Alle Wünsche des Vaters erfüllen?

vom 03.07.2009, 22:41 Uhr

Ich bin gerade ein wenig erschlagen von den Vorstellungen und Wünschen die mein Vater mir/ uns gegenüber hat und fühle mich auch irgendwie total hilflos.

Kurz zum drumherum. Meine Mutter ist vor zwei Jahren verstorben. Zu seinen Geschwistern hat mein Vater kein Kontakt und möchte den auch nicht. Er hat an sich nur noch uns Kinder ( mein Bruder+ Freundin und mich).

Seit fünf Jahren sieht er an sich zu, das er an seinem Geburtstag nicht in der Stadt ist, um seinen Schwestern aus dem Weg zu gehen. Die ersten beiden Jahre war er mit unserer Mutter im Urlaub, im folgenden Jahr musste das ausfallen, weil unsere Mutter zu krank war und die letzten beiden Jahre hat er keinen Urlaub bekommen, so das er nicht wegfahren konnte.

Nun wird unser Vater dieses Jahr 65 Jahre alt. Mich hat bisher nur interessiert, das er dann in Rente gehen kann und das einiges an Probleme aufwirft oder aufwerfen wird. Und das ist an sich auch das grobe Hauptthema momentan generell.

Wie vier sehen uns selten gemeinsam. Heute war mal wieder so ein Tag an dem wir zusammen waren für ein paar wenige Stunden. Natürlich hat sich mal wieder alles nach meinem Vater gerichtet und ich glaube, sowohl mein Bruder wie auch ich, sehnen den Moment herbei in dem es nicht mehr heisst, meine Arbeit etc. Wobei ich generell sagen muss, das der Kontakt zwischen uns Kinder und unserem Vater nie wirklich innig war.

Heute Abend sagte er dann das er ja 65 wird und so. Ich dachte mir da noch nichts bei. Bis ich merkte, er erwartet da wohl mehr. Da er keine Freunde hat und wir sein einziger wirklicher Bezug zur Aussenwelt sind, fing es in meinem Kopf an zu rattern. Er sagte dann das er gerne verreisen würde. Mit meiner Mutter war er immer in München. Ein paar Mal auch in Köln, Berlin und Hamburg. Es klang im gemeinsamen Gespräch ( wenn man das überhaupt so nennen kann) heraus, das er wünscht, das wir gemeinsam verreisen. Ich sass erstmal nur schweigend da und rechnete. Ich beziehe eine kleine Erwerbsminderungsrente und bekomme noch ein paar Euro Wohngeld. Sprich bei mir ist ständig Ebbe in der Kasse.

Auf der Heimfahrt ( mein Vater und ich) kam das Thema von ihm aus noch mal auf. Ich bräuchte mir da keine Gedanken machen wegen der Kosten. Innerlich schluckte ich da. Ich bin zum ersten Mal seit ein paar Jahren in der Lage absolut selbstständig zu Leben. Ohne finanziell auf meine Familie angewiesen zu sein. Und bisher war es so, das ich in so Situationen ( die ich nicht erbeten habe) immer eine Gegenleistung erbringen musste und dem Gönner monster dankbar sein musste. Teilweise wird alles hochgerechnet. Nach dem Motto ich habe das für dich getan, nun tu das für mich. Keinerlei Möglichkeit für mich da freiwillig was zu leisten oder so.

