Sind Studentische Verbindungen ein Thema an eurer Uni?

[Gio]

Aus US-amerikanischen Filmen wie "American Pie" oder "the social network" kennt man ja Studentenverbindungen und es sieht im Film immer sehr lustig aus. Man muss zwar ein peinliches Aufnahmeritual bestehen, aber danach wird viel zusammen gefeiert und die Studenten sind stolz, aufgenommen worden zu sein. In Deutschland sieht das ja leider ein wenig anders aus und Studentenverbindungen sind eher rechtsradikal, weshalb sich die meisten Studenten eher von solchen Verbindungen fernhalten.

Wir selber haben am Campus nur eine einzige Verbindung, genauer gesagt eine Burschenschaft, in die man nur als "echter Urdeutscher" eintreten darf. Mädchen werden auch nicht angenommen. Sie versuchen, am Campus Leute anzuwerben und stellen das natürlich psychologisch sehr geschickt an.

Wir wurden nur von unseren Tutoren gewarnt, dass wir dem bloß fernbleiben sollen, aber da es an unserer Uni viele Studenten mit Migrationshintergrund gibt, ist so eine rechtsradikale Verbindung eigentlich auch kein Thema für uns. Von Freundinnen, die in Süddeutschland studieren, habe ich jedoch gehört, dass solche Verbindungen gesellschaftlich akzeptiert sind und die Mitglieder auch mit ihrer Schärpe in der Öffentlichkeit rumlaufen. Sowas wäre bei uns unvorstellbar, bekennende Mitglieder der Burschenschaft werden bei uns jedenfalls gemieden.

Wie ist das an euren Unis? Sind da Verbindungen ein Thema oder seid ihr gar selber Mitglied?

Bei uns gibt es solche Verbindungen meiner Kenntnis nach nicht. Ich studiere im Ruhrgebiet und habe dadurch einen großen Anteil an Studenten, die einen Migrationshintergrund haben, oder deren Eltern immigriert sind. Eine solche Verbindung, wie du sie beschreibst wäre damit wirklich äußerst problematisch für unsere Universität.

Ich kann mit solchen Verbindungen auch nichts anfangen. Ein paar Freude, die jetzt angefangen haben zu studieren, sind aber in solchen Verbindungen und fühlen sich ziemlich wohl dabei. Denen traue ich auch keinen rechten Hintergrund zu. Sie werden einfach die Gemeinschaft unter den Mitgliedern schätzen.

Auf diesem Hintergrund habe ich auch kein Problem mit solchen Burschenschaften. Mein Problem ist genau deine beschriebene Rechtsradikalität. Diese ist in den meisten Fällen durch einen streng katholischen Hintergrund begründet. Leider ist die katholische Kirche nicht gerade bekannt dafür unglaublich fremdenfreundlich zu sein.

Das Gegenteil ist der Fall, denn in der Bibel steht eindeutig, was mit Ungläubigen passiert und wie man mit ihnen umzugehen hat. Auch der Umgang mit Frauen ist in der Bibel deutlich festgelegt, weshalb oft auch Frauen nie in solche Verbindungen dürfen. Die katholische Kirche hat sich bei der Verfassungsbildung ja vehement dafür eingesetzt, dass Frauen kein Wahlrecht erhalten dürfen. Traurig aber wahr.

Durch solche Filme habe ich immer geglaubt, dass es so etwas an so ziemlich jeder Universität geben müsste egal wo auf der Welt. Naja das ist wohl Kinderträumerei gewesen. Als ich dann an die Uni kam dachte ich mir schon, dass es so etwas hier nicht geben wird und genauso war es dann auch. Niemals gab es auch nur einen Hinweis auf so Verbindungen und ich habe auch nicht geglaubt, dass sie existieren.

Inzwischen habe ich aber erfahren, dass es sie eine Stadt weiter in Hannover gibt. Aber eben nicht so wie sie im Fernsehen dargestellt sind. Die Verbindungen dort sind mehr günstige Wohngemeinschaften, zwar auch Saufgelage und Party aber eben nicht so wie im Film.

An meiner Universität sind Verbindungen im klassischen Sinne eigentlich kein Thema - zumindest wäre mir noch nichts in dieser Art untergekommen, wobei ich natürlich auch nicht ausgiebig danach gesucht habe. In Anbetracht der Tatsache, dass studentische Verbindungen aber gerade in den ersten Wochen des neuen Semesters viel Werbung machen dürften, um neue Mitglieder zu gewinnen, glaube ich nicht, dass mir etwas entgangen ist.

Die einzige Verbindung im weiteren Sinne, die es gibt, ist eine christliche Organisation, in der sich sehr gläubige Studenten zusammenschließen, mehrmals im Monat Gottesdienste veranstalten und wohl auch eine Zeitung herausgeben, die christliche Inhalte an ihre Kommilitonen vermitteln soll. Ich weiß nicht genau, für wie voll man diese Organisation nehmen darf und wie seriös sie ist, dazu habe ich mich mangels Interesse schlichtweg zu wenig damit beschäftigt.

Die einzigen Dinge, die es gibt und für die auch immer fleißig geworben wird, sind Fachschaften, Mentoring-Programme und bestimmte Teams, die sich um verschiedene Angelegenheiten kümmern, also beispielsweise einen Abschlussball und dergleichen organisieren. Diese losen Zusammenschlüsse von Studenten würde ich aber nicht als Verbindung, sondern eher als bürokratischen Zusammenschluss sehen, immerhin trifft man sich hier nicht primär zur Freizeitgestaltung, sondern eher, um verschiedene Dinge zu organisieren oder den Alltag an der Universität angenehmer zu gestalten.

Ich habe an verschiedenen Unis studiert und mir persönlich sind nie irgendwelche Verbindungen aufgefallen. Stellt sich eben die Frage, ob diese Verbindungen überhaupt existiert haben und ich das nur nicht mitbekommen habe vor lauter "Tunnelblick" oder ob es die tatsächlich nicht gegeben hat. Mir sind jedenfalls keine Verbindungen bekannt und ich hatte auch nie das Interesse, einer solchen Verbindung beizutreten.

An meiner ersten Uni gibt es bis heute satte 21 Verbindungen, von denen viele pflichtschlagend oder freischlagend sind. Unter den nicht schlagenden Verbindungen stehen zwei auch Frauen offen und es gibt eine reine Damenverbindung.

An meiner zweiten Universität sind doppelt so viele Studierende eingeschrieben, aber es gibt nur acht Verbindungen. Alle sind reine Männervereine. Davon sind drei pflichtschlagend und fünf nichtschlagend. Eine frei schlagende Verbindung gibt es ebenso wenig wie Angebote für beide Geschlechter oder reine Damenverbindungen. Die Uni liegt im Ruhrgebiet.