Kein eigenes Konto, weil Partner nicht will?

Wie man auf die Idee kommen kann, dass eine Frau kein Anrecht auf ein eigenes Konto zu haben hat, ist mir in der heutigen Zeit auch mehr als schleierhaft, allerdings wohl hauptsächlich aus meiner eigenen Sicht, und offenbar gibt es Menschen, die dazu eine andere Meinung haben. Das wundert mich allerdings grundlegend dann doch wieder weniger, denn auch ich kenne einen Mann, bei dem ich mir vorstellen könnte, dass er eine ganz ähnliche Sichtweise vertritt, obwohl ich in seinem Fall nicht mit Sicherheit sagen kann, dass er seiner Frau ein eigenes Girokonto wirklich verbietet. Ich weiß allerdings, dass er versucht, seine Frau eher an der kurzen Leine zu halten und auch sehr machthaberisch ist. Seine Frau fügt sich allerdings und macht lieber das Duckmäuschen, obwohl das ihrem Naturell doch eher widerspricht – jedenfalls kenne ich sie eher temperamentvoll und längst nicht so nehmend und gehorsam.

Sicherlich ist es alles andere als zeitgemäß, wenn ein Mann in der heutigen Zeit seiner Frau irgendwelche Rechte untersagen will, denn nicht ohne Grund gibt es entsprechende Gesetze, die dafür sorgen, dass eine in Deutschland lebende Frau nicht nur dieselben Pflichten, sondern auch dieselben Rechte hat wie ein Mann. Ich denke, dass die hier angesprochene Frau A allerdings bei einer entsprechend uneinsichtigen Haltung ihres Mannes kaum Chancen haben dürfte, ihn zum Umdenken zu bewegen, denn hier scheint es sich ja doch um eine etwas sehr festgefahrene Sicht des Ehemannes auf die Dinge zu handeln. Mit gutem Zureden wird sie da wohl nur schwerlich weiterkommen – versuchen kann sie das aber selbstverständlich.

Ich denke, dass auch ich mich in einer solchen Beziehung als so eingeklemmt empfinden würde, dass mich schon im Vorfeld gar nicht in eine solche Situation hätte bringen lassen. So hätte ich garantiert meinen Weg zur Bank unternommen und dort einfach ein Girokonto eröffnet, denn ich sehe keinen Grund, mir hier irgendwelche Vorschriften machen zu lassen. Ich würde mir auch das Arbeiten oder sonst irgendwelche Dinge, die meine persönliche Freiheit bedeuten, nicht verbieten lassen und sicherlich die Scheidung dieser Ehe in Betracht ziehen, wenn ich hier nicht auf Einsicht stoße, obwohl ich zugeben muss, dass mich schon allein die Tatsache, dass ich hier überhaupt jemanden zur Einsicht bringen müsste, so belasten würde, dass ich aus dieser Bindung garantiert ausbrechen wollen würde.

Ich verstehe Frau A wirklich überhaupt nicht. Die Haltung ihres Mannes kann ich persönlich zwar auch nicht verstehen, aber ich kann mir schon vorstellen, was dahinter steckt. Primitives Machoverhalten und Besitzdenken in Bezug auf die eigene Partnerin ist leider immer noch in den Köpfen zu vieler Männer verankert. Der Mann von Frau A scheint ein besonders rückschrittiges Exemplar zu sein. Ich kann mir das Verhalten des Mannes nur so erklären, dass er Angst davor hat, dass seine Frau zu eigenständig werden könnte, wenn sie arbeiten geht und ein eigenes Konto besitzt. Jetzt scheint sie ja Hausfrau zu sein, damit kommt sie auch nicht mit so vielen Leuten in Kontakt und sieht praktisch nichts anderes als ihren Mann und den gemeinsamen Haushalt. Natürlich geht sie sicher auch raus, allerdings ist es doch etwas anderes, ob man auch arbeitet und dann auch Kontakt zu Arbeitskollegen und anderen Menschen (Kunden, Patienten, etc.) hat. Vermutlich befürchtet der Mann auch, dass seine Frau durch den Kontakt mit anderen Menschen bemerken könnte, dass andere Beziehungen anders verlaufen, dass das Verhältnis der Partner zueinander anders ist.

Ich verstehe aber auch Frau A nicht. Frauen, die sich von ihren Männern etwas vorschreiben und sich in die Rolle des dummen Hausfrauchens drängen lassen, beziehungsweise diese Rolle zu gerne selbst einnehmen, kann ich nicht ernst nehmen. Scheinbar fühlt sich Frau A in dieser Rolle ja ganz wohl, sonst hätte sie schon längst etwas daran geändert, vor allem vor dem Hintergrund, dass sie es ja ursprünglich anders kennengelernt hatte. Sie hatte ja anfänglich sowohl eine Arbeitsstelle als auch ein eigenes Konto. Ich frage mich, ob es Naivität oder Dummheit ist, die solche Frauen dazu bringt, sich so behandeln zu lassen. Frau A scheint ja auch nicht besonders selbstbewusst zu sein, sonst hätte sie diesem Mann schon längst einen Vogel gezeigt und ihre Sachen gepackt.

Grundsätzlich würde ich Frau A raten, sich von diesem Mann zu trennen. Dabei geht es aber überhaupt nicht um die Sache mit dem Konto an sich. Die Art, wie der Mann mit seiner Frau umgeht, spricht doch Bände. Ich verstehe nicht, warum eine Frau freiwillig mit einem Mann zusammen bleibt, für den (s)eine Frau offensichtlich ein paar Stufen unter ihm selbst steht. Mit diesem Verhalten zeigt er doch sehr deutlich, dass er seine Partnerin nicht als gleichwertigen Menschen achtet, sondern in ihr so etwas wie ein putziges kleines Haustier sieht, dem er Befehle erteilen und das er dressieren kann. Er wird seine Frau auch nicht respektieren, selbst ich könnte so eine Partnerin nicht respektieren, weil sie sich ja selbst auch klein macht. Er fördert das noch, braucht das sicher auch, aber es verschafft der Frau eben keinen guten Standpunkt. Die beiden sind nicht auf Augenhöhe und damit ist eine Beziehung aussichtslos.

Da Frau A aber offensichtlich noch nicht erkannt hat, dass diese Beziehung offensichtlich nicht so gut für sie ist, sollte sie zumindest schauen, dass sie sich wieder einen Job sucht und vor allem auch ein eigenes Konto eröffnet. Es gibt mittlerweile so viele Angebote, so dass sie nicht einmal Kontoführungsgebühren zahlen muss. Ich finde es seltsam, dass sie nicht einfach ein Konto eröffnet. Ihr Mann kann sich doch tausendmal da hinstellen und sagen, dass er es ihr verbietet. Wenn sie sich dadurch einschüchtern lässt, ist sie selbst schuld. Jeder normale Mensch würde heutzutage das Konto einfach eröffnen, beziehungsweise sich den Job einfach suchen, und dem Partner dann maximal sagen, dass er sich eben daran zu gewöhnen hat. Das sollte Frau A auch tun.

Ich denke auch, der Mann möchte durch dieses Verhalten einfach beweisen, dass er die Macht in seinen vier Wänden hat, weil er das Geld nach Hause bringt. Aber ich finde, zu einem solchen Verhalten gehören immer zwei. Und solange die Frau sich das so gefallen lässt, wird der Mann auch davon überzeugt sein, dass sein Weg der richtige ist.

Ich würde mir das nicht gefallen lassen, derart von einem Mann abhängig zu sein und für jedes bisschen Geld bei ihm betteln zu müssen. Wenn die Frau keinen Job hat, aber den Haushalt versorgt, wäre es zumindest fair, ein gemeinsames Konto einzurichten, zu dem beide Zugang haben.

Ich würde mich sofort scheiden lassen, ohne mit der Wimper zu zucken, aber wenn die Frau A. das nicht möchte, bitte sehr. Wenn der Mann schon in Bezug auf solche Dinge eine derart altmodische und verkorkste Sichtweise hat, dann will ich gar nicht wissen, was da noch für Überraschungen auf Frau A. warten, vielleicht darf sie ja bald keine Pille mehr nehmen oder darf nur noch in langen Röcken und zugeknüpfter Bluse aus dem Haus gehen. Ich weiß und verstehe auch nicht, wieso es heute noch Frauen gibt, die sowas mit sich machen lassen und ich denke, ich will das auch gar nicht verstehen. Wenn ein Mann sowas mit mir machen würde, würde ich da gar nicht weiter drauf eingehen und es überhaupt nicht dazu kommen lassen, das er glaubt er könne mir vorschreiben, was ich mache. Ich würde Frau A. daher auch schleunigst zur Selbstständigkeit raten, weil ihr Mann scheinbar noch etwas hinter dem Mond lebt.

Ich finde es ganz schön heftig, wenn ein Mann seine Frau so unterdrücken muss. Immerhin sollte man ja bestrebt sein, dass die Frau nicht das Gefühl bekommt unter dem Mann zu stehen. Beide Partner sollten auf einer Ebene stehen, meiner Meinung nach. Sie sollte sich also gut überlegen, ob es die Sache wirklich wert ist. Immerhin muss sie sich ja nun auch für alles rechtfertigen und ich bin der Meinung, dass es reine Kontrolle ist, die man so in einer Beziehung nicht ausführen sollte.

Ein eigenes Konto ist auf jeden Fall wichtig, aber auch die persönlichen Freiheiten und vor allem sollte sie sich auch einen Job suchen. Es kann nicht sein, dass sie heute immer noch abhängig von ihrem Mann sein muss und mit einer Arbeit könnte sie ihr Leben wieder selber bestimmen.