bist ja doch ganz nett. So nach dem Motto: Das sieht man dir aber nicht an. Und für mich ist schlank sein und hübsch sein irgendwie eines. Kann ich nicht genauer erklären.

Ich liege jetzt, laut meiner Waage, die von denen der Krankenhauswaagen abweicht, 500 Gramm über Normalgewicht. Und der Hauptgrund für mich, so viel abzunehmen war, das ich nie wieder in meinem Leben Diskussionen zum Thema: Meine ach so schlimme Essstörung halten zu müssen.

Ich merke aber auch, das man anders mit mir umgeht. Ich werde auf einmal von Leuten gelobt. Klar freue ich mich auch. Nur weiß ich halt auch, das meine Beweggründe ganz andere sind. Für mich gibt es nur ein entweder oder. Ein Mittelding will ich nicht. Ja ich klinge gerade wie ein kleines Kind. Aber es ist definitiv so, das sich ein gestörtes Verhalten zum Essen nicht wegdiskutieren lässt. Und wenn ich die Wahl habe, zwischen verhöhnt zu werden oder links liegen gelassen zu werden, weil ich zu fett bin oder halt bemitleidet zu werden, ist mir Mitleid lieber.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Die Geschichte wird ja immer komplizierter. Grundsätzlich kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, dass du, vor die Wahl gestellt, dich lieber für das Mitleid entscheiden würdest als für die Nichtachtung der Gesellschaft. Allerdings ist jeder Mensch anders und ich denke, dass man in diesem Punkt keinen gemeinsamen Nenner findet, der für alle Menschen passend ist.

Allerdings finde ich einige andere Punkte sehr bedenklich. An vielen Stellen deiner Beiträge kommt immer wieder heraus, dass du sehr große Probleme mit deiner Figur hattest, weil du dick warst und nun große Probleme hast weil du es nicht mehr bist. Zudem gibst du deiner Figur die Schuld daran, wie Leute auf dich reagieren. Ich denke nicht, dass es so einfach ist, die Reaktionen der Umwelt in einen direkten Zusammenhang mit der Leibesfülle zu setzen. Das ist natürlich der einfachste Weg und oftmals wird dieser scheinbare Zusammenhang selektiv wahrgenommen. Ich streite nicht ab, dass viele dicke Menschen in unserer Gesellschaft schief angeschaut werden und oftmals die zweite Geige spielen. Allerdings kenne ich auch so viele Gegenbeispiele von wundervollen, dickeren Leuten, die sich durch ihre Persönlichkeit hervortun und sich nicht über ihre Körpermaße definieren. Bei denen funktioniert es doch auch. Daher verstehe ich dieses schwarz-weiß-denken nicht, dass man als Dicker eben nicht oder nur verachtend angeschaut wird.

Die Borderline-Erkrankung spielt sicher auch noch eine entscheidende Rolle bei deinem Selbstbild und bei der Art und Weise, wie du deine Welt empfindest, auf sie reagierst und wie auch andere Menschen auf dich reagieren. Vielleicht wäre dein altes Körpergewicht ohne diese Erkrankung gar nicht so sehr das Problem?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich empfinde es so, das ich zwischen der Entscheidung zwischen Mitleid bekommen oder verhöhnt zu werden, stehe. Nichtbeachtung trifft es nicht. ich glaube das wäre mir noch egal. Aber mein Gewicht ist solange ich denken kann, immer in irgendeiner Form Thema gewesen. Und an sich immer in eher die negative Richtung. Bis hin zu Aussagen von einer Ärztin, das sie mir kein anderes Medikament verschreibt, weil alle anderen Medikamente dick machen und ich ja schon dick genug sei. So in etwa.

Und als Kind wurde ich da auch oft genug darauf hingewiesen. So Sachen wie auf Klassenfahrten und Ferienfreizeiten: Nein du kannst nicht ins obere Bett des Etagenbettes, das bricht dann ja zusammen. Oder ihh die fette LittleSister ist ja auch bei uns in der Klasse.

Klar ist die Ausstrahlung schon wichtig. Aber viele entscheiden doch eher auf den ersten Blick. Ich habe es oft genug in meinem Leben erlebt, das man mich anfangs ablehnte und irgendwann dann der Satz kam, ach du bist ja doch ganz nett.

Aber gerade im Umgang mit dem anderen Geschlecht ist sowas halt schon schwierig. Und ich habe es gerade im Bereich Krankenhaus immer wieder erlebt, das man sich mit mir gar nicht erst unterhalten hat, weil ich nicht ins Beuteschema passte. Und das ist mir auch offen ins Gesicht gesagt worden. Klar bin ich glücklich, nicht als Beute gesehen zu werden. Aber es zeigt auch, das man mich äusserlich als unattraktiv empfindet.

Klar verzerrt meine Erkrankung auch mein Selbstbild. Aber bei deinen Worten dazu dachte ich als erstes: Wäre mein Leben anders verlaufen, wenn ich schlank gewesen wäre? Schlank im Sinne von Normalgewichtig, nicht im Sinne von Untergewichtig. Das sind aber auch Gedanken die eher sinnlos sind.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Benutzt Du Deine Figur als Ausrede für alles, was nicht gut gelaufen ist in Deinem Leben? Deine Frage, ob Dein Leben anders verlaufen wäre, wenn Du normalgewichtig gewesen wärst, klingt nämlich ganz danach. Ich will gar nicht abstreiten, dass übergewichtige Kinder es schwerer haben als normalgewichtige. Aber das gilt genauso für sehr große, dünne, sehr kleine (besonders, wenn es Jungs sind) und sogar sehr intelligente haben meist einen ganzen Rattenschwanz an Problemen. Andere zwar, als Du sie hattest, aber vom Prinzip her doch gleich: Sie entsprechen eben nicht der Norm und geraten so in gefahr, in die Opferrolle zu kommen.

Viele der nicht der Norm entsprechenden Kinder schaffen es aber, sich trotzdem zu behaupten, machen ihr Übergewicht (und die damit meist einhergehende Unsportlichkeit) dann durch etwas anderes wieder wett. Und beziehen vor allem durch etwas anderes als ihre Figur dann ihr Selbstbewusstsein. Vielleicht können sie gut zeichnen oder sind super in Mathe. Bei Dir aber scheint es einen solchen Ausgleich nicht gegeben zu haben.

Übrigens gibt es auch Männer, die auf Frauen mit einigen Pfunden mehr stehen. Klar kommt es auch drauf an, wie viele Pfunde mehr das sind, aber in meiner Schulzeit gab es mehrere Mädchen, die übergewichtig waren und trotzdem nie Probleme hatten, einen Freund zu haben. Und das waren nicht die pickelgesichtigen selbst übergewichtigen Jungs, sondern jene, die schlank und durchtrainiert und oft der Schwarm sämtlicher Mädchen waren. Wenn sich also rein gar kein Mann für Dich interessiert, dann, weil Du - vielleicht auch unbewusst - ausstrahlst, dass Du nichts mit ihm zu tun haben willst.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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