Umfrage:Physik/Mathematik und Philosophie

vom 03.05.2009, 01:12 Uhr

Ändert die Physik / Mathematik etwas an eurem "philosophischem Denken"?

Ja! (bitte mit Begründung)
4
29%
Nein!
4
29%
Darüber mach ich mir keine Gedanken!
6
43%
 
Abstimmungen insgesamt : 14

Hallo,

ich möchte in einigen Tagen eine Schulstunde über das Thema Physik und Philosophie halten. Ich habe mir vorgenommen eine kleine Umfrage im Rahmen meiner Arbeit zu starten und die Ergebnisse zu präsentieren. Was denkt ihr? Ändert die Physik/Mathematik etwas an unserem Denken und an unserer Philosophie? Zumindest ändert es unsere Denkstrukturen und Weltbilder. Sagt mir eure Meinung!

Ich bitte euch außer den Antworten Ja/Nein meiner Umfrage einen kleinen Text zu schreiben um mir eure Meinung klarer zu machen. Folgende Punkte wären z.B noch erwähnenswert:
1) In welchen Bereichen des Alltags fällt euch auf, dass die Physik/Mathematik eine Rolle in eurem Denken spielt oder in eurer "Lebensphilosophie"!
2) Seid ihr bisher auf diese Frage aufmerksam geworden? Wenn ja wie und was hat sich dabei herausgestellt?

Natürlich wäre ich für weitere Ansätze und Erklärungen dankbar. Auch jegliche Tipps für meine Stunde die ich halten werde nehme ich mit Dankbarkeit an :wink:

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» Pedram » Beiträge: 41 » Talkpoints: 19,64 »



Hallo Pedram,
also ich glaube, dass die Naturwissenschaften unsere Moral in einem großen Maße beeinflussen. Dies ist jedoch ein schleichender Prozess. Den wenigsten wird er bewusst sein.

Die Mathematik bzw. Physik beruht auf einer exakten Beobachtung unserer Umwelt. Wir versuchen Prozesse zu erkennen und diese in einen größeren Kontext zu setzen. Dabei wird genau geforscht und keine Rücksicht auf bestehende Lehrmeinungen oder jahrhunderte alte Ideen genommen. Lediglich was bewiesen werden kann, dient als Basis.

Diese Vorgehensweise, oft auch als "methodologischer Atheismus" bezeichnet, macht zwar nicht aus jedem Gläubigen einen Atheisten, impft uns aber auf Dauer mit Sicherheit ein anderes Bild der Welt ein. Wir hinterfragen Tatsachen und Taten auf eine ganz andere Weise, lösen uns mehr von den "Fesseln" der Meinungen unserer Vorfahren. Ich glaube, dass uns das langfristig auch einen total anderen Zugang zu philosophischen Fragen eröffnen wird. Man denke nur an die Gentechnik. Was würde denn dagegen sprechen, einen Menschen zu klonen, wenn der religiöse Aspekt bzw. der durch die Religion geprägte moralische Aspekt wegfällt und nur noch biologische Fakten zählen?

So könnte die Moral im Endeffekt dem Fortschritt zum Opfer fallen. Angenommen, es gebe in einem Land, in dem die Genforschung nicht so eingeschränkt ist wie in Deutschland eine innovative Erfindung, die auf Kosten von Embryos gemacht wurde. Würde dann nicht die Mehrheit auch bei uns mitziehen und davon profitieren wollen? Müsste nicht auch hier die Moral mitziehen?

Des weiteren wirft die Physik ganz andere philosophische Fragen auf: Haben wir wirklich einen freien Willen oder ist das ganze Universum vorbestimmt? Ist eine aggressive Neigung nicht vererblich oder macht es überhaupt Sinn, in einer Welt, die aus energiegeladenen Teilchen besteht, zw. moralisch wertvoll und verwerflich zu entscheiden?

