Gehandicapt Auto fahren - macht Ihr es?

vom 29.09.2014, 20:03 Uhr

Vorhin war ich mit dem Bus unterwegs - und erlebte dort etwas fast Unglaubliches. Der Bus musste auf der Straße hinter einem parkenden LKW halten, weil er nicht daran vorbei kam. Plötzlich fuhr ein Auto, das neben dem Bus rückwärts aus einer Grundstücksausfahrt heraus wollte, dem Bus in die Seite! Es ist außer dem Blechschaden nichts weiter passiert, aber alle waren erst einmal geschockt.

Der Unfallverursacher fuhr wieder vorwärts - und dann wieder rückwärts in den Bus hinein! Das machte er dann noch mehrmals, bis ihn endlich jemand stoppen konnte, indem er dessen Fahrertür aufriss und den Fahrer an schrie, dass er endlich aufhören sollte! Und dabei wurde dann sichtbar, dass der Fahrer einen ganz starren Fixateur trug, der jegliche Kopfbewegung unmöglich machte. Das Teil war richtig heftig verschraubt, also es war nicht nur diese Kunststoffmanschette, die die Halswirbelsäule stabilisiert nach einem Schleudertrauma oder dergleichen.

Der Fahrer sagte, dass er durch den Fixateur gar nichts in den Spiegeln sehen könne, denn soweit könne er seinen Blick nicht wenden. Er hatte angenommen, dass er ein wenig die Mauer an seiner Grundstückseinfahrt getroffen hätte und es deshalb mehrmals versucht habe. Als man ihm sagte, dass er so gar nicht fahren dürfe, denn statt des Busses hätte es auch ein Kind oder ein Radfahrer sein können, sah er endlich ein, dass er vielleicht doch nicht fahren sollte, solange er den Fixateur trage.

Zum Glück ist bei diesem Unfall ja nichts weiter passiert - aber ich frage mich immer wieder, wie Menschen auf die Idee kommen können, dass sie etwa mit einem gebrochenen Bein oder einem stark eingegipsten Arm noch fahrtüchtig wären? Ich habe letztens etwa jemanden aus einem Auto steigen sehen, der hatte seinen gesamten Arm bis zur Schulter eingegipst. Wie kann er da noch gut lenken?

Fahrt Ihr noch, wenn Ihr so gehandicapt seid durch eine Verletzung? Ich mache es nicht, bin letzt noch nicht mal mit einem stark schmerzenden Nacken gefahren, der mir jede Bewegung zur Hölle machte. Warum verbietet der Arzt in solchen Fällen nicht das Fahren? Hattet Ihr schon einmal Probleme deswegen?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, dass der Arzt schon darauf hingewiesen hat, dass der Mann in seinem Zustand nicht fahren darf. Aber was die Patienten letztendlich tun, das liegt nicht in seiner Macht. Hat man einen störrischen Menschen vor sich, der unbedingt Autofahren will, dann hindert diesen Menschen auch kein Fixateur daran.

Ich selbst hatte den Fuß bandagiert und habe nur eine kurze Strecke fahren müssen. Danach bin ich nicht mehr gefahren. Erstens hatte ich keinen richtigen Halt, weil mir kein Schuh gepasst hat und zweitens hatte ich kein Gefühl durch die Bandage. Es ist alles gut gegangen, aber während dem Rest der Verletzungszeit bin ich halt lieber rumgehumpelt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ohne diesen konkreten Fall zu kennen, gehe ich davon aus, dass der Herr mit dem Fixateur garantiert nicht die ärztliche Erlaubnis zum Autofahren hatte. Vielmehr glaube ich, dass niemand auf die Idee gekommen ist, dass sich jemand, der den Kopf keinen Zentimeter bewegen kann, sich hinter das Steuer eines Fahrzeugs begibt. Das ist etwa so, als würde man einem frisch Operierten die Teilnahme an einem Fallschirmsprung eigens verbieten. ;)

Bei dem von dir geschilderten Beispiel wäre mir auch der Unterkiefer herunter geklappt. Aber dabei handelt es sich sicher um einen Extremfall. Ich selber fahre kein Auto, weswegen ich gar nicht erst in die Versuchung komme, mich mit Handicap hinters Steuer zu klemmen. Aber manche Kandidaten sind eben unbelehrbar.