Ich schwieg dazu dann auch erstmal. dann redete er weiter. Ich sagte ihm dann, das mir Köln lieber wäre als München. Problem an der ganze Sache ist noch, das ich psychisch krank bin ( ist auch der Grund warum ich Rente beziehe) und mir erstens der Umgang mit meinen Angehörigen ( und auch anderen Menschen) generell schwer fällt. Was sie aber nicht wirklich wissen. Und das mir zweitens weite Entfernungen Probleme machen. Ich habe ja hier schon zeitweise ein Problem damit das Haus zu verlassen. Ein besuch in der Nachbarstadt ( was ich früher oft gemacht habe) ist für mich wie eine Weltreise. Zwei Stunden Bummeln in der Nachbarstadt heisst für mich, tageslanges innerliches zureden etc. Und unheimlich viel Angst. Auch das wissen sie nicht. Mein Vater brachte dann zum Ausdruck das ihm München lieber sei. Ich versuchte dann noch mal die Sache für mich erträglicher zu machen und fragte ob wir mit dem Auto oder der Bahn fahren. Ich bin schon lange der Mensch der lieber Auto fährt. Die anderen fahren lieber mit dem Zug. Ich konnte auch zum Ausdruck bringen das ich die lange Bahnfahrt schwierig finde. Aber er scheint lieber mit der Bahn fahren zu wollen. Problem ist halt, das ich kein eigenes Auto habe und weder mein Vater ( Gründe weiss ich nicht) noch die Freundin meines Bruders mich ihr Auto fahren lassen. Und es von mir doch schon unverschämt wäre, von jemand anderem eine Autofahrt von sechs bis acht Stunden zu fordern. Ich selbst würde so eine Strecke sofort fahren.

Letztes Argument für München ( ich schwieg hauptsächlich) war dann von meinem Vater, so nach dem Motto: ER wünscht sich das aber und es ist sein Geburtstag. Und in dem Moment fühlte ich mich total erschlagen. Sitze hilflos hier und weiss nicht wie ich mich verhalten soll.

Wenn ich mich hier mit meinen Angehörigen treffe weiss ich, das ich jederzeit gehen kann. Mein Bruder wohnt etwa 20 Automiminuten entfernt. Busverbindung beschissen. Wenn ich bei ihm bin ist das mit einer extremen Anspannung vorher verbunden, weil ich halt weiss, ich bin da auf andere ( in dem Fall halt mein Vater) angewiesen.

Meine Angehörigen haben null Verständnis für meine psychischen Probleme. Haben sich auch nie damit auseinander gesetzt. Im Grunde gelte ich als arbeitsscheu, weil ich halt nicht arbeiten gehe.

Weiteres Problem ist, das ich seit Jahren panische Angst vor der Weihnachtszeit und vor Weihnachten habe. Das fängt spätestens im September an ( dieses Jahr hatte ich die ersten Gefühle von Angst vor Weihnachten schon im März ( ja ich weiss, nicht wirklich nachvollziehbar). Die letzten beiden Jahre endete das, verbunden mit anderen Ereignissen in den Monaten, mit einen Aufenthalt in der Psychatrie. Und das bereits im November. In beiden Fällen erfolgte die Einweisung ( freiwillig) noch vor dem Geburtstag meines Vaters. Die Gründe warum ich da in der Psychiatrie war, weiss an sich keiner von ihnen. Hat sie auch nie wirklich interessiert.

Ich weiss manches klingt nicht nachvollziehbar. Aber ich frage mich immer wieder, ob man alle Wünsche anderer erfüllen muss und das um jeden Preis. Ich hatte die letzten Wochen auch Geburtstag. Mein Bruder war im Urlaub. Damit hatte ich kein Problem. Mein Vater verplante meinen Tag ohne mich überhaupt zu fragen ob mir das recht ist. Ohne das ich eine Chance hatte zu sagen: nein ich will das nicht. Ich den ganze Tag über an sich nur geladen war. Ein paar Stunden für mich hatte, so zwischen seinen geplanten Unternehmungen.

Ich weiss einfach nicht wie ich meinem Vater ( und meinem Bruder wohl auch) klar machen kann, das mir das einfach zuviel ist. Ich bin ja körperlich gesund und so. Er hatte im letzten Lebensjahr meiner Mutter bis kurz vor seinem Geburtstag nicht wirklich begriffen, das er mit einer schwerkranken Frau nicht quer durch Deutschland reisen kann und dann noch stundenlange Gewaltmärsche durch irgendeine deutsche Grossstadt machen kann.

Klar wünsche ich ihm das er einen schönen Tag verbringen kann. Klar würde ich dafür auch einiges in Kauf nehmen. Aber es macht mir gerade sovieles tierische Angst. Ich kann es zum Beispiel nicht leiden, wenn die drei anfangen Kampftrinken zu machen. Nicht einfach aufstehen können und heim gehen können. Wahrscheinlich erwartet mein Vater dann auch noch das ich im selben Hotelzimmer wie er übernachtet. Und ich habe auch keine grosse Lust mich quasi aushalten zu lassen. Aber ich werde das Geld in dem für mich kurzen Zeitraum auch nicht zusammen sparen können. Wobei ich mir persönlich so einen Luxus auch nicht gönnen würde. Es deshalb auch nicht einsehe, es für jemand anderen zu tun ( es geht hier nicht um 10-50 Euro, schon eher um mindestens 200 Euro).

