Wulff ist zurück getreten- Eure Meinungen?

vom 17.02.2012, 12:44 Uhr

In den letzten Tagen wurde Wulff schon wieder das Objekt öffentlicher Belustigung, als ihn zuletzt Kalkofe satirisch durch den Kakao zog und das Interview, dass der inzwischen ehemalige Bundespräsident im öffentlich rechtlichen Fernsehen gar zu einer Satiresendung umwandelte, die man auf der Homepage von Sat1 betrachten konnte.

Während gestern der dritte Teil der Satire erschien, passierte etwas, das für Wulff eine größere Tragweite hatte: Die Staatsanwaltschaft in Hannover beantragte, dass bei Wulff die Immunität aufgehoben werde. Wenn dieser Antrag erfolgreich ist, kann gegen Wulff ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Nun ist Wulff zurück getreten und begründet das wohl damit, dass seine Wirkungsmöglichkeiten beeinträchtigt seien.

Wie seht ihr das? War dieser Rücktritt längst überfällig? Oder beurteilt ihr es eher kritisch, dass nun schon wieder ein neuer Bundespräsident gewählt werden muss, wo doch nun die politische und wirtschaftliche Lage im Moment alleine schon alles andere als einfach ist? Wer könnte denn nun als Kandidat in Frage kommen?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe jetzt gerade im fernsehen gesehen, dass Christian Wulff seinen Rücktritt bekannt gegeben hat. Er hat es ja auch damit begründet, dass ein Bundespräsident nicht nur von einer einfachen Mehrheit, sondern speziell von einer breiten Mehrheit des Volkes mit deren vertrauen gestützt werden sollte und da er dieses Kriterium nun nicht mehr erfüllt müsse er abtreten. So in der Art hat er es meiner Auffassung nach ja gesagt.

Ich bin in der gesamten Wulff-Affäre immer der Meinung gewesen, dass man privates strikt von beruflichem trennen sollte. Und seine ganzen Vorzüge die er genossen hat waren für mich immer von privater Natur und ich sehe deswegen keinen Grund, Herrn Wulff als unserem Bundespräsidenten nicht mehr zu vertrauen. ich kann es aber verstehen, wenn jemand das anders sieht und einem Menschen, der sich wegen seines Amtes private Vorzüge sichern kann nicht mehr so weit vertraut, ihn als Staatsoberhaupt im Amt zu lassen.

Ich denke, dass es aus Wulffs Sicht der richtige Schritt gewesen ist, von seinem Amt zurück zu treten. Es war ja schon richtig lächerlich, wie die Presse und auch die anderen Medien mit ihm umgegangen sind und ich fand das ehrlich gesagt auch nicht in Ordnung weil es doch schon sehr persönlich wurde und ich bin einfach der Meinung, das man vor jedem Menschen und seiner Privatssphäre Respekt haben sollte. Daher sind die Medien in meinen Augen im Falle Wulff oft zu weit gegangen. Ich denke, dass nun erst einmal endlich Ruhe sein wird mit diesen nervigen berichten darüber, was nun schon wieder ausgegraben worden ist.

Dass nun ein neuer Präsident gefunden und gewählt werden muss sehe ich als nicht so tragisch an, das ist jetzt nun einmal so und ich finde nicht, dass dies aufgrund der momentanen politischen und wirtschaftlichen Situation ein schwerer Nachteil oder ein Problem sein wird. Wir selber dürfen den Bundespräsidenten ja sowieso nicht wählen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ob Wulff ein Objekt öffentlicher Belustigung wurde oder sich zu selbigem gemacht hat, ist abschließend ja gar nicht geklärt. Aber dem Verhalten nach seid dem Aufkommen der ersten Anschuldigungen bis heute nach zu urteilen, ist er eigentlich an allem mehr als selbst Schuld. Dabei will ich noch nicht mal auf potentielle Verfehlungen in seiner Zeit vor seiner Amtszeit als Bundespräsident eingehen! Jetzt ist es mehr als lächerlich, sich immer wieder darauf zu berufen, rechtlich Korrekt gehandelt zu haben. Wie bitte soll ich mir z.B. im Bereich der Vorteilsnahme (sei sich auch noch so lächerlich gering) rechtlich unkorrektes Verhalten vorstellen? Das es schriftliche Notizen gibt? Dass die Vorteilsnahme in Vertragsform fixiert wird? Natürlich laufen die Ermittlungen später ins Leere oder werden gegen eine Geldbuße eingestellt und Herr Wulff kann dann als unbescholtener Bürger einen gut dotierten Beratervertrag bei seinen Freunden oder den Freunden seiner Freunde annehmen. Und so tapsig wie sich Wulff bislang gezeigt hat, würde es mich nicht wundern, wenn der noch im Laufe des Februars in der freien Wirtschaft anheuert.

