Kann man bei euch in der Grundschule nicht sitzen bleiben?

vom 18.11.2011, 20:23 Uhr

Ich habe nun schon mehrfach gehört, dass es wohl hier in Nordrhein Westfalen an vielen Grundschulen so gehandhabt wird, dass man erst am Ende des 4. Schuljahres sitzen bleiben kann. Also wenn die Noten für die weiterführenden Schulen so schlecht sind, dass ein Schüler keine großen Chancen hätte kann er sitzen bleiben. Wenn ein Schüler im ersten, zweiten oder dritten Schuljahr die Klasse wiederholt, dann ist es entweder, weil die Eltern es unbedingt wollen oder die Lehrer es empfehlen und die Eltern einverstanden sind. Aber die Eltern müssen nicht zustimmen und so kann ein Kind, was absolut schlecht ist, bis zum 4. Schuljahr mitgezogen werden.

Ich frage mich, was es bringt. Es gibt bestimmt sehr ehrgeizige Eltern, die nicht wahr haben wollen, dass ihr Kind schlecht in der Schule ist und eine Wiederholung nicht wollen. Diese Kinder werden dann mit in die 4. Klasse "geschleift" und können dann am Ende sitzen bleiben. Auch wenn sie im ersten Schuljahr schon nicht mitgekommen sind.

Bei den Enkelkindern meiner Freundin in meiner alten Heimat gibt es so einen Fall. Das Kind ist im dritten Schuljahr und es kommt einfach nicht mit, weil die Eltern nicht wollen, dass das Kind die Klasse wiederholt. Die Eltern hätten schon im ersten Schuljahr einverstanden sein sollen, weil das Kind nun so schlecht ist, dass es auch nichts mehr nutzt, wenn es die dritte Klasse wiederholt. Dem Kind ist doch aber damit nicht geholfen. Die Kinder sind doch total überfordert. Warum gibt es kein Sitzenbleiben in der Grundschule? Warum können die Lehrer nicht bestimmen, dass ein Kind die Klasse wiederholen muss? Warum müssen denn die Eltern einverstanden sein.

Sicher werden vernünftig denkende Eltern auch dem zustimmen, was der Lehrer sagt. Aber es sind eben nicht alle Eltern und das Kind, was in der Klasse der Enkel meiner Freundin ist, ist mit allem unheimlich überfordert. Die Eltern wollen einfach nicht wahr haben, dass das Kind schon in der ersten Klasse Schwierigkeiten hatte und nun schreibt es in diesem Jahr, wo es erst mal Noten gibt nur Fünfen und Sechsen. Das Kind wird auch bestimmt im nächsten Jahr in die 4. Klasse übernommen werden, weil die Eltern es nicht anders wollen. Und wenn es dann nicht versetzt wird, wenn es in die fünfte Klasse soll, dann schafft es das trotzdem nicht, weil es viel zu viel verpasst hat.

Die Lehrer bieten zwar Förderunterricht für solche Kinder an, aber das nutzt auch nicht viel und zu Nachhilfe kann auch kein Elternteil gezwungen werden. Kann man bei euch auch in der Grundschule nicht sitzenbleiben außer in der 4. Klasse? Wie findet ihr so eine Regelung? Denkt ihr, dass es gut für die Kinder ist oder eher schlecht?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich weiß gar nicht genau, wie das bei uns so ist. Ich denke einfach, dass es sehr schwer ist zu mindestens bis zur dritten Klasse dort eine feste Regelung zu finden, da man dann ja auch noch keine Noten bekommt. Ich kenne es aber auf jeden Fall so, dass es oft sehr stark empfohlen wird die Klasse zu wiederholen und ich kenne ehrlich gesagt auch kein Elternteil oder Elternpaar, welches das dann abgelehnt hat. Das macht ja auch absolut keinen Sinn, weil das Kind die Defizite dann weiter mit sich herum schleppt und wenn diese schon so früh auftreten, dann kann daraus doch später nur schwer noch etwas werden, wenn man diese nicht früh genug aufarbeitet.

Daher denke ich, dass das auf jeden Fall nicht gut für die Kinder ist, da es meistens dann auch dazu führt, dass sie nicht weiter kommen und sich dies dann auch sehr auf die Wahl der weiterführenden Schule auswirkt und wenn man erst einmal in einer schlechten Schulform gelandet ist, dann ist das nicht mehr so leicht zu ändern und man erreicht am Ende weniger, als wenn das Kind einfach wiederholt hätte und dann später besser wäre.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei uns an der Grundschule kann man direkt auch nicht sitzen bleiben, jedoch wenn es von den Lehrern empfohlen wird, gab es bislang noch kein Elternteil das damit nicht einverstanden war, denn letztendlich schadet man dem Kind und nicht sich selbst. Man möchte das das Kind weiter kommt und das ist ganz klar. Welches Elternteil sieht sein Kind gerne sitzen bleiben? Doch man sollte dabei ans Kind denken, dem man damit keinesfalls hilft, falls es in die nächste Klasse kommt, denn damit fehlen dem Kind wichtige Details die es zuvor im Schuljahr nicht verstand. Da die Mathematik z.B. aufeinander aufbaut, ist es wichtig die Grundkenntnisse zu beherrschen und da ist es absolut keine Hilfe, das Kind weiter zu lassen, wenn es nur 5en und 6en hagelt.

Mein Sohn z.B. hat Dyskalkulie und ich habe von meiner Seite aus gefragt, ob es ratsamer wäre, ihn die Klasse wiederholen zu lassen. Jedoch sehen die Eltern dazu noch keinen Anlass und wollen nun bis Weihnachten warten und sehen ob die Nachhilfe ihm etwas bringt und das tägliche Lernen mit ihm. Jedoch wenn es sein müsste, dann würde ich ihn wiederholen lassen, denn es ist einfach keine Hilfe das Kind weiter zu lassen, nur weil es im Zeugnis dann eben vor kommt und man als Elternteil denkt, das dies später negativ ankommt in Bewerbungen & Co.

Benutzeravatar

» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In Sachsen-Anhalt kann jeder Schüler ein Schuljahr wiederholen ohne dass das als Sitzenbleiben gewertet wird. Auch kann ein Schüler die Schuleingangsphase in ein oder zwei Schuljahren durchlaufen, je nachdem wie es ihm liegt. Das ist sicherlich ein sinnvoller Umgang mit leistungsschwachen Schülern.

Dass Schüler bis zu einem bestimmten Schuljahr grundsätzlich durchgeschleift werden, das kenne ich aus Sachsen-Anhalt nicht und würde es auch nicht gutheißen. Gerade in der Grundschule werden doch Dinge vermittelt, auf denen dann die anderen Lerninhalte aufbauen. Wenn das nicht sitzt, dann wird die Leistung doch eher schlechter als besser. Daher bin ich eben dagegen, dass Schüler nicht sitzen bleiben können.

In den Schulen meiner Kinder wurde übrigens beschlossen, dass die Kinder schon ab dem zweiten Halbjahr der ersten Klasse Noten bekommen. Das erleichtert sicher eine Bewertung enorm, auch wenn in der ersten Klasse nur Mathematik und Deutsch bewertet werden. Aber auch ohne Noten werden ja Bewertungen in das Zeugnis geschrieben und anhand dieser Bewertungen könnte man sicher auch leicht ablesen, ob ein festgelegtes Klassenziel erreicht wurde oder eben nicht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Auch hier ist es so, dass die Grundschulen nur noch auf Anträge Schulkinder in einer Grundschule zurückstufen und somit auch schon während eines Schuljahres die vorherige Klasse besuchen. Womit das begründet wird, weiß ich eigentlich nicht, es gibt dazu auch keinen besonderen Grund, wenn ich das so betrachte. Man versucht die Schulkinder bis zum Ende des Schuljahres beziehungsweise der Grundschule durchzuschleifen und dann dürfen sich die weiterführenden Schulen damit beschäftigen. Eventuell ist es auch ein potentielles Stigma, wenn man als Grundschulkind bereits die Grundschule nicht geschafft hat, dass man es bei der weiterführenden Schule beziehungsweise bei der Empfehlung für die weiterführende Schule Nachteile hat. Ich habe so etwas mal läuten gehört, kann es aber nicht ganz so sagen, ob es so stimmt.

Natürlich ist es besser, wenn es nicht so weit kommen muss, dass ein Schulkind bereits die dritte oder vierte Klasse wiederholen muss. Nicht selten liegt es noch nicht mal an der Intelligenz eines Kindes, sondern an anderen Gründen. Aber welche Eltern wollen es schon so früh haben, dass die Schulklasse wiederholt wird? Manchen Eltern scheint es leider auch nicht früh genug zu gehen, dass die Kinder bereits als ein Kann-Kind in die Schule gebracht werden und somit den Druck schon unbewusst selbst ausüben. Würde man manchen Kindern mehr Zeit lassen, stellt sich meiner Meinung erst gar nicht die Frage, ob man ein Kind sitzen bleiben lassen muss.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


In Sachsen kann man von der ersten Klasse an ganz normal sitzen bleiben. Wobei es im ersten Schuljahr recht ist wird das Klassenziel nicht zu erreichen. Zudem gibt es da auch noch keine Noten. Allerdings kann auch ein Lehrer da schon einschätzen, ob man einen Schüler da schon wiederholen lässt.

Was in Sachsen allerdings möglich ist, das man einen Schüler auch während des laufenden Schuljahres eine Klasse zurückversetzt. So erst bei uns geschehen, wo Lehrer wie Eltern merkten, das dieses Mädchen in der vierten Klasse gar nicht mitkam. Seit dem Ende der Herbstferien geht sie nun wieder in die dritte Klasse. Allerdings kam sie auch in den Sommerferien von einer anderen Schule, wo man diese enormen Defizite scheinbar übersehen hat.

In Thüringen kann die Schuleingangsphase auf drei Jahre ausgedehnt werden, obwohl sie normal nur für zwei Jahre vorgesehen ist. Dabei wird auch das Wissen von erster und zweiter Klasse vermittelt. Ab der dritten Klasse kann ein Kind dann auch ganz normal sitzen bleiben und damit halt auch eine Klasse wiederholen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Mein Grundschulbesuch ist inzwischen schon fast 40 Jahre her, aber ich kann mich sehr gut dran erinnern, dass einer meiner Mitschüler schon die 1. Klasse nochmal machen durfte. Wir Schüler hatten es nie verstanden, warum dieses Kind nicht auch versetzt wurde, aber die Hintergründe haben wir nie erfahren.

Letztendlich finde ich es aber auch sehr wichtig, dass man in jeder Klasse der Grundschule sitzenbleiben kann. Nur so haben die Kinder doch einen Ansporn, dass sie auch gute Noten nach Hause bringen

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^