Schuldenfalle - Der Drang dazuzugehören?

vom 20.09.2008, 06:09 Uhr

Immer wieder sieht man Berichte über junge Menschen, die sich stark verschulden. Die Schuld wird meistens dem Bestreben gegeben, irgendwo dazu zu gehören. Denn dazu braucht man das richtige Outfit, das richtige Handy und natürlich auch ein passendes Auto. Später überwiegen dann die Wünsche nach einem Eigenheim.

Doch der eine oder andere kann sich das einfach nicht leisten. Trotzdem suggerieren sowohl Aktionen in Geschäften, als auch Kreditgeber, dass jeder Wunsch in Erfüllung gehen kann. Der Antrag von Krediten wird immer einfacher und schneller, was noch mehr zur Aufnahme des einen oder anderen Kredites beiträgt. Findet ihr auch, dass die Gründe für die Überschuldung darin liegen?

» Ice-X » Beiträge: 161 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja und nein. Natürlich wird es den Konsumenten oftmals sehr leicht gemacht, einen Kredit aufzunehmen. Allerdings ist niemand gezwungen, diese ganzen Angebote auch in Anspruch zu nehmen. Nun könnte man so argumentieren, dass der von dir angesprochene Drang, dazuzugehören, die Leute, die für Schulden ohnehin anfälliger sind als andere, dazu bringt, sich für dieses "Dazugehören" auch verschulden. Da dieses Problem aber jeder selbst in der Hand hat, ist für mich ausschließlich der einzelne Mensch und seine Gier für die Schulden verantwortlich.

Ich habe auch schon ein paar Leute mit Schulden erlebt. Letztendlich waren es fast ausschließlich Konsumkredite, die die Leute dann in diese angebliche Schuldenfalle gebracht haben. Die wenigen, die "vernünftige" Kredite aufgenommen hatten, also wirklich durchdachte Kredite für Immobilien, jammerten anschließend nicht über ihre Schulden und konnten diese auch bezahlen. Das Gemecker kam immer von denen, die für jedes Kleinteil einen Kredit aufnehmen. Es werden immer neue Kredite aufgenommen, selbst kleinere Dinge wie Fernsehgeräte, Laptops, Kameras und ähnliches wurden auf Raten gekauft - und beim Ratenkauf macht man schließlich auch Schulden, auch wenn das kaum jemand von diesen Leuten wahrhaben will. Es ging nicht um große Dinge wie teure Autos oder Immobilien und es war auch nicht unbedingt der Drang, dazuzugehören ausschlaggebend für den Wunsch nach Verschuldung. Es war einfach ein Mix aus Konsumgeilheit, Ungeduld (mit dem Sparen haben es viele ja nicht so) und Gier.

Ich wehre mich auch immer ein bisschen gegen den Begriff Schuldenfalle. Es ist keine Falle, in die diese Leute dann tappen. Es gibt sicher einige, die selbst gar nicht überblicken können, was sie sich da alles aufhalsen. Dennoch sollte man von einem mündigen Bürger erwarten können, dass er vorher weiß, wie sich die neuen Schulden auf sein Leben auswirken werden. Schulden sind, gerade bei Krediten für Handys, Fernseher und anderen überflüssigen Schnickschnack, vermeidbar und werden ganz bewusst gemacht, weil der Schuldner den Hals einfach nicht voll kriegt.

Wenn Leute auf plumpe Werbeversprechen eingehen und wirklich glauben, dass sie als Geringverdiener locker ein Auto finanzieren können, ist diesen Leuten auch nicht mehr zu helfen. Das Problem liegt aber nicht in der Werbung der Kreditinstitute, sondern im unreflektierten Umgang der Leute mit diesen Angeboten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo,


Wenn Leute auf plumpe Werbeversprechen eingehen und wirklich glauben, dass sie als Geringverdiener locker ein Auto finanzieren können, ist diesen Leuten auch nicht mehr zu helfen. Das Problem liegt aber nicht in der Werbung der Kreditinstitute, sondern im unreflektierten Umgang der Leute mit diesen Angeboten.

Auch ich glaube immer noch an den mündigen Bürger und denke, dass sich besagter Bürger tendenziell seltener über seine Limits verschuldet. Nach meinen Erfahrungen im Umgang mit straffällig gewordenen Menschen habe ich aber doch feststellen müssen, dass eine erkleckliche Anzahl Menschen nicht wirklich mündig ist. Es scheint recht einfach zu sein, ohne ausreichendes Geld zu konsumieren. Hier kommt m.E. nicht jeder Kreditgeber seiner Verantwortung nach, mit den ihm anvertrauten Geldern sorgsam umzugehen.

Dazu kommen durchaus ans Kriminelle grenzende Verkaufsmechanismen, insbesondere im Internet. Das Kleingedruckte wird oftmals überlesen, falsch interpretiert o.ö. und schwuppdiwupp gibt's eine Rechnung über Leistungen, die niemand wirklich wollte. Insbesondere Geringverdiener geraten dann schnell ins nicht mehr auszugleichende Minus.