Wer letztlich das Amt des Bundespräsidenten ernst nimmt, für den muss es ja ein offener Schlag ins Gesicht gewesen sein, dass dieser Rücktritt nicht schon viel früher und vor allem sehr vehement aus den Reihen der Politik (und hier aus den ersten Reihen!) gefordert wurde. Mehr kaputt machen kann ein Bundespräsident eigentlich kaum und für eine NSDAP Mitgliedschaft wäre Wulff schlicht zu jung. Daher kann ich mir kaum was vorstellen, das für ihn sprechen würde. Man stelle sich mal die politischen Reaktionen in Deutschland vor, wenn herausgekommen wäre, ein Putin hätte bei einer (freien) Zeitung angerufen, um den Abdruck eines kritischen Artikels zu verschieben.

Leider verstehe ich die vielen Kommentare der normalen Bundesbürger nicht, welche Verständnis für Wulff aufbringen und diesen damit rechtfertigen, dass niemand perfekt sei oder er auch nur ein Mensch ist. Da wird mir schon Angst und Bange wenn ich daran denke, dass sich darunter auch Beamte befinden, die offenbar ein seltsames Empfinden dafür haben, wie viel Aufmerksamkeit man von Freunden erfahren darf, mit denen man im Tagesgeschäft arbeitet indem diese was von einem wollen. Das geht dann gerne bei einer Baugenehmigung los. Der Weg wäre frei für einen neuen Versuch. Angela Merkel kommt bei der Nummer aber erstaunlich gut durch, nachdem Wulff ja letztlich Präsident durch ihren Willen wurde. Man kann ja denken wie man will, aber ich werde das Gefühl nicht los, sie hat ihn deshalb dahin gelobt, dass er ihr Parteiintern keine Konkurrenz macht. Sein Abgang jetzt kann ihr dann eher egal sein.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich glaube, nach all den Skandälchen und Aufregung um Christian Wulff blieb ihm auf lange Sicht gesehen nichts anderes übrig, als seinen Posten als Bundespräsident aufzugeben und zurückzutreten. Ich weiß nicht wirklich, ob ich es bedauernswert finde, aber irgendwie mochte ich Herrn Wulff nun einmal. Die logische Konsequenz sollte aber letztendlich nicht ausbleiben und wer auch immer ihn dazu gebracht hat, den Rücktritt zu vollziehen, ich denke, er hat es ganz gut gemacht.

Was genau Christian Wulff zu seinen Gründen des Rücktritts gesagt hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Daher kann ich auch nicht sagen, ob ich seine Begründung für als glaubhaft betrachte oder nicht, und ich "bewundere" diesen Schritt auch nicht so wirklich. Eigentlich ist es mir sogar egal, aber ich denke, es hätte wesentlich übler geendet, hätte er weiterhin an seinem Stuhl geklebt. Da Wulff indirekt auch seinerzeit den Bürgermeister aus Duisburg, Adolf Sauerland, zum Rücktritt hatte überreden wollen, wäre es irgendwie schon merkwürdig gewesen, wenn der Rücktritt von Wulffs Seite aus nicht stattgefunden hätte. Zwar sind hier keine Menschen ums Leben gekommen, aber all das, was in den letzten Wochen und Monate herausgekommen ist, hat wohl dem Ansehen Wulffs geschadet.

