Mein Vater hat Lungenkrebs und verweigert Behandlungen

vom 30.01.2009, 16:58 Uhr

Hallo, vor ein paar Monaten, habe ich von meinem Vater erfahren das er Lungenkrebs hat. Das hat mich natürlich total schockiert, weil erst vor einem Jahr meine Mutter an Magenkrebs erkrankte, ihn aber besiegen konnte. Man sieht also es lohnt sich zu kämpfen und sich behandeln zu lassen.

Meinen Vater stört es kein bisschen, er raucht wie ein Schlot seine zwei dämlichen Cigarillos Schachteln pro Tag. Er erzählte es mir auch so ganz nebenbei beim Einkaufen. Als ich ihn fragte was er jeztz machen möchte, antwortete er ganz selbstverständlich das er nichts machen wird. Ihm geht es gut und dann will er es auch so lange verdrängen bis es nicht mehr ginge und spätestens dann ist es sowieso bald vorbei.

Das ärgert mich so tierisch! Denn sein Arzt rief mich schon an und bat mich mit meinem Vater darüber zu sprechen, ihn davon zu überzeugen sich behandeln zu lassen, das der Krebs noch im anfangs Stadium ist und ein Erfolg den Krebs zu besiegen sehr hoch ist.

Doch das prallt alles an ihm ab und ich bin ziemlich enttäuscht. Jedoch habe ich kein Mitleid mehr für ihn und drücke ihm immer wieder mal nen blöden Spruch rein, wenn er sich beklagt, wie schlecht es ihm ginge, wenn er mal nen Schnupfen hat oder eben Kleinigkeiten. Ich sag ihm dann immer das dies ein Scheißdreck gegen seinen Lungenkrebs sei, den er ja so schön ignorieren will.

Wie soll ich mich verhalten? Ich akzeptiere es das er sich nicht quälen will, aber davon ist er noch weit entfernt und kann es schaffen.

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo ZappHamZ!

Dein Vater ist ein erwachsener Mensch und muss selber wissen, inwieweit er einer Therapie oder vielleicht sogar Operation zustimmt. Ich glaube, dass ich genaus handeln würde wie dein Vater. Denn KLungenkrebs ist eine Krebsart, die meist tödlich ausgeht, wenn sie nicht im ganz geringen Anfangstadium entdeckt wurde.

Dass der Hausarzt dich angerufen hat ist nicht ok. Denn er hat auch gegenüber dem Sohn Schweigepflicht. Auch wenn du den Arzt kennst. Es sei denn, dass dein Vater den ausdrücklichen Wunsch hatte, dass du es erfährst. Aber das denke ich eher weniger, weil der Arzt dich ja überreden will, dass du deinem Vater die Bahandlung einredest. Wenn mein Hausarzt das machen würde und meine Tochter anrufen würde, würde ich sehr sauer sein.

Ich bin ehrlich, ich würde deinen Vater das tun lassen, was er will. Wenn er sein Leben jetzt noch in vollen Zügen geniessen will , ohne Abstriche, ohne Chemotherapie, dann lasse ihn. Keiner kann einen zwingen. Deswegen gibt es ja heute auch schon die Patientenverfügungen im Ernstfall. Auch da sollte keiner den Wunsch des Patienten umgehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


@ Diamante
Genau das ist es ja, der Krebs ist bisher noch minimal und deswegen kann auch der Arzt nicht verstehen, das mein Vater sich nicht behandeln lassen möchte. Übrigens hat mein Vater schon vor einiger Zeit eine Patienten Verfügung für mich erstellt. Denn er möchte das ich über alles informiert werde, da ich einen sehr guten Draht zu meinem Papa habe und er mir auch sehr vertraut.

Wenn ich Krebshätte der schon weit fortgeschritten ist, würde ich auch auf Behandlungen verzichten und mein Leben so lange genießen wie es mir noch gut geht.

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo!

Das ist natürlich eine schwierige Sache, denn du kannst deinen Vater ja nicht zwingen irgendwas zu machen. Habt ihr denn schon versucht, euch alle mit deinem Vater zusammen zu setzten und mit ihm darüber zu reden?

Vielleicht hilft es auch was, wenn du ihm sagst, dass er sehr gute Heilungschancen hat und das du nicht so verlieren willst und noch ein paar Jahre etwas von ihm haben möchtest. Dass er es dann eben für dich und deine Mutter machen lassen soll, wenn er es schon nicht für sich tut. Ich meine, dass er ja auch an euch Beide denken muss. Denn euch lässt er dann schließlich zurück.

