Ist Uniklinik besser als eine "normale" Klinik?

vom 24.03.2012, 14:00 Uhr

Unikliniken, normale Kliniken und Privatkliniken haben, jede für sich, Vor- und Nachteile. Man kann es zwar einerseits so sehen, dass Studenten und angehende Ärzte auf die Patienten losgelassen werden, aber das bietet doch auch Vorteile. Studenten sind extrem engagiert, sie versuchen wirklich alles zu beachten und bekommen Unterstützung durch ihre "betreuenden" Ärzte. Sie schreiben Abhandlungen, recherchieren viel und befassen sich mit jedem Patienten so gut sie auch nur können. Was sie nicht auf Anhieb wissen, wird sofort nachgelernt und möglichst effektiv umgesetzt. Darüber hinaus erlernen die Studenten die modernsten Behandlungstechniken und Therapieformen und nutzen keine veralteten Verfahren.

Der Nachteil der ganzen Geschichte ist natürlich, dass so jungen "Fastärzten" die Erfahrung fehlt. Und die kann manchmal wirklich enorm wichtig sein. Gerade, wenn es drunter und drüber geht und schnelle Entscheidungen gefragt sind, sind die routinierten, alteingesessenen Ärzte meist besser, weil schneller. Auch die Medikamentengabe geht den erfahrenen Ärzten schneller durch den Kopf. Der Nachteil ist allerdings wie schon so halb genannt, dass alte Ärzte aufgrund weniger Weiterbildungen oft veraltete Behandlungsmethoden haben, die teilweise sogar von Physiotherapie-Schülern hinterfragt werden.

Man mag also vergleichend nach der besseren Wahl suchen, doch diese entscheidet sich nach den individuellen Stärken der Ärzte. Man kann nicht sagen dass angehende Ärzte schlechter sind als erfahrene, ältere Ärzte, denn der eine angehende Arzt ist Jahrgangsbester und leistet eine unglaublich gute und souveräne Arbeit, während Oberarzt Dr. XYZ noch nie der kompetenteste war und immer nur mitgeschwommen ist und aufgrund der Dienstjahre aufgestiegen ist, weil er zwar nicht der beste war, aber nie sonderlich auffällige Fehler gemacht hat.

Gesondert zu betrachten sind Privat- und Belegkliniken. Viele denken diese Kliniken sind generell besser, weil sie privat sind und dadurch teurer. Doch die Leistungen, die ein Arzt abbucht, sind die gleichen. Ein Arzt wird unabhängig von den Kosten immer die bestmögliche Versorgung eines Patienten gewährleisten. Für die Behandlung und Heilung ist daher nicht relevant, ob man in einem Einbett-Zimmer liegt, ein großes Frühstück und Hase zum Mittag bekommt. Privatkliniken sind auch nicht immer besser und reihen sich in die Moral vom vorigen Absatz ein: Es kommt ganz individuell auf den Arzt an, was die beste Wahl ist. Der beste Arzt und der schlechteste Arzt können in dem gleichen Krankenhaus arbeiten - und ein Patient würde das vorher nie wissen, weil das Krankenhaus einfach zu groß und komplex ist, um nur durchweg sehr gute Ärzte zu bieten.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn man eine schwierige Sache hat, ist eine Uniklinik besser. Dort kommen die schweren Fälle aus der ganzen Region hin und deswegen ist man dort ganz gut aufgehoben. Ansonsten ist es ja auch so, dass Studenten nicht zwingend an eine Uniklinik gehen müssen, sondern auch in normalen Krankenhäusern zu finden sind. Gerade Studenten sind aber vom Wissen her auch keine Anfänger mehr, wenn sie im Krankenhaus arbeiten. Sie haben ein Grundwissen und je nach Wissensstand wird ihre Arbeit angepasst. Man sollte es also nicht als schlecht abstempeln.

Gerade bei uns in der Region kann man das städtische Krankenhaus leider vergessen. Dort ist es unsauber und es gibt auch nur wenig gute Ärzte. Das ist ja aber nicht überall so und so ist man vom Wissen der Ärzte und der Sauberkeit der Mitarbeiten abhängig. Es gibt natürlich auch an normalen Krankenhäusern sehr gute Ärzte, aber meistens bekommt man ein weit gefächertes Wissen im Universitätsklinikum, eben auch weil sie nicht die normalen Fälle bekommen, sondern eben auch viele schwierige Fälle.