Habt ihr eventuell einen Rat?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ja, ich habe einen Rat für dich.

Da du Erwerbsminderungs-Rente bekommst, scheint dein Zustand aktenkundig zu sein und deswegen gehe ich davon aus, dass du einen festen Therapeuten/Psychologen hast. Wenn nicht, suche dir ganz schnell einen, mit dessen Hilfe du versuchen kannst, dein Leben ein bißchen besser und lebenslustiger zu meistern. Ich weiß nicht wie dieses Gefühl in aller Extreme ist, aber es liest sich schon mehr als bescheiden :(

Geh zu deinem Therapeuten, sprich mit ihm darüber. Er soll dir helfen, er weiß besseren Rat für dich, als wir alle im Internet! Er kennt dich! Er wird dich vor sich haben, sehen wie es dir geht und dir alleine dadurch schon helfen können. Bitte ihn darum, Kontakt mit deinen Angehörigen aufzunehmen! Manchmal müssen Aussenstehende eingreifen und erklären was man selbst nicht verdeutlichen kann. Deine Situation ist schwer genug und dazu trägst du noch die Probleme mit dir rum, dass deine Familie dich nicht für Ernst nimmt, deine Probleme für nichtig hält!

Deswegen mein Rat: Geh zu deinem Therapeuten/Arzt! Such dir bei ihm Hilfe! Dafür sind diese Menschen da, sie wissen wie man handeln muss und kann!

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du die Hilfe findest, und diese schweren Schritte gehen kannst! Es ist nicht leicht, wird dir aber helfen. Und gerade jetzt, diese akute Situation könnte dich enorm zurückschmeißen, wenn du nicht jemanden hast, der dir fachlich fundiert zur Seite stehen kann! Kopf hoch - du packst das! :) Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!

» Draca » Beiträge: 110 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!
Für dich wäre es psychisch besser reinen Tisch zu machen und deinem Vater klipp und klar sagen das du das nicht möchtest, nur um ihm einen Gefallen zu machen willst du leiden? Du bist doch schon jetzt ganz fertig wo du nur darüber schreibst. Es wird ja seinen Grund haben weshalb dein Vater wohl keine Freunde und auch sonst keine Kontakte hat. Mir scheint eher das du auch Angst vor ihm hast, du bist kein Kind mehr sondern Erwachsen, dann vertrete deine Meinung auch und sage was du willst und was nicht.

Letzten Endes Hilft es ja dir rein gar nichts wenn du dich deshalb auch freiwillig Einweisen lässt nur weil du dich zu etwas Zwingen lässt was du nicht willst und das hat nichts damit zu tun ob dein Vater dir das bezahlen würde oder nicht. Sag was Sache ist und dir geht es dann auch besser, was andere Denken kann dir egal sein und sollte es schon alleine wegen deiner Psyche. Hoffe ich konnte dir helfen und wünsche dir alles gute.

Benutzeravatar

» Gisa » Beiträge: 101 » Talkpoints: 3,96 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eigentlich hast du dir deine Frage schon selbst beantwortet. Innerhalb deines Beitrags hast du eine Menge Zweifel und Entrüstung geäußert, wo ich dir nur zustimmen kann. Wenn ich das mal so sagen darf, halte ich deinen Vater für ziemlich egoistisch und sein ganzes Verhalten inakzeptabel. Schon alleine wegen deiner Mutter, die er anscheinend zu Dingen gezwungen hat, die bei ihrem damaligen Zustand unmöglich waren.

Er weiß doch sicher, dass du nicht allzu viel Geld zur Verfügung hast und erwartet trotzdem von dir solch ein Geschenk?! Er hat keine Freunde und seine Kinder dürfen das ausbaden?