Wer die Nachfolge antritt, ich habe keine Ahnung und wüsste auch keinen wirklichen Kandidaten. Das jedoch ist sicherlich eher ein formaler Fehler und es sollte mich nicht wundern, wenn die Opposition bereits einen Plan B in petto hätte. Wir haben über die Nachfolge an sich nichts zu sagen, sodass die Politiker dies miteinander ausmachen müssen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Also nach dem er ja Wetten Dass nicht machen wollte und er allseits so beliebt ist, was wäre mit dem Herrn Kerkeling? Gottschalk hat auch bald Zeit und Harald Schmidt würde optisch sehr gut in dem Amt aussehen. Persönlich bin ich durch mit diesem Amt, das ließe sich bestimmt irgendwo aufteilen und wir hätten ein wenig Geld gespart. Wulff selbst tut mir leid. Sicher hat er sich einiges selbst zuzuschreiben, aber ich denke, wenn man bei den anderen Politikern wühlt, sähe es nicht anders aus. Was hier gemacht wurde, grenzt an eine Hexenjagd. Trotzdem wäre er besser beraten gewesen, früher den Hut zu nehmen. Wenn man merkt, dass man keine Chance hat, kann ein gepflegtes und rechtzeitiges LMAA ein Zeichen von Größe sein.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Dass Wulff Mist gebaut hat, das dürfte klar sein. Was lässt er sich auch in diese Kreise hineinziehen? Nötig gehabt hat er es nicht und wer mit Leuten wie Maschmeyer kungelt, der hat es zudem nicht anders verdient. Wie konnte er sich nur mit diesen agbzockten Leuten einlassen, die sicherlich nicht in erster Linie seine Freundschaft suchten. Und dann dieser Berater. Wie kann man nur.

Dass dieser Mist - zumindest relativ gesehen - eigentlich eher kleiner Mist war, dürfte auch klar sein. In einem Land, in dem aber hingenommen wird, dass ein Arbeitnehmer für eine mehr oder weniger aus dem Müll gefischte Frikadelle seines Arbeitgebers, den Job verliert, da wird an einen Bundespräsidenten eben noch eine ganz andere Latte angelegt. Zudem war die Verteidigungsstrategie Wulffs ein Albtraum, er hatte so von vornherein keine Chance.

Wulffs Verhalten war nach meiner Meinung insgesamt gesehen dreist, ungeschickt und durchaus typisch für bestimmte Kreise. Nur würde man bei solchen relativen Kleinigkeiten woanders ein Auge zudrücken. Ich bin mir sicher, wenn man tief genug wühlt, findet man fast überall genug Dreck zum Werfen.

Deshalb ist für mich die Frage viel interessanter: Warum haben vor einigen Wochen BILD und Spiegel (wer war da noch?) in einer Intensität angefangen zu recherchieren, wie sie es bei anderen Themen sonst nie tun? Es war ja eine regelrechte Hetzjagd und man muss sich fragen: Cui bono?

Natürlich wird nun sehr schnell wieder Herr Gauck zum Liebling der Massen gekürt werden. Angeblich ist das ja der Präsident der Herzen und des Volkes. Ich weiß zwar nicht, wer da wen gefragt hat, um so eine Behauptung aufstellen zu können. Vielmehr halte ich das für eine infame Medienkampagne, die dann nach Art eine selbsterfüllenden Prophezeihung wirkt. Wenn ich nur laut genug aus allen Rohren in die Welt schreie, wie toll einer sei, dann glauben es halt viele. Und wenn es viele glauben, dann muss es ja stimmen.

Und weil 10 Millionen Fliegen nicht irren können, regt sich auch kein Widerspruch. Warten wir mal ab, wann Bild, Spiegel und Welt den Marsch anblasen. Der Sozialstaat ist ohnehin zum Abschuss freigegeben und Gauck würde da prima in die Landschaft passen. Neoliberal, konservativ, Transatlantiker, stramm gegen Links. Der wird uns schon erklären, dass wir den Gürtel enger zu schnallen haben. Wir werden sehen, ob Springer und Bertelsmann der Merkel den Gefallen tun.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meiner Meinung nach war es schon längst Zeit, dass er zurück tritt. Ich denke mal, dass viele Personen im Umgang mit Geld genau so handeln würden. Aber gerade als Bundespräsident darf man so etwas eben auf keinen Fall machen. Man ist eine Person, die schnell in den Medien erscheint. Wenn man da nur kleine Fehler macht, werden diese schnell von den Medien breit getreten und es werden immer mehr Skandale gesucht.