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eine Uniklinik ist eben einfach größer als ein "normales" Kreiskrankenhaus, hat mehr Abteilungen und natürlich auch mehr Spezialisten. Unser Krankenhaus hier ist keinesfalls schlecht, es handelt sich dabei auch um ein "Lehrkrankenhaus", welches mit einer Universität zusammenarbeit. Schwerere Fälle werden dennoch in die nächste Uniklinik überwiesen, da man den benötigten Spezialisten hier eben nicht findet.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



pepsi-light hat geschrieben:Und es steht einem ja auch frei, die Behandlung durch einem Studenten zu verweigern und man kann sogar einen Oberarzt verlangen (muss man dann aber bezahlen).

Wo genau hast du denn das her? Grundsätzlich gilt erst mal, wer sich in eine Universitätsklinik begibt, der muss ganz einfach damit rechnen, dass er auch von einem Studenten mit betreut wird. Das heißt natürlich keines Falles, dass man auch von einem Studenten operiert wird, vielmehr machen Studenten ja nur einfache Sachen wie normale klinische Untersuchungen, Blut abnehmen oder Zugänge legen und auch das in der Regel unter Supervision eines Arztes bis der überzeugt ist, dass die Studenten das auch alleine hinkriegen.

Wenn es aber darum geht, etwas zu operieren, Behandlungen festzulegen oder neue Medikamente zu verabreichen, dann geschieht das erst nach Rücksprache mit dem zuständigen approbierten Arzt und nicht einfach mal so wie es sich ein Student gerade denkt.

Ebenso hat man, sofern man nicht privat versichert hat und ausdrücklich eine Ober- oder Chefarztbehandlung in seinem Tarif verankert hat, nie das ausdrückliche Recht sich von einem Oberarzt behandeln zu lassen. Man hat lediglich das Recht auf eine Behandlung, die dem Facharztstandard entspricht. Dabei ist der Facharzt noch lange kein Oberarzt und der Facharztstandard setzt eine abgeschlossene Facharztausbildung auch nicht voraus. Den Facharztstandard kann im Grunde auch eine Student erfüllen, er muss es ja nur so gut wie machen, wie es ein Facharzt machen würde. Freilich fällt der Nachweis des Facharztstandards ohne bestandene Facharztprüfung natürlich schwer und daher wird im Zweifelsfall, wenn es vom Patienten gewünscht wird auch ein Facharzt dazu geholt. Aber das kann eben auch ein Arzt sein, der gerade seine Facharztprüfung bestanden hat und muss eben nicht der Oberarzt mit 30 Jahren Berufserfahrung sein.

Abgesehen davon rennen Jungärzte und Studenten ja nicht nur in Unikliniken rum. Es gibt ja auch viele Lehrkrankenhäuser an denen genau so viele Jungmediziner sind. Am Ende kommt es immer auf die Ärzte an, die einen behandeln. Es gibt genauso an Unikliniken veraltete Behandlungsmethoden und schlechte Ärzte wie an kleinen Dorfkrankenhäusern, genauso wie es auch auf dem Lande wirklich hochmoderne gut geführte Krankenhäuser gibt.

Der große Vorteil einer Uniklinik ist natürlich, dass es nahezu alle Fachrichtungen gibt und damit auch für schwere Krankheitsbilder und seltene Krankheiten früher oder später der richtige Arzt zur Stelle ist. Genauso gibt es auch Erkrankungen, die auf Grund ihrer Komplexität oder auch aus Abrechnungsgründen nur an wenigen Kliniken in Deutschland durchgeführt werden können und die Universitätskliniken gehören da in der Regel dazu.

Aber es gibt ja auch genauso große Krankenhäuser der Maximalversorgung, die keine Unikliniken sind. Also allein daran kann man das nun nicht festmachen. Viel wichtiger ist einfach, dass man sich vorher versucht so gut es geht zu informieren und Bekannte fragt, die schon mal in den Krankenhäusern waren, die zur Auswahl stehen.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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