Selbt wenn dein Budget ausreichend wäre und du diese Krankheit nicht hättest, ich würde da schon aus Prinzip Nein sagen! Sei da mal ruhig egoistisch, glaub nicht, dass du alles mit dir machen lassen musst, nur weil er deine Familie ist. Im Übrigen würde ich aber auch von deiner Krankheit erzählen, das macht es für ihn bestimmt nachvollziehbarer.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 04.07.2009, 16:17, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich hoffe LittleSister reisst mir nicht den Kopf ab, aber ich kenne die ganze Sache ein wenig mehr, wie sie in ihrem EP beschreiben konnte. Ihr Krankheit findet in der Familie keine Akzeptanz und damit wird auch kein nein von ihr hingenommen, wenn sie die Reise ablehnt. Im Gegenteil, es besteht dabei grosses Risiko, das LittleSister dabei nur Vorwürfe zu hören bekommt.

Und ihre Bezugspersonen bzw. Gespräche mit diesen, wie Therapeut, werden vom Vater abgelehnt. Wie sie schon schrieb, sie wird eher von der eigenen Familie als arbeitsscheu hingestellt.

Deswegen mein Rat an dieser Stelle. Lass das Thema innerhalb der Familie ruhen und nimm den Weg, der dir die letzten Jahre da auch schon geholfen hat. Gehe freiwillig ins Krankenhaus. Da sich dein Vater, wie auch dein Bruder nicht mit deinen Problemen auseinandersetzen, werden sie eh nicht erfahren, warum du wirklich auf Station bist. Und du kannst im Vorfeld allen Diskussion dabei aus dem Weg gehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Danke für die Ratschläge.

ich hatte die Hoffnung das sich meine Gedanken dazu über Nacht ein wenig bessern. Frei nach dem Motto: Erstmal drüber schlafen. Aber mir lässt die ganze Sache keine Ruhe und ich versuche das Ganze in alle möglichen Richtungen zu wenden.

Vorweg einen Therapeuten gibt es. Der war aber die Woche im Urlaub. Sonst wäre die Sache vielleicht auch anders gelaufen. Der Abend gestern mit meiner Familie wäre mit Sicherheit in irgendeiner Form Therapiethema gewesen.

Mein Therapeut ist auch Oberarzt im stationären Bereich. Daher kennen wir uns an sich auch. Und wir kennen uns nun gute drei Jahre. Beim vorletzten Klinikaufenthalt gab es auch ein Familiengespräch. Auf meinen Wunsch hin. Da gab es dann schon vorher Probleme, weil mein Vater eher rumzickte. Wobei ich ihn da auch mittlerweile verstehen kann und ihm heute ein wenig dankbar bin, das er damals alles dran gesetzt hat, das er den Termin wahrnehmen konnte.

Bei dem gespräch waren die Stationstherapeutin ( die mich ziemlich gut kennt), der Oberarzt, mein Vater, mein Bruder und seine Freundin dabei. Vor Jahren hatte ich mal Informationen aus dem Internet zu meiner Krankheit ausgedruckt. Die habe ich damals meiner Familie gegegeben. Ich hoffte das sie nachfragen und sich im Endeffekt ein Gespräch daraus entwickelt. Folge war dann aber, das halt bei diesem Familiengespräch bittere Vorwürfe kamen, ich hätte meine Familie ja nicht aufgeklärt und ihn nur irgendwelche Ausdrucke in die Hand gedrückt. Ich konnte mit der Diagnose an sich lange gar nicht umgehen. Dazu stehen tue ich nun vielleicht ein knappes Jahr. Das Gespräch war vor 1,5 Jahren.

Der Arzt erklärte ein paar Sachen zu der Erkrankung. Die Therapeutin sagte auch noch was dazu. Ich sagte dann auch was. Sprach über das was ich empfinde ihnen gegenüber und so. Ich muss dazu sagen, ich habe viele Monate die Psychiatrie gemieden, einfach meiner Mutter zu liebe. Bin den Weg erst nach ihrem Tod wieder gegangen. So Sachen sprach ich halt an. Mein Bruder sagte mir dann, ich soll mich nicht so aufspielen etc. Ich sagte immer wieder, aber ich empfinde das so. Ich fühle das so. Und ständig machte er mich weiter runter. Bis ich irgendwann weinend den Raum verliess. Der Oberarzt und die Therapeutin haben mich nachher dafür gelobt, das ich meine Grenzen gesehen habe und die Situation verlassen habe. Im Familienkreis wurde nie wieder darüber gesprochen. Mit keinem Wort. Nie wieder.