Wenn schon das Volk Schuhe an den Zaun hängt und ihm damit sagen möchte, dass er nicht mehr akzeptiert wird, dann sollte er das auch irgendwann berücksichtigen. Bei Umfragen hat sich herausgestellt, dass fast jeder für einen Rücktritt ist. Es war doch klar, dass das nicht ewig so weiter gehen kann. Ich bin froh, dass es nun endlich vorbei ist und freue mich auf den nächsten Skandal.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



hennessy221 hat geschrieben:[...]Wenn schon das Volk Schuhe an den Zaun hängt und ihm damit sagen möchte, dass er nicht mehr akzeptiert wird, dann sollte er das auch irgendwann berücksichtigen. Bei Umfragen hat sich herausgestellt, dass fast jeder für einen Rücktritt ist. Es war doch klar, dass das nicht ewig so weiter gehen kann. Ich bin froh, dass es nun endlich vorbei ist und freue mich auf den nächsten Skandal.


Du musst dich gerade im Fall Wulff fragen, warum so schnell alle unisono einer Meinung waren und warum die Stimmung so schnell in diese Richtung kippen konnte? Du musst dich fragen, ob du nicht Opfer einer dreisten Medienkampagne von Springer/Bertelsmann geworden bist und das, was du für deine Meinung hältst, nicht viel mehr erst aufgrund dieser Kampagne entstanden ist? Du musst dich fragen, warum genau die gleichen Medien in anderen Fällen niemals so recherchieren.

Nicht dass der Eindruck entsteht, ich goutierte das Verhalten Wulffs, aber die Jagd auf Wulff war einfach erstaunlich und für mich viel interessanter, als diese "Kinkerlitzchen", bis hin zur Bobby-Car Affäre.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meiner Meinung nach war Wulff kein Bürgerpräsident. Er war eher ein Vertreter des Geld- und Machtadels. Er hat es vermasselt. Kann es sein, dass noch nie ein Präsident kürzer im Amt war? Zuerst zu Guttenberg, jetzt Wulff, wer ist der nächste Kandidat? Gibt es eigentlich noch ehrliche Politiker? Sollte man Politiker erstmal auf Herz und Niere prüfen, bevor sie ein wichtiges Amt antreten? Ich glaube allerdings nicht, dass diejenigen, die für den Rücktritt Wullfs gesorgt haben, besser sind als Wulff.

» TinoMeyer » Beiträge: 13 » Talkpoints: 3,60 »


Ich denke auch, dass ein Rücktritt überfällig war. Er hat noch so lange versucht, sich an diesen Posten zu klammern und diesen Rücktritt zu vermeiden, so dass er den idealen Zeitpunkt meiner Meinung nach längst versäumt hat. Dadurch, dass er so lange versucht hat, diesen Skandal auszusitzen, konnte immer mehr ans Tageslicht kommen, was er an Fehlern begangen hat. Deshalb wurde er von Tag zu Tag unglaubwürdiger.

Es wirft natürlich jetzt kein gutes Licht auf die Politik, dass nun schon der zweite Bundespräsident innerhalb kurzer Zeit zurückgetreten ist. Deshalb möchte die Bundeskanzlerin sich jetzt ja auch mit allen Parteien, also auch mit der Opposition, zusammensetzen, um den geeigneten Kandidaten für das Amt zu finden, der dann auch von allen unterstützt wird. Ich denke auch, dass das der richtige Weg ist und dass es bei einem Bundespräsidenten nicht darauf ankommt, welcher Partei er angehört, sondern nur darauf, dass er der Richtige für das Amt ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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