Mit Schlammkohle heizen und Briketts klauen - war üblich
Der Großvater meines Vetters erzählte uns Kindern mal, wie er nach dem letzten Krieg die Kohlen zum Heizen des Ofens geholt hatte. Sie waren knapp und es gab nicht immer welche. So fuhr er eine ganze Strecke zum Kohlenhändler mit einem Bollerwagen und einer festgebundenen Kinderbadewanne darauf. Der Kohlenhändler hatte Schlammkohle bekommen, die er nun an seine Kunden verteilte.
Er bekam einen Teil der Kohle, die nicht lange reichte und machte sich mit der schwappenden Schlammkohle auf den Heimweg. Die Schlammkohle war schwer und brannte sehr schlecht und stank auch ganz schlimm. Zusätzlich ging er noch zum Güterbahnhof, wenn wieder Briketts angekommen waren. Kinder mussten auf den Waggon steigen und die Briketts herunterwerfen, wo sie dann von ihm und anderen eingesackte wurden.
Wie er sagte, guckte das Aufsichtspersonal immer eine zeitlang weg, bis sie ihre Behälter voll hatten. Zusammen mit der Schlammkohle reichte das für kurze Zeit. Haben eure Großeltern auch erzählt, dass sie Kohlen aus dem Waggon gestohlen haben? Oder hatten sie genug Brennmaterial?
Meine Großeltern haben mir so etwas nicht erzählt, aber sie haben sowieso selten über den Krieg und die Zeit danach geredet. Allerdings habe ich selber einige Bücher zu dem Thema, beziehungsweise über diese Zeit gelesen und auch in diesen wurde es thematisiert, dass es zu dieser Zeit durchaus üblich war, Dass Briketts geklaut wurden, wenn eine Lieferung angekommen war. Anders war es in dem Winter auch schwierig, über die Runden zu kommen.
Das klingt jetzt lachhaft, aber war so: Mein Opa war Klavierstimmer und Klavierbauer. Zur Unterhaltung der Truppe und zum Heben der Moral war seine Tätigkeit als kriegswichtig eingestuft worden. Somit musste er nicht an die Front. Er hatte sozusagen nur einen Nebenjob und musste bestimmte Gleisabschnitte kontrollieren, um zu sehen, ob die Schienen noch intakt waren.
Den Job behielt er auch eine Weile nach dem Ende des Krieges. Und natürlich hat er dort Kohle geklaut, wenn irgendwo Waggons standen, die welche geladen hatten. Und gegen andere, die auch Kohle holten, hat er nichts gesagt. Das war schließlich nicht sein Job.
Außerdem hat er von Zügen überfahrene Tiere mitgebracht, damit Fleisch auf den Tisch kam.
Mein Vater dagegen war in Kriegsgefangenschaft und kam erst spät wieder. Wie er sich da durchgeschlagen hat, das hat er nie erzählt. Er ist ja auch früh gestorben, ich erinnere mich kaum an ihn. Ansonsten hatte meine Familie das Glück Kaninchen und Hühner zu halten und einen recht großen Garten zu haben. So konnte einiges angebaut werden. Dazu gehörte auch Tabak. Den konnte man gut tauschen.
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