Der Oberarzt bat mir vielleicht 8 Wochen nach dem Gespräch einen Therapieplatz an. Was für mich auch die einzige Möglichkeit überhaupt ist, eine ambulante Therapie zu machen, da die Stunden der Krankenkasse ausgeschöpft sind. Ich bin nun etwa 1,5 Jahre bei ihm in Behandlung. Das Familiengespräch wird immer wieder erwähnt. Er kann es bis heute nicht fassen, wie meine Angehörigen da mit mit umgegangen sind. Wobei er damals dazu tenierte, zu sagen, halten Sie sich an ihren Vater, der schien mir noch am "besorgtesten". Sowas in der Art.

Es vergeht seitdem kein Monat in dem mein Vater nicht in irgendeiner Form Therapiethema ist, weil mal wieder irgendwas war. Und es kotzt mich so an, das er soviel Raum einnimmt. Und ich mich auf der anderen Seite null auf ihn verlassen kann. Und er der Meinung ist, er tut ja alles für mich. Er bringt es während eines 12 wöchigen Klinikaufenthalts nicht fertig mich, wenns hoch kommt, 3x zu besuchen. Nur mal als Beispiel.

Ich weiss auch nicht recht, was ich meinem Therapeuten erzählen soll. Die einfachste Lösung wäre ja, zu meinem Vater einfach zu sagen: Mach ich nicht. Aber wie Punktedieb das schon richtig feststellte, das lässt er nicht gelten. Fahre ich nun mit, wird er mir, solange er lebt aufs Butterbrot schmieren, das er mir ja die Reise bezahlt hat etc. Wobei es mir auch passieren kann, das er was weiss ich 4 Tage einplant und zwar die Fahrtkosten übernimmt und das Hotel bezahlt und ich dann in München ( oder wo auch immer) stehe und zusehen kann, wie ich an was zu Essen bekomme. Was er mir vorher natürlich nicht sagt. Standardsatz: Ach wir finden da eine Lösung, wenn ich ihm was erzähle. Und ich dann natürlich die Hoffnung habe, das er finanziell was beisteuert. Und wenn es in den Fällen nur mal 5 Euro wären. Wenn es aber dann soweit ist, passiert nichts.

Mir sind heute verschiedene Lösungsmöglichkeiten eingefallen.
1. Ich sage ihm jetzt klipp und klar ich möchte keinen Kontakt mehr. Was ich nicht fertig bringen würde.
2. Ich bitte meinen Therapeuten das er mit ihm redet. Was er wahrscheinlich nicht machen würde. Und wenn doch, macht mir mein Vater Vorwürfe, warum ich ihn nicht angesprochen habe. Was ich gestern durchaus mehrfach versucht habe.
3. Ich suche mir einen Job. Wenn ich den vor November antrete, habe ich zu seinem Geburtstag Urlaubssperre. Nun fällt sein Geburtstag aber auf einen Sonntag. Selbst wenn ich was arbeiten würde, wo ich Samstags arbeiten müsste, da würde er erwarten das ich nach der Arbeit noch sonst wohin fahre. Ich kann ja dann am Sonntag Nachmittag wieder heimfahren.
4. Ich ziehe komplett hier weg. Was ich in der Kürze der Zeit nicht schaffen würde.
5. Der Vorschlag mich in die Klinik zu begeben scheidet aus einer Vielzahl an Gründen aus.
6 Ich frage meinen Bruder was er davon hält und hoffe das er es auch unverschämt findet. Allerdings müssen die Beiden da schon vorher drüber gesprochen haben, denn die haben sich, als Papa davon anfing, komische Blicke zugeworfen.
Und selbst wenn es mein Bruder nicht in Ordnung findet, wird er sagen: So ist Papa halt, den kannste nicht mehr ändern.

