Diclofenac: Dieses Schmerzmittel wird neu überprüft

vom 18.02.2013, 14:54 Uhr

Ich habe nun schon öfter hier im Forum gelesen, dass einige User Diclofenac gegen alle möglichen Schmerzen benutzen. Bereits vor zwanzig Jahren sagte mir mein damaliger Arzt, dass ich Diclofenac nur über eine kurze Zeit einnehmen könne wegen der starken Nebenwirkungen. Dass Ärzte das Medikament immer noch verschreiben, obwohl die Nebenwirkungen bekannt sind, habe ich im vergangenen Jahr auch erleben müssen. Als mir ein Spezialarzt dieses Mittel gegen Schmerzen verschreiben wollte, habe ich um ein anderes gebeten.

Wie hier zu ersehen, wird Diclofenac nun neu überprüft. Nehmt ihr dieses Mittel ein? Habt ihr nach der Einnahme bzw. längeren Einnahme schon starke Nebenwirkungen feststellen können?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Dass Ärzte das Medikament immer noch verschreiben, obwohl die Nebenwirkungen bekannt sind, habe ich im vergangenen Jahr auch erleben müssen. Als mir ein Spezialarzt dieses Mittel gegen Schmerzen verschreiben wollte, habe ich um ein anderes gebeten.

Und was genau ist jetzt daran verkehrt, dass er die Diclofenac verschreiben wollte. Grundsätzlich spricht ja erstmal nichts gegen die Verordnung und vorallem gegen den kurzfristigen Einsatz spricht sich ja nicht mal der von dir verlinkte Artikel aus. Problematisch wird da ja die Langzeiteinnahme oder wenn zum normalen Diclofenac kein Magenschutz mit verordnet wird.

Ebenso finde ich es doch etwas polemisch einfach zu sagen, es gibt ja genug andere Schmerzmittel die viel besser seien. Auch Ibuprofen, Naproxen und erst recht ASS haben unzählige und in Teilen sogar die gleichen Nebenwirkungen wie Diclofenac und nicht immer kann bzw. darf man die alternativen Präparate einsetzen. Von der beim einzelnen Patienten eintretenden Wirkung will ich noch nicht mal reden. Nicht bei jedem bei dem Schmerzen mit Diclofenac gut therapiert werden können, treten die gleichen schmerzlindernden Wirkungen mit anderen Präparaten ein.

Man muss eben immer den Einzelfall abwägen und wenn man über längere Zeit Schmerzmittel einnehmen muss, sollte man sich eh in ärztliche Behandlung begeben um zu sehen woher diese kommen. Bei mir wirkt Diclofenac zum Beispiel sehr gut gegen Gelenkschmerzen und da nehme ich es dann auch öfter ein (als Voltaren resinat), bei Kopfschmerzen dagegen lieber Ibuprofen und wenn mir einfach alles weh tut und ich auch noch etwas Fieber habe wirkt Novalgin am besten. Und das ist ja zum Beispiel mindestens genauso umstritten wie Diclofenac und wird hierzulande auch tonnenweise verordnet.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Diese Arznei nehme ich doch im Bedarfsfall nur eine kurze Zeit, denn als Langzeitmittel funktioniert es nicht. Der Schmerz muss nämlich direkt am Herd behandelt werden und mit der Arznei verschwindet er nur kurzzeitig. Es wird nämlich sogar vor einen längeren Gebrauch gewarnt, weil die Wirkung dann extrem nachlassen kann. In der Regel wissen das auch die niedergelassenen Ärzte und verschreiben es auch nur für ungefähr 14 Tage. In diesen überschaubaren Zeitraum sind die aufgeführten Nebenwirkungen sehr gering ausgeprägt.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mich würde mal interessieren, was für Studien da diesbezüglich gelaufen sind und wie hoch letzlich die ermittelte Rate an Schlaganfall und Herzinfarkt gewesen ist. Denn dass NSAR (ASS mal ausgeklammert), insbesondere die ebenfalls im Artikel erwähnten Coxibe, eine etwas höhere Thrombosierungsrisiko des Blutes mit sich bringen, ist bekannt, das kann letzlich zu einem erhöhten Schlaganfall und Herzinfarktrisiko führen, auch das streite ich nicht ab. Letzlich ist für mich entscheidend, wie hoch das Risiko und die Wahrscheinlichkeit ist. Mal als Gegenbeispiel: Selbst bei zweiwöchiger Ibu- bzw. ASS (300-500)-Einnahme kann es zu einem Magengeschwür kommen. Das nenne ich eine Nebenwirkung! Wenn ein Patient bei einer 2-3-jährigen, täglichen Diclo- oder Ibu-Einnahme einen Herzinfarkt erleidet, ist es andersrum auch verkehrt die Ursache primär am Medikament zu suchen. Sicherlich wird bei solchen Sachen das Medikament das Risiko erhöhen, aber entscheidend ist für mich eben der Prozentsatz, um wie viel das Risiko erhöht wird, und wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalles im Vergleich zu den anderen Nebenwirkungen ist.

