Aufklärung schuld am frühen Sex bei Jugendlichen?

vom 31.10.2008, 09:36 Uhr

Ehe es in diesem Thread hier Pubertierenden Jugendlichen schon Kondome geben? Offtopic geht, habe ich jetzt mal das Thema mit einem neuen Thread aufgegriffen. Klar ist, dass die Jugend immer frühreifer wird und auch mit dem ersten Sex immer früher anfängt. Was kann man als Eltern "dagegen machen"? Wie kann man den Kindern die Sexualität vermitteln, damit sie erst später ihr erstes Mal haben?

Wenn heutzutage ein Mädchen mit 18 noch Jungfrau ist, ist das doch schon eine Rarität. Zu meiner zeit war es noch häufiger, dass man später mit dem Sex begann und es war auch nicht unnormal, wenn man mit 18-19 noch Jungfrau war. Meine Mutter hat mich gar nicht groß aufgeklärt. Sie hat mir nichts über Folgen usw. erklärt . Und früher war die Aufklärung auch gar nicht so weit verbreitet wie heute.

Liegt es vielleicht sogar an der besseren Aufklärung, dass die Jugendlichen so früh beginnen? Ich habe spät angefangen . Aber vielleicht habe ich spät angefangen, weil ich einfach keine Ahnung hatte, was auf mich zukommt und eben weil ich es nciht erklärt bekam Angst hatte und deswegen nicht früher angefangen habe? So habe ich eigentlich noch nie drüber nachgedacht und ich habe mit der Aufklärungsarbeit bei meinen Kindern früh begonnen. Habe ich es damit gefördert, dass sie ihre Sexualität vielleicht auch früher ausgelebt haben und früher begonnen haben mit dem Sex?

Zu meiner Zeit war es undenkbar, dass ein 13 jähriges Mädchen schwanger war oder das erste Mal mit 12 hatte . Zu meiner Zeit wurde aber auch noch nicht so viel aufgeklärt. Alles was ich wusste, wusste ich aus Bravo und Co und ein Teil aus der Schule und von Freundinnen. Aber eine Aufklärung aus dem Elternhaus fand nicht statt. Und das war bei vielen Jugendlichen und Kindern so. Sex war ein Tabuthema in vielen Familien. Aber ich kenne keine von früher, die im Kindesalter, wie heute, schon schwanger geworden .

Was meint ihr? Ist die "zu gute" Aufklärung schuld daran, dass die Jugend immer frühreifer wird und immer früher ihr erstes Mal erlebt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es gibt zwar ein paar "Ausreisser" von Jugendlichen die sehr früh anfangen, aber insgesamt ist das Alter von Jugendlichen bim "ersten Mal" wieder angestiegen. Also von "immer viel früher" kann nicht die rede sein. Damals war das ganze Thema viel stärker tabuisiert als heute, daher ist wohl anzunehmen, dass damals die Dunkelziffer auch ein gutes Stück höher war, als es jetzt ist. Auch der freizügigere Umgang mit Themen der Verhütung oder Abtreibung geben ihren Teil dazu, dass die Jugendlichen nicht noch mit 20 unerfahren sind.

Ein Problem ist denke ich nur die, ich nenne sie mal so, "Holzhammeraufklärung", überspitzt ausgedrückt, die Kinder werden per Pornografie aufgeklärt, wie das ganze "technisch" funktioniert. Und damit können sie dann loslegen, ohne über die nötige geistige Reife zu verfügen.

Vielleicht ein doofer Vergleich, aber das macht es ganz anschaulich, was ich meine. Man kann jedem ganz schnell beibringen, wie man eine Kettensäge anwirft und damit Holz zersägt. Um aber wirklich mit einer Kettensäge umgehen zu dürfen, muss man noch einiges mehr wissen, wie Unfallverhütungsvorschriften, wie man das Gerät wartet und so weiter.