Ich habe auch Angst vor dem Gespräch mit meinem Therapeuten. Momentan ( an sich war es nie anders) habe ich meine Probleme mit seiner Art. Er erinnert mich in vielem auch sehr an meinen Vater. Aber nicht in Hinsicht auf diese Psychogeschichte im Therapeuten den Vaterersatz finden. Ich kanns nicht erklären.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Hallo LittleSister, das ist ja echt eine verfahrene Situation. Und ich finde die "Wünsche" Deines Vaters auch recht unverschämt und würde Dir auch dazu raten, Dich nicht zu fügen.

Die Situation kommt mir teilweise bekannt vor. Ich hatte für mich eine Lösung gefunden: ich habe einige Wochen den Kontakt völlig abgebrochen und auch schon alles in die Wege geleitet weiter weg zu ziehen. Der zeitweilige Kontaktabbruch hat bei mir geholfen, danach wurde dann mein Nein akzeptiert. Ob das allerdings bei Dir so funktioniert wage ich zu bezweifeln. Du selbst schreibst ja, dass Dir einiges nicht möglich ist.

Die von Dir überlegten Lösungen sind vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort umsetzbar. Aber warum fällt ein Umzug für Dich auf Grund mangelnder Zeit weg? Denn das wäre aus meiner Sicht das Realistischste.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann ja meinen Vater irgendwie verstehen. Für ihn beginnt ein neues Lebensabschnitt. Er arbeitet nun immerhin 50 Jahre. Und das er den Tag mit seinen Kindern verbringen möchte, ist ja auch ok.

Als er 60 Jahre alt wurde, war er mit Mama in Köln. das ist zwar auch nicht gerade um die Ecke, aber wir Kinder sind halt einen Tag hingefahren. Wir haben zusammen Mittag gegessen und noch ein Eis nachmittags und sind gegen Abend wieder heimgefahren. Damals gab es aber die Diagnose noch nicht für mich ( wobei ich da sicherlich schon krank war). Und ich konnte auch zum Teil meinen Kopf durchsetzen. Mein Bruder und seine Freundin wollten auch mit dem Zug fahren. Und ich hatte halt ein Auto und ich bin dann auch gefahren. Und wir kamen im Endeffekt günstiger weg als mit der Bahn.

Und als meine Mutter 60 Jahre alt war, da war sie schon krank. Und sie schob tierische Panik davor mit Papa wegfahren zu müssen. Da fragte ich dann, und wenn wir Kinder mitfahren? Das haben wir dann auch gemacht. Und aus dem gelanten Köln wurde Stuttgart und es war für unsere Mutter wunderschön. Aber auch da hatte ich noch keine Diagnose. Aber es war für mich damals schon anstrengend. Und die Kosten haben meine Angehörigen getragen. Wobei es mir halt nicht soviel ausmachte, das damals halt Mama bezahlte. Sie hat mir das auch nie zum Vorwurf gemacht.

Umziehen? Ich habe enorme Probleme mit Veränderungen. Ist halt auch ein Problem meiner Erkrankung. Ich gehe hier schon kaum aus dem Haus. Ich müsste mir in einer neuen Stadt alles neu aufbauen. Und, so blöd es klingt, ich müsste mir einen neuen Wohnort nach den Möglichkeiten der Akutpsychiatrie dort aussuchen. Sind die auf Borderline eingerichtet etc. Weil ich einfach da schon total schlechte Erfahrungen mit gemacht habe. Und auch praktisch ist das nicht so einfach. Angefangen bei das ich nicht weiss wie ich einen Umzug organisieren sollte. Weil halt auch keine Freunde da sind die helfen könnten. Meine Familie das ablehnen würde. Und ich halt auch Sozialleistungen beziehe, wenn es auch nur Wohngeld ist.

Zur Zeit treffe ich mich Samstags mit meinem Vater. Wir gehen eine Bratwurst essen und gehen dann beide wieder Heim. Das werde ich nun erstmal für mich streichen. Wobei es mir die nächsten beiden Wochen eh nicht hinhauen würde zeitlich, ich also eh eine Ausrede habe. Aber ich brauche nun auch erstmal den Abstand.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Das samstägliche Bratwurstessen hat sich nun schon eine ganze Zeit erledigt, weil mein Vater einen Arbeitsplatz weiter weg hat und erst Samstags Nachmittags heimkommt. Seit dem sehen wir uns seltener. Und da er am Arbeitsplatz (angeblich) keinen Zugriff auf ein Festnetztelefon hat, telefonieren wir auch nur am Wochenende sehr kurz miteinander.

