Kampf gegen Kinderpornografie: Internetseitensperre geplant

vom 25.03.2009, 21:49 Uhr

Hallo zusammen,

unter Leitung der deutschen Familienministerin (Ursula von der Leyen) hat das Bundeskabinett heute Eckpunkte zur Bekämpfung der Kinderpornografie beschlossen. Damit sollen die Internetprovider per Gesetz dazu gezwungen werden, den Zugriff auf Internetseiten mit besagtem Inhalt zu blockieren.

Bevor das Gesetz ins Gespräch kam, hatte Ursula von der Leyen viel mit den entsprechenden Providern darüber gesprochen, dass sie mit freiwilligen Verträgen diese Seiten blockieren sollten. 75% der Provider waren damit auch einverstanden (unter anderm Telekom und Arcor), einige hatten sich aber geweigert (z.B. Freenet), solche Verträge zu schließen.

Einige Politiker sprachen davon, dass es eine Initialzündung für ganz Europa sein könnte, wenn Deutschland dieses Gesetz verabschieden würde. Datenschutzfachmänner sprachen eher davon, dass das Gesetz wirkungslos bleibt, da derjenige, der auf entsprechende Seiten gelangen möchte trotzdem Mittel und Wege finden wird.

Inwieweit das Geforderte technisch machbar ist, weiß ich nicht. Wichtig ist aber in meinen Augen eher, dass man die Täter zu fassen kriegt, die Kinder vergewaltigen und Videos davon drehen. Das sind die Straftäter denen man weh tun muss. Aber die Strafverfolgung scheint ja wieder zu umfangreich und anstrengend zu sein.

gruß jasper

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin sofort für solch eine Sperre. Es gibt soviele unbedarfte User, die versehentlich auf solchen Seiten landen ohne es gewollt zu haben. Mit so einer Sperre würde dies nicht mehr möglich sein.

Klar würden diejenigen die gezielt solche Seiten aufrufen wollen auch weiterhin einen Weg finden, diese aufzurufen. Es würde ihnen jedoch erheblich erschwert. Der "normale" User würde es nicht schaffen, da müsste er schon mehr wissen mit der Materie PC/Internet haben, um dies zu schaffen.

Ich weiss gar nicht, was da so lange dran nachgedacht werden muss. Meiner Meinung nach hat das ganze auch nichts mit Einschränkung der Persönlichkeit eines Internetusers zu tun - diese Seiten sind ja sowieso illegal, also können sie auch gut gleich gesperrt werden. Ich verstehe nicht, wo die "Schwarzseher" gleich immer ein Problem mit haben, dass ja auch andere Seiten zensiert werden könnten. Es stehen doch (bisher) nur Kinderpornografieseiten zur Debatte.

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» Mandylein » Beiträge: 1521 » Talkpoints: 10,39 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Je nachdem wie der Filter eingestellt wird könnte es schon passieren, dass auch völlig harmlose und legale Seiten der Zensur zum Opfer fallen. Und es ist auch nicht wirklich schwer Filter zum umgehen. Ich halte mich für einen "normalen" User und kenne mich wahrscheinlich nicht besser mit Computern und dem Internet aus als die meisten Leute aus meiner Generation - aber ich weiß zum Beispiel auch, wie man Videos auf bbc.co.uk anschauen kann (obwohl die nur für Besucher aus UK gedacht sind) oder wie man sich in China in seinen Livejournal Account einloggen kann (obwohl der Staat diesen und andere Blogs auf dem Index hat).

Aber von den technischen Aspekten mal abgesehen, finde ich es auch immer problematisch, wenn Maßnahmen getroffen werden, die eine kriminelle Szene in den Untergrund drängen ohne dass die Kriminalität als solche bekämpft wird. Das macht die Bekämpfung der Kriminalität doch nicht einfacher sondern schwerer. Natürlich ist Verbreitung und Besitz von Kinderpornographie auch strafbar, aber für das Opfer, das Kind, das für solche Bilder gequält wurde ist es doch egal, ob ein oder tausend Typen die Bilder auf ihren Rechnern haben. Das Leid des Kindes wird durch die Sperrung einer Internetseite kein bisschen verringert.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Hallo!