Wenn die Ärzte schon sagen, dass er gute Chancen auf Heilung hat, dann würde ich es auf jeden Fall versuchen. Es lohnt sich doch immer zu kämpfen und wenn er vielleicht keine Jahre dazu bekommt, sondern nur ein paar Monate, lohnt es sich doch alle Male. Ich kann deinen Vater auch überhaupt nicht verstehen. Aber jeder Mensch reagiert bei solch einer Diagnose wohl anders.

Ich wünsche dir und deiner Familie auf jeden Fall viel Kraft, dass alles durchzustehen. Und ich drücke euch die Daumen, dass ihr deinen Vater noch überzeugt bekommt, dass er sich behandeln lässt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ganz ehrlich, wenn er nicht mal genug Einsicht hat, das Rauchen sein zu lassen, dann wird es auch herzlich weing bingen, ihn zu behandeln. Wie du schreibst ging es ihm schon länger schlecht, wenn er eine Erkältung hatte, deshalb schließe ich mal darauf, dass er bereits vom jahrelangen Rauchen eine COPD (Raucherlunge) hat. Ich habe weisgott schon genug Patienten gesehen, die künstliche beatmet werden mussten, weil sie auch COPD hatten und fast erstickt wären, weil ein kleiner Infekt ihr angekratzte Lunge so geschwächt hat. Trotzdem haben 90% der Patienten danach weiter geraucht und daran sieht man schon, was für eine krasse Sucht die Nikotinsucht ist.

Wenn man dann jetzt alles dran setzen würde, ihn zu behandeln, wäre es auf jeden Fall notwendig, dass er das Rauchen aufgibt, sonst kann man ja auch ein Feuer versichen mit Benzin zu löschen. Du kannst natürlich noch mal im Guten mit ihm reden, vielleicht auch ein wenig egoistisch sein und sagen, dass es dir darum geht, noch lange was von deinem Papa zu haben, vielleicht bringt ihn das zur Einsicht. Ansonsten muss er eben immer noch selbst wissen, wie er weiterleben möchte und da kann ihn nun mal niemand zu zwingen. Und für den vorzeitigen qualvollen Tod hat er sich eigentlich schon damals am Tag seiner ersten Zigarette entschieden, da muss man nun eigentlich auch nicht überrascht sein, wenn dann endlich nach jahrelangem Nikotinabusus die handfeste Diagnose da ist.

Ich wünsche euch beiden trotzdem alles gute und vielleicht zeigt er ja noch Einsicht und lässt sich behandeln, wenn nicht, akzeptiere seinen letzten Wunsch!

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo ZappHamZ, hast Du Deinen Vater schon mal gefragt, warum er sich nicht behandeln lassen möchte? Es geht mir dabei weniger um Verständnis von Deiner Seite. Wenn Du die Argumente Deines Vaters kennst, kannst Du sie vielleicht entkräften. Allerdings kann es durchaus sein, dass Dein Vater tausende Argumente findet, weil er eben nicht will. Es kann aber auch sein, dass er Argumente vorbringt, die sich einfach nicht entkräften lassen; vielleicht verstehst Du ihn dann einfach besser.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo ZappHamZ,

ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen, mein eigener Vater ist an Lungenkrebs gestorben. Allerdings ist es das Leben deines Vaters, und du wirst seine Entscheidung wohl oder übel akzeptieren müssen. Wenn er sich nicht behandeln lassen möchte, ist das allein seine Entscheidung. Eine Krebsbehandlung ist kein Pappenstiel und auch nicht immer erfolgreich. Vielleicht möchte er einfach das Leben, wie er es bisher kannte einfach so weiterleben, so lange es eben geht, ohne diese ganzen Behandlungen über sich ergehen zu lassen.

Das Rauchen nicht gerade förderlich ist, ist klar, darüber braucht man hier nicht zu diskutieren. Ich kann dir aber sagen, dass mein Vater Nichtraucher gewesen ist, das hat ihm aber auch nicht weitergeholfen.

Ich kann dir nur raten, seine Entscheidung hinzunehmen und eben einfach für ihn dazusein, wenn er dich braucht. So traurig wie das für dich und die Familie ist, nehmt es so hin.

