Tolerieren wenn Töchter die Pille heimlich nehmen?
Meine Töchter sind noch klein und noch nicht in dem Alter, wo sie die Pille nehmen. Ich weiß aber, dass ich meine Kinder früh aufkläre und auch gegebenenfalls mit ihnen zum Frauenarzt gehe und werde auch mit ihnen sprechen, ob es richtig und gut ist die Anti-Babypille zu nehmen.
Meine Nichte kam an Weihnachten zu mir und wir unterhielten uns. Sie ist 14 Jahre und hat mir erzählt, dass sie die Pille nimmt. Oma, also die Mutter ihres Vaters (die Mutter ist meine Schwester), ist mir ihr zum Frauenarzt gegangen und dabei hat sie sich die Pille verschreiben lassen. Die Eltern wissen beide nicht, dass sie einen Freund hat geschweige denn, dass sie die Pille nimmt. Ich habe dann wohl zu ihr gesagt, dass sie doch mit ihren Eltern reden soll. Meine Schwester ist zwar ein wenig prüde, aber ich denke, dass sie das dennoch nicht so eng sehen wird. Mein Schwager ist wohl sehr konservativ. Aber ich denke, dass auch er es wissen sollte.
Würdet ihr tolerieren, wenn eure Töchter heimlich die Pille nehmen und ihr bekommt das heraus? Wie würdet ihr reagieren? Ich habe ein wenig Angst, dass irgendeiner der beiden mal die Pillenpackung findet oder sonst einen Hinweis oder dass sich die Oma verplappert.
Ich würde generell eher begrüßen, dass eine Jugendliche geschützten Sex hat, als dass sie aus Angst vor den Eltern sich nicht um den Schutz kümmert, aber dennoch Sex hat. Denn das wird so oder so passieren. Dass sie Angst vor den Eltern hat, kann ich auch gut verstehen. Sie kann wahrscheinlich gar nicht einschätzen, wie die Eltern reagieren würden. Du stellst auch nur Mutmaßungen an, nennst die Mutter prüde, den Vater konservativ. Das sind sie wahrscheinlich grundsätzlich bei dem Thema. Wenn es auch noch ihr eigenes Kind betrifft, kommen da noch ganz andere Gefühle und Ängste mit ins Spiel, die sie womöglich ziemlich irrational reagieren lassen würden.
Deine Nichte hat sich an ihre Großmutter gewandt, um für sich geschützten Sex zu gewährleisten. Das war sehr verantwortungsvoll. Die Großmutter hat sie damit nicht alleine gelassen, sondern hat sie unterstützt. Das ist ebenfalls verantwortungsvoll. Somit steht das Kind nicht alleine da und es wurde eine gute Entscheidung getroffen. Das Mädchen wird langsam erwachsen und muss für solche Dinge Verantwortung übernehmen. Das hat sie getan.
Ich würde es einfach dabei belassen. Es ist ihre Entscheidung. Sollte das irgendwann rauskommen, werden die Eltern wahrscheinlich wütend oder enttäuscht reagieren. Aber letztlich werden sie hoffentlich einsehen, dass das Mädchen zumindest verhindert hat, dass es schwanger wird. Wenn dann noch rauskommt, dass du davon gewusst hast, brauchst du dir auch keine Vorwürfe machen zu lassen. Es bestand keine Gefahr, die gerechtfertigt hätte, dass du das Mädchen an die Eltern verrätst. Das ist im Moment einfach nicht nötig.
Wenn du wüsstest, dass deine Nichte ungeschützten Sex hat, müsstest du versuchen, daran etwas zu ändern. Dann wäre es gerechtfertigt, wenn du mit ihr sprichst, sie deinerseits zum Frauenarzt bringst oder es eben den Eltern sagst. Aber so ist doch alles in Ordnung. Es besteht kein Bedarf, einzugreifen. Dass sie ihren Eltern nichts davon sagen will, wird seine Gründe haben. Du hast nicht nur den Eltern gegenüber eine Verpflichtung oder Verantwortung, ihnen zu sagen, was Sache ist. Du bist auch eine Vertrauensperson deiner Nichte und solltest dieses Vertrauen nicht auf´s Spiel setzen. Denn dass deine Nichte Vertrauenspersonen in der Familie hat, ist extrem wichtig.