Ob dieser Blocker überhaupt was bringt, wage ich zu bezweifeln. Das ist, als wenn man die Symptome einer Krankheit bekämpft, aber die Krankheit selber sich weiter im Körper ausbreitet. Damit werden die "Verbrecher" nicht geschnappt, die solche Seiten überhaupt in den Umlauf bringen und da sollte eher irgendwie mal was gemacht werden.

Aus versehen bin ich noch nie auf so eine Seite gekommen. Auch vielleicht, weil ich nie danach gesucht habe und mich auch auf solchen Seiten nciht rumtreibe. Deswegen ist mir eigentlich egal, was sie blocken. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass Seiten gepserrt werden, die mit der Thematik gar nichts am Hut haben, weil der Blocker falsch oder zu fein eingestellt ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



In meinen Augen ist die Sperre solcher Internetseiten nur eine Symptombekämpfung. Und nur die Symptome zu bekämpfen ist nicht wirklich sinnvoll. Erst recht, da zu erwarten ist, dass bald Tricks (auch für den Normal-User umsetzbar) bekannt werden, wie diese Sperren umgangen werden können oder aber die Anbieter solchen Materials bald neue Möglichkeiten finden ihr Material zu verbreiten. Das Internet ist nun mal sehr dynamisch.

Ich denke, dass hier mal wieder purer Aktionismus und auch etwas Populismus am Werk ist. Sicher kann man mit einer Sperrung unbedarfte User vom zufälligen Betreten einer solchen Site abhalten. Aber was nützt das? Es hilft doch nicht wirklich kinderpornografisches Material zu verbreiten!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Eine entsprechende Sperre bringt da recht wenig. Denn sobald die Betreiber mitbekommen, das sie auf der schwarzen Liste gelandet sind, wie das ganze auf eine andere Domain gepackt und es geht fröhlich weiter. Es gibt ja schon ähnliche Projekte in anderen Ländern und dort kann man deutlich sehen, das Seiten geblockt werden die absolut harmlos sind.

Da wird, meiner Meinung nach, am falschen Ende was gemacht. Denn leider ist es in diesem Land so, das man als Verdächtiger gilt, wenn man solche Seiten meldet. Und es kommt doch hin und wieder vor, das man per Zufall sowas erwischen kann. Meldet man diese Seite, wird man erstmal verdächtigt, das man gezielt danach gesucht hat und gerät ins Visier der Ermittler. Und diese Vorgehensweise sollte gründlich geändert werden. Denn nur wer unbeschadet solche Seiten melden kann, wird es auch machen. Damit käme man sicherlich schneller an die Betreiber.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich schließe mich da der allgemeinen Meinung an. Eine Sperre bringt rein gar nichts. Gut, ich mag mich mit Computern etwas besser auskennen und weis wie ich allerlei Sperren problemlos umgehen kann, dieses Wissen haben aber auch viele andere Leute und eben ganz besonders die Leute die in dieser Szene unterwegs sind. Ich kann mir nicht vorstellen dass man als PC-Neuling es über eine normale Google Suchfanfrage schafft auf solche Seiten zu kommen, dazu bedarf es sicher etwas mehr Know-How als "Kinderpornografie" in eine Suchmaschine einzugeben.

Auch haben wir das Problem, dass es immer noch keine echte Grenze gibt, ab wann man von Kinderpornografie sprechen kann und wann es sich lediglich um ein Nacktbild handelt. Als Google Suchbegriff sei hier mal der Fotograf "Garry Gross" genannt. Sicher sind seine Bilder umstritten, sind aber nicht verboten. Soweit ich weis, waren seine Bilder teilweise sogar im Solomon R. Guggenheim Museum in New York ausgestellt.

Es stellt sich also wirklich die Frage, wo man eigentlich die Grenzen für solche Filter definieren will, wenn es noch nichtmal aus dem Gesetzestext hervorgeht was man nun eigentlich darf und was nicht.