Mal davon abgesehen frage ich mich, wieso man sich teils über sehr sehr seltene Nebenwirkungen aufregt: Fettreiche, ballaststoffarme Ernährung - die mindestens 60% der Bevölkerung täglich auf dem Essenstisch stehen hat - birgt wesentlich mehr Gefahren und Langzeitwirkungen als die meisten Medikamente. Darüber, dass fettreiche Lebensmitteln verkauft und propagiert werden, regt sich keiner auf, aber sobald bei einem Menschen eine sehr seltene Nebenwirkung (die nebenbei auch mit den Komorbiditäten des Menschen zu tun haben können, denn jeder Mensch ist individuell) festgestellt wird, wird versucht das Medikament schlechtzureden.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



@Klehmchen, mir geht es keinesfalls darum, irgendein Schmerzmittel zu verteufeln. Bei mir war es nicht klar, wie lange ich das Mittel nehmen sollte. Fakt war, dass ich wahrscheinlich längerfristig Schmerzmittel brauchte. Außerdem habe ich auch noch nie ein Magenschutzpräparat verschrieben bekommen. Natürlich weiß ich selbst, dass alle Schmerzmittel Nebenwirkungen haben, aber vielleicht nicht ganz so gravierende, sonst würden sich Forscher bestimmt nicht die Mühe machen und ein Mittel nochmals zu untersuchen. Wie ich in einem anderen Bericht las, vervierfacht dieses Präparat das Herzinfarktrisiko. Ich finde, dass das eine erschreckende Aussage ist.

Ich hatte dann Tilidin comp. 150 mg bekommen, die auch Nebenwirkungen haben, mir aber so gut halfen, dass ich sie bald absetzen konnte. Durch meinen Bericht wollte ich niemanden davon abhalten, dieses Mittel zu nehmen, nur einen Denkanstoß geben, weil nicht jedem alle Nebenwirkungen bekannt sind. Deshalb war ja auch der Bericht verlinkt.

@getku, es geht ja hier nur um mögliche Nebenwirkungen von gewissen Medikamenten, nicht um fettreiche und ballaststoffarme Ernährung, wo du mit deiner Ausführung recht hast. Ich habe da schon des öfteren hier im Forum darüber gelesen, aber es könnte nicht schaden, wenn du nochmals mit einem neuen Thread darauf hinweist. Übrigens habe ich das Medikament nicht schlecht geredet, sondern nur auf Nebenwirkungen hingewiesen, die nicht jeder kennt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cid hat geschrieben:Ich hatte dann Tilidin comp. 150 mg bekommen, die auch Nebenwirkungen haben, mir aber so gut halfen, dass ich sie bald absetzen konnte.

Was aber im Grunde eigentlich völliger Schwachsinn ist und nicht lege artis. Tilidin mag ein gutes und vorallem sehr potentes Schmerzmittel sein, aber als Ausweichpräparat für ein Stufe-1-Schmerzmittel einfach gleich ein niedrig potentes Opiod zu verschreiben finde ich arg bedenklich, wenn man als Arzt eigentlich glaubt die Schmerzen mit dem Stufe-1-Mittel therapieren zu können.

Aber naja, wer es ungefährlicher findet mit dem Atmen aufzuhören als einen Herzinfarkt zu bekommen, kann das gerne so machen. Ich hoffe, dass hat dir dein Arzt dann auch erklärt als du gesagt hast, du hättest wegen den möglichen Nebenwirkungen von Diclofenac lieber ein anderes Schmerzmittel.

Nur mal noch nebenbei. Es ist übrigens auch eine Vervierfachung des Risikos wenn 1 von 1 Milliarde Menschen einen Herzinfarkt kriegen könnte und nach Dicloeinnahme dann 4 von 1 Milliarde. Und wie getku schon sagte, geht es bei dem Herzinfarktrisiko um eine reletiv seltene Nebenwirkung. Die sollte man keineswegs verharmlosen, aber dabei sollte man auch nicht vergessen, dass es zum Beispiel bei nahezu allen Nichtsteroidalen Schmerzmitteln auch häufige schlimme Nebenwirkung wie zum Beispiel ein Magengeschwür gibt, an dem man auch mal sterben kann. Gerade deswegen sollte man generelll nicht einfach so lange Schmerzmittel nehmen, sondern nur kurzfristig oder sich in ärztliche Behandlung begeben.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selber habe Diclofenac zum Glück noch nicht über eine längere Zeit einnehmen müssen und nach einer kurzen Einnahme über einige Tage habe ich mit dem Wirkstoff noch keine Probleme bekommen. Es ist sicher nicht in Ordnung, dass es Nebenwirkungen gibt, die nicht wirklich bekannt sind, aber ich finde dieses Schmerzmittel bei einigen Schmerzarten weiterhin sehr gut und ich werde es auch weiter einnehmen. Allerdings werde ich auch gespannt auf ein Ergebnis der erneuten Prüfung dieses Arzneistoffs warten.

Diclofenac ist ja mittlerweile in niedrigen Dosen bis 25mg auch ohne Rezept erhältlich und darin könnte schon ein Problem liegen, weil viele Menschen dieses Arzneimittel halbwegs unkontrolliert auch über eine längere Zeit einnehmen können, ohne dass der Arzt davon etwas weiß. Vielfach wird dieses Mittel aber auch als Dauertherapie vom Arzt genutzt, dann aber meistens mit einem weiteren Mittel als Magenschutz.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Meine Erfahrungen mit dem Schmerzmittel basieren alle auf Salben, in den der Wirkstoff enthalten ist. Ich werde mal sehen, inwiefern das einen Unterschied zu den Tabletten macht. Ich finde es aber auch besorgniserregend, wenn man Schmerzmittel, fern ab von Aspirin und Paracetamol ohne Rezept bekommt. Niedrige Dosen sammeln sich genauso gut im Körper an, belasten die Leber und Nieren und können in Wechselwirkungen treten.

» Kleine Steffi » Beiträge: 9 » Talkpoints: 2,81 »


Kleine Steffi hat geschrieben:Ich finde es aber auch besorgniserregend, wenn man Schmerzmittel, fern ab von Aspirin und Paracetamol ohne Rezept bekommt.


Na du bist ja lustig. Zum einen muss ich mal klar sagen, dass ein Herzinfarkt sogar als Nebenwirkung regulär bei Diclofenac aufgeführt wird. Sich jetzt daran aber so hochzuziehen, finde ich vorallem dann amüsant, wenn man Aspirin und Paracetamol ausklammert. Da weiß man dann wohl sehr wenig über die Nebenwirkungen dieser Medikamente. Paracetamol hat zum Beispiel eine enorm große Gefahr, die Leber massiv zu schädigen und dafür muss man nicht mal soviele Tabletten nehmen und vorallem reichen dafür wirklich wenige Tage.

Und Aspirin ist im Prinzip wenn man sich die ganzen Nebenwirkungen anschaut ein Teufelszeug. Seien es Blutung an allen möglichen Stellen des Körpers, Atemnotanfälle, allergische Reaktionen bis hin zum allergischen Schock, Magen-Darm-Beschwerden und Leber- und Nierenschäden.

Im Grunde wirkt es fast so, als denken hier einige es wäre das normalste der Welt wenn man bei Beschwerden einfach mal ein paar Tabletten einwirft und dann ist alles gut. Wenn dem so wäre, bräuchte man keine Ärzte und Apotheker, die Ahnung von der Materie haben und um die ganzen Nebenwirkungen wissen und beobachten können.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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