Berufsausbildung nach weltweitem Bedarf auswählen?

vom 02.10.2014, 21:51 Uhr

A. geht derzeit in die neunte Schule einer Realschule und wird somit in knapp zwei Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. A. möchte aufgrund der eher negativen Zukunftsprognosen nun einen Beruf wählen, der weltweit immer gebraucht werden kann und auch, wo der Verdienst an sich immer in etwa gleich ist beziehungsweise eben auch höher angesetzt werden kann. Dabei ist es A. egal, ob die Voraussetzungen den eigenen Fähigkeiten und Vorlieben entsprechen, die Zukunftsaussichten sind A. wichtiger. Begründet hat A. dies damit, dass die Eltern auch teils recht lang arbeitssuchend waren und A. hätte dann die Hoffnung, dass, wenn es in Deutschland nicht mit einem Job klappt, eben ins Ausland gehen kann.

Die Überlegungen sind ja schon recht nüchtern und pragmatisch, A. wird aber auch unterstützt, den für sich ausgewählten Weg zu gehen. Somit wird A. wohl die Arbeitslosigkeit nicht zwangsläufig ereilen, sofern A. sich eben immer um eine Anstellung bemüht.

Welche Ausbildung mit einem Abschluss der mittleren Reife aber könnte A. dann wirklich in Angriff nehmen? Mit welchen Jobs hat A. am ehesten weltweit die Möglichkeit, in Lohn und Brot zu kommen? Sollte A. sich dennoch nicht auch überlegen, ob man auch eine den eigenen Interessen entsprechende Ausbildung anstrebt, wobei sich das eine mit dem anderen nicht zwangsläufig ausschließt? Gibt es überhaupt eine Ausbildung, die nahezu überall auf der Welt anerkannt wird, wenn sie in Deutschland absolviert wurde?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wie es in anderen Ländern aussieht, kann ich nicht sagen, aber in Deutschland werden wohl in Zukunft handwerkliche Berufe benötigt. Es gab und gibt mittlerweile immer noch ein Mangel an Fachkräften. Leider wollen viele Jugendliche keinen handwerklichen Beruf mehr lernen, aus welchen Gründen auch immer.

Sie wollen lieber einen Bürojob oder einen anderen Job bei dem man nicht schmutzig wird. Diese Berufssparten sind wohl eher überlaufen und daher nicht zu empfehlen. Dazu zähle ich auch die Bank. Die Leistungsbereitschaft wird von vielen Unternehmen beklagt, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Man sollte froh sein, wenn man einen Beruf hat.

Wenn jemand technisch begabt ist oder Ahnung von Physik oder Chemie hat, sind das eigentlich die besten Voraussetzungen. Diese Berufsfelder sind nach wie vor unterbesetzt und ich denke auch, dass man im Ausland eine gefragte Person ist, wenn man die genannten Bereiche gut beherrscht.

» Youdid » Beiträge: 421 » Talkpoints: 4,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


*steph* hat geschrieben:Dabei ist es A. egal, ob die Voraussetzungen den eigenen Fähigkeiten und Vorlieben entsprechen, die Zukunftsaussichten sind A. wichtiger.

Das finde ich persönlich nicht wirklich nachvollziehbar. Ich würde nicht in einem Beruf arbeiten wollen und das viele Jahrzehnte bis zur Rente, der mir so gar nicht liegt und der so gar nicht meinen Vorlieben oder Fähigkeiten entspricht. Denn auch ein Handwerker - sofern großer Bedarf besteht - hat es schwer, wenn er in seinem Beruf schlecht ist und kein handwerkliches Geschick hat. Daher finde ich, dass gerade die Berufsentscheidung wohlüberlegt sein sollte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das macht ja nun wirklich keinen Sinn. Macht man eine normale Ausbildung, in einem Bereich, der einen Spaß macht, dann kann man in diesem Beruf doch auch woanders arbeiten. Es gibt ja keine reinen deutschen Berufe und natürlich sollte man mal sehen, welche Stelle es auch noch in 10 Jahren geben könnte, aber man kann ja auch jederzeit etwas Neues lernen und sich umschulen, weiterbilden, vielleicht noch das Abitur nachholen und studieren. Man kann doch heute alles machen, was man will.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



"Weltweit" gesehen lebt wahrscheinlich immer noch ein Großteil der Bevölkerung von der Subsistenzwirtschaft, also Ackerbau und Viehzucht. Also ist die Herangehensweise schon mal insofern kurzsichtig, da mit "weltweit" wohl eher die anglo-amerikanisch geprägte westliche Welt gemeint ist. Oder gleich nur die EU, und da gelten auch andere Regeln als, was weiß ich, in Indien oder Ecuador.

Genauso für falsch halte ich die Herangehensweise, die eigenen Neigungen und Begabungen gänzlich zu ignorieren. Wenn man für seinen Job so überhaupt nicht geeignet ist und sich nur des Geldes wegen durchbeißt, braucht man nach ein paar Jahren Therapie und die Frau lässt sich scheiden, weil man daheim nur ekelhaft ist und die Familie terrorisiert. Wenn man es überhaupt schafft, Fuß zu fassen, weil die Leute, die begabt und interessiert sind, logischerweise auch bessere Ergebnisse liefern als die reinen Söldner, die nur auf die Kohle schielen.

Dennoch sind die Zukunftsaussichten natürlich wichtig, und der Einfluss der Digitalisierung zumindest in der westlichen Welt nicht zu übersehen. Ich würde mich also nicht gerade auf einen Job versteifen, der jetzt schon auf dem absteigenden Ast ist, wie viele "klassische" Büro- und Sekretariatsjobs, und mich auch wenigstens ein bisschen IT-affin zeigen. Aber generell sind die Zeiten sowieso vorbei, wo man mit 18 einen Beruf lernt und diesen dann 50 Jahre lang ausübt. Von daher würde ich die "erste" Berufsausbildung gar nicht so blutig ernst nehmen, wenn sowieso klar ist, dass man lebenslang dazulernen, sich immer wieder orientieren und oft genug sogar komplett umsatteln muss.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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