Welcher Elternteil könnte ohne den anderen besser überleben?

vom 02.03.2013, 12:11 Uhr

Als meine Mutter krebskrank wurde und ein Ende abzusehen war, habe ich mir immer gedacht, dass mein Vater alleine gar nicht zurechtkäme. Ich war der Meinung, dass es für meine Mutter überhaupt kein Problem sei, alleine zurechtzukommen, da sie sehr dominant war. Ich hatte mir manchmal sogar vorgestellt, dass sie dann so richtig aufblühen würde. Bei meinem Vater habe ich das Gegenteil erwartet. Ich hatte mir ausgemalt, dass er einsam in der Wohnung sitzen würde, sich vielleicht sogar wochenlang abwechselnd bei seinen Kindern aufhalten würde, wovor mir schon gegraust hat. Ich dachte immer, dass er sehr an meiner Mutter hing.

Als mein Mutter dann schließlich gestorben war, war genau das Gegenteil der Fall. Mein Vater, vorher sehr zurückhaltend, fast ein bisschen depressiv, blühte auf. Er machte im Alter von sechzig Jahren noch einen Skikurs mit, unternahm eine Kreuzfahrt Richtung Norden in die Antarktis (meine Mutter war eher eine Sonnenanbeterin) und suchte sich nach einer angemessenen Trauerzeit eine Freundin, die zehn Jahre jünger war als er. Einerseits froh, dass er uns nicht dauernd besuchte, war ich doch ein bisschen schockiert, wie wenig ich meinen Vater kannte.

Mein Vater überlebte offensichtlich ohne meine Mutter hervorragend. Wie ist das bei euren Eltern? Würde eure Mutter oder euer Vater besser alleine klarkommen? Könntet ihr euch vorstellen, dass ihr eure Eltern genau so falsch einschätzt, wie ich es getan habe.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde schon sagen, dass meine beiden Elternteile ohne einander weiter leben könnten. Sicherlich würden sie erst ein Mal eine ganze Weile trauern, aber es würde irgendwann weiter gehen und beide hatten ja auch ein Vorleben und ein Leben ohne einander. Es muss ja immer irgendwie weiter gehen und man muss dann auch kämpfen, dass es weiter gehen kann. Ich denke, dass meine beiden Eltern das überstehen würden. Sie lieben sich, aber dass heißt ja auch nicht, dass man sich nach dem Tod aufgeben muss. Das würde ja auch keiner wollen und als Paar bespricht man das danach vielleicht ja auch schon.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eine Bekannte von mir ist auch vor ein paar Jahren an Krebs gestorben. Sie hatte auch einen Mann, mit dem sie schon jahrelang zusammen war und die beiden hatten auch mehrere Kinder zusammen. Sie wusste auch, dass sie irgendwann einmal sterben muss, und hat dies auch ihrer Familie und ihren Bekannten und Freunden auch mitgeteilt, sodass wir alle am Ende nicht geschockt waren, wenn sie uns verlässt und den Kampf gegen den Krebs verliert.

Ich habe mir damals auch Gedanken gemacht, ob ihr Mann mit den Kindern und dem Haushalt und desgleichen zurechtkommen wird. Die meisten gemeinsamen Kinder waren zwar schon groß und haben nicht mehr zu Hause gewohnt, aber immer hin hatten ­die beiden noch zwei kleinere Kinder, worum sich der Vater hätte dann alleine kümmern müssen. Und ich hatte auch meine Zweifel, ob der Vater dies alles schaffen würde.

Am Ende war es dann so, dass meine Bekannte gestorben ist und ich mit meinen Zweifeln wohl recht behalten sollte. Der Mann hat sich am Anfang total gehen lassen und ist im Endeffekt in ein tiefes Loch gefallen und hat sich um nichts mehr gekümmert, wobei ich dies am Anfang auch verstehen kann. Da haben sich die großen Kinder um die kleinen Kinder und um den Haushalt gekümmert. Aber mit der Zeit hat sich dann gezeigt, dass der Mann nicht ohne seine Frau klarkommt. Er hat sich zwar gefasst, aber weiß in vielen Dingen und ­Hinsichten nicht, was er machen soll. Wie zum Beispiel sind seine beiden zu Hause lebenden Kinder in die Pubertät gekommen und damit war er hilflos überfordert, genauso wie er immer noch mit dem Haushalt überfordert ist. Ich glaube, wenn er seine großen Kinder nicht hätte, dass er schon lange komplett untergegangen wäre.

Aber natürlich gibt es auch Paare oder allgemein Eltern, die auch nach dem Tod des Partners irgendwann wieder im Leben Fuß fassen und auch ohne den Partner dann klarkommen werden. Bei meinen Eltern wird es irgendwann auch so sein, dass sie ohne einander klarkommen müssen. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Leben von meiner Mutter auch ohne meinen Vater weiter geht und auch das Leben von meinem Vater wird ohne meine Mutter weiter gehen. Natürlich werden sie am Anfang trauern, was auch ganz normal ist, aber immer hin sind die Beiden nicht ihr Leben lang zusammen und es gab vor deren Beziehung immer hin noch etwas davor und dann gibt es auch ein Danach, würde ich jetzt mal sagen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin der Meinung, dass meine Eltern beide ein gleichermaßen gutes Leben ohneeinander führen könnten. Meine Eltern haben schon immer mehr oder weniger ihre eigenen Wege beschritten und sind eben nicht wirklich voneinander abhängig. Das würde mir nun auch sehr merkwürdig vorkommen, denn immerhin sind sie beide erwachsene Menschen und es gibt keinen Grund, aus dem sie ohne einander nicht gut durch ihr Leben kommen können.

Vermutlich wäre der Haushalt meiner Mutter ordentlicher als er jetzt ist und mein Vater würde mehr oder weniger im Müll ersticken, sich aber dennoch wohl fühlen und definitiv mit seinem Leben klar kommen. Ab und zu einmal eine groß angelegte Aufräumaktion und gut ist es. Ich würde es mir so vorstellen, wie er es mit seinem Auto auch macht. Alle Paar Tage alles in eine Tüte rein und in den Müll damit. Aber ansonsten sehe ich nicht wirklich etwas, was sich in den Leben meiner Eltern verändern würde.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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