Welcher Arbeitsweg und Dauer ist wirklich zumutbar?

vom 08.10.2012, 18:51 Uhr

In der heutigen Zeit bleibt es nicht aus, dass man seinen Arbeitsort nicht direkt am Wohnort hat und man daher schon pendelt. Hat man einen Arbeitsplatz nur wenige Kilometer von seinem Wohnort entfernt, ist es perfekt. Anders sieht es aber aus, wenn jemand, der nach Arbeit sucht oder arbeitslos ist, sich bewirbt. Mitunter kann auch eine Strecke zumutbar sein, die eben doch recht weit zu fahren ist.

So, wie ich es mitbekommen habe, gibt es ja schon Richtlinien. Aber wie genau lässt sich ein zumutbarer Arbeitsweg berechnen? Wie verhält es sich, wenn man eigentlich mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren möchte, da man weder einen Unfall riskieren noch unüberblickbare Kosten haben möchte? Kann man dazu gezwungen werden, dennoch mit dem Auto zu fahren?

Ist es zumutbar, wenn die Strecke ausschließlich über Land- und Kreisstraßen geht und man daher nur eine begrenzte Geschwindigkeit fahren kann? Wie verhält es sich bei Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel? Muss man nur ab Startbahnhof oder Starthaltestelle die Strecke berechnen? Was ist, wenn die nächste in Frage kommende Haltestelle auch mehrere Kilometer von zu Hause aus weg liegt? Wo und wie beginnt eine Zumutbarkeit und wie und wo hört sie auf? Wie verhält diese sich, wenn man lediglich einen Job im unteren Lohnbereich hat?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich kenne die gesetzlichen Vorgaben nicht, aber ich bin der Meinung, es ist unzumutbar einen Arbeitsweg von mehr als 2 Stunden aufgezwungen zu bekommen. Mit Arbeitsweg definiere ich den kompletten Weg, beginnend mit Durchqueren der Haustür und endend mit der Ankunft bei der Arbeit.

Es gibt viele Pendler, die lange unterwegs sind und teilweise mehrere hundert Kilometer zur Arbeit fahren. Es ist sicherlich nicht der Standard, aber auch kein Einzelfall. Bei den meisten handelt es sich aber um Menschen, die diesen Beruf auch ausüben wollen. Ich fahre an manchen Tagen auch eineinhalb Stunden zur Arbeit und habe damit kein Problem, da ich es gerne tue. Einen vom Amt verordneten Job sollte man, wenn er denn schon aufgezwungen ist, innerhalb von zwei Stunden erreichen können, ist meine Meinung. Für einen Niedriglohnjob ist mehr nicht mehr zumutbar. Wie das Gesetz das handhabt, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass die Politiker das anders sehen werden.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Einen vom Amt verordneten Job sollte man, wenn er denn schon aufgezwungen ist, innerhalb von zwei Stunden erreichen können, ist meine Meinung.

Meinst du zwei Stunden pro Strecke oder zwei Stunden insgesamt? Ach ja das Arbeitsamt hält pro Strecke 1,25 Stunden für zumutbar. Mit dem Auto wohl bemerkt.

Falls du zwei Stunden pro Strecke für zumutbar hältst, stelle ich mal die Frage in den Raum, ob es das wirklich ist, wenn man von einer reine Arbeitszeit von 8 Stunden ausgeht. Dann noch eine Pause von sagen wir 2 Stunden dazu kommt und man noch früher da sein muss, um sich umzuziehen. Selbiges Abends nach Feierabend. Dann sind wir nämlich schnell bei über 14 Stunden die man außer Haus verbringt. Wenn man dann von 8 Stunden Schlaf ausgeht, bleibt einem nicht mehr viel, wenn man noch was essen will und Körperpflege muss ja auch bedacht werden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



benutzer7 hat geschrieben:Ich kenne die gesetzlichen Vorgaben nicht, aber ich bin der Meinung, es ist unzumutbar einen Arbeitsweg von mehr als 2 Stunden aufgezwungen zu bekommen.

Nun ja, wenn man im hintersten Dorf wohnt, kann ein Arbeitsweg von zwei Stunden sich anders gestalten, wie der Arbeitsweg, wenn man in der Nähe einer Autobahn wohnt. Welche Bedingungen müssen da vorliegen? Wie soll so etwas wirklich überprüft werden? Der Routenplaner, der zugrunde gelegt wird, wenn jemand ein Vorstellungsgespräch hatte, ist etwas anderes, als eben die tatsächlichen Fahrzeiten. Mit der Bahn lässt es sich anders nachvollziehen, aber teils sind die heutigen Arbeitszeiten nicht zwangsläufig mit den Bahnfahrzeiten kompatibel.

benutzer7 hat geschrieben:Einen vom Amt verordneten Job sollte man, wenn er denn schon aufgezwungen ist, innerhalb von zwei Stunden erreichen können, ist meine Meinung.

Letztendlich hat ja noch immer der Arbeitgeber das Sagen, wen er einstellt. Ein Amt wird da nicht viel mitreden, auch, wenn Jobs über die Arbeitsagentur vermittelt werden. Man sollte sich dort bewerben, ja, aber die Auswahl trifft der Arbeitgeber. Eine Maßnahme von der Agentur für Arbeit wird eher in der Umgebung stattfinden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Soweit ich informiert bin, ist wohl eine Fahrzeit von bis zu 90 Minuten zumutbar. Jedenfalls habe ich das mal gehört. Allerdings wären 90 Minuten schon weit über meiner persönlichen Schmerzgrenze, ganz ehrlich! Wenn man mal bedenkt, dass man so täglich drei (!) Stunden wertvoller Zeit vergeudet, weil man nur im Auto sitzt! Hätte ich so eine Arbeitsstelle, wäre dieser Zustand auf Dauer für mich absolut inakzeptabel und ich würde alles versuchen, eine Stelle zu bekommen, die in der Nähe meines Wohnortes ist.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich, ehrlich gesagt, hasse das Pendeln. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, wo man alles relativ gut zu Fuß erledigen konnte oder aber mit dem Bus und da hat es nicht länger als eine halbe bis dreiviertel Stunde vom einen zum anderen Teil der Stadt gedauert. Sprich, wenn man in dieser Stadt arbeitete brauchte man unter einer Stunde. Nun hab ich selber schon Lehrgänge gemacht, Fahrzeit über 1,5 Stunden einfach, gearbeitet, Fahrzeit auch über 1,5 Stunden und das längste bei mir waren auch mal zwei Stunden einfache Fahrtzeit. Dies lag daran, dass ich damals eine Dienstwohnung hatte, diese war ziemlich weit weg vom Arbeitsort und ich hatte kein Auto, war auf Bahn, U-Bahn und Bus angewiesen.

Erstens geht mit dem Pendeln viel Zeit auf dem Weg verloren, doch das ist nicht das einzige Problem wie ich finde. Man sollte auch deshalb nicht so lange Wege haben und vorgeschrieben bekommen, denn es kann immer mal was sein. Sei es Stau, Unfall, Wegfall von Bus und oder Bahn und schon kommt man zu spät. Ich persönlich möchte nicht mal mehr eine Stunde zur Arbeit haben, denn wenn ich meinen Freund ansehe, der hat am Donnerstag weit über zwei Stunden gebraucht auf Grund des Wetters, und auch gestern, obwohl es nicht mehr so schlimm war und auch kein Unfall auf der Strecke war.

Wenn es nach mir ginge, dann wäre vielleicht 45 Minuten zumutbar und dann ist Schluss. Wenn man solche Strecken hat, dann ist man teilweise mit dem Auto unterwegs, im Sommer heiß, im Winter muss man vielleicht noch das Auto freischaufeln und muss noch eher aufstehen. Und auf der Arbeit soll man dann auch fit sein und nicht schon erschöpft von der Anreise. Zudem fahren ja vor allem die Autofahrer nicht nur Autobahn oder Landstraße sondern auch nicht so schöne Straßen und das müssen sie dann auch noch nach Stress und Arbeit und Müdigkeit bewältigen. Doch das sehen die meisten nicht. Man sollte nicht nur die reine Fahrtzeit berechnen oder in Augenschein nehmen.

Zum Thema Amt kann ich nur sagen, dass die meisten Arbeitgeber sowieso nicht einstellen, wenn man von weiter her kommt. Ich sollte mich mal früher wo bewerben bei einer großen Firma auf 400 Euro Basis und das waren bisschen mehr als 50 Kilometer und da meinte die Dame am Telefon, dass dies nicht zumutbar wäre, diese Strecke zu fahren, auch wenn man vielleicht auf Teilzeit raus gehen könnte. Doch sie selber würde dies nur fahren für einen "richtigen" Job.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Was für den einzelnen zumutbar ist, ist ja doch sehr individuell. Ich hatte bereits Jobs gemacht, wo ich tagtäglich bis zu 250 Kilometer pro Strecke gefahren bin. Dabei zählte zwar ein Teil der Fahrzeit als Arbeitszeit und die Einsatzsatz betrug selten wirklich acht oder mehr Stunden. Wenn ich einen Job wirklich will, ist für mich auch ein längerer Weg in Ordnung. Zumindest zu Anfang und wenn sich herauskristallisiert, dass ich längerfristig dort arbeiten möchte, dann käme auch ein Umzug in Frage.

Ob es für den Einzelnen perfekt ist, wenige Minuten zur Arbeit zu benötigen ist auch nicht pauschal zu sagen. Ich wollte schon mit 15/16 Jahre lieber in der Nachbarstadt arbeiten, als bei mir im Ort. Mittlerweile sehe ich das etwas anders, habe eine Wohnung die wenige Kilometer entfernt ist und muss zwei S-Bahn-Stationen zurücklegen. Die S-Bahnen fahren im 3-Minuten-Takt. Als ich angefangen habe war das aber noch nicht klar, dass ich in der Nähe eine Unterkunft in der Nähe finde und bei meiner Suche habe ich durchaus auch umliegenden Orte in Betracht gezogen und tägliches Pendeln mit dem Intercity. Längere Zustrecken wären für mich auch kein Problem, auf mehrfache Umstiege, überfülle S-Bahnen, Busse oder Strassenbahnen hätte ich jedoch nicht tagtäglich Lust.

Dem Jobcenter hingegen geht es nicht um Lust. Da ist die Zumutbarkeitsgrenze festgelegt, ich glaube auch, dass es irgendwas zwischen 60 und 90 Minuten sind. Und nach längerer Arbeitslosigkeit können die Fahrkosten auch anfangs übernommen werden. Ansonsten kann man Arbeitswege doch zumindest bedingt steuerlich geltend machen.

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» Trisa » Beiträge: 3169 » Talkpoints: 61,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kenne keine gesetzlichen Vorgaben für den Arbeitsweg. Ob etwas zumutbar ist, ist eine individuelle Entscheidung. Außerdem ist es doch so, dass niemand gezwungen wird, einen gewissen Arbeitsweg in Kauf zu nehmen. Ich kenne keinen Ort in Deutschland, in dem man nicht in unmittelbarer Nähe (unter 10 Minuten Fahrzeit mit dem Auto) einen Wohnung bekommen kann. Meistens kann man sogar in weniger als 20 Minuten Fußweg eine vernünftige Wohnung bekommen.

Natürlich wird nicht jeder unbedingt in die Nähe des Arbeitsort ziehen wollen, zum Beispiel aufgrund familiärer Verpflichtungen. Aber im Prinzip ist das immer noch eine freie Entscheidung, bei der man die Vor- und Nachteile des täglichen Pendelns abwägen muss. Meine Erfahrung ist aber, dass viele Deutsche relativ unflexibel sind und lieber extrem langes Pendeln in Kauf nehmen, anstatt einen Umzug, zweiten Wohnsitz oder Jobwechsel in Betracht zu ziehen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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