Ist Hartz4 gut oder nicht

vom 23.06.2008, 17:33 Uhr

Ich verstehe noch nicht ganz ob Hartz4 jetzt eine gute Sache ist oder doch eher eine schlechte. Ich sehe den unterschied Zwischen dem normal Arbeitslosengeld und Hartz4 auch noch nicht so ganz. Manche sagen ja das Hartz4 doll ist, da die jetzt mehr Geld bekommen, aber dann gibt es auch Leute die sagen, dass sie davon kaum leben können und echt in ärmlichsten Verhältnissen leben. Das kann es nämlich auch nicht sein, das die Leute nicht mehr genug zum Essen haben, das kann doch nicht Ziel von Hartz4 sein. Ist das richtig oder habe ich nur mit den falschen Leute gesprochen die das alle ein bisschen eng sehen und sich anstellen?

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» Minni1983 » Beiträge: 81 » Talkpoints: -0,12 »



Also ich muss sagen natürlich kann man durch Hartz 4 nicht reich werden, natürlich ist es nicht viel Geld. Aber man muss sich mal überlegen, dass in anderen Ländern Menschen nicht im Geringsten vom Staat unterstützt werden und keine soziale Absicherung haben, die Leute wirklich nur von der Hand in den Mund leben müssen. Von daher kann man sich hier auch ein wenig glücklich schätzen und vielleicht nicht nur die negativen Seiten sehen!

Allerdings gibt es genug Regelungen, die mich persönlich echt aufregen. Wie kann es sein, dass ein Partner fast alle Leistungen gesperrt bekommt, wenn der andere wieder Arbeit hat? Man muss dann auch mal rechnen, am Ende bleibt dann noch weniger zum Leben als vorher, weil man von dem einen Job des Partners gar nicht leben kann. Dann hätte man ja theoretisch weniger als wenn man Hartz 4 beziehen würde! Das kann doch nicht Sinn der Sache sein, dass die Menschen mit Arbeit weniger zum Leben haben als ohne Job?

Genauso schlimm finde ich diese "Dazuverdienst-Regelungen". Wie kann es sein, dass einem sogar vorgeschrieben wird, wie viel man noch nebenbei dazu verdienen darf? Ich meine natürlich geht das nicht bis ins unendliche, weil es unfair wäre dann noch Leistungen zu beziehen, aber so wenig dass man sogar schon aufpassen muss, wenn man Zeitungen austrägt?

Besonders schlimm fand ich einmal einen Bericht im Fernsehen, wo ein netter reicher Mann einem Mädchen (dessen alleinerziehende Mutter von Hartz 4 leben musste) Geld überwiesen hat, das wirklich nur für ihre Ausbildung gedacht war und um ihr Talent zu fördern (ich glaube es war ein Instrument). Der Mutter wurden daraufhin alle Leistungen gestrichen! Ich mein, das kann doch nicht sein, das war ein Geldgeschenk von einem großzügigen Menschen um die Tochter zu unterstützen und der Mutter wird das Geld gestrichen?

Genauso können die Kinder von sowieso schon gut verdienenden Eltern einen Neben und Ferienjob nach dem anderen machen, während Kinder einer H4 betroffenen Familie nur gering und sehr wenig dazu verdienen können (ein bisschen Zeitung austragen geht vielleicht noch), ansonsten wird es den Eltern angerechnet! Sowas kann doch nicht auf Kosten der Kinder ausgetragen werden! es ist doch auch so schon schwer genug für eine Familie!

» luja » Beiträge: 38 » Talkpoints: 0,19 »


Über Hartz IV wird viel diskutiert, fakt ist, das im Gegensatz zu dem früheren ALGII der Hartz IV Regelsatz nur das bereitstellen soll, um überleben zu können, zum Leben sollte das ganze nie reichen. Aber, und da wurde der ganz große Denkfehler gemacht, ist von vorne herein das ganze zum scheitern verurteilt, weil von falschen Grundlagen ausgegangen wurden.

Die Regelsätze haben das Problem, das sie de facto an der Realität vorbeischrammen, nur mal als Beispiel der Mietsatz. Für diesen Betrag bekommt man in der Summe gesehen in einer Großstadt zum Beispiel keine Wohnung, also müsste man, wenn man nach sechs Monaten nicht bereit ist, das, was über dem Mietregelsatz liegt, selbst zu zahlen, umziehen müssen. Aber wer bitte hat mal an die Kosten gedacht, die ein Umzug nach sich zieht? Niemand. Mit dem Regelsatz ist das schon mal nicht zu bewältigen.

Ebenso, das man sich ja privat versichern soll, falls man aber wirklich in die Situation kommt, von Hartz IV abhängig zu werden, diese private Altersvorsorge angegriffen und verrechnet wird (sehr sinnvoll, wenn man privat vorsorgen muss, vor allem, weil die Regierung das so möchte und vorsieht).

Baustellen über Baustellen. Ziel des ganzen war im übrigen, die Kosten und Ausgaben zu reduzieren, die das damalige ALGII verschlang. Das Ziel wurde in dem Sinne verfehlt, weil heute schon deutlich mehr ausgegeben wird als früher, weil es unter anderem an sinnvollen Vorschlägen zum Mindestlohn fehlt.

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» Entertainment » Beiträge: 3654 » Talkpoints: -10,46 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also meine Meinung zum Hartz IV ist gespalten. Für die Leute, die vorher einfache Sozialhilfe bekamen, ist Hartz natürlich eine Verbesserung, denn die Sozi lag c.a. bei 280 Euro und Hartz liegt bei 345. Leute die allerdings ihren Beruf (unverschuldet) verlieren und dann nach einem halben Jahr Arbeitslosengeld 1 von den 345 Euro leben müssen, ist es reinste Ironie. Leben, das ist mit 345 Euro nicht wirklich möglich, aber wenn man mal bedenkt das Hartz IV Leute monatlich noch die Miete bezahlt bekommen und 345 E. haben, dann ist das nicht viel mehr als andere Leute auch haben.

Weil ein Arbeiter der 1000 Euro verdient, zahlt vielleicht auch 500 Euro Miete und hat dann nur geringfügig mehr Geld. Aber trotzdem bin ich dafür das die Hartz IV Sätze angehoben werden sollten. Klar, es gibt eine Gruppe Menschen, die unsere staatliche Hilfe nutzen, um selbst einen faulen Lenz zu machen. Aber es gibt auch wirklich Menschen die unverschuldet arbeitslos geworden sind oder die eben aus Krankheitsgründen nicht arbeiten können.

Ich finde das die individuelle Situation eines jeden Bürgers beachtet werden sollte UND ich finde das gewisse Personen, die Kinder ohne Ende kriegen nur um Leistungen zu empfangen ganz empfindlich gekürzt werden sollten, denn DAS ist meines Erachtens keine Lebensweise, unschuldige Kinder zu benutzen um auf die Kosten von Vater Staat zu leben. Und was die Wohnungssache angeht, also ich kenne die vorgeschriebenen Sätze und ich muss sagen, dass man absolut gut eine Wohnung bekommt, auch in der Großstadt.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also Hartz4 ist echt nicht viel Geld! Man kann keine großen Sprünge machen und sich auch nicht vieles leisten! Will man mal neue Klamotten kaufen, sollte man vorher schon so 2 Monate ein bisschen sparen, wenn das überhaupt möglich ist, um dann in diversen Geschäften, wo Kleidung günstig angeboten wird, einzukaufen!

Es reicht gerade mal so zum leben - und wenn man nebenbei noch seine fixen Kosten zu begleichen hat sowie den monatlichen Abschlag für gas, dann bleibt einem für einen Monat vielleicht 150 Euro zum Leben! Klar, wenn man Nudeln und Reis sehr gern mag, kann man davon gut leben! Aber wehe man will mal ein Stück Fleisch oder mal eine Schachtel Zigaretten oder mal ins Kino, Kaffee trinken gehen oder sonst was, was sich eigentlich jeder erlauben können sollte, da hapert es dann schon. Da muss man echt gucken, wo man diesen Luxus an anderen Ecken wieder einspart!

Natürlich ist es nicht richtig, dass einer Person das ganze Geld gestrichen wird, nur weil der Partner arbeiten geht! Aber da sieht der Staat nicht, dass es einem menschen auch mal unangenehm oder einfach zu doof sein kann, ständig fragen zu müssen ob man mal einen Euro haben kann für das oder dies, aber leider sehen die da alle wieder nur das finanzielle! Dass viele Menschen wirklich an der Armutsgrenze leben sieht keiner oder will keiner sehen!

» Pflänzchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 2,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Vom Grund her ist diese Neuregelung nicht das Schlechteste, auch wenn es nicht bis zum Ende durchdacht ist. Problem dabei ist aber an erster Stelle die Kontrolle. Es wird zwar immer gedroht, das man Geld gekürzt bekommt, wenn man eine Arbeit grundlos nicht annimmt, aber wirklich durchgesetzt wird es am Ende nicht. Aber das war vor Hartz IV auch schon so. Und damit können sich die wirklichen Schmarotzer immer durchmogeln: Leider wirft dieses Verhalten aber auch ein schlechtes Licht auf die Leute, die ehrlich einen Job suchen.

Was die Höhe vom Geld angeht. 345 Euro ist schon viel Geld, wenn Miete und ein Teil der Mietnebenkosten übernommen wird. Da sollte man sich wohl eher nicht aufregen. Wenn ich das jetzt mal auf unsere Familie umsetzen würde, dann hätten wir mit Kindergeld unsere 1.000 Euro (mal grob gerundet) im Monat. Miete würde ja der Staat übernehmen und selbst von dem tausender könnten wir die Nebenkosten zahlen und vernünftig leben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


luja hat geschrieben:Besonders schlimm fand ich einmal einen Bericht im Fernsehen, wo ein netter reicher Mann einem Mädchen (dessen alleinerziehende Mutter von Hartz 4 leben musste) Geld überwiesen hat, das wirklich nur für ihre Ausbildung gedacht war und um ihr Talent zu fördern (ich glaube es war ein Instrument).

Das finde ich auch extrem. Man darf ja auch gar nichts Erspartes haben. Ich kannte einmal eine Frau, die hat bevor sie Hartz4 bezog 1000 EUR für die Ausbildung ihrer Tochter gespart, und die wurden ihr dann von den Leistungen abgezogen.

Aufgrund dessen würde ich nie Hartz4 beziehen wollen und immer versuchen, meine Finanzen anderweitig unter Kontrolle zu bekommen, ohne den Staat um Hilfe bitten zu müssen. Momentan geht es uns finanziell nicht gerade gut, aber mir ist das allemal lieber, als tausende von Formularen ausfüllen zu müssen, meine selbständige Tätigkeit komplett an den Nagel hängen zu müssen und dann noch jeden Cent, den ich in meinem Sparschwein habe, dem Staat zu melden.

Ich denke abgesehen davon, dass der Staat sich da selbst nichts Gutes tut, wenn die Hartz4-Empfänger zu sehr gegängelt werden wegen jedem Cent. Das animiert nur dazu, diese Gelder nicht zu melden. Ganz ehrlich, an der Stelle des Mannes z.B., der dem Mädchen eine Freude machen wollte, würde ich der Familie in Zukunft das Geld bar in die Hand drücken und Stillschweigen darüber bewahren.

Es gibt viele Betrüger, ganz klar, aber das werden eher mehr, wenn die Ehrlichen so dermaßen für ihre ehrlichen Angaben abgestraft werden. Ich wäre für eine Obergrenze von Spenden bzw. Dazuverdienst, die eingehalten werden muss, das wäre meiner Ansicht nach fairer, als so rigoros zu handeln.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das man kein Erspartes haben darf, ist doch eine komplette Falschinformation. Allein für die Altersvorsorge darf man pro Lebensjahr 250 Euro haben. Und beim normalen Sparbuchbetrag sind es immerhin noch 150 Euro. Kann man unter folgendem Link nachlesen.Vermögen bei Hartz IV

Selbst der Verkauf von Wohneigentum kann nicht immer verlangt werden. Das ist vorallem bei Immobilien der Fall die noch durch Kredite belastet sind. Und auch diese Vorschriften mit den Umzügen werden nicht so umgesetzt, wie sie auf dem Papier stehen. Da es in manchen Städten gar nicht genug passenden Wohnraum gibt. Da arbeiten dei ARGEN schon mit den grossen Vermietern zusammen und bekommen freie Wohnungen gemeldet, die sie dann selbst verteilen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Das man kein Erspartes haben darf, ist doch eine komplette Falschinformation. Allein für die Altersvorsorge darf man pro Lebensjahr 250 Euro haben. Und beim normalen Sparbuchbetrag sind es immerhin noch 150 Euro. Kann man unter folgendem Link nachlesen.Vermögen bei Hartz IV

Danke für die Info, das war mir bislang nicht bekannt. Wobei ich 150 EUR auf einem Sparbuch schon recht niedrig angesetzt finde. Es ist mir zwar klar, dass man als Empfänger staatlicher Leistungen kein Vermögen besitzen darf, aber die 1000 EUR für die Ausbildung der Tochter sind für mich ein Betrag, der noch im Rahmen liegt. 150 EUR oder weniger Erspartes für eine Ausbildung oder einen Führerschein sind m. E. nach lächerlich.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Da gibt es aber noch große Unterschiede bei den einzelnen Gruppierungen. Ich beziehe aus gesundheitlichen Gründen seit Ende 2006 Erwerbsunfähigkeitsrente auf Zeit. Die Rente liegt unter dem "Sozialhilfesatz".

Ich habe bis Ende 2007 versucht so durchzukommen, was kaum möglich war. Im Herbst letzten Jahres habe ich dann ergänzende Sozialhilfe beantragt. Da ich nicht arbeitsfähig bin, gelten für mich andere Regelungen als bei "normalen" Hartz 4- Empfängern. So dürfen halt Hartz 4 Empfänger, wie Punktedieb ja schon sagte, ein Vermögen von x Euro pro Lebensjahr haben. Ich als Rentnerin darf ein Vermögen von 1600 Euro haben. Gesamt, nicht pro Lebensjahr. Wenn ich mal aus der Rente rauskomme, stehe ich quasi vorm Nichts.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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