Andererseits kann es aber auch sein, dass dem Betroffenen schier nichts anderes übrig bleibt, als sich mit Gipsbein oder ähnlichen Verletzungen ins Auto zu setzen. Gerade auf dem Land ist es leider nicht ganz ausgeschlossen, dass es mit Bussen oder Taxis schlecht aussieht. Wenn dann auch noch Freunde und Verwandte gerade keine Zeit haben, aber ein dringender Termin ansteht, beschließen manche Leute, von Ungeduld geplagt, das Risiko des Fahrens mit Handicap einzugehen. Aber das stellt natürlich keine ideale Lösung dar.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Und wen kümmert es, wenn der Arzt das Fahren verbietet? Ich würde nur müde lächeln, zum Abschied winken und das Auto heraus holen. Bin auch schon auch schon mit dem Arm in einer Schlinge gefahren. Ich habe doch so oder so nur einen Arm am Lenkrad, also was soll es. Hat mich auch nicht weiter gestört.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Falls der Arzt dem Patienten das Autofahren nicht extra verboten hat, durfte er wohl annehmen, dass ein solch bewegungsunfähiger Mensch von sich aus so vernünftig ist und das Fahren unterlässt. Ich glaube nicht, dass er ohne den Kopf bewegen zu können, überhaupt fahren durfte. Die Gefahr, die von einem solchen Menschen für andere ausgeht, ist sehr groß.

Wenn er schon einmal das Krachen gehört hatte, musste er zumindest nachsehen, was passiert ist. Diesem Menschen gehört der Führerschein entzogen. Wie schnell hätte es einen anderen Menschen oder ein Tier treffen können. Ich nehme an, dass die Versicherung den Schaden, den er verursachte, nur vorstreckt, sich aber dann das Geld von ihm wieder zurückholt. Das fände ich vollkommen richtig. Ein vernünftig denkender Mensch kann so nicht handeln. Für mich wäre es selbstverständlich, das Auto in der Garage zu lassen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich denke es kommt ganz drauf an was man hat. Wie mit so vielen Dingen kann man das nicht verallgemeinern. Ich hatte z.B. eine zeit lang ganz schlimme Schwindelanfälle. Konnte den Kopf kaum bewegen, da sonst der Schwindel angefangen hat. Da habe ich von mir aus schon das Auto stehen lassen. Die Gefahr einen Unfall zu bauen und mich und andere damit zu verletzen war mir viel zu hoch. Aber wie auch jemand vor mir schon geschrieben hat, bin ich z.B. schon mit einem bandagierten Arm bzw. einer Gipsschiene am Unterarm gefahren.

Es war der linke Arm, sodass ich mit rechts ohne weiteres Schalten konnte. Meine Finger waren frei und ich konnte das Lenkrad anfassen, nur eben das Handgelenk nicht bewegen. Damit bin ich jetzt auch keine langen und unbekannten Strecken gefahren, aber zur Arbeit oder zum Einkaufen schon. In beiden Fällen hat mir niemand gesagt ob ich Auto fahren darf oder nicht. Ich denke man muss sich selber und seine Fähigkeiten realistisch einschätzen und dann eben verantwortungsbewusst handeln.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass es immer wieder Menschen gibt, die nur daran denken, dass ihnen schon nichts passieren wird, wenn sie mit einem Handicap Auto fahren. Diese Leute denken dann nicht daran, dass sie auch andere Verkehrsteilnehmer damit ins Unglück stürzen und gefährden können. Viele schätzen sich da einfach falsch ein. Ich würde niemals auf die Idee kommen mit einem Fixateur oder einem Arm in Gips noch Auto zu fahren.

Auch wenn mir übel ist oder ich mich sonst nicht richtig fit fühle, vermeide ich es Auto zu fahren. Wenn man trotz Unwohlsein Auto fährt, sollte man wenigstens gleich anhalten, wenn es einem schlechter geht oder man sich eben komisch fühlt. Das ist sicher besser als einen Unfall zu bauen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde auch mal vermuten, dass dieser Mann bestimmt darauf hingewiesen wurde, dass er nicht mit dem Auto fahren darf, solange er den Fixateur tragen muss. Auch wenn das nicht so ist, hat der Arzt ihm sicher nicht gesagt, dass er mit dem Auto fahren darf und so würde ich in solchen Fällen auch mal an den gesunden Menschenverstand appellieren, der einem doch sagen sollte, dass es nicht so eine gute Idee ist, sich ans Lenkrad zu setzen.

Ich würde so gehandicapt sicher nicht mit dem Auto fahren wollen. Natürlich muss man es immer abwägen und muss das Auto nicht bei jedem Wehwehchen stehen lassen. Aber wenn man nur ansatzweise das Gefühl hat, dass es gefährlich sein könnte, jetzt zu fahren, sollte man auch so vernünftig sein und das Auto stehen lassen, um nicht für sich selber und andere Menschen zu einer großen Gefahr zu werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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