Kunst: Obszöner Film wurde an Kirche projiziert

Ich bin vielleicht bisschen "versnobt" in der Hinsicht, das muss ich zugeben, aber ich wundere mich wirklich regelmäßig, was so als Kunst durchgeht. Egal, ob es nun darum geht, dass ein Klotz Fett gegen einen Stuhl geworfen wird, oder ob man eine Wand mit Nutella einstreicht. Letzteres habe ich übrigens mal selber gesehen, als ich mit meiner Schulklasse eine moderne Kunstausstellung ansehen musste. Es hat übrigens ganz erbärmlich gestunken.

Aber auch die Aktion, von der ich eben mitbekommen habe, erscheint mir nicht unbedingt sinnvoller. Im Rahmen eines niederländischen Kunstfestivals sollen pornografische Filmaufnahmen auf die äußere Wand eines Kirchengebäudes projiziert worden sein. Was die Aussage dahinter ist? Keine Ahnung. Kritiker der Aktion hat man mit der Aussage zu beschwichtigen versucht, dass der Film ja nicht frauenfeindlich sei. Als wenn das das einzige Problem an der Situation sei, das man kritisieren könnte.

Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn sich Menschen privat Filme dieser Art ansehen. Das bleibt jedem selber überlassen. Aber muss man solche Aufnahmen auf einer Kirchenwand zeigen? Zählt es denn nichts, was möglicherweise von den Gläubigen darüber gedacht wird? Und ist es keine legitime Kritik, wenn man bemängelt, dass Sex immer mehr in den öffentlichen Raum gelangt und die Gesellschaft, und zwar auch schon die Kinder, immer mehr mit dieser Thematik konfrontiert werden, und zwar andauernd und fast überall?

Was haltet Ihr von dieser Sache? Sollte man Abstand von solchen Filmdarstellungen nehmen, wenn dabei Gebäude von Religionen involviert sind, die pornografische Darstellungen nicht gutheißen? Empfindet Ihr die Aktion als anstößig, oder einfach als unnötig? Kann man sie als Kunst bezeichnen, oder versucht sich da nur mal wieder jemand, durch Provokation wichtig zu machen? Hätte man sich das Vorgehen wohl getraut, wenn es nicht um eine christliche Kirche, sondern um eine Synagoge oder eine Moschee gegangen wäre? Denn diese wären mit dem gezeigten Film wohl eher auch nicht einverstanden gewesen.

Kunst? Ich bin nun kein ausgewiesener Kunstexperte. Aber für mich gehört noch irgendwo ein gewisses Können dazu, wenn man Kunst machen will. Da gibt es ja den Schüttelreim, dass Kunst von Können käme, weil es, käme es von Wollen Wulst heißen müsse. Ich denke, da ist etwas dran. Mir ist klar, dass das keine wissenschaftlich haltbare Kunstdefinition ist. Aber ein Video auf eine Gebäudewand zu projizieren, das kann jeder.

Zudem finde ich es nicht sonderlich kreativ, Minderheiten (Beispielsweise Gläubige) zu provozieren. Dass das klappt ist klar. Aber wem nützt da? Kirche wird sich sicher nicht bereitwilliger in Richtung einer offenen Sexualität öffnen, wenn man von außen als Ungläubiger provoziert. Solche Reformen müssen von den Kirchenmitgliedern selbst kommen, denke ich. Sonst löst man eher reflexartige Abwehrhaltungen aus, im Sinne von "Wir sind hier in einer unmoralischen Gesellschaft und müssen umso fester an unseren überlieferten Werten fest halten um sie zu bewahren."