In meinen Augen wird den Kindern eben immer mehr nur beigebracht, wie Sex funktioniert und immer weniger, welche Risiken und Verantwortungen damit verbunden sind. Flatratesaufparties und ähnliches tun dann ihr übriges dazu, dass es immer mal wieder Einzelfälle gibt, wo zum Beispiel eine 12 jährige schwanger wird, was dann Medienwirksam ausgeschlachtet werden kann.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das ist ja die klassische These der Amerikanischen Aufklärungsgegner und dass das absoluter Blödsinn ist zeigt ja die hohe Zahl der Teenager, die dank Nicht-Aufklärung schwanger werden.

Aufklärung ist doch immer etwas sehr rationales und sehr technisches. Egal wie gut man das erklärt, wirklich beschreiben kann man solche Sachen wie Liebe, Gefühle, sexuelle Anziehungskraft und so weiter doch nie. Aber man kann mit einer guten Aufklärung dem Kind sicherlich vermitteln, dass man sich verantwortungsvoll verhalten sollte und erst dann Sex haben sollte wenn man dazu bereit ist - und nicht denkt man müsste mit dem nächstbesten in die Kiste springen nur weil die Klassenkameraden behaupten, dass sie schon Sex hatten.

Und wenn man sich mal anschaut was für eine Art Kids in diversen Sendungen behauptet schon mit 13 regelmässig Sex zu haben - das sind mit Sicherheit nicht die Kinder mit denen sich die Eltern zu einem Aufklärungsgespräch hingesetzt haben. Die wurden wohl eher durch Papas Porno Sammlung und ältere Freunde auf der Strasse "aufgeklärt".

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ob in den Fällen wirklich eine gute Aufklärung stattfand, wo das Kind mit 12 oder 13 Jahren schon schwanger wird? Nun, das bezweifle ich sehr stark. Wenn dies mein Kind wäre, hätte ich eher das Gefühl, dass ich als Mutter versagt hätte.

Man sollte sich zwar bei so jungen Kindern sanft an dieses Thema heran wagen, jedoch muss man den Kindern stets vor Augen führen, was es bedeutet, wenn man ungeschützten Geschlechtsverkehr hat und was daraus die Folgen sein können. Ich persönlich würde meiner Tochter oder meinem Sohn einen solchen Fall vorspielen, wo eben ein besagtes Kind in ähnlichem Alter schwanger geworden ist.

Wenn man mal genau hinsieht und hinter die Kulissen blickt, entdeckt man oft, aus welchen sozialen Schichten so frühe Schwangerschaften herkommen. Oft sind es hier ja die armen bzw. sozialschwachen Schichten. Ich möchte zwar keinen Fall verallgemeinern oder alle über einen Kamm scheren, aber viele Eltern sind oft überfordert und kommen dann an ihre Kinder nicht mehr heran, um mit ihnen ein sinnvolles Gespräch oder mehrere über ungeschützten Geschlechtsverkehr zu führen.

In unserer Gesellschaft sollte man dieses Thema in der Schule viel intensiver aufgreifen und im Unterricht zur Sprache bringen. Wenn ich da an meine Schulzeit zurückdenke, gab es da eine Stunde im Biologieunterricht so ca. 8. oder 9. Klasse, wo man uns erzählt hat, wie ein Baby entsteht. An mehr kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Es fiel kein Wort über AIDS oder andere Geschlechtskrankheiten und auch über Kondome wurde nichts erwähnt. Sicher wäre dort unter anderem auch ein guter Ansatzpunkt, damit die Kinder besser auf das Leben vorbereitet werden können, wenn die Eltern nicht an ihre Kinder herankommen.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin auch davon überzeugt, dass die Aufklärung an und für sich nicht schuld ist, an immer früherem Sex. Wobei sich dieser Trend in der Tat wieder umkehrt - immer mehr Kinder und Jugendliche haben eben nicht schon im frühesten Teenie-Alter Sex, sondern warten ein wenig.

Auch ich wurde sehr früh aufgeklärt, mit 7 oder 8 Jahren, habe aber mit 13 wirklich noch nicht an Sex gedacht und mir mit dem ersten Mal genug Zeit gelassen.

Wie Taline im Thread "Aufklärung" dreht sich nur um Verhütung schon schrieb, ist wohl eher die Art und Weise wie aufgeklärt wird das Problem. Es geht eher um Technik und da AIDS wieder auf dem Vormarsch ist, auch um Verhütung. Die emotionale Seite, die wirklich schwer zu erklären ist, kommt dabei oft zu kurz.

Aber die Aufklärung würde ich trotzdem nicht als Ursache dafür sehen, dass einige Kinder immer früher Sex haben. Und diese Ursachen sind mit Sicherheit sehr vielschichtig und nicht so einfach zu durchschauen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Nein, ich denke nicht, dass die Aufklärung Schuld am frühen Sex der Jugendlichen ist. Es ist einfach so, dass in der heutigen Zeit das Thema Sex offener behandelt und besprochen wird, als vor 40 Jahren. Damals war Sex noch ein Tabu Thema - heute ist es das nicht mehr. Damals wurde dieses Thema so diskret behandelt, dass Jugendliche, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, auch bis zu einem gewissen Alter gar nicht an so etwas gedacht haben. Heute wird ja das Thema Sex auch von den Eltern anders aufgefasts als damals und generell sind die Menschen in dieser Hinsicht einfach viel lockerer geworden. Das hat mit der frühen Aufklärung nichts zu tun.

Die frühe Aufklärung ist höchstens eine Folge davon, dass das Thema Sex nicht mehr zu den Tabuthemen gehört, denn wenn das Thema so offen behandelt wird, erfahren die Jugendlichen auch schneller darüber, als damals. Unter anderem dient das Internet und diverse Portale auch als Grund, weshalb sich dieses Thema unter Jugendlichen schneller ausbreitet, als vor 40 Jahren. Und weil die meisten Jugendlichen schon mit 13 aufgeklärt sind durch das, was sie eben so gehört oder (im Internet, Zeitschrift) gesehen haben, müssen die Eltern die Kinder eben auch früher aufklären, so dass es nicht aus Unwissenheit zu einer Schwangerschaft oder zu Geschlechtskrankheiten kommt.

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» Chiquitalina » Beiträge: 2311 » Talkpoints: -3,62 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Nein, ich glaube nicht, dass die Aufklärung Schuld daran ist. Auch hier gilt: man sollte sich mal umschauen, wo die Jugendlichen so früh anfangen und da wird man schnell feststellen, dass es dort an Aufklärung fehlt. Die Kinder da werden nicht etwa beiseite genommen und über alles informiert, die machen es einfach. Und in solchen Kreisen ist es tatsächlich cool, so früh wie möglich die ersten Erfahrungen zu sammeln. Da gilt nicht ein Mädchen als "Schlampe", wenn sie mit 14 schon zig Männer oder Jungs hatte, sondern als erfahren. Und das ist der Knackpunkt.

Und ich finde es ehrlich gesagt immer noch unmöglich, wenn ein Kind mit 13 Jahren schwanger wird. Da kann man doch nur mit dem Kopf schütteln. Das hat mit heute und damals eher weniger was zu tun, denn die wenigsten Mütter, die so sehr früh schwanger geworden sind, werden dann auch was anständiges und machen was aus ihrem Leben. Und nun wieder zum Anfang meines Beitrags: wo tendenziell werden die Kinder so früh schwanger ;) ? Genau da, wo es an eben dieser Aufklärung mangelt.

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Auch ich glaube nicht, daß die frühe Aufklärung schuld an dem zeitigen Sex der Jugendlichen ist. Ich finde eher, daß das eine Notwendigkeit ist, daß nicht eine Schwangerschaft passiert. Sobald der Jugendliche mit Fragen auf einen zukommt, sollte man seine Fragen beantworten. Und das kann halt auch in einem sehr frühen Alter sein.

Wichtig finde ich auch noch, den Kindern zu vermitteln, daß sie sich keinen Druck machen sollten, früh mit einem Jungen ins Bett zu steigen, wenn sie das noch nicht wollen. Außerdem soll das 1. Mal ja was ganz Besonderes sein. Deshalb sollten sie relativ sicher sein, daß der Freund gut zu ihnen passt. Schön wäre es auch, wenn sie schon etwas länger zusammen wären.

Ich würde mich jedenfalls darüber freuen, wenn meine Tochter mich fragen würde, ob ich mit ihr zum Frauenarzt gehen kann, um nach der Pille zu fragen, oder der Sohn sich nach einem Kondom erkundigt. Ich würde ihm das nicht verwehren. Es zeigt großes Vertrauen zu uns Eltern und Verantwortung ihnen selber und dem Partner gegenüber.

» lorelei911 » Beiträge: 237 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke nicht, dass die "zu gute Aufklärung" schuld an den heut zu tage normalen, frühen sexuellen Erfahrungen von Jugendlichen ist. Ich denke Aufklärung kann gar nicht gut genug sein und finde sie auch heute noch viel zu spärlich und zu spät. Wir haben in der Schule die Anatomie der primären und sekundären Geschlechtsteile besprochen und den Vorgang der Schwangerschaft/Geburt, doch in wie weit hilft das einem Jugendlichen sich auf sein eigenes Sexualleben vorzubereiten? Ich wäre für einen extra Aufklärungskurs an Schulen, der von ausgebildeten Beauftragten gehalten wird.

Ich bin 16 Jahre alt und wäre wahrscheinlich auch ohne Aufklärung sexuell aktiv. Man hat doch nicht mehr oder weniger das Bedürfnis Geschlechtsverkehr zu betreiben nur weil man genau bescheid weiß was es ist und was dabei passiert. Ich finde es wichtig, dass sich Eltern nicht vor dem Thema Aufklärung drücken und offen in der Beziehung mit ihren Kindern sind.

Vor allem frage ich mich was schlimm dran ist etwas früher schon eigene sexuelle Erfahrungen zu machen. Man kann die Risiken nicht abschätzen? Ich weiß nicht, ob es nur hier so ist, aber ich denke man ist auch mit 16 Jahren und früher klug genug zu wissen, dass Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft keine Folgen sind, die man sich wünschen sollte.

Ich kenne hier im Umkreis nur zwei Mädels, die mit 16 beziehungsweise 17 Jahren schwanger wurden und diese Kinder bekommen haben. Von Schwangeren, die abgetrieben haben habe ich hier noch nichts gehört. Ganz anders ist es da in meinem anderen Freundeskreis in Norddeutschland. Da ist schon fast jedes vierte Mädel mit 15 - 17 schwanger.

An was das liegt, weiß ich nicht, aber es würde mich interessieren. Vielleicht die Schule? Ich bin Gymnasiast und habe in meinem Freundeskreis hier zu Hause zu 80% Freunde die auf Gymnasien sind, doch dort ist es anders. Ich kenne von dort nur einen Gymnasiasten und die anderen sind alle Hauptschule, vereinzelt auch Realschule. Ich bin nicht der Ansicht, dass ich klüger bin als Schüler dieser Schulen, nur um das klar zu stellen, doch könnte die Aufklärung an diesen Schulen noch kürzer oder zu kryptisch sein um bei den Schülern anzukommen.

Zusammenfassend will ich also sagen, dass Aufklärung noch weiter ausgebaut werden sollte und darüber spezialisierter gesprochen werden sollte. Ich denke Lehrer sind die richtigen um Anatomisches zu erlernen, doch wäre ich für ein Aufklärungsprogramm, dass von jungen Leuten, die unsre Gruppe eher auf einer "intimeren" Ebene ansprechen könnten, gehalten wird.

» Raphael22 » Beiträge: 168 » Talkpoints: 1,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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