Kinder gleich behandeln - trotz Altersunterschied?

Ich behandele meine Kinder auch unterschiedlich, da müssen sie einfach durch. Obwohl hier gerne regelmäßig über die Ungerechtigkeit diskutiert werden würde, würge ich solche Dinge im Keim ab.
Ja, es ist ungerecht, dass Du 4 Jahre älter bist und mir daher manchmal etwas einkaufen musst.
Ja, es ist ungerecht, dass Du 4 Jahre jünger bist und diesen Film daher nicht sehen darfst.
Ja, es ist ungerecht, dass Du 4 Jahre älter bist und ich voon Dir mehr Überblick erwarte.
Ja, es ist ungerecht, dass Du 4 Jahre jünger bist und daher den Überblick noch nicht hast und xyz daher noch nicht alleine machen darfst.

Das ganze Leben ist gefüllt mit kleinen fiesen Ungerechtigkeiten dieser Art. Da ist es man besser, sie lernen es jetzt, dass es Unvermeidbares gibt, Dinge, mit denen man sich abfinden muss, wie schwarze Locken und glatte blonde Haare oder ALtersunterschiede. Ich bin da auch sehr trocken und mich berührt eventuelles Gemecker nicht mal ernsthaft.

Schwieriger finde ich in diesem Bezug, wenn Eltern sich dann quasi durch Taten oder Handlungen entschuldigen, weil das Leben ungerecht ist. Wenn meine Tochter einen Berg nicht hochfahren kann, sondern absteigen und schieben muss, werde ich kaum ihr Fahrrad schieben, weil es größer ist als das ihrer kleinen Schwester - viele tun das jedoch und vermitteln ihrem Kind damit fragwürdige Weltmittelpunktsgefühle. Ich sehe sowas relativ oft und frage mich dann, ob das die Kinder sind, die morgen ihren Frust über irgendeine scheinbar ungerechte Behandlung (wie eine 5 in MAthe, weil man nicht geübt hat) an anderen abreagieren, weil sie nie gelernt haben, sowas mal zu ertragen.

Ich sehe es genauso wie du. Wir sind eine Familie mit 5 Kindern, wovon ich der Älteste bin. Ich darf auch einige wenige Sachen mehr als die anderen. Ich darf länger aufbleiben und länger an den Computer. Aber dies finde ich nicht ungerecht, weil alle ja irgendwann in dieses Alter kommen und dann dürften sie diese Dinge ja auch. Ausserdem darf ich dann andere Sachen nicht und muss einiges mehr im Haushalt, Garten und beim Aufräumen helfen. Im Moment sind wir noch ein wenig am Bauen und da helfe ich natürlich sehr viel mehr, als meine Brüder.

Diese dürfen währenddessen dann Fussball spielen oder sonstiges, während ich arbeite. Dies ist meiner Meinung ein Gleichgewicht, wo es aussieht, als sei man im ersten Moment benachteiligt, wenn man aber genau hinschaut ist dies gar nicht der Fall und jeder hat die gleichen Chancen oder Möglichkeiten, vor allem weil jeder älter wird und dann die Sachen auch darf oder dürfen sollte.

Ich finde es nicht gut, das deine Freundin alle Kinder gleich behandelt. Man sollte Kinder immer dem Alter entsprechend behandeln, ausserdem lernen die Kinder so auch, das wenn man älter ist, auch mehr Rechte und auch Pflichten hat.

Ich behandel meine 3 Kinder alle unterschiedlich. Der Große darf natürlich länger aufbleiben, und auch alleine raus. Dafür muss er auch mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen. Die Mädels bekommen weniger Verbote und Strafen, weil sie halt noch jünger sind, und sich auch teilweise besser benehmen wie ihr Bruder. Auch im Haushalt müssen sie noch nicht ganz soviel helfen. Bei gewissen Sachen werden sie aber auch alle gleich behandelt, zum Beispiel wenn es etwas Süßes gibt, da bekommen alle 3 Kinder das Gleiche. Bis jetzt hat sich auch noch keines meiner 3 Kinder beschwert, das es mehr machen muss, oder weniger darf.

Ich finde, dass Kinder durchaus ihrem Alter entsprechend behandelt werden sollen und auch bei einem geringem Altersunterschied sollte man auch die Kinder entsprechend des Alters und der Entwicklung behandelt werden sollte. Immerhin haben gerade Erstgeborene vielleicht auch mehr dafür getan, dass die Eltern beim zweitem Kind es nicht ganz so eng sehen. Ein Kind im Kindergartenalter und auch in der Pubertät wird man so etwas nicht sehen, aber in Hinblick auf später und vielleicht auch in Hinblick auf die eigene Kindheit und Jugend sieht man es dann doch so.

Persönlich bin ich schon der Meinung, dass Ihr einen richtigen Weg gefunden habt. Ich finde es zum Beispiel furchtbar, wenn ein Kind im Alter von sechs Jahren dann ins Bett gehen kann, wenn es vielleicht das zehnjährige Kind darf und so weiter. Manchmal kommt es mir auch so vor, als würde man damit irgendwelchen Diskussionen und Streitereien aus dem Weg gehen wollen und sich gar nicht damit auseinandersetzen wollen.

Es ist auch schwer, einem jüngeren Kind es begreiflich zu machen, dass der ältere Bruder/ die ältere Schwester eben aufgrund seines/ ihres Alters und vielleicht auch aufgrund seines/ ihres Entwicklungsstandes einfach mehr darf. Aber ich denke, man muss es durchaus so betrachten, dass man als jüngeres Geschwisterkind erst noch in die Lage kommen muss, um eben auch mehr zu dürfen, ist ja letztendlich nur eine Frage der Zeit.

Ich kenne es aber auch selbst, dass jüngere Geschwister sich manchmal viel mehr herausnehmen dürfen, als es eben die älteren Geschwister durften und da kommt man sich schon sehr veralbert und ungerecht behandelt vor. Vielleicht werden Eltern einfach auch nur gelassener oder sehen auch mal, dass sie Fehler gemacht haben und es nun anders handhaben. All das erfährt man aber nicht unbedingt, oft heißt es auch, man würde sich nur etwas einbilden und es entspräche ja keinen Tatsachen. So etwas durfte ich mir selbst immer wieder anhören, aber ich kenne es auch von anderen Familien so.

Vermutlich will deine Freundin damit einfach nur vermeiden, dass die Kinder das ungerecht finden und sich darüber aufregen. Es ist Stress und Mühe, die Kinder dann zu beruhigen, dem Streit aus dem Weg zu gehen und das ganze zu regeln. So ist das leider auch bei meiner Tante, die einen Sohn im Alter von 4 Jahren hat und einen im Alter von 7 Jahren. Wenn der ältere etwas länger aufbleiben darf, dann macht der jüngere immer sofort großen Tumult und andersherum darf aber der jüngere manchmal nachmittags dann noch zu Freunden, wohin gegen aber der ältere zu Hause bleiben muss und nicht immer ausgehen darf, weil seine Schulnoten schlecht sind und die Mutter auch möchte, dass er etwas zu Hause bleibt und lernt.

Ich habe es dann auch schon erlebt, dass meine Tante gesagt hat, sie hat auf diese Drama keine Lust und so hat sie dann den Kleinen mitunter auch mal zu Hause gelassen oder die beiden mussten gleichzeitig schlafen gehen. Selbst wenn sie sich hinsetzt und es den beiden erklärt, wieso der eine manchmal mehr darf als der andere, hilft das meistens so gut wie nichts und beim nächsten Mal gibt es wieder große Sprüche und Kommentare, wieso, weshalb, warum und das ist unfair!

Selbstverständlich kann man sowas aber eigentlich nicht machen, denn man sollte die Kinder altersgemäß behandeln, dass ist vor allem auch deswegen wichtig, weil es irgendwann den Kindern selbst auffällt, dass da war nicht richtig läuft. Beispielsweise dürfen dann sicherlich mal die Freunde länger aufbleiben oder wegbleiben und man selbst darf immer noch so viel, wie als man kleiner war und das ist irgendwie dann schon denkwürdig. Früher oder später wird das stark auffallen und auch kann es irgendwie nicht sein, dass sich in dieser Hinsicht nichts ändert und man mit 10 behandelt wird, wie mit 10 Jahren.

Ich finde daher, dass es sich deine Freundin da ein bisschen einfach macht, für richtig halte ich das auf jeden Fall nicht. Es ist relativ problemlos, alle Kinder auf einmal ins Bett zu schicken, aber eine richtige Erziehung macht das meiner Ansicht nach nicht aus, es ist einfach nur Vereinheitlichung aller Kinder und auf die individuellen Bedürfnisse wird hier gar nicht eingegangen. Es ist zeitaufwendiger und komplizierter festzulegen, was für welches Alter angemessen ist, aber letzten Endes bringt das noch deutlich mehr, als wenn man alle Kinder auf eine Ebene stellt und der Altersunterschied der Kinder deiner Freundin scheint mir für eine derartige Erziehung dann doch, sehr hoch.