Verbot von Lauflernhilfen für Kleinkinder gefordert

vom 28.01.2009, 16:34 Uhr

Kaum hat die EU eine neue Sicherheitsnorm für Lauflernhilfen (also Plastikgestelle mit Rädern, in die man Kleinkinder setzt, damit diese sich im Sitzen nur mit Hilfe der Füße fortbewegen können) verabschiedet, regt sich erster Widerstand. Der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, sagte, dass diese neuen Normen nicht ausreichten. Daher fordern Mediziner sogar ein Verbot dieses Produktes.

Zwar müssen die neuen Geräte stabiler und kippsicherer sein, so können Stürze vermieden werden. Trotzdem schützen auch diese Normen nicht vor den Gefahren Treppenstürze und Verbrühungen. Gerade letztere Unfälle kommen recht häufig vor und können auch durch die neue Norm nicht verhindert werden.

Zu diesen Lauflernhilfen gibt es verschiedene Studien. Eine Studie aus Großbritannien hat ergeben, dass kein anderes Produkt für Kleinkinder mehr Unfälle als die Lauflernhilfen. Eine portugiesische Studie ergab, dass die Hälfte aller ernsten Unfälle mit Lauflernhilfen Treppenstürze sind. Sechs von zehn Kinder verletzen sich dabei schwer am Kopf.

Kein Wunder also, dass Mediziner diese Lauflernhilfen am liebsten verboten sähen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dass diese Lauflernhilfen für Unfälle verantwortlich sein sollen habe ich auch schon gelesen. Allerdings trifft da sicher auch die Eltern eine Teilschuld. Viele bilden sich gerne ein, dass ihr Kind ja nun in diesem Ding sitzt, darin sicher ist und sie selbst nun nicht mehr so genau achtgeben müssen. Mit Kindern passieren immer mal Unfälle und auch vorbildichen Müttern kann es passieren, dass Junior die Treppe runter stürzt, sich verbrüht oder sonst wie verletzt. Solche Dinge passieren mit und ohne Lauflernhilfen., wenn man mal 5 Sekunden wegsieht und Pech hat.

Auch wenn es sich so anhören mag, ich will die betroffenen Eltern keineswegs als Rabeneltern über einen Kamm scheren. Ich weiss selber wie schnell sowas gehen kann. Es aber nur auf die Lauflernhilfe zu schieben, ist aber meiner Meinung nach zu leicht gemacht. Offene Türen und anderweitig beschäftigte Eltern haben sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen. Und Kinder die ohne die Dinger laufen lernen ziehen auch an Tischtüchern oder fallen die Treppe hinunter. Von daher glaube ich kaum, dass ein Verbot dieser Geräte wirklich die Zahl der Unfälle reduziert. Aufmerksamere Eltern bringen da vermutlich mehr.

Allerdings bin ich von den Dingern auch nicht gerade begeistert. Ich weiss auch echt nicht, wozu man so etwas braucht. Als wir klein waren, gab es solche Teile nicht und wir und all die Generationen vor uns haben problemlos laufen gelernt. Wir sind eben gekrochen und haben uns hochgezogen. Ob es länger gedauert hat, als mit Hilfsmittel kann ich natürlich nicht sagen, weil ich mich noch nie mit Studien dazu beschäftigt habe. Aber selbst wenn spielt das ja wohl kaum eine große Rolle. Jeder lernt und entwickelt sich in seinem Tempo, daran kann ich nichts schlimmes finden. Meinem persönlichem Empfinden nach sind die Dinger eher kontraproduktiv, weil sie Hilfestellung geben wo keine notwendig ist und somit die Entwicklung eher bremsen. Und wenn man doch welche braucht ist Mamas oder Papas stützende Hand sicher vertrauensfördender als ein Plastikgestell mit Rädern.

Ich fände ein Verbot also eher vom entwicklungstechnischen Standpunkt aus sinnvoll und würde ein solches sehr begrüßen. Dass das sicherheitstechnische Vorteile bringt, bezweifle ich aber, wie erwähnt.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo!

Meine Kinder hatten beide so eine Lauflernhilfe. Damals nannte man es "Gehfrei". Beide Kinder hatten nie einen Unfall durch diese Lauflernhilfe. Sie haben die Teile geliebt. Ich denke, wenn ein Kind mit dieser Lauflernhilfe die Treppe runterfällt, dann wäre es auch runtergefallen, wenn es ohne Lauflernhilfe rumgekrabbelt wäre. Denn man sollte immer ein Treppengitter an die Treppe machen, wenn kleine Kinder sich dort bewegen, wo eine Treppe ist. Auch das Verbrühen mit der Lauflernhilfe sehe ich nicht so. Der Herd sollte auch ohne Lauflernhilfe abgesichert sein. Und ohne dieses Gestell kommt ein Kind, was sich am Herd hochzieht noch eher an die Topfe ran.

Diese Lauflernhilfe gibt es schon seit einigen Generationen und dass es jetzt verboten gehört finde ich einfach Quatsch. Die Eltern sollten auf iohre Kinder aufpassen. Dann kann man auch Unfälle vermeiden. Wenn sie diese Lauflernhilfe allerdings als "Babysitter " sehen , haben die Eltern da was falsch verstanden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo,

wir haben auch ein gebrauchtes Gehfrei von unserer Nachbarin geschenkt bekommen, aber gar nicht benutzt. Es stand die ganze Zeit im Keller und dort steht es heute noch, wahrscheinlich total eingestaubt.

Ich denke die Unfallgefahr ist schon gerechtfertigt. Ich hab es oft bei Freundinnen gesehen, dass sie die Kinder oftmals schon mit 6 -8 Monaten schon in das Gehfrei gesetzt haben und daher kann schon eine Menge passieren. Nicht nur wegen der Unfallgefahr sondern natürlich auch wegen der Bein-und Fußstellung. Viele Orthopäden waren auch davor. Die Stellung der Kinder ist einfach nicht gut und viele denken heute noch, dass die Kinder durch so ein Gehfrei schneller laufen lernen, was natürlich Unsinn ist. Viele wissen es eben nicht und haben es nur so gesehen, dass man so ein Teil eben kauft und das Kind reinsetzt.

Aber ob nun mit oder ohne Lauflernhilfe sollte man die Kinder immer in den Augen haben und schauen dass nichts passiert. Ich hatte übrigens auch mal einen Artikel darüber in Talkteria gepostet, wer die Gefahren mal nachlesen möchte, kann es ja hier tun: http://www.talkteria.de/forum/topic-19493.html

Gruß Princess84

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» Princess84 » Beiträge: 1034 » Talkpoints: 17,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In der neuen Norm ist auch auf den Geräten hinzuweisen, welche Gefahren davon ausgehen, wenn die Kleinkinder unbeobachtet damit unterwegs sind.

Neben orthopädischen Problemen ist auch so, dass die Kinder mit diesen Dingern viel eher andere Dinge erreichen können und auch viel höhere Geschwindigkeiten erreichen. Das können sie aber gar nicht koordinieren. Und wenn dann das Tischtuch nur mit einer Lauflernhilfe erreichbar ist dann ist das eben eine Gefahr, die ohne nicht erreichbar gewesen wäre. Das hat mit Herd und Küche eher weniger zu tun. Und mit höheren Geschwindigkeiten ist eine Treppe eher erreicht als im Krabbeln.

Sicher sind die Aufsichtspersonen auch immer Schuld, aber wenn diese der Meinung sind, dass solche Produkte doch toll seien und sich die Mär ewig hält, dann ist ein Verbot wohl doch sinnvoll.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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