Getroffen haben wir uns gemeinsam zwischenzeitlich ab und an. Das Thema Geburtstag war an sich nie wieder gemeinsames Thema. Bis gestern Abend.

Mit meinem Bruder habe ich mich zwischenzeitlich länger über das Thema unterhalten. Ging einmal um die Reise und dann um das Thema Papa und Rente allgemein. Und mein Bruder hat scheinbar ähnliche Ängste wie ich. Auf das Thema Reise kamen wir mal bei einem Telefonat durch Zufall. Und ich sagte ihm dann auch, du ich möchte da an sich gar nicht mit. Wir sprachen dann darüber, das halt die lange Fahrt mir Angst machen und sowas halt. Ich sprach auch an, das mir das ganze einfach zuviel ist. Und ich es auch nicht gerade toll finden würde, wenn wir dann in München sonst wohin fahren, wo ich alleine kaum wegkomme, weil es keine wirkliche Anbindung zwischen "Kneipe" und Hotel mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt. Unser Vater neigt dazu, alles mögliche an Lokalitäten auszuprobieren, welche man nur schwer erreichen kann und dann oftmals noch mit einem Fussmarsch von um die 20 bis 30 Minuten von oder bis zur Haltestelle verbunden ist und dann halt nur maximal einmal die Stunde überhaupt ein Bus oder Bahn fährt. Und die sich dann locker betrinken und ich absolut nüchtern dabei sitze, weil ich einmal Bier nicht mag und an sich eh nichts trinken darf. Beziehungsweise halt auch weiss, das ich dann mit Bedarfsmedikamenten vollgepumpt bin, das ich das Risiko nicht eingehen würde.

Mein Bruder hat mit der geplanten Reise an sich wohl auch ein Problem. Er sagt aber, er kommt aus der Sache nicht raus, weil Papa wohl schon seit Jahren davon träumt, mit meinem Bruder mal irgendwo ausserhalb unserer Heimatstadt, ein Bier zu trinken. Mein Bruder sagt aber auch, das er kein Interesse daran hat, da eine lange Sache draus zu machen und sich noch unmassen Urlaub nehmen zu müssen. Sprich mehr als maximal zwei Übernachtungen macht er nicht mit.

Mein Bruder erzählte auch, das seine Freundin wohl auch Panik vor dieser Reise schiebt. Und er meint halt, wir sollen da mal keine Panik machen, denn wir kennen Papa ja auch, das kann sich jederzeit wieder ändern. Sprich er plant was und es kommt anders.

Das Thema kam leider bei den letzten Treffen nicht auf. Gestern fragte dann mal die Freundin meines Bruders, als wir beide mal alleine waren nach. Da sagte ich halt auch, kannst du es nicht mal ansprechen, damit ich sagen kann, das ich nicht mit will?. Sie weiss ebenfalls das ich nicht mit will. Da sagte sie mir, das mein Bruder das meinem Vater schon gesagt hat. So nach dem Motto: Papa die Schwester wird nicht mitfahren wollen und nimm das nicht persönlich.

Die Freundin meines Bruders sprach es dann an. Und ich sagte dann auch, du ich fahr auch nicht mit. Da kam von meinem Vater was in die Richtung: da reden wir noch mal drüber. Nicht als Androhung. Aber beruhigt hat mich das nicht gerade.

Und die letzten gemeinsamen Treffen waren generell auch nicht so der Hit, weil sich alles mal wieder nach Papas Pfeife zu richten hatte. Anlässlich des Geburtstages unserer Mutter kam er tatsächlich auf die Idee, mein Bruder und seine Freundin, würden während ihrer Mittagspause mit uns auf den Friedhof fahren. Und er war stocksauer, als das nicht klappte. Dann setzte Vatern einen Termin für Nachmittags an. Wir tauchten dann bei meinem Bruder auf und der wusste von nichts. Da hat es dann auch zwischen mir und meinem Vater geknallt. Ich war eh schon geladen. Und dann hält er mir einen Vortrag darüber, das er ja gar nicht weiss, wie das jetzt passieren konnte. Da sagte ich, ich weiss es auch nicht. Ich war ja nicht dabei, als er mit meinem Bruder telefoniert hat. Seine Antwort war dann, das geht nicht, das ich es auch nicht weiss, würde ja reichen, wenn er es nicht weiss. Da platzte ich und sagte ihm im passenden Tonfall: Entschuldige das ich eigene Gefühle und Gedanken habe. Seitdem macht er ein wenig langsamer.