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» Zwieback » Beiträge: 722 » Talkpoints: 20,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallöchen,

Mein Papa ist auch so einer, der der Meinung ist, er will sein Leben ohne jegliche Einschränkungen leben. Und das kann man nicht,wenn man so eine Diagnose erhält, weil man dann natürlich in vielem eingeschränkt ist.

Aber ich finde es falsch ihn auch aufzugeben. Vielleicht solltest du ihm klar machen,dass wenn er es nicht für sich macht, wenigstens für euch machen kann. Unser Vater hat das eingesehen und zügelt sich seitdem doch etwas. Leider sagt auch wichtige Arzttermine aus Angst auch gerne mal ab -.- aber dann gibts halt nen neuen Termin.

Dreh den Spieß rum, ärgere dich nicht über ihn,sondern unterstütze ihn, und rede ihm gut zu. Red dir halt den Mund fusslig, was solls. Meistens haben gerade diese Menschen Angst vor dem Tod und den Schwachpunkt sollte man ausnutzen.

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo ZappHamZ. Ist hart das zu schreiben, aber ich denke Diamante hat da ein paar wahre Worte geschrieben. Dein Vater hat den Krebs bei deiner Mutter mitvervolgen können. Mag gut sein, dass er sich nicht stark genug fühlt diese Prozedur zu überstehen und möchte sich dem nicht stellen. Es gibt viele Menschen, die sich lieber selbst betrügen als zu kämpfen. Letztendlich muss man diese Entscheidung akzeptieren. Allerdings denke ich, dass man als Familie das Recht hat sich mit der betroffenen Person zu besprechen. Manchmal ist die betroffene Person in einer Situation, die einen vernünftigen Entscheid nicht mehr zulässt. Da könnte eine neutrale Drittperson vielleicht weiterhelfen. Wie sieht es bei deinem Vater aus. Ist er gläubig? Dann könnte vielleicht ein Gespräch mit dem Pfarrer weiterhelfen. Allenfalls ein Beratungsgespräch bei einem Psychiater?

Gut wäre es, wenn du deinen Vater in seiner Entscheidung voll unterstützen könntest. Egal was dies für ihn bedeuten würde. Allerdings darfst du dir das Recht herausnehmen eine solche Beratung bei deine Vater zu wünschen. Sprich mit ihm. Du wirst den Entscheid letztendlich mittragen, aber dafür wird er sich ein paar Mal mit einer solchen Person seines Wunsches treffen und über das Thema Sterben vs Behandlung unterhalten. Wenn er dies gemacht hat, dann hat er wenigstens eine Grundlage für seinen Entscheid. Den wirst du dann mittragen. Egal welcher Weg es sein wird.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine Mutter ist 2007 nach einem fast 1,5 jährigem Kampf an Lungenkrebs verstorben. 2005 wurde Lungenkrebs mit Metastasen im Kopf diagnostiziert. Sie wurde dann an sich auch gleich behandelt. Sprich Strahlentherapie und dann die Chemotherapie.

Hätte ich damals entscheiden müssen, ich hätte ihr das gar nicht mehr angetan. Mag nun hart klingen, aber so denke ich auch heute noch darüber. Denn es war wirklich ein Kampf. Und im Endeffekt ein sinnloser Kampf. Sie hat mit allem was ging am Leben geklammert. Man sagte ihr schon zu Beginn, das es keine Heilung geben wird, man ihr nur das Leben erleichtern kann. Das hat sie aber gar nicht realisiert. Als sie Anfang 2007 gefragt wurde, ob sie das gewusst hat, hat sie es abgestritten. Und ihr Leben war nicht leichter. Einfacher wäre es gewesen, sie eben gegen die Schmerzen und Symptome zu behandeln. Sprich Schmerzmittel und anderes und sie hätte in Ruhe gehen können. So hat sie am Ende nur noch im Bett gelegen, weil sie kraftlos wie sie war, hingefallen ist und sich den Oberschenkel gebrochen hatte.

Meine Mutter war bis zum Schluss Raucherin. Die Ärzte und Schwestern sagten dazu, das man ihr das nicht auch noch nehmen soll, denn es würde nichts ändern.

Wenn ich nun die Diagnose Krebs bekommen würde, wüsste ich nicht wirklich wie ich handeln würde. Aber ich glaube, ich würde den Kampf nicht bestreiten wollen. Und ich würde vorallem die Entscheidung gerne selber treffen wollen. Ich denke das sollte auch dein Vater tun.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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