Unruhen im Iran - Westen sei schuld

vom 19.06.2009, 11:41 Uhr

Ajatollah Chamenei, Irans oberster Geistlicher, hat sich heute direkt an die Bevölkerung gerichtet. In seinem Freitagsgebet beschuldigte er die Feinde des Landes die Unruhen angestiftet zu haben und fordert das Volk auf sich nicht vom Weg Gottes abbringen zu lassen.

Allerdings scheint inzwischen vielen Iranern klar geworden zu sein, dass der Weg Gottes und der Weg ihres eigenen Lebens nicht zwangsläufig im Einklang laufen müssen. Und vor allem gehört dazu kein Staat, der die Religion vorgibt. Man strebt nach Demokratie, nach freien und fairen Wahlen, nach Presse- und Meinungsfreiheit und auch nach Religionsfreiheit in Persien.

Die Trennung von Politik und Religion muss in dem Land endlich wieder vollzogen. Nach der islamischen Revolution hat sich der Iran lange nicht so gut entwickelt, wie er es hätte machen können, wenn die politische Führung eine andere gewesen wäre. Das iranische Volk scheint inzwischen einen zu großen Aufholbedarf zu haben, lange wird sich die jetztige Regierung und die Regierungsform so nicht halten können. Manchmal habe ich beim Betrachten der Nachrichten und Meldungen den Eindruck, dass die Geschichte einer friedlichen Revolution wiederholen könnte.

Dies hätte auch ganz konkrete Auswirkungen auf die gesamte Weltpolitik. Ein "Schurkenstaat" würde verschwinden, nicht weil ihn die Amerikaner zerstört haben, sondern weil er sich selbst von innen heraus reformiert hat. Etwas besseres kann es kaum geben.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde mir momentan wünschen dass der Westen eine deutliche Untersützung der Proteste im Iran zum Ausdruck, da kommt für meinen Geschmack bislang zu wenig. Ich gehe sehr stark von Wahlbetrug aus, dass der Chamenei dass nicht in den Mund nimmt war klar. Die Möglichkeiten die Demonstrationen vom Ausland aus zu untersützen sind leider nicht sehr vielfältig, alles würde auf militärisches Eingreifen hinauslaufen.

» realstar » Beiträge: 35 » Talkpoints: 1,55 »


Die gesamte Weltpolitik müsste darauf drängen, dass die Wahlergebnisse objektiv untersucht werden und auch den kleinsten Unregelmässigkeiten eine Neuwahl veranlasst wird. Das Volk im Iran hat in dem politischen System schon wenig genug zu sagen, wenn dann noch die Wahl nicht 100% mit rechten Mitteln zugegangen ist, ist das sehr sehr schlecht.

Für mich sieht es übrigens weniger danach aus, als würde sich der Staat von innen heraus in friedlichen Protesten reformieren. Viel mehr sind das aktuell Zustände die mehr an Bürgerkrieg erinnern.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Iran ist für mich so ein wunderbares Beispiel wo die Diktatur / demokratische Theokratie nur von innen zu überwinden ist und jeglicher Druck von außen hier nur kontraproduktiv wirkt da es die Menschen indirekt dazu zwingt zum Regime halten zu müssen. Denn so feindlich wie das wirkt sind sie diesem gegenüber nicht eingestellt bzw.: Wenn ein Feind von außen kommt geht es schnell gegen den und man rückt wieder zusammen.

Daher bin ich dafür, sich momentan hier am besten sowenig wie möglich einzumischen und solang abzuwarten bis dieser Status Quo eben aufgehoben wird. Die Iraner müssen es schaffen, sich von innen zu reformieren und wenn das ganze an den Rande eines Bürgerkriegs rutscht oder in einen umschlägt kann man immernoch unterstützend eingreifen. Alles davor schadet nur und stellt die Oppositionellen genau in das Licht in welchem sie das Regime haben möchte: als vom Ausland initiiert.

Im Grunde ist es momentan sogar richtig verheerend, dass ein gemeinsamer Feind fehlt weil man hier mal nicht einfach so den Fokus auf diesen verlagern kann sondern sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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