Mit meinem Therapeuten habe ich versucht über das Thema zu sprechen. Der hängte sich dann mal wieder an Details auf, die für mich nicht wirklich wichtig waren. Wir haben glaube ich die ganze Stunde darüber gesprochen, ob nun Köln oder München weiter weg ist. Er hat sogar die Fahrplanauskunft befragt, wie weit das zeitmässig von hier entfernt ist und wollte mir halt klar machen, München und Köln sind nicht wikrlich weiter entfernt von unserem Wohnort. Ach ja sind zeitmässig auch nur um die zwei Stunden. Ich war von der Therapiestunde mehr als enttäuscht. Vorallem halt weil ich mal wieder nicht zum Ausdruck bringen konnte, was das Problem ist. Wobei er mich da ja auch ausbremst hatte. Danach waren dann andere, akutere Sachen wichtiger. Mittlerweile hat mein Therapeut zu mir gesagt, das mein Vater ja ständig Thema sei. Klang bei mir so an, das es so langsam nervt. Deshalb spreche ich an sich gar nicht mehr über meinen Vater.

Und ein weiteres Problem wird sich noch ergeben. Ich habe eine Freundin die in Regensburg wohnt. Wir haben uns ewig nicht gesehen. Regensburg und München sind in etwa gleich weit entfernt von meinem Wohnort. Die Freundin hat mich nun eingeladen. Sie würde auch die Fahrtkosten übernehmen. Klar würde ich da gerne hinfahren. Nur wenn ich meinen Angehörigen nun erzähle, hört mal ich fahre dann und dann zu der Freundin, käme als erste Reaktion: Ich denke, du magst nicht soweit fahren. Die lange Fahrt ist zwar schon ein Problem. Aber es ist halt was anderes, die Zeit mit einer Freundin zu verbingen, als unter dem Druck meiner Angehörigen zu stehen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Hallo!

Ich hab mir gerade die ganze Geschichte mal durchgelesen und kann dich in deiner Alltagsperspektive an den meisten Stellen verstehen. So wie das sich für mich ließt, ist es doch überhaupt nicht relevant, ob du krank, arbeitssuchend oder einfach faul bist (was ich dir nicht unterstelle, sondern als Argument gegen dich seitens der Familie heraus gelesen habe). Ich würde ganz ehrlich an deiner Stelle irgendwelche Krankheiten nicht als Begründung anführen, warum du nicht mitfahren möchtest. Diese Begründung wird offensichtlich doch sowieso nicht verstanden und nutzt sich auch irgendwann ab.

Sprich, wenn du keine Lust hast, mit deiner Familie weg zu fahren, dann ist es eben so. Das Ganze kann man noch in lebensweltlich relevante Notlügen packen, deine Gelder würden dir gestrichen, du hättest einen Termin oder was weiß ich , wenn du dich nicht so durchsetzen kannst. Aber würde ich die Sache dann abhaken und dich mehr auf Sachen konzentrieren, die dich selbst betreffen.

Das Verhalten deines Vaters seit dem Tod deiner Mutter ist übrigens auch nicht sonderlich auffällig, es ist ja klar, dass sich ein Witwer erst einmal sehr einsam vorkommt und sich isoliert. Das sollte aber auch Anlass für dich sein ihm diesbezüglich auf die Füße zu treten. Es gibt Witwervereine, Sportclubs, Parteien und was nicht alles, in denen er Anschluss finden und neue Freundschaften knüpfen kann- mit denen er dann auch wegfahren und feiern kann.

Benutzeravatar

» Feuerputz » Beiträge: 1415 » Talkpoints: 7,29 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^