Ich glaube, dass die Mathematik oder Physik uns in unserem Denken sehr beeinflusst und uns einen anderen Zugang zu moralischen Fragen verschafft, dem wir uns langfristig gesehen nicht verschließen können. Es ist z.T. auch sehr gut nachvollziehbar, wie sehr sich die Philosophie seit der Renaissance, die die Nw wieder stärker einbezogen hat, verändert hat und ich glaube das ganze wird weiter gehen.

EDIT: Ich bin beim wiederholten Durchlesen zu dem Entschluss gekommen, zu erwähnen, dass ich mit dem Text die Moral oder den Glauben von niemanden hinterfragen möchte. Es ist lediglich meine persönliche Meinung und ich möchte keinem zu nahe treten.

» test-o-mat » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,52 »


Klar verändert es einen. Wissenschaftliche Erkenntnisse formen ja gewissermaßen unser Weltbild. Obst verfault, Wasser fließt nach unten, wir laufen AUF der Erde und können nicht abheben. Alles physikalische Bedingungen, die uns sehr prägen.

Früher dachten die Menschen, die Erde sei eine Scheibe mit einer Glasglocke obendrauf. Als dann die ersten kamen und sagten, das kann aber nciht sein, es sei eine Kugel, wurden jene ausgestoßen und für verrückt erklärt. Seit dies allerdings als Tatsache gilt, hat sich ja einiges verändert bei den Menschen, die vorher dachten, sie lebten auf einer Scheibe und unter ihnen sei die Unterwelt.

Oder in den Religionen hieß es ja, die Sonne kreise um die Erde und der Mensch stehe im Mittelpunkt. Die "Krone der Schöpfung" eben. Auch hier wurden natürlich die ersten Entdecker als Verrückte abgestempelt und ausgegrenzt.

Genau so verhält es sich mit der Schöpfung. Während tiefgläubige Christen noch darauf verharren, dass Gott die Welt in 7 Tagen erschaffen hat und der Mensch schon von Anbeginn existierte, hat die Wissenschaft mitder Urknalltheorie eine komplett andere Sicht offengelegt.

Ich denke, dass die Wissenschaft, hauptsächlich die Physik, mit diesen Erkenntnissen nach und nach die Religionen zerstören wird, bis diese ausgestorben sind. Es möge noch lange Zeit vergehen, aber sicher wird auch bis dahin jedes Naturphänomen erklärbar sein und somit all das, was Religionen auszeichnet zunichte machen.

Forschung, z.B. in der Atomphysik oder Gentechnik verändert außderm moralische Vorstellungen. Werden die Menschen an "geklontes" Fleisch aus dem Supermarkt gewöhnt, wird es ihnen in ein paar Jahrzenten als das normalste überhaupt erscheinen. Hier möchte ich mal an Schöne neue Welt von Aldous Huxley erinnern. Die Wertevorstellungen und ethischen Grundsätze sind völlig anders. Nun gut, es ist eine Utopie, aber Utopien sind in gewissem Rahmen umsetzbar, und lange Umerziehung macht solche Veränderungen im Denken möglich.

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo,

Erstmal muss ich gestehen, dass ich darüber noch nie zuvor nachgedacht habe. Was sollen Philosophie und Mathe bzw. Physik miteinander zu tun haben? In vielen Bereichen spielen sie für mich auch keine Rolle, gerade wenn ich in den menschlichen Bereich gehe. Das Wesen des Menschens lässt sich nicht durch Mathe und Physik erklären, finde ich. Das ist komplexer, da muss man tiefer gehen, vielleicht auch individueller denken, beobachten. Für die Auswertung braucht man dann die Mathematik, aber das fällt dann eher unter Psychologie und ist wenig hilfreich, wenn es um den einzelnen Menschen geht. Damit erfasst man die Masse, aber nicht das Individuum.

Aber in vielen Fragen, in denen es allgemein um erstmal die Entstehung der Erde, des Raumes und der Zeit sowie natürlich auch um die Entstehung des Menschens geht, rücken Wissenschaft und Philosophie eng zusammen. Letztes Wochenende habe ich zum Beispiel eine interessante Unterhaltung mit meinen Freundinnen über das Weltall geführt. Woher kommt es, wie weit reicht es, wohin dehnt es sich aus, wo stirbt es ab, wie viele Erden gibt es, wie viel Leben gibt es, sind wir das einzigste Leben, waren wir das einzigste, werden wir das einzigste bleiben? Gibt es solche Zufälle, dass es nur einen kleinen, blauen Planeten gibt, auf dem sich irgendetwas regt? Wurde das nicht vielleicht doch geplant? Wenn ja, von wem und wozu? Sowohl Antwort "ja" als auch Antwort "nein", übersteigen den menschlichen Verstand. Trotz unzähliger Berechnungen hat keiner auch nur die leiseste Ahnung, wo wir herkommen und wann und wie wir wieder verschwinden. Es gibt Theorien, aber keine Klarheiten in Sachen Leben, Raum und Zeit. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes unfassbar.

Um solche Fragen zu klären oder zumindest um solche Fragen überhaupt angemessen stellen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Philosophie. Philosophie ist die Grundlage aller Berechnungen für mich. Wenn wir nicht träumen, uns keine Fragen stellen, wenn wir glauben, wir wüssten alles, wenn wir uns mit den bisherigen Erkenntnissen zufrieden geben, fangen wir auch nicht an, die Dinge wissenschaftlich und objektiv zu untersuchen. Und dann können wir natürlich auch nichts herausfinden.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo,
schön, dass du dich entschieden hast an einem so komplizierten Thema zu arbeiten, das außerdem recht differenzierte Betrachtungsweisen zulässt. Für mich steht jedoch fest, dass zwischen Mathematik / Physik und Philosophie keine direkte Verbindung besteht! Natürlich kann man über bestimmte Facetten der Wissenschaft, die man nicht erklären kann "philosophieren", wie man so schön sagt. Dennoch beeinflusst weder Mathematik noch Physik mein philosophisches Denken.

Ich würde eher soweit gehen und meinen, dass gewisse Alltagssituationen zum Denken anregen, spezielle fragwürdige Vorkommnisse und Erfahrungen, die man sammelt. Ein Beispiel ist der Amoklauf von Winnenden: Erst wenn etwas Nicht-Alltägliches, wie diese große Tragödie geschieht, regt uns das zum Denken und Hinterfragen an.
Das war auch schon in der Geschichte so: Nur das, was die Menschen bewegt, bringt sie zum Nachdenken! Jeder kennt Details über den Nationalsozialimus, doch erst an dem Tag, an dem er in der Schule behandelt wird, werden wir emotional und Hinterfragen die Geschichte, die Menschen und die Moral.

Die philosophie Ader wird quasi nur durch das "Menschliche" berührt und da mich Mathematik und Physik herzlich wenig berühren, weil das alles nur nackte Zahlen und Formeln sind, beeinflusst es mein philosophisches Denken zu 0%.

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» PerpetuumMobile » Beiträge: 20 » Talkpoints: 0,15 »


Ich sehe das anders als Mandragora. Die gestellten Fragen sind keineswegs zu kompliziert für einen Menschen oder nicht zu beantworten, nur an wenigen Stellen ist die Wissenschaft noch nicht weit genug, um das Geschehen zu erklären, beispielsweise die Entstehung des Universums. Die Fragen wurden sogar größtenteils schon recht ausführlich beantwortet, ganz bewiesen wurden die meisten Antworten zwar nicht, aber das ist meiner Meinung nach kein Grund, da gleich einen höheren Sinn zu sehen.

Meine ganz persönliche Meinung richtet sich auch fast ausschließlich nur an den Fakten aus, dementsprechend wird meine "Philosophie" stark von Mathematik/Physik beeinflusst, da die Einstellungen die dadurch teilweise entstehen aber nicht ganz vorteilhaft sind, orientiere ich mich nach außen trotzdem an den normalen Vorstellungen.

» AP Nova » Beiträge: 336 » Talkpoints: 19,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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