An sich ist das ja nicht schlecht, wenn sich die Tochter um so etwas kümmert. Ich würde mir aber Sorgen machen, wenn mein Kind nicht mit mir über so etwas reden kann. Ich würde versuchen so etwas frühzeitig mit meiner Tochter zu besprechen.
Wenn meine Tochter das heimlich machen würde und ich würde es herausbekommen, würde ich eher versuchen, dass man wieder eine bessere Art der Kommunikation miteinander findet. Ärgerlich oder wütend wäre ich nicht, nur sollte meine Tochter eben mit mir reden können. Mit der Oma würde ich dann aber schon ein ernstes Wörtchen reden, weil das so ja nun auch nicht geht.
So wie du die häusliche Situation beschreibst wundere ich mich nicht darüber, dass die Eltern nichts wissen. Das zeugt von wenig Vertrauen zwischen Eltern und Kind. Aber ich gebe Bienenkönigin Recht, dass hier das Mädchen und auch die Oma Verantwortung übernommen haben. Dass dies ohne Wissen der Eltern passiert, ist ja eine ganz andere Sache.
Meine Töchter werden bald 13 Jahre und kommen bisher mit allen Fragen zum Thema Sex, Verhütung und alles was man nur mit Menschen bespricht, denen man vertraut zu mir. Ich bin da auch immer bestrebt ihnen die Fragen bestmöglich zu beantworten. Einfach damit sie wissen, dass sie immer Vertrauen zu mir haben können. Daher gehe ich auch davon aus, dass sie dann solche Entscheidungen nicht ohne mich treffen werden.
Ich bin der Meinung, dass in der Aufklärung bzw. im Vertrauensverhältnis untereinander einiges nicht stimmen kann, wenn die Tochter so eine Entscheidung alleine trifft oder der Oma mehr vertraut. Für mich wirkt das sehr so, als wenn die Tochter mit negativen Konsequenzen rechnet, wenn sie das ihren Eltern erzählt. Von daher finde ich eine zu konservative Erziehung auch absolut nicht gut, denn nicht jedes Kind handelt dann von selbst so, sicher gibt es auch welche die dann einfach ungeschützt Geschlechtsverkehr haben.
Ich finde es generell sehr wichtig das eigene Kind über Verhütung aufzuklären, heutzutage auch schon sehr früh. Man darf auch nicht vergessen, dass die Pille zwar vor einer Schwangerschaft schützt aber viele andere gefährliche Risiken hat, über die Eltern und Tochter sprechen sollten. Es gibt mittlerweile auch durchaus andere sichere, ungefährlichere Verhütungsmethoden die auch für junge Mädchen geeignet sind. Allerdings ist es dafür in jedem Fall wichtig, dass die Eltern in diesem Thema nicht verklemmt sind und ihre Tochter sich ohne Scham an sie wenden kann.
Ich glaube auch, dass das Verheimlichen nicht so lange gut gehen kann. Ihre Eltern müssen nur irgendwann ein Pillenblister im Müll finden oder es liegt irgendwo ein noch nicht eingelöstes Rezept. In diesem Fall wird sie sich erst recht schämen und ihre Eltern werden erst recht enttäuscht sein, weil ihre Tochter ihnen so etwas verheimlicht. Ich fände es unheimlich wichtig, dass zu mindest Mutter und Tochter ein klärendes Gespräch suchen.
Wenn die Tochter die Pille heimlich nehmen muss, dann werden die Eltern das wohl nicht tolerieren, was ich sehr schade finde, denn das Mädchen wirkt wahnsinnig erwachsen und auch verantwortungsbewusst, weswegen die Eltern eigentlich eher stolz auf ihre Tochter sein müssten. Es ist echt unglaublich, dass es noch so konservative Eltern gibt, das muss im Jahr 2015 doch gar nicht sein. Wahrscheinlich würde ich auch die Einnahme der Pille geheim halten, wenn meine Eltern so konservativ wären.
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