Also, klar, in der Mehrzahl der Fälle kann man dem Verschuldeten sicherlich eine Mitverantwortung an seiner Situation zuschreiben; viele Schuldenfälle würden aber durch ein anderes, faireres Verhalten der Kreditgeber / der Verkäufer vermeidbar sein.

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» Lametta2000 » Beiträge: 38 » Talkpoints: 17,31 »



Sicherlich ist das auch ein Aspekt, besonders bei jugendlichen Schuldnern. Ich denke aber auch dass dieses sofort und gleich alles haben müssen, wie uns von der Werbung ständig suggeriert wird, eine wesentliche Rolle spielt. Viele haben nie gelernt auf etwas zu sparen, kennen das auch von ihren Eltern nicht. Manchmal denke ich auch dass ganz einfach die Intelligenz fehlt um überhaupt überblicken zu können was so insgesamt an monatlichen Raten abgedrückt werden muss und wie lange sich 48 Monate hinziehen können.

In manchen Fällen habe ich sogar ein bisschen Verständnis dafür. Wer beispielsweise sich eine neue Wohnung einrichtet möchte es gerne genauso schön wie bei den Eltern haben und braucht 1000 kleine Dinge die alle Geld kosten. Ohne Kredit läuft da meistens nichts und nicht jeder möchte sich mit Möbeln vom Discounter einrichten was auch nicht immer sinnvoll ist. Schnell kommt man mit der Abzahlung ins schwimmen weil plötzlich Einnahmen wegfallen oder unvorhergesehene Ausgaben entstehen. Wert da zu knapp kalkuliert hat landet unweigerlich in der Schuldenfalle.

Auf die Fürsorgepflicht der Kreditinstitute oder der Einkaufsketten würde ich nicht unbedingt setzen, sie wollen dass du konsumierst und verweigern nur die Vertragsabschlüsse auf Pump wenn große Zweifel an der Bonität des Kunden bestehen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das wird in einigen Fällen sicher so sein, aber auch nicht immer. Es gibt gibt wohl auch sehr viele kaufsüchtige Menschen, die sich deswegen verschulden und da hat es eigentlich sehr wenige damit zu tun, dass man dazugehören will. Andere Menschen verschulden sich dadurch, dass sie viel Geld für Arztkosten ausgeben und wieder andere nehmen Kredite auf und können diese dann nicht abbezahle, weil sie ihren Job verloren haben oder unvorhergesehene Ausgaben anstehen. Es kann sehr viele Gründe dafür geben, dass man sich verschuldet.

Natürlich nehmen einige Menschen Kredite auf, um zu sein wie die anderen, wenn sie nicht genug Geld haben. Das dieses Verhalten absolut leichtsinnig und dumm ist, ist sicherlich jedem klar, aber trotzdem machen es einige so. Ich bin mir aber sicher, dass es sich dabei nur um einen sehr kleinen Anteil an Schuldnern handelt, darunter wahrscheinlich überwiegend jüngere Menschen. Zufällig habe ich gerade in meinem Bekanntenkreis ein passendes Beispiel, da sich eine Freundin von mir neulich an die 400 Euro von einer anderen geliehen hat, bloß um sich einen iPod kaufen zu können. Das ist natürlich nur eine vergleichsweise kleine Summe, aber mit solchen Kleinigkeiten fängt es an.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man dieses Problem nicht verallgemeinern. Der genaue Grund der Verschuldung ist sicherlich von Mensch zu Mensch anders. Generell finde ich aber schon, dass die Werbung und die Anpreisung der günstigen Kredite einen großen Teil dazu beiträgt. Heutzutage wird einem doch überall suggeriert, dass man gewisse Gegenstände braucht um dazu zugehören. Vor einigen Jahren bestand ein Großteil der Schulden der 20-jährigen aus Gebühren für Handyverträge. Damals waren diese ja auch noch unglaublich hoch. Mittlerweile denke ich aber, dass die Schulden anders verteilt sind. Trotzdem würde ich behaupten, dass der Großteil der Schulden von jungen Menschen nur entsteht, weil man dazu gehören will oder weil man einfach glaubt, dass der Besitz von einem gewissen Gegenstand zum Leben dazu gehört.

Natürlich gibt es nicht nur die jungen Menschen sondern auch die ältere Generation. Auch hier kann man natürlich kein generelles Urteil fällen aber ich würde vermuten, dass viele ältere Schuldner einfach schon seit Jahren in der Schuldenfalle sitzen und dort nicht mehr hinaus kommen. Es ist ja auch einfach ein Teufelskreis den man nur schwer durchbrechen kann. Die Leute haben dann vielleicht ihre erste Wohnungseinrichtung schon auf Pump gekauft und mussten da Jahre lang dran knabbern. Die Gründe sind immer verschieden und man kann da nichts verallgemeinern.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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