Gesellschaftl. Verachtung wenn Frau die Familie verlässt

vom 23.11.2011, 13:38 Uhr

In meinem Bekanntenkreis kam es vor ein paar Jahren zu dem Fall, wo eine Mutter ihren Mann und die 2 Kinder verlassen hat. Sie hat einen anderen Mann kennengelernt und ist gegangen. Sie hat es wohl auch den Kindern erklärt und natürlich auch dem Mann. Beide waren berufstätig und der Mann stand nun mit den Kindern alleine da.

Die gesellschaftliche Verachtung war groß und es wurde über die Frau viel getuschelt und sie wurde in Gedanken von vielen bald gesteinigt. Denn es ist auch heute noch so, dass "Frau" nicht den Mann und auch die Kinder verlässt. Mittlerweile ist es auch so, dass die Kinder beim Vater wohnen und die Tagesmutter und Kindermädchen eben auch auf die Kinder geschaut haben. Aber gesellschaftlich ist es immer noch ein "no go", wenn die Mutter die Kinder und den Mann verlässt, Wobei sie ja immer noch Besuchtswochenenden mit den Kindern hat.

Warum aber verachtet man es, wenn die Mutter die Kinder und den Mann verlässt, aber findet es völlig normal, wenn die Mutter auf einmal mit den Kindern alleine da steht und sehen muss, wie sie den Alltag gebacken bekommt, wenn sie auch berufstätig ist? Warum sieht man es heutzutage immer noch als schlimmer an, wenn man als Mutter geht, als wenn der Vater geht?

Ich will hier nicht darüber diskutieren, warum eine Mutter nur gehen kann und ob ihr das machen würdet. Darüber gibt es hier schon einige Themen. Mich interessiert hier in diesem Thread nur, warum es so gesellschaftlich verachtet wird und anders gesehen wird, als wenn eben der Vater geht und zu einer anderen Frau geht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das kann ich auch nicht verstehen, wieso da ein solcher Unterschied gemacht wird. Und redet man dich von Gleichberechtigung von Mann und Frau. Ich denke, dass es so ist, da es schon seltener vorkommt, dass eine Mutter die Familie verlässt, als wenn es ein Mann macht. Bei einer Mutter denkt man ja auch, dass sie die größte Fürsorge in der Familie hat. Eine Mutter bringt auch immerhin die Kinder zur Welt, sodass man vielleicht denkt, dass da die Bindung noch enger sein muss, als wie bei einem Mann.

Ich glaube, dass es anders wäre, wenn es mehr Frauen machen, was ich natürlich nicht unbedingt hoffen will. Aber die Frauen nehmen sich schon irgendwo ein Beispiel an den Männern. Sie wollen heutzutage auch ihr Leben leben und ihre Ziele privat und auch beruflich erreichen. Und so bleibt es dann nun mal nicht aus, wenn man sich für den Weg entscheidet, die Familie zu verlassen. Wieso sollte es auch nur den Männern erlaubt sein, die Frau mit Kinder zurück zu lassen?

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Dass eine Frau ihren Mann verlässt, ist glaube ich nicht unbedingt der Grund, warum hier eine negative Voreingenommenheit herrscht. Ich denke, es wird als normal betrachtet, dass Partner einander verlassen, egal wer nun geht.

Wenn aber Kinder hinzu kommen, dann bewertet man das anders. Da die Frau die Kinder zur Welt bringt und man somit eine engere biologische Bindung zwischen Mutter und Kind als zwischen Vater und Kind annimmt, wirkt es merkwürdig, wenn die Mutter eine Familie verlässt und dann die Kinder gar nicht mehr oder nur ab und zu sieht. Hätte sie die Kinder mitgenommen und diese würden hauptsächlich bei ihr leben, wäre es etwas anderes, denn dann hätte sie nur ihren Mann, nicht die ganze Familie „verlassen“.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass ein Kind die Mutter braucht. Die Frau ist die, die mit ihrem Kind 40. Wochen auf intensive Art und Weise "zusammen lebt" und nicht der Mann. Und selbst bei einer noch so harten Frau kann diese Zeit einiges verändern. Damit will ich weiß Gott nicht sagen, dass Mütter grundsätzlich die wichtigeren Elternteile sind und das es nicht auch wesentlich bessere Väter gibt, aber ich denke, dass das einfach schon etwas ausmacht.

Ich persönlich kann es aus diesem Grund auch absolut gar nicht nachvollziehen, wie man als Mutter sein Kind oder seine Kinder verlassen kann. Das ist für mich unbegreiflich. Wenn man nie eine gute Beziehung zu den Kindern hatte oder die Kinder generell Papakinder sind, mag das noch einmal was anderes sein. In so einem Falle kann es auch für das Wohl des Kindes sein, weil es sich eben mit dem Vater besser versteht und die Trennung von diesem im Grunde dann schmerzlicher wäre.

Ist die Mutter-Kind-Beziehung aber intakt und handelt die Dame da aus purem Eigennutz (so nach dem Motto, dass sie kein Klotz am Bein haben will und eben einen Neuanfang mit dem neuen Partner starten will und das ganz ohne Kinder), dann ist das für mich wirklich nicht begreiflich. Wenn Kinder im Spiel sind, dann sollte man sich wirklich grundsätzlich zum Wohle dieser entscheiden. Ganz offensichtlich lag der Mutter aus deinen Erzählungen aber wenig an ihren Kindern - sonst hätte sie sie nicht zurückgelassen. Oder die Beziehung war eben nicht entsprechend.

Von so einer Mutter würde ich als Kind auf jeden Fall nichts mehr wissen wollen und erst Recht dann nicht, wenn ich mich bis dahin gut mit ihr verstanden habe. Mit Emanzipation hat das auf jeden Fall nichts zu tun. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass eine Mutter immer für das Kind da sein sollte und das man ein Kind nicht unter den Partner stellen sollte vom Stellenwert her.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich werde solche Frauen nie verstehen, die ihre Kinder einfach verlassen und das für einen Mann. Und daher kann ich auch andere Menschen verstehen, wenn sie diese Frauen verurteilen. Ich selbst habe meinen Mann verlassen, aber es stand für mich nie die Frage im Raum, ob ich die Kinder bei ihm lasse.

Es war für mich selbstverständlich, das meine Kinder zu mir gehören und alle Belange sich den Kindern unterzuordnen haben. Egal ob das berufliches war oder private Dinge. Meine Kinder stehen immer an erster Stelle und ich würde sie nie für einen Mann im Stich lassen.

Und eine Frau, welche einfach geht und die Kinder beim Vater lässt, sieht doch nur ihren eigenen Vorteil. Sie muss dann nämlich nicht mehr auf die Kinder Rücksicht nehmen. Benötigt keine Betreuung, wenn sie ausgehen will und ist auf keine Öffnungszeiten bei Kindertagesstätten und Schule angewiesen. Sprich sie tauscht die Kinder gegen ihre persönliche Freiheit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@Punktedieb: Das ist ja hier nicht die Frage, ob man es machen würde oder nicht. Die Frage ist ja, warum man eine Mutter verachtet und einen Vater nicht. Denn auch der verlässt ja im Prinzip seine Kinder, wenn er zu einer anderen Frau geht. Warum darf das ein Mann ohne dass darüber geredet wird und eine Frau nicht? Das ist hier die Frage. Ob man es selber machen würde und ob man es verstehen kann steht auf einem anderen Blatt und auch in anderen Threads hier im Forum.

Du schreibst, dass die Mutter die Kinder gegen die persönliche Freiheit tauscht. Macht denn der Vater es anders, wenn er seine Klamotten packt und geht? Er tauscht doch dann auch seine Familie gegen die Freiheit. Und wenn der Mann geht sagt man nicht, dass er die Kinder im Stich gelassen hat. Aber warum sagt man das bei der Mutter (das persönliche Empfinden jetzt mal bei den eigenen Kindern zurückgestellt, sondern allgemein gesehen)?

@all: Sicher braucht ein Kind seine Mutter. Aber das Kind braucht im Prinzip auch einen Vater und "nur" weil die Mutter das Kind im Bauch hatte braucht das Kind den Vater nicht weniger. Denn es wird ja auch verachtend über eine Mutter gesprochen, die geht ohne das Kind mitzunehmen, wo das Kind adoptiert wurde. Da ist es im Prinzip so, dass beide, Vater und Mutter die gleiche Bindung aufgebaut hat.

ich muss sage, dass ich persönlich auch nicht ohne meine Kinder gegangen wäre. Aber dennoch kann ich einfach nicht verstehen, dass eine Mutter derart beschimpft wird, wenn sie einfach geht. Mit welchem Recht darf eine Mutter sowas nicht machen und für einen Vater ist es ganz normal, dass er einfach geht und die Kinder bei der Mutter lässt?

@winny2311: Du schreibst, dass die Mutter aus purem Eigennutz handelt, wenn sie geht. Macht das denn der Vater nicht, wenn er geht und die Kinder bei der Mutter lässt? Warum lag der Mutter wenig an den Kindern? Wenn der Vater geht wird sowas nicht gesagt. Die Mutter war genauso berufstätig wie der Mann. Sie hätte auch alles neu organisieren müssen, wenn sie die Kinder nicht beim Vater gelassen hätte. Sicher ist es ein Stück Eigennutz. Gebe ich ja zu. Aber warum wird dieser Eigennutz nicht auch einem Mann nachgesagt, der einfach geht?

Muss ein Vater nicht immer für das Kind da sein? Stellt der Vater nicht das Kind unter den neuen Partner wenn er geht? Warum wird das so hingenommen und bei der Frau nicht? Ich kann nicht begreifen, dass es schlimmer ist, wenn die Frau geht, als wenn der Mann geht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde aber schon, dass die Gründe, weshalb die Frau eine Familie verlässt, schon wichtig sind, um die gesellschaftliche Verachtung zu begründen. Das gehört schon mit dazu, ansonsten müsste man nicht darüber diskutieren. Sicherlich gehören die Kinder zu einer Frau, aber was ist, wenn die Frau ungewollt schwanger gewesen ist und das Kind ausgetragen hat, weil eine Abtreibung oder Adoption nicht zur Debatte stand und sich eingeengt fühlt? Was ist, wenn der Vater vielleicht der bessere Elternteil ist, um sich um das Kind zu kümmern? Was ist, wenn die Mutter aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage ist, sich weiterhin um die Kinder zu kümmern und daher geht? Das sind schon Punkte, die einfach dazu gehören und im Übrigen finde ich es genauso schlimm, wenn der Vater gehen muss.

Leider habe ich da einfach eine andere Meinung und auch, wenn eine Frau das Kind im Bauch getragen hat und dadurch eine andere Beziehung besteht, als zu dem Vater, der das Kind ausgetragen hat. Ich sehe es anders, vielleicht auch, weil ich selbst keine Mutter bin und dennoch genügend mit anderen Kindern etwas zu tun hatte und teils auch noch habe. Sicherlich haben die meisten dieser Kinder eher den Bezug zur Mutter als zum Vater, aber das heißt ja nicht automatisch, dass die Beziehung zwischen Kind und Mutter besser ist. Man steckt in der Haut der Frau nicht drin und ich kann persönlich diese Vorverurteilung nicht verstehen. So scheint mir doch noch die typische Rollenverteilung zu tief in den Köpfen verankert zu sein.

Warum soll man eine schlechte Mutter sein, wenn sie weiterhin den Kontakt zum Kind pflegt und es regelmäßig sieht? Ohne eben die Umstände zu kennen, würde ich mir selbst kein Urteil anmaßen und ich finde es selbst schon als unfair, wenn davon die Rede ist, dass das Kind ein Klotz am Bein ist. Das hieße ja, dass bei Vätern, die gehen, auch das Kind grundsätzlich nur stören würde. Aber es gibt doch genügend Umstände, die dazu führen, dass ein Kind sich besser beim Vater aufgehoben fühlt oder es besser vom Vater als denn von der Mutter betreut wird.

Ginge es nur darum, dass die Mutter ungestört mit dem neuen Partner zusammen bleiben will oder auf Wunsch des neuen Partners das Kind nicht mitkommt, ist das schon etwas, wo ich auch schlucken müsste. Aber schlucken tue ich auch, wenn die neue Partnerin eines Vaters quasi dem Mann die Pistole auf die Brust setzt und ihm sagt, er dürfe sein Kind nicht mehr sehen. Aber auch hier gehe ich nicht so weit und verachte doch den Vater dafür, dass er die Familie verlassen hat.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



@Diamante: Ich kenne mehrere Fälle wo eine Mutter die Kinder quasi abgeschoben hat nur einem Mann zu liebe. Und es ist ja unumstritten, das die meiste Erziehungszeit bei der Mutter liegt. Ich will da jetzt bewusst einmal die Schwangerschaft ausklammern. Aber im häuslichen Umfeld sind die meisten Kinder auf die Mutter geprägt und verkraften doch einen Weggang des Vaters einfacher, als wenn die Mutter geht.

Und wenn eine Mutter ihrer Kinder verlässt, dann ist es selten weil die Beziehung zum Vater gescheitert ist, sondern viel mehr, weil sie mit einem anderen Mann freier leben kann. Kommt zwar auch bei Vätern vor, das eine andere Frau im Spiel ist, aber die meisten Trennung sind doch, weil einfach das Zusammenleben zwischen den Eltern nicht mehr funktioniert.

Moralisch verwerflich ist es eben aus meiner Sicht, weil eben die Bindung von Kindern zur Mutter fast immer stärker ist, als zum Vater. Selbst sogenannte Papakinder stehen im Fall der Fälle eher auf der Seite der Mutter, was das zukünftige Zusammenleben angeht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde auch, dass die Beziehung zwischen Mutter und ihren Kinder einfach viel enger ist als zwischen Vater und Kind. Es ist wirklich meist so, dass die Kinder in erster Linie zur Mama gehen, wenn sie irgendwelche Sorgen haben. Zudem ist es schlichtweg Fakt, dass eine Mutter ihr Kind 40 Wochen unter dem Herzen trägt und man daher schon irgendwie aneinander geschweißt wird. Es wird eben heute noch so gesehen, dass Kinder in erster Linie ihre Mutter brauchen. Natürlich übernimmt der Vater auch Aufgaben und ist für die Entwicklung der Kinder auch sehr wichtig, aber eben nicht im selben Maße wie die Mutter. So ist es eben meistens und daher wird es eben gesellschaftlich nicht wirklich akzeptiert, wenn die Frau Mann und Kinder verlässt.

Natürlich gibt es auch Familien, in denen die Mutter arbeitet und der Vater dann eben die ganzen Aufgaben übernimmt, aber ich denke wirklich, dass es in 90% der Fälle so ist, dass eben die Mutter die engere Bindung zu den Kindern hat und daher auch die Hauptbezugsperson ist. Aus dem Grund werden die Kinder in erster Linie auch immer der Mutter zugesprochen, wenn Eltern sich scheiden lassen oder trennen. Das muss ja auch irgendeinen Grund haben und man wird sich schon seine Gedanken darüber gemacht haben. Natürlich ist es auch schlimm, wenn man ohne Vater aufwachsen muss bzw. diesen selten sieht, aber ohne Mutter finde ich das Ganze noch viel schlimmer. Es ist ja auch nicht so, dass ein Mann problemlos die Familie verlassen kann, ohne dass darüber geredet wird. Ich habe zwei Freundinnen mit Kinder(n), die von ihren Lebensgefährten verlassen wurden, und auch das gab es jede Menge Gerede!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Fast alle Beiträge zu diesem Thread gehen am Thema vorbei, genau das, was Diamante nicht wollte. Hier geht es um ein gesellschaftliches Problem, das sich auf die Verachtung der Frau bezieht, die eine Familie verlässt, im Gegensatz zu der Toleranz, die einem Mann entgegengebracht wird, der das gleiche tut.

Die Verachtung für die Frau, die Ihre Familie verlässt resultiert aus der Rolle der Frau, die sie in der Vergangenheit gespielt hat. Mittlerweile hat sich die Mehrzahl der Frauen emanzipiert und lehnen die ihr zugedachten Rollen ab. Aber nicht alle Frauen wagen ihre Wünsche laut zu äußern oder noch schlimmer, danach zu handeln. Eine mutige Frau, die es wagt, die Familie zu verlassen, warum auch immer, wird angefeindet, weil sie im Grunde beneidet wird, weil sie das wagt, was die Neider gerne selbst getan hätten oder tun würden, wenn sie den Mumm dazu hätten. Wie ich das Verlassen von kleineren Kindern sehe, ist hier nicht relevant.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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