Alles zum Burn out Syndrom

vom 18.03.2008, 13:58 Uhr

Könnt ihr mir vielleicht sagen was es mit dem sogenanten Burn out Syndrom auf sich hat? Neulich war ich total fertig und meinte auch zu einer Freundin,dass ich seit Tagen Kopfschmerzen habe, lustlos bin und mich einfach nur schlapp und ausgepowert fühle. Sie meinte dann zu mir vielleicht hast du das Burn out Syndrom.

Kann das sein? Oder was gibt es da für Anzeichen und vor allem wie geht das wieder weg ? Was muss ich dagegen tun?

Grüße Julia

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Naja, also wenn jeder gleich ein Burn Out Syndrom hatte, nur weil er Kopfschmerzen hat und müde ist, dann hätten eigentlich zwei Drittel der Weltbevölkerung diese (eigentlich eher seltene) Krankheit. Also sorry, aber da versucht deine Freundin irgendwas übersptutz darzustellen.

Damit man 'ausbrennen' kann, sollte man sich davor ja aber erstmal so verausgabt haben, teilweise über Jahre (!) hinweg, dass es dazu überhaupt kommen kann. Anzeichen gibt es dafür viele, genauso wie Ausläser: Berufliche Anspannung über Jahre hinweg, sehr wenig Schlaf, Stress,...

Aber sorry, also ich hab uch Kopfshcmerzen und bin müde, aber damit ich ein Burn Ou Syndrom hätte, müsste sich das ganze echt noch anders gestalten. Wenn man sowas hat, dann ist man eben wirklich ausgebrannt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe zum Burnout-Syndrom mal etwas ausgearbeitet für ein Seminar, vielleicht kann dir das weiterhelfen:

Definition:
Zustand körperlicher, psychischer emotionaler und sozialer Erschöpfung, „Ausgebranntsein“
- Dauer min. 6 Monate, langer schleichender Prozess
- Missverhältnis zwischen Leistungsanforderungen an sich selbst, Anforderungen der beruflichen und privaten Umwelt, dem eigenen Energiehaushalt und erlernten Bewältigungsstrategien = negativer (emotionaler) Stress, dieser dauert meist jahrelang an

Ursachen:
- nicht DIE Ursache, sondern Konstellation von versch. Faktoren
- Individuelle Persönlichkeitsfaktoren, Art und Umfang der Arbeit/Zielsetzung/Belastung
- familiär, berufsbezogen, sozial
- Körperliche und seelische Regeneration kommt zu kurz

Risikopersonen:
- anfangs voller Enthusiasmus für Beruf, hohe Erwartungen an einen selbst
- Vernachlässigung von Freunden, Freizeit und Familie
- anfänglich „brennende Begeisterung“ wird zu „ausgebrannt sein“
- V.a. Lehrer, Ärzte, Pflegekräfte oder pflegende Angehörige

Symptome:
a) psychisch: allgemeine Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Denk- und Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, Hoffnungslosigkeit, Vergesslichkeit
b) physisch: Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, Muskelverspannungen, Gelenkschmerzen, Herzbeschwerden, sexuelle Probleme
- Mangelnde Erholungsfähigkeit des Betroffenen mit daraus resultierender fehlender Leistungserbringung im Beruf, Depression !?!

Einteilung in 5 Phasen: Enthusiasmus - Stagnation - Frustration - Apathie - Burnout

Diagnostik:
- Ausführliche Anamnese (Befragung)
- Ausführliche körperliche Untersuchung zur Abklärung allgemeiner Grunderkrankungen
- Laboruntersuchungen zum Ausschluss eines Infektes oder einer Allergie
- Analyse der Nahrungsgewohnheiten zum Ausschluss von Fehl- oder Mangelernährung
- Evtl. neurologischer und/oder psychologischer Status

Therapie:
- Ernst zu nehmende Erkrankung  professionelle Hilfe nötig
- Anfangsstadien: Kur, Arbeitsplatzwechsel
- Stressquellen identifizieren. Entspannungs- und Aktivierungsverfahren (am besten bevor das Burnout-Syndrom auftritt), Grenzen setzen und NEIN sagen können, soziale Unterstützung, positives Denken, Zeitmanagement, Sport
- Später: Psychotherapie, eigene Leistungsfähigkeit und Anforderungen besser einschätzen, realistische Ziele setzen
- Pflanzliche Präparate: z.B. Johanniskraut (Antidepressiv), Baldrian, Passionsblume (Angst- und Spannungslösend)
- In schweren Fällen: Benzodiazepine, Antidepressiva
- Akupunktur, Akupressur, Massage
- Therapie muss langfristig erfolgen!

Prävention:
- Lernen auf den eigenen Körper zu hören
- Sich Auszeiten nehmen, Urlaub machen, „Nein“ sagen, Distanz zur Arbeit
- Soziale Beziehungen aufrechterhalten; Hobbys wahren, Sport
- Entspannungstechniken erlernen und regelmäßig anwenden

Also wie du siehst, gehört zum Burnout-Syndrom einiges mehr,als nur ein paar Tage Kopfschmerzen zu haben und lustlos zu sein. Und du wärst auch die erste Schülerin, von der ich höre, dass die Burnout hat, das ist eher eine wirklich jahrelange massive Überbelastung von Körper, Seele und Psyche.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also deine Freundin ist ja recht schnell mit Vermutungen :D. Also das Burn Out Syndrom hat man nicht einfach bei Kopfschmerzen! Groovegirl hat ja schon eine tolle Zusammenfassung geschrieben!

Ich hatte vor 2 Jahren eine mittelschwere Depression mit Burn Out Syndrom. Ich kann dir nur von mir berichten. Mir ging es bescheiden. Ich hatte zu nichts mehr Lust, hatte keine Kraft mehr. Manchmal schaffte ich es kaum, die Hand zu heben. Meine Migräne, die ich seit Jahren erfolgreich im Griff hatte, hatte mich nun wieder im Griff. Es gab Tage, da brachte ich nichts mehr auf die Reihe. Ich hätte tagelang nur schlafen können, ohne auch nur einmal das Gefühl gehabt zu haben, daß ich länger wie 10 Minuten am Stück geschlafen hätte. Dazu kam, daß ich mir die einfachsten Dinge nicht mehr merken konnte. Ich schaffte es teilweise nicht, mein Wechselgeld zu kontrollieren, weil ich mich ständig verrechnete. Alles was im Entferntesten mit Konzentration zusammenhing, war für mich der Horror. Ich hatte Tage, da funktionierte ich wie eine Maschine und sobald die Kinder im Bett waren klappte ich zusammen.

Ich hatte einen guten Arzt und hatte die Möglichkeit einer Reha. Nach diesem Aufenthalt ging es mir schon wieder besser. Noch heute muss ich aufpassen und auf die Signale meines Köfpers achten, dennnocheinmal kann und will ich mir diese Art von körperlichem Zusammenbruch nicht mehr zumuten!

LG
Emmala

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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