Zuguterletzt sollte man aber auch nie die Frage aus den Augen verlieren was danach noch alles kommen könnte. Ist erst einmal generell die Grundlage für eine Filterung des Internets geschaffen, fällt es wesentlich leichter diese auf weitere Bereiche auszudehnen. Gerade in diesem Punkt sollte, nein, muss man einlenken. Es ist meiner Ansicht nach viel zu offensichtlich, dass diese Grundlage nun erst einmal unter dem Deckmantel der gerade schön populären Kinderpornografie geschaffen werden soll um sie dann Stück für Stück auszuweiten. Einen tiefgreifenden Effekt wird solch ein Filter nämlich ganz bestimmt nicht haben, außer dass man die Konsumenten solcher Werke damit gängelt ab sofort über nen Proxy ihre Seiten aufzurufen, mehr wird sich da leider nicht ändern.

Wie in den vorhergehenden Posts schon gesagt: Symptom- und Ursachenbekämpfung sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Mehr außer Propaganda mancher Hinterbankpolitiker steckt da meiner Ansicht nach nicht dahinter.

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Einige Gegenargumente wurden hier ja bereits genannt. Allerdings wurde auch angezweifelt, dass mit solch einer Netzsperre andere Inhalte als Kinderpornografie gesperrt werden würden, also dass es so sei, dass die nicht-pädophilen Zensurgegner damit eigentlich kein Argument in der Hand hätten. Dazu muss man sich aber vielleicht einfach mal anschauen, wie es in anderen Ländern aussieht, in denen es solch eine Netzsperre bereits gibt, ebenfalls mit dem Argument, sich gegen Kinderpornografie einsetzen zu wollen.

Und zwar haben ja einige Länder bereits Sperrlisten, die natürlich auch schon ihren Weg ins Internet geschafft haben, auch, wenn sie geheim gehalten werden sollten. Und wenn man sich diese Sperrlisten ansieht, so sieht man, dass da viele Sites geblockt worden sind, die gar keine kinderpornografischen Inhalte besitzen oder besaßen. Nun, natürlich habe ich das selbst nicht ausprobiert, aber es gibt wohl Menschen, die das haben. Jedenfalls gibt es online eine Version der Liste, wo hinter jedem Eintrag steht, was für eine Art von Page es sei (wobei die URLs von kinderpornografischen Seiten verpixelt sind). Jedenfalls sieht man da, dass da wohl viele Sites gesperrt sind, die mit Kinderpornografie rein gar nichts zutun haben. Auch völlig nicht-pornografische Sites sind dabei.

Ist es so unwahrscheinlich, dass das in Deutschland auch passieren könnte? Ich denke, leider nicht. Und was ist es, wenn keine Zensur, wenn man einfach so Sites unter dem Vorwand der Kinderpornografie sperrt, obwohl sie gar keine Kinderpornografie beinhalten und solche auch noch niemals beinhalteten?

Das Problem ist ja auch, dass man es normalerweise gar nicht merkt, wenn eine unbekanntere Site dadurch gesperrt worden ist. Die Sperrlisten sind ja eigentlich nicht öffentlich. Also kann man als Normalbürger auch gar nicht prüfen, wie korrekt sie sind und wo der Staat zu Unrecht sperrt. Das heißt, keiner bemerkt unrechtmäßige Sperrungen (außer der Seitenbetreiber vielleicht selbst), und demnach wird auch keiner beim Staat um Korrektur bitten. Also kann dann doch theoretisch alles Mögliche gesperrt werden, so eben auch alles, was der Regierung möglicherweise unlieb ist. Dass die deutsche Regierung das zwangsläufig so macht oder machen wird, würde ich nicht unbedingt einmal sagen. Nur, das Potential, die Technik, die wäre dann da.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Solche Seiten zu sperren, halte ich für eine nicht so gute Idee. Denn es gibt einfach zu viele Menschen, die solche Sperren nach kurzer Zeit schon außer Kraft setzen können. Meiner Meinung nach müssten diese Seiten einfach gleich komplett aus dem Internet herausgenommen werden. Nur so kann man sicher gehen, dass diese Seiten auch wirklich nicht mehr aufgerufen werden kann. Den Verantwortlichen sollte daraufhin natürlich der Prozess gemacht werden und das mit größter Strenge.

Außerdem sind solche Filter ja bekanntermaßen auch recht überempfindlich und sperren auch völlig andere Seiten. Um eine nur auf diese Funktionalität ausgerichtete Sperre zu erstellen, müsste wahrscheinlich ein großer Aufwand stattfinden, damit in manueller Weise nur die richtigen Seiten gesperrt werden. Außerdem gibt es wahrscheinlich auch viel zu viele Seiten, die mit diesen Inhalten bestückt sind und die die Filter überlisten können. Zum Beispiel einfach durch Beschreibungen und Namen, die einfach nichts damit zu tun haben. Jeder, der so etwas finden will, kann und wird wahrscheinlich fündig werden.

Es dürfte einfach überhaupt gar nicht erst zu solchen Filmen oder Bildern kommen. Und das ist das große Problem, das es zu bewältigen gilt und an dessen Lösung wir auch teilweise teilhaben können. So liegt es an jedem von uns, dass man zum Beispiel verdächtige Personen, Inhalte oder sonst etwas sofort meldet. Nur dadurch, dass diese Verbrecher wissen, dass sie überall und zu jeder Zeit unter ständiger Beobachtung stehen, kann das meiner Meinung nach eingedämmt werden. Das eigentliche psychologische Problem wird dadurch natürlich aber auch leider nicht gelöst.

» MicroToMacro » Beiträge: 112 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bei so einem weitreichenden Problem muss man das Übel an der Wurzel packen. Und die Wurzeln sind nicht diejenigen, die sich Kinderpornos im Internet anschauen, sondern diejenigen, die sie produzieren und ins Internet stellen. Mir ist durchaus bewusst, dass es in Deutschland auch strafbar ist, sich solches Material anzuschauen, trotzdem denke ich, dass man das Hauptaugenmerk eher auf die Vergewaltiger und nicht auf "Zuschauer" richten sollte.

Denn wenn man die Leute zu fassen bekommt, die diese perversen Filme aufnehmen, haben die Leute, die sie sich "nur" anschauen wollen, auch nichts mehr zum Gucken. Diejenigen, die sich solche Filme anschauen, sind doch sowieso meistens solche Männer, die ein unterentwickeltes Selbstbewusstsein haben und selbst bei Frauen keinen Erfolg haben und wahrscheinlich auch noch nie in ihrem Leben eine Freundin hatten. Und weil sie der Meinung sind, dass sie vor allem in ihrer Jugendzeit etwas verpasst haben, schauen sie sich Kinderpornos an.

Viel schlimmer sind doch die Männer (es sind ja nunmal meistens Männer), die dafür sorgen, dass es dieses Filmmaterial überhaupt gibt. Diese Menschen muss man kriegen und einsperren. Und für das, was sie den unschuldigen Kindern angetan haben, müsste man sie eigentlich genauso leiden lassen, wie die Kinder unter ihrem Gewalteinfluss gelitten haben. Aber gut, jetzt schweife ich ein bisschen weit vom Thema ab.

Es ist sicherlich nicht verkehrt, wenn die Internetprovider per Gesetz dazu gezwungen werden, Seiten mit entsprechendem Inhalt zu sperren. Diejenigen, die sich solche Seiten anschauen wollen, werden wahrscheinlich trotzdem Mittel und Wege finden, aber es wird ihnen im ersten Moment ja zumindest schonmal erschwert.

Und wenn es doch gelingen sollte, dass man diese Seiten nicht mehr aufrufen kann, vielleicht geht dann ja auch die Produktion dieser Filme zurück, weil es ja keine Interessenten mehr gibt, die sich das Material anschauen können. Das ist zwar jetzt vielleicht etwas weit gedacht, aber wer weiß, wie sich die Dinge entwickeln. Ich würde mich auf jeden Fall für dieses Gesetz aussprechen.

» Sebbe2307 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 14,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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