Lebend Nierenspende für schwerstbehinderte Schwester?

vom 13.03.2009, 08:45 Uhr

Eine sehr gute Bekannte von mir sitzt in einer Zwickmühle. Aber des Verständnisses wegen muss ich mal von vorne anfangen.

Vor einem halben Jahr hatte die kleine Schwester (14) von meiner Bekannten (28 ) einen Fahrradunfall. Das Fahrrad hat die kleine Schwester von meiner Bekannten geschenkt bekommen. Die kleine Schwester , nennen wir sie mal Lena, ist seit dem Unfall schwerst behindert. Die große Schwester, nennen wir sie mal Anna, fühlt sich schuldig am Unfall, weil das Fahrrad, womit Lena verunglückt ist ein Geschenk von Anna war.

Lena hat durch den Unfall schon mehrere Operationen hinter sich, bei denen Anna zum größten Teil auch Blut gespendet hat, weil keiner aus der Familie kompatibel ist und keiner Blut spenden kann. Lena hat eine Hirnverletzung, die dazu führte, dass sie nicht mehr sprechen kann und sich auch so nicht mehr gut mitteilen kann. Sie hat eine Wirbelsäulenverletzung , die eine Querschnittlähmung verursacht hat. Sie hatte zahlreiche innere Verletzungen. Unter anderem waren auch beide Nieren in Mitleidenschaft gezogen.

So, nun hat die erste Niere schon vor einiger Zeit aufgehört zu arbeiten und die zweite Niere funktioniert nur noch durch Dialyse. Die Familie sitzt Anna nun im Nacken., Jeder redet auf sie ein, dass sie endlich ihrer Schwester die Niere spenden soll. Sie reden ihr auch Schuldgefühle ein, dass der Unfall nie passiert wäre, wenn sie ihrer Schwester das Fahrrad nicht gekauft hätte. Dabei ist die Schwester unachtsam gewesen und von einem LKW erfasst worden.

Anna hat selber 2 kleine Kinder und hat furchtbare Angst vor der Nierenentnahme. Sie hat unter anderem auch Angst, dass irgendwann mal ihre 2. Niere aufhört zu arbeiten. Anna hat mir seit einem halben Jahr immer mal wieder ihr Leid geklagt und auch oft davon gesprochen, dass es für Lena bestimmt besser wäre, wenn sie sterben dürfte, weil es einfach kein Leben mehr ist. Und Anna ist und war immer der Meinung, dass man das Leben nicht unnötig verlängern sollte.

Was soll Anna machen. Total gegen ihre Moralvorstellung, einem todgeweihtem Kind, was nie wieder gesund werden kann und immer schwerst behindert bleiben wird eine Niere spenden, damit sich dieses Leben um ein paar Monate oder Jahre verlängert? Oder sollte sie ihre Schwester in Frieden gehen lassen?

Man sollte auch noch dabei schreiben, dass die Ärzte nicht allzu begeistert sind, wenn Anna die Niere spendet, weil sie als Jugendlicher schon 2 mal Blasensteine hat und eine Blase auch eine Zyste hat, die aber das Arbeiten der Niere nicht beeinflusst.

Ich muss ehrlich sagen, dass sich sie verstehen kann, wenn sie nicht spendet und wenn ihre Schwester die Ruhe findet. Ich finde es nicht gut, dass die Eltern sie so unter moralischem Druck stellen und meinen, dass sie das ihrer Schwester schuldig ist. Wenn sie nicht spendet, dann braucht sie sich bei den Eltern und Geschwistern nicht mehr sehen lassen. Denn dann hat sie in den Augen der Familie ihre Schwester umgebracht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es ist wirklich eine tragische Geschichte, aber ich finde schon mal gar nicht in Ordnung, dass Anna Schuld an dem Unfall haben soll. Es ist doch egal, wer dem Kind das Fahrrad geschenkt hat, der Unfall wäre sicher so oder so passiert.

Ich denke, dass Anna mal mit einem der Ärzte sprechen sollte und ihn fragen sollte, was er ihr denn rät. Wenn der Arzt sagt, dass eine Nieren spende eigentlich unsinnig ist, da es Lena dadurch nicht besser geht, dann würde ich wohl auch nicht spenden. Allerdings stelle ich es mir auch sehr schlimm vor, wenn man die ganze Familie gegen sich hat und alle reden, dass man spenden soll.

Und hinterher heißt es dann vielleicht, dass sie Schuld daran ist, dass Lena nicht mehr leben konnte, da Anna nicht gespendet hat. Das ist wirklich eine schwere Entscheidung. Daher würde ich auf jeden Fall die Ärzte zu Rate ziehen und vielleicht können diese, den Eltern von Anna und Lena auch mal ins Gewissen reden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Anna hat mit dem Arzt gesprochen. Das einzige, was Lena helfen wird ist, dass eben die Niere wieder mit viel Glück funktionieren würde. Die Querschnittlähmung und die geistige Behinderung durch die schwere Kopfverletzung bleibt natürlich. Dadurch, dass Lena sich auch nicht äußern kann ist das alles schwer zu beurteilen.

Die Ärzte haben Anna gesagt, dass sie es alleine entscheiden muss, aber die Ärzte durchaus verstehen, wenn sie es nicht machen will, weil der Zustand in dem Lena ist sich dadurch nicht verändert. Sie wird ihr Leben lang ein Schwerstpflegefall bleiben und wie lange das Leben sein wird kann keiner sagen. Auch, wenn die Niere wieder funktioniert.

Lena hat außerdem noch einen künstlichen Darmausgang und wird auch künstlich ernährt und teilweise muss sie auch beatmet werden. Für Anna ist es kein Leben sondern ein hinvegetieren. Deshalb tut sie sich ja auch so schwer mit der Entscheidung.

Sollte sie nun die Niere spenden, dann kann es sogar sein, dass Lena nicht mal die Operation übersteht und die Niere wieder bei Anna einpflanzen geht dann auch nicht. Sie muss ich aber schnell entscheiden. Die Ärzte meinen, dass es in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden muss.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Für mich war im letzten Jahr das Thema Lebendspende sehr aktuell. Dabei ging es aber um einen Teil meiner Leber. Diese Operation ist allerdings für mich als Spender so risikoreich, das es gar nicht erst zum Test kam, ob ich kompatibel bin. Mein Vater hat es abgelehnt. Eben mit dem Hintergrund, das ich auch zwei Kinder habe.

Ich finde es daher unverantwortlich, das Anna jetzt die Schuld gegeben wird. Klar hat sie das Fahrrad gekauft. Aber wer sagt, das Lena nicht auch zu Fuß in den LKW gerannt wäre? Das kann keiner wirklich beurteilen und da jetzt Schuldgefühle einreden ist in meinen Augen das Letzte was man tun sollte.

Lena selbst kann leider nicht entscheiden, da sie geistig dazu nicht in der Lage ist. Aber mal ehrlich. Das Leben einer Schwerstbehinderten retten und dabei sein eigenes riskieren und um schlimmsten Fall zwei Kinder ohne Mutter aufwachsen lassen? Die Entscheidung sollte da schon zugunsten der eigenen Kinder fallen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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