Was haltet ihr von der Abfrage vor der ganzen Klasse?

vom 03.11.2012, 13:29 Uhr

Ich habe es schon immer unglaublich gehasst mich bei Abfragen vorne an die Tafel zu stellen. Da kam neben der Angst, eine Frage nicht beantworten zu können, immer noch die Angst, dass sich die Klassenkameraden über einen lustig machen könnten, weil einen eben jeder sieht. Hat man zuhause gelernt und konnte die Fragen spielend leicht nacheinander beantworten, hatte man damit natürlich keine Probleme, aber gerade, wenn man irgendwo hängen blieb und lange überlegen musste, machte man sich auch insgeheim Gedanken, was gerade in den Köpfen der anderen Schüler vorgehen könnte und wie sie über einen denken.

Bleibt der Schüler dagegen während der Abfrage sitzen, ist es für den Lehrer schwerer, diesen Schüler im Auge zu behalten, da er sich indirekt auch auf die anderen Schüler konzentrieren muss, die dem Abgefragten etwas einsagen könnten. Genauso muss er aber auch den Platz des Schülers, der abgefragt wird, kontrollieren, ob dort nicht vielleicht ein Spickzettel liegt, das Heft aufgeschlagen liegt oder ein Blatt unter dem Tisch gehalten wird. Dennoch finde ich es aus der Sicht eines Schülers wie gesagt angenehmer während der Abfrage auf dem Platz sitzen bleiben zu können.

Wie war das bei euch während der Schulzeit? Hat da der Lehrer auch gerne mal den ein oder anderen Schüler vor zu sich geholt, um ihn abzufragen? Hattet ihr so wie ich damit Probleme euch vor die Klasse zu stellen? Wie habt ihr euch damals immer gefühlt, als ihr vorne standet und nichts wusstest? Habt ihr euch da auch Gedanken darüber gemacht, was wohl die Mitschüler über euch denken oder konntet ihr euch voll und ganz auf die Fragen konzentrieren? Haltet ihr es für pädagogisch wertvoll die Schüler bei der Abfrage nach vorne zu holen?

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» Pointer » Beiträge: 1772 » Talkpoints: 20,77 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hatte auch davor immer furchtbar Angst. Wir haben zwar kaum Abfragen aber schon ein paar. Meistens in Englisch und Russisch also den Sprachen. In Englisch sitzen wir mit 30 Leuten in einen Raum und die Lehrerin kriegt es trotzdem immer irgendwie hin denjenigen zu entdecken der etwas vorsagt.

In Russisch sieht es schon ganz anders aus. Dort sitzen wir in einem kleinen Raum mit 20 Mann der in einer viereckigen Form ist, den der Lehrer sehr gut überblicken kann. Da blieb auch jeder sitzen. Trotzdem ist dieses Gefühl dazusitzen, nichts zu wissen und alles ist still sehr unangenehm. Man wünscht sich am besten weg. Zum Glück war das nicht so oft der Fall bei mir.

» Neumaner » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,74 »


Ich fand es auch immer ganz schlimm, wenn der Lehrer einen zum Abfragen nach vorne zitiert hat und man dann die Antworten von dort aus geben musste. Ich war sowieso immer sehr schüchtern, deswegen fiel es mir vor der ganzen Klasse noch schwerer, eine richtige Antwort zu geben. Ich konnte mich dann auch nie voll auf die Frage konzentrieren, weil ich dann auch Bedenken hatte, ob ich vielleicht die falsche Antwort gebe und auch, was denn die anderen jetzt denken. Zum Glück kam bei uns so eine Abfrage vor allen Mitschülern nicht so oft vor.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich habe es früher auch Regelrecht gehasst vor der ganzen Klasse zu stehen und etwas vorzutragen oder abgefragt zu werden oder sonstiges. Das einzige was ging ist, wenn ich mit dem Rücken zur Klasse stand und Beispielweise an die Tafel schreiben musste. Somit musste ich die Gesichter nicht sehen und war auch nicht so angespannt. Ich stand früher Vorne und habe immer einen knallroten Kopf bekommen, weil mir die Situation so unangenehm war.

Und wenn mir dann auf eine Frage keine Antwort einfiel, obwohl ich sie 10 Minuten vorher auch perfekt konnte, war ich von mir selber immer so enttäuscht. Da ich ja wusste das ich es konnte und die Aufregung mir nur alles vermasselt hat. Ich habe mir auch immer Gedanken gemacht, was die Leute jetzt wohl denken müssen über mich. Ob die mich jetzt auslachen oder ob die das Mutig fanden was ich getan habe. Aber im nach hinein überlegt, geht es doch fast jedem so der Vorne steht und etwas Leisten muss.

Ob es pädagogisch Wertvoll ist, ich weiß es nicht. Aber ich kann sagen, je öfter man vor vielen Leuten redet und selber über seinen Schatten springt, um so Selbstbewusster wirst du.

» Sowieso12 » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



An meiner Schule gehörte das damals zum Schulalltag. Es war völlig normal, dass in jedem Kernfach und auch in den Wissensfächern wie Erdkunde oder Geschichte jede Stunde mindestens ein Schüler daran glauben musste. Es hat keiner geliebt. Aber gerade weil es völlig normal war, war es auch nicht so extrem schlimm. Auch wenn es bei uns in der Klasse auch manche Rivalität und manchen Streit gab haben wir zusammen gehalten, wenn jemand abgefragt wurde. Klar, es gab einige Lehrer die manchmal nicht fair waren, aber da wurde die Mitschüler nicht ausgelacht. Man hatte Respekt vor der Leistung da vorne zu stehen, weil man wusste, dass man bald der nächste ist und weil man wusste wie es einem da geht.

Mit der Zeit gewöhnte man sich daran und ich war schon immer jemand, dem es wenig ausmacht vor Publikum zu sprechen. So fand ich es nur noch unangenehm, wenn ich vorher nicht ausreichend gelernt hatte. Im Endeffekt hat mir das alles fürs Leben geholfen. Man hat für die mündliche Abiturprüfung trainiert, man hat für die mündlichen Prüfungen an der Uni geprobt und ich traue mich heute in fast jeder Situation vor kritischen Zuhörern zu sprechen. Je nach Job braucht man diese Fähigkeit ja auch. Heute muss man ja in vielen Berufen Ergebnisse oder anderes vor Publikum präsentieren können.

Ich finde, man sollte die Schüler auch heute nicht in Watte packen und auch heute nicht vor Herausforderungen und vor allen unangenehmen Situationen verschonen. Wer immer nur verwöhnt und verzärtelt wird, wird nicht aufs Leben vorbereitet. Man sollte viel mehr den Schülern wieder den Weg zum Teamgeist als Klasse zeigen. Das fehlt heute in vielen Klassen. In solchen Situationen Mitschüler auszulachen ist echt das letzte. Das sollten die Kinder heute auch einsehen können, dass sie sich das Leben damit nicht leichter machen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Zu meiner Schulzeit war es eigentlich überhaupt nicht üblich, einen Schüler abzufragen. Das wurde nur in sehr seltenen Ausnahmefällen auf freiwilliger Basis gemacht, zum Beispiel wenn ein Schüler oder eine Schülerin zwischen zwei Noten gestanden hat und dann eine Note gefunden werden musste. Dann hatte man aber ja auch gewusst, dass man abgefragt werden würde und man konnte sich dementsprechend vorbereiten. Und in diesen Fällen musste man auch nach vorne gehen und sich neben das Lehrerpult stellen. Das finde ich sehr gut, denn der Schüler weiß von Anfang an, worauf er oder sie sich einlässt und macht es ja auch freiwillig.

Ansonsten wurden wir reihum Vokabeln im Englisch Unterricht abgefragt. Dazu mussten wir alle aufstehen und jeder, der die gefragte Vokabel richtig beantwortet hat, durfte sich hinsetzen. Wer stehenblieb, der bekam in der nächsten Runde noch eine neue Vokabel gefragt. Wer vorgesagt hat, der musste wieder aufstehen. Und so zog sich dieses Spiel manchmal mehrere Runden hin, denn es war erst dann zu Ende, wenn alle wieder saßen. Natürlich blieben leider immer wieder die selben Schüler bis zum Ende übrig, was schon ein wenig demotivierend gewesen sein muss für die Schüler und deswegen fand ich es auch nicht so gut, dass dieses Spiel regelmäßig gespielt worden ist. Es ist einfach bloßstellend.

Ein Abfragen vor der Klasse unter Zwang kann ich nicht vertreten. Mit einem guten Schüler kann man das ja noch machen oder mit einem Schüler, der sozial gut integriert ist. Ist der betroffene Schüler dies aber nicht, kann das Abfragen, wenn es schlecht ausfällt, zu sozialen Schwierigkeiten führen. Da kommt dann das Mode-Stichwort "Mobbing" mit in das Spiel hinein. Dennoch ist dieser Faktor wirklich nicht zu unterschätzen und ich würde auch keine ernsthafte Abfrage später selber in meinem Unterricht durchführen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Naja, es ist ja vollkommen normal zur mündlichen Leistungskontrolle nach vorne zu gehen, aber ich mag es auch nicht besonders. Vorallem erwischen die Lehrer immer genau die, die nicht gelernt haben. Ich komme auch immer nur mündlich dran, wenn ich gerade an dem Tag nicht gelernt hab.

Ich mache mir dann aber keine Gedanken darüber, was meine Mitschüler über mich denken oder das sie sich über mich lustig machen. Die sind einfach nur froh, dass sie selbst nicht dran gekommen sind. Und in meiner Klasse macht sich auch keiner über den anderen lustig, wenn er was falsches sagt.

» snake70 » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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