Lookism: Diskriminierung wegen Aussehen

vom 14.04.2009, 23:55 Uhr

Hallo,

Unter dem englischsprachigen Begriff "Lookism" bezeichnet man Diskriminierungen, die aufgrund äußerlicher Merkmale erfolgen. Dazu zählen alle Arten von Ausgrenzungen aufgrund von Abweichungen von einem gesellschaftlichen Schönheitsideal. Bei uns könnte dazu zum Beispiel Dicksein zählen, eine geringe Oberweite bei Frauen, oder Körperbehaarung. Allerdings könnte auch die Ausgrenzung aufgrund bestimmter individuell ungeliebter Körpermerkmale dazu zählen, beispielsweise die Diskriminierung blonder Menschen als dumm.

Auch die Tendenz vieler Menschen, als schön geltende Personen positiver zu betrachten, als solche, die als hässlich gelten, und von ihrem Äußeren auf charakterliche Merkmale zu schließen, könnte als Lookism bezeichnet werden.

Man geht davon aus, dass Lookism als Folge für die Diskriminierten psychische Probleme bis hin zu Körperschemastörungen bedeuten kann. Dazu zählen auch Essstörungen wie Bulimie und Anorexie. Auch kann es zu sozialen Phobien kommen.

Was denkt ihr darüber, dass man diesem Verhalten, der Diskriminierung von unangepasst aussehenden Menschen, nun einen Namen gegeben habt? Kann man mit diesem Begriff ein Bewusstsein für die Problematik schaffen und damit die Diskriminierung ungewöhnlich aussehender Menschen eindämmen? Könnte man damit Folgekrankheiten wie Magersucht verhindern?

Ich persönlich finde es ein wenig merkwürdig, dass man jetzt erst einem Problem, das es schon immer gab, einen Namen gibt. Dann ist es auch noch so ein fast modisch klingender, englischer Begriff. Aber wenn man dadurch wirklich helfen könnte, dann wäre mir das auch recht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Situationen oder Dinge zu benennen und sie damit in den Fokus der Allgemeinheit zustellen ist so neu ja nicht. Denn erst wenn etwas einen Namen hat, verschwindet es nicht im Allerlei des Desinteresses.

Der Oberbegriff Diskriminierung umfasst so viele Bereiche, dass es nur logisch ist, einem bestimmten Bereich, auf den man ein besonderes Augenmerk lenken möchte auch entsprechend einen Namen zu geben. Was die Wirkung und Umsetzung bei jedem Einzelnen betrifft, die dieser Name auslöst, das wird sich glaube ich erst mit der Zeit zeigen. Es gibt Menschen, die sich garnicht Gedanken darüber gemacht haben, dass sie jemanden ausgrenzen, wenn sie sich über ihn amüsieren, weil er/sie anders aussieht. Dann gibt es aber auch Menschen, die sich voll bewusst sind, dass sie jemanden verletzten. Erste wird man mit der Aktion vielleicht erreichen, Letztere wohl kaum, da sie mit ihrer Reaktion von ihrer eigenen Unzulänglichkeit ablenken wollen.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ist wohl so wie das Wort "Mobbing". Ich hasse es, ich kann das Wort eigentlich gar nicht mehr hören, jeder wird auf einmal gemobbt. Sei es vom Chef der einem immer wieder schief ansieht, oder von Mitarbeitern die einem nicht zur Cafe-Pause mitnehmen. Sofort wir von mobbing geredet, weil es gerade "in" ist und man sich dann immer wieder als armes Opfer deklarieren kann.

Genauso verhält es sich wahrscheinlich mit diesem neuen eingedeutschtem Wort. Dabei soll man alles nicht so eng sehen. Kinder ärgern andere Kinder, Schüler ziehen andere Schüler auf und genauso verhält es sich unter Kollegen. Da braucht es gar nicht einen besonderen Anlass wie Übergewicht oder sonstwas, wenn man will findet man bei jedem eine kleine Schwachstelle, über die er angreifbar ist.

Natürlich darf es ein gewisses Maß nicht übersteigen, aber meistens hat es der Angegriffene selbst in der Hand, solche Attacken abzuwehren oder gar zu fördern. Zeigt man sich als Angegriffener von solchen Attacken unbeeindruckt, oder geht man gleich in die Gegenoffensive über, macht das den anderen keinen Spaß, zeiht man sich verletzt zurück, wird man weiter ein beliebtes Opfer bleiben.

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» andreasblue » Beiträge: 264 » Talkpoints: -0,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe die Neuschaffung einer Bezeichnung für einen Zustand, den es in der Tat schon länger gibt mit gemischten Gefühlen. Einerseits wird man mit dieser Definition sicher wirklich Menschen erreichen, die sich nicht darüber im Klaren sind, dass sie Mitmenschen wegen deren Äußerlichkeiten diskriminieren. Werden diese Menschen ihr Verhalten ändern? Vielleicht ein wenig, aber es ist nun mal nur allzu menschlich beim Gegenüber auf Äußerlichkeiten zu achten. Eine grundlegende Änderung erwarte ich bei wenigen. Die breite Masse der bisher unbewusst diskriminierenden wird eher darauf achten, eben noch weniger (auffällig) auf ungewöhnliche Äußerlichkeiten bei Mitmenschen zu reagieren.

Problematischer finde ich aber, dass den Menschen, die andere bewusst wegen Äußerlichkeiten diskriminieren nun auch noch ein Begriff gegeben wurde, mit dem sie sich noch mehr profilieren können. Wer sich bisher nicht von der Diskriminierung abhalten ließ, wird das auch durch einen neuen Namen nicht tun lassen. Für mich ist die neue Bezeichnung des bekannten Phänomens der sprichwörtliche alte Wein in neuen Schläuchen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe den Eindruck, dass wohl bei dieser Thematik sehr viel Aufklärungsbedarf besteht. Die Schwere dieses Problems scheint ja gerne verharmlost zu werden. Man siehe sich allein die Behauptung an, wer sich diskriminieren ließe, sei selbst Schuld. Gut, dass dies meist von Menschen behauptet wird, die sicherlich noch kaum selbst unter diesem Problem gelitten haben, wundert mich eigentlich nicht. Allein schon, da viele Menschen sich nur an Problemen stören, die auch für sie selbst ein Problem darstellen.

Tatsache ist, dass man in einigen Regionen tun und lassen kann, was man möchte, man wird dennoch wegen seines Äußeren angegriffen. Wenn ich beispielsweise als Mann mit langem Haar auf die Straße ginge, weil mir das so gefiele, und mich dann einer deswegen als "Schwuchtel" beschimpft, wäre ich dann selbst Schuld? Wäre ich verpflichtet, mir die Haare zu schneiden, um nicht mehr diskriminiert zu werden? Oder liegt der Fehler nicht eher bei dem, der diskriminiert, da er intolerant gegenüber etwas ist, was ihn eigentlich gar nichts angeht? Mit langem Haar schadet man meines Wissens niemanden.

Es gibt aber natürlich nicht nur solche selbst gewählten "Außergewöhnlichkeiten". Wie sieht es beispielsweise aus, wenn eine Frau einen schweren Unfall hatte, für den sie nichts konnte, und sie daher eine Narbe im Gesicht hat? Sie kann sich doch sicher sein, dass regelmäßig über sie getuschtelt oder sie sogar direkt angepöbelt wird, nur wegen dieser Sache! Selbst, wenn sie so tut, als würde sie das nicht tangieren, dürfte weiter gespottet werden. Da bin ich mir sicher. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das einige Menschen sehr bedrücken könnte, regelmäßig unverschuldet zum Ziel allen Spotts zu werden, durch Leute, denen sie gar nichts getan haben. Und selbst die, deren Selbstbewusstsein nicht darunter leidet, dürften zumindest genervt von regelmäßigen Belästigungen sein.

Ist soetwas gerecht? Ich finde doch, nicht. Viele Menschen scheinen sich solcher Probleme gar nicht bewusst zu sein. Daher sollte vielleicht häufiger auf diese Problematik hingewiesen werden. Ob es irgendetwas bewirkt, ist eine andere Sache. Aber versuchen könnte man es zumindest einmal.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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