Bekannter mit Lese-Rechtschreib-Schwäche

vom 12.04.2009, 15:25 Uhr

Ich habe einen Bekannten, der unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche leidet. Es handelt sich dabei um jemanden aus der Verwandtschaft meines Lebensgefährten. Er studiert aktuell, hat es also trotz der Lese-Rechtschreib-Schwäche recht weit gebracht. Und doch bin ich etwas skeptisch, wie es mit ihm weitergehen soll, wenn er denn dann mal einen Beruf ergreifen will.

Ich habe ihn jetzt noch nicht so oft erlebt, aber wenn, dann fiel es mir sehr oft auf, dass er Dinge sehr schlecht lesen konnte. Das äußerte sich darin, dass er sehr lange brauchte, um einen kurzen Satz zu lesen. Außerdem machte er bei einigen Wörtern öfters Fehler, sodass ich den Eindruck bekam, dass er die Worte nicht wirklich las, sondern nur die ersten paar Buchstaben entzifferte, um sich daraus ein Wort zusammen zu raten. Ich habe also wirklich den Eindruck, dass er ein ernstes Problem mit dem Lesen hat. Die Rechtschreibung sieht genauso schlimm aus.

Nun kann ich mich schlecht bei Menschen einfach so in ihr Leben einmischen, gerade, wenn wir uns nicht ganz so nah stehen. Doch habe ich den Eindruck, dass der junge Mann ein Problem hat, das nicht sein müsste, und ich sorge mich ernsthaft, wie das so weitergehen soll, wenn er dann mal eine Arbeitsstelle suchen wird, und auch dann noch nicht gut lesen und schreiben kann. Wird er so überhaupt eine Arbeit finden? Was, wenn er eine gefunden hat und dann erst herauskommt, dass er sehr schlecht lesen und schreiben kann?

Ich habe ihn auch schon einmal freundlich aber direkt darauf angesprochen, aber er meinte, er sähe da kein Problem. Bisher habe schließlich auch alles geklappt. Einen Willen, lesen und schreiben zu üben, hat er nicht. Ich hätte ihm dabei meine Hilfe kostenlos angeboten. Ich habe dann auch mit einigen anderen Familienmitgliedern darüber gesprochen, aber die meinten auch, bisher sei doch alles super gelaufen, demnach müsse man nichts ändern. Nur mein Lebensgefährte versteht meine Bedenken. Aber einen erwachsenen Menschen kann man ja auch schlecht zu etwas zwingen, was er nicht tun möchte.

Was würdet ihr in diesem Fall tun? Würdet ihr es aufgeben, wenn der Mensch mit der Lese-Rechtschreib-Schwäche so uneinsichtig ist? Oder habt ihr Ideen, wie man ihm das Üben schmackhaft machen könnte, oder welche Argumente man noch nennen könnte, damit er es sich vielleicht noch einmal überlegt, das korrekte Lesen und Schreiben zu erlernen?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallo Wawa666,

wenn dein Bekannter Legastheniker ist, wird ihm meines Wissens nach reines Üben nicht helfen. Ich kenne einige Leute, die unter dieser Schwäche leiden und deshalb in einem speziellen Kurs/Zentrum waren. Danach besserte sich die Legasthenie ein wenig, ist aber immer noch vorhanden. Leider habe ich mit keinem von ihnen darüber gesprochen, was sie in diesen Kursen genau gemacht haben. (Darüber habe ich vor kurzem schon nachgedacht, aber keinen von ihnen bisher getroffen.)

Wenn er wirklich nur deshalb so schlecht liest und schreibt, weil ihm die Übung fehlt, frage ich mich, wie er überhaupt studieren kann bzw. die Schule geschafft hat. Da muss er ja theoretisch mehr als genug lesen und auch z.B. in Prüfungen schreiben.

Was studiert er denn? Ich denke, in manchen Studienfächern kommt es nicht so sehr darauf an, ob jemand korrekte Rechtschreibung beherrscht. Ebenso gibt es in diesen Bereichen dann später Arbeitsstellen, in denen das nicht zwingend notwendig ist, bzw. wird er dann mit Sicherheit auf ein Korrekturprogramm auf dem Computer zurück greifen können, wenn er doch mal was schreiben muss.

Ich glaube nicht, dass du viel Erfolg haben wirst, deinen Bekannten von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass er etwas an der Lese-/Schreibschwäche ändern muss. Wie du gesagt hast, scheint bei ihm bis jetzt trotzdem alles gut gelaufen zu sein. Da kann ich es sogar nachvollziehen, dass er sich nicht unbedingt um Besserung bemühen will. Um eines guten Familienfriedens willen würde ich ihn deshalb nicht mehr darauf ansprechen, gerade weil viele Leute Kritik in den falschen Hals bekommen können und sich erst recht quer stellen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Er studiert, wie so einige Menschen, die ich kenne, Informatik. Ich kann bestätigen, dass auch viele Dozenten in dem Bereich es wohl nicht so genau nehmen, was eine korrekte Rechtschreibung anbelangt. Dennoch wird es später auf der Arbeit wohl eher nicht so gut ankommen, wenn einer mal schnell etwas schreiben muss, und dann etliche Rechtschreibfehler in wenigen Sätzen zu finden sind.

Wie er die Schule geschafft hat, kann ich dir sagen: In den Fächern, in denen es auf eine korrekte Rechtschreibung ankommt, hat er sich immer durchgemogelt. Das funktioniert wohl bei vielen Lehrern ganz gut, dass sie einigen Schülern aus Mitleid eine 4 geben, statt einer 5, damit sie nicht sitzen bleiben. Es sollte wohl nicht so sein, aber es kommt oft genug vor.

Ich weiß, letztlich ist es seine Sache und nicht meine. Und wenn er nichts daran ändern möchte, dann ist das eben sein Problem. Wenn er irgendwann einmal verunglückt, weil er irgendeinen Warnhinweis irgendwo nicht gelesen hat beziehungsweise nicht lesen konnte, vielleicht sieht er es dann ein. Obwohl ich ihm natürlich absolut nicht wünsche, dass soetwas irgendwann einmal passieren wird. Allerdings ist es eine Tatsache, dass viele Menschen erst auf die Idee kommen, etwas zu ändern, wenn diese Sache ihnen schon Unglück gebracht hat.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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