Behindertes Kind darf nicht ins Kino!

vom 10.08.2011, 14:49 Uhr

Heute habe ich Radio gehört, dass ein Kind mit seiner Mutter nicht ins Kino gelassen wurde. Ich habe leider nur kurz das Ende des Berichtes gehört. Also blieb ich am Radio dran, um zu hören, wie es wirklich war. Und was ich dann gehört habe, fand ich schon unverschämt.

In meiner Stadt gibt es ein einziges Kino. Im Radio wurde erzählt, dass eine Mutter mit ihrem 4-jährigen Sohn ins Kino gehen wollte, um sich "Cars 2" anzusehen. Der Sohn hat das Down-Syndrom. Da es der erste Kinobesuch für den Jungen gewesen wäre, hat er sich schon am Eingang lautstark darüber gefreut. Als die Mutter dann die Kinotickets für sich und ihren behinderten Sohn kaufen wollte, fragte die Kassiererin schon, ob das mit dem Jungen gut gehen würde. Die Mutter sagte, dass es keine Probleme geben würde, und dass sich der Junge ruhig verhalten würde. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, werde sie das Kino von alleine verlassen, um die anderen Kinobesucher nicht zu stören. Dieses Gespräch hat auch der Inhaber des Kinos mit bekommen. Er schüttelte wohl nur mit dem Kopf und sagte, dass er sie nicht ins Kino rein lassen würde. Er sagte, dass der Jung einfach zu laut wäre. Daraufhin hat die Mutter nochmals gesagt, dass es wohl keine Lärmbelästigung geben wird. Aber der Kinobesitzer ließ sich davon nicht überzeugen und weist die Beiden zurück.

Die Mutter konnte also nicht mit ihrem behinderten Sohn ins Kino gehen. Ich finde, dass der Kinobesitzer dem Jungen wenigstens eine Chance geben könnte. Wenn er dann zu laut ist, dann verstehe ich es, wenn er sagt, dass sie gehen sollen. Das finde ich einfach nicht richtig. Das wäre der erste Kinobesuch für den Jungen gewesen, worauf er sich so sehr gefreut hatte. Wenn ich selbst im Kino sitzen würde und es wäre ein Kind dort, egal ob es nun behindert wäre oder nicht, das einfach zu laut ist, dann würde es mich auch nerven. Aber versuchen kann man es.

Im Interview, was der Kinobesitzer einer Tageszeitung gegeben hat, wies er die Vorwürfe von sich. Er habe wohl gar nicht sofort gemerkt, dass der Junge behindert sei. Er hätte wohl jedes Kind, was schon am Anfang zu laut ist, nicht rein gelassen. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass er das nicht gemerkt hat, dass der Junge eine Behinderung hat. Man sieht es den Kindern, die das Down-Syndrom haben, einfach an. Vor allem gab es wohl schon einmal einen Vorfall, wo der Kinobesitzer einen Behinderten im Rollstuhl nicht ins Kino gelassen hat. Als Begründung gab er an, dass es wegen dem Brandschutz nicht ginge.

Da stellt sich doch die Frage, ob der Kinobetreiber nicht allgemein etwas gegen behinderte Menschen hat. Auch diese Leute haben ein Recht darauf am Leben teilzunehmen, mit allem was dazu gehört. Und dazu zählt auch ein Besuch im Kino. Wie seht ihr das? Vertretet ihr die Meinung des Kinobesitzers oder seid ihr anderer Meinung? Wie würdet ihr reagieren, wenn ein behindertes Kind im Kino einfach zu laut ist?

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe in meinem Beruf auch mit behinderten Menschen zu tun und glaube nicht, dass der Kinobesitzer explizit etwas gegen behinderte Menschen hat. Desweiteren finde ich es unverschämt soetwas zu behaupten.

Als Kinobesitzer hätte ich vermutlich ähnlich reagiert. Denn in einem Kinosaal sitzen nunmal nicht zwei Gäste, sondern mehr als 100. Und man kann es den restlichen 98 Personen nicht zumuten während der gesamten Zeit gestört zu werden und kein Wort zu verstehen, nur damit der Kinobesitzer ein behindertenfreundliches Verhalten an den Tag legt. Ich finde, er hat richtig und im Interesse der Mehrheit gehandelt.

Manche Kinos bieten speziell Vorstellungen für Behinderten-Gruppen an. Das wäre doch eine Alternative. Entweder sich so ein Kino zu suchen oder aber genug andere zusammenzubekommen, um dem Kinobesitzer den Vorschlag zu machen, eine Sondervorstellung für sie zu veranstalten.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei einem anderen Film könnte ich das Argument sehr gut verstehen, denn natürlich möchte man als Kinobesitzer nicht, dass die anderen Gäste gestört werden. Und ich kenne auch Kinosäle, die schlecht bis gar nicht für Rollstuhlfahrer geeignet sind, von daher macht das Brandschutzargument schon Sinn, weil man dort mit Rollstuhl im Ernstfall einfach nicht ohne Hilfe zum Notausgang kommen würde.

Allerdings geht es hier um einen Film, der anscheinend für relativ kleine Kinder gedacht ist, also werden auch noch andere Kinder im Kindergartenalter im Publikum gewesen sein. Kinder in dem Alter sind auch ohne Behinderung nicht immer leise im Kino und ich denke, dass sich auch die Erwachsenen im Publikum auf einen etwas höheren Lärmpegel einstellen, wenn sie in eine Vorstellung für Kinder gehen. Zumindest bei uns gibt es für Animationsfilme auch immer Abends eine Vorstellung und da hat man natürlich auch keine Kinder im Publikum sitzen und als sehr empfindlicher Kinogänger kann man sich ja dann dafür entscheiden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das Interview des Inhabers klingt für mich sehr nach Ausrede. Menschen mit Down-Syndrom sieht man es selbst bei einer sehr leichten Form schon an und auch als Laie muss man das geradezu bemerken. Also schlussfolgere ich, dass er da einfach mal gelogen hat. Vielmehr vermute ich, dass er ganz genau gewusst hat, dass der Junge eingeschränkt war und hat befürchtet, dass es da Ärger geben würde. Also hat er die beiden nicht herein gelassen. Und wer kann schon ahnen, dass die Mama des Jungen damit an die Öffentlichkeit geht? Ich jedenfalls finde es gut, dass sie das getan hat, denn so ein ablehnendes Verhalten kann man nicht hinnehmen, finde ich.

Und es ist auch totaler Quatsch, dass man keine lauten Kinder rein lässt. Viele Kinder unterhalten sich auch einfach mal vorher laut - und die will er alle nicht herein lassen? Das nimmt ihm doch wirklich keiner ab. Menschen mit Down-Syndrom können sehr wohl auch ins Kino gehen, ohne das sie jemanden belästigen und ich finde es ganz schlimm, dass man sie gleich verurteilt und schikaniert. Und für die Mama des Jungen finde ich das auch ganz schlimm. Da fühlt man sich doch unheimlich hilflos und diskriminiert. So ein Verhalten des Inhabers darf man wirklich nicht dulden.

Ausreden über Ausreden. Tatsache ist aber, dass die wenigsten Kinosäle wirklich für behinderte Menschen geeignet sind. Die meisten haben Treppen und die kann man so ja ganz schlecht passieren. Keine Ahnung, was man sich dabei wieder gedacht hat. Vermutlich wieder nichts. Der Inhaber hätte sich vielmehr entschuldigen müssen als eine Ausrede nach der anderen zu erfinden. Echt unmöglich so etwas. Hätte der Jungen jetzt einen schlimmen Aufstand gemacht - hätte ich es vielleicht noch verstanden. Aber selbst hier muss man bedenken, dass da Menschen ohne Behinderung auch einen Aufstand machen können und nicht nur eingeschränkte Menschen.

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich hätte die Reaktion verstanden, wenn das Kind während des Filmes sehr auffällig gewesen wäre und die Mutter sich dann geweigert hätte, das Kino zu verlassen. Aber vorher schon die Schublade aufziehen und bestimmte Menschen ausgrenzen, finde ich ziemlich bescheiden.

Ich kann generell die Reaktion des Kinobetreibers verstehen. Da hat man ein Kino, die Kunden wollen in Ruhe einen Film ansehen und es kommt ein Kunde, der vorher schon sehr auffällig ist. Nun hat aber die Mutter vorher schon klar gesagt, dass sie mit dem Kind das Kino umgehend verlassen wird, wenn der Junge unruhig wird. Noch dazu ist es ein Kinderfilm ohne Altersfreigabe. Dort sind sicherlich noch mehr Kinder. Mit Sicherheit auch gