Kurschatten dem Mann beichten?

Eine seit 40 Jahren glücklich verheiratete Bekannte von mir, die schon über 60 Jahre alt ist, hat kürzlich wegen ihrer chronischen Rückenschmerzen eine Kur verordnet bekommen. Die Kur dauerte drei Wochen. Der Kurort war an der Nordsee, der Ehemann wohnt im Süden Deutschland, so dass die beiden ausgemacht haben, dass der Mann sie nicht besuchen kommt, weil die weite Fahrt zu anstrengend ist.

Als die Frau wieder zu Hause war, erschien sie richtig aufgeblüht. Sie erzählte mir dann bei einem Cafébesuch, dass sie während der Kur einen Kurschatten gehabt habe. Das war auch ein älterer, verheirateter Herr, mit dem sie während dieser Zeit "zusammen war". Ich kannte den Begriff Kurschatten von früher her, da sich eine Nachbarin wegen eines Kurschattens von ihrem Mann getrennt hatte. Als Kind kam es mir sonderbar vor, dass man mit einem Schatten zusammen ist.

Meine Bekannte erzählte mir auch, dass es zwar sehr schön gewesen sei, sie habe aber weder vor, das ihrem Mann zu erzählen noch habe sie vor, sich zu trennen. Sie sehe das als temporäre Angelegenheit, die für sie praktisch mit zur Kur dazu gehört habe. Das habe mit ihrer Beziehung zu ihrem Mann, die eine glückliche Beziehung sei, gar nichts zu tun. Der andere Mann sei auch verheiratet, und sie haben nun keinen Kontakt mehr. Es sei einfach eine schöne, abgeschlossene Episode in ihrem Leben.

Ich weiß nicht, ob ich das in so einem Fall für mich behalten könnte. Mich würde immer das schlechte Gewissen plagen. Aber vielleicht ist es ja für den Mann besser, wenn er es nicht weiß. Wie seht ihr diesen Seitensprung? Vielleicht war es auch nur ein Flirt, meine Bekannte hat sich da gar nicht so im Detail geäußert. Würdet ihr eurem Mann so etwas erzählen oder nicht? Ist es nicht ungut, wenn ein Geheimnis zwischen den beiden ist? Spürt es der Mann nicht, wenn er sensibel genug ist, dass sich etwas geändert hat?

Aus meiner Sicht könnte ich diese Art von Seitensprung nicht für mich behalten. Auch wenn es nur ein Flirt war und man eigentlich in seiner langjährigen Partnerschaft glücklich ist. Ich hätte immer im Hinterkopf meinen Mann und mich würde schon nach kurzer Zeit das schlechte Gewissen plagen. Ich würde es ihm spätestens nach ein paar Tagen beichten, damit er auch wirklich weiß, woran er ist. Wenn es aber nur ein kleiner Flirt war, der nichts mit körperlicher Nähe zu tun hatte, würde ich es auf jeden Fall für mich behalten. Denn so etwas belastet nur unnötig die Beziehung, obwohl eigentlich gar nichts ernsthaftes passiert ist.

Ich selber kann es nicht verstehen, wie man als verheiratete Frau einen Kurschatten haben kann. Ich kann da nur sagen, dass ich so etwas nie machen und ich es immer wieder unfassbar finde, wie normal das angesehen wird. Wenn ich vergeben bin, dann gibt es keinen anderen Mann. Entweder ich lasse es ganz oder ich würde mich trennen. Auch ein Flirt würde für mich in Frage kommen, dass ist in meinen Augen schon fast wie betrügen. Vielleicht bin ich da ja altmodisch, aber so ist meine Einstellung.

Ein Mann wird es nur dann spüren, wenn er denkt, dass die Ehe noch intakt ist. Wenn es bereits eine Beziehung ist, wo beide mehr getrennte Wege gehen und nicht viel miteinander unternehmen, dann wird er es sicher nicht merken. Wenn so ein Geheimnis vorhanden ist und nicht erzählt wird, ist für mich das keine Ehe!

Es ist einfach unfair so etwas zu machen und da sie kein schlechtes Gewissen hat, würde ich sagen das war nicht das erste Mal. Das sie es ihren Mann nicht sagen wird, finde ich unfair. Er hat doch ein Recht zu wissen, wenn er betrogen wurde.

Deine Bekannte hat damit nicht nur sich, sondern auch dich in eine blöde Situation gebracht. Immerhin wirst du ihn ja auch kennen und wenn ihr euch gemeinsam seht, ist die Situation sicher nicht angenehm.

Natürlich, wenn sie nichts von den anderen Mann will und einfach nur mit ihm geflirtet hat war da auch gar nicht viel dabei, aber gerade dann kann man es doch auch sagen. Wenn da nicht viel war, wird er ihr doch verzeihen und selbst wenn sind sie doch lange genug zusammen das man es irgendwann wieder kann.

Ich denke, dass der Begriff Kurschatten auch gerne genannt wird, wenn man während der Kur einfach jemanden des anderen Geschlechts kennenlernt, mit dem man sich eben gut versteht und während der Zeit öfter mal zusammen etwas unternimmt. Es muss sich ja nicht gleich um einen Seitensprung handeln, bei dem man mit dem Kurschatten auch ins Bett geht. Ich weiß ja nun auch nicht, wie tief die Beziehung zum Kurschatten deiner Bekannten ging.

Generell finde ich Ehrlichkeit in der Beziehung oder eben Ehe sehr wichtig. Aber da die beiden ja schon lange zusammen bzw. verheiratet sind, ist ja möglich das diese Beichte alles zerstören würde. Daher weiß ich gar nicht, wie ich nun reagieren würde. Allerdings würde ich meinen Partner auch nicht betrügen.

Natürlich kann so eine Affäre dadurch gerechtfertigt werden, dass es sich "nur" um eine Kurbekanntschaft handelt. Solange man selbst nicht darauf hereinfällt und sich eben selbst immer darüber bewusst ist, dass es nichts weiter als ein Betrug am Partner war, ist das soweit in Ordnung, als das man nicht auf die eigene Lüge hereinfällt. Das macht die die Ereignisse in der Sache zwar nicht besser, sorgt aber dafür, dass der eigene Bezug zur Realität da bleibt. Schließlich ist da kein Unterschied, ob die gute Frau auf ihren letzten Metern ihren Mann mit dem Bäcker hintergeht oder eben erst weit weg fahren muss, um eine Liebschaft einzugehen. Wenn jetzt der zu Hause gebliebene Mann in der Zeit selbst eine Affäre mit dem jungen Au-Pair Mädchen der Nachbarn gehabt hätte, wäre er ja nicht "schlechter", nur weil seine außereheliche Liebschaft zu Hause stattgefunden hat.

Wie die Bekannte nun damit zurecht kommt und ob sie es "beichtet", bleibt ihr natürlich überlassen. Wenn es sie nicht beschäftigen würde, dann hätte sie aber sowieso niemals ein Wort darüber verloren. So hat sie es ausgesprochen und nun ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Mann es doch noch mitbekommt. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit eben da, dass sie auch bei anderen Gelegenheiten davon sprechen wird. Dann wird wohl herauskommen, dass sie 40 normale und nicht 40 glückliche Jahre verheiratet war.

Und das sie das als Episode in ihrem Leben sieht, ist auch verständlich. Aber gerne hier noch einmal: das Maß muss sein, wie sie es selbst hinnehmen würde, wenn eben ihr Mann sich an jemand anderem Befriedigen würde. Es spielt da für sie vermutlich auch keine Rolle, dass er sie nicht verlassen wollen würde und den Seitensprung nur als Episode einordnen wollen würde. Schließlich wäre es nur um die körperliche Auseinandersetzung mit einer Dritten gegangen.

Mich würde immer das schlechte Gewissen plagen.

Sie offensichtlich auch und indem sie es dir erzählt hat, hat sie sich die Absolution geholt. Wenn du so willst bist du Mittäterin indem du ihr geholfen hast, sich von der Last zu befreien. Oder kannst du dir sonst erklären, wieso sie mit dir über ihren Seitensprung spricht? Und dies eigentlich auch gleich im erklärenden Sinn, so dass klar wird, wie selbstverständlich ihr Abenteuer war und gleichzeitig ja auch unbedeutend dieses war - so dass das keinen Einfluss auf ihr bürgerliches Leben in der Heimat haben muss oder haben kann.

Wenn es hingegen letztlich nur ein "Flirt" war, dann wüsste ich nicht, wo das Problem ist. Ich unterstelle jedem Menschen, dass er in der Fremde auch mit Dritten spricht. Wann dann die lustige Unterhaltung zu einem Flirt wird, ist nie abzugrenzen und wird ja auch noch jeweils u.U. unterschiedlich wahr genommen. Was dem einen ein heißer Flirt ist dem anderen ein einfaches aber lockeres Gespräch. Und da wird der mutmaßlich betrogene Ehemann schon wissen, dass während der Kur auch Männer sein werden (wenn es nicht gerade eine Mutter-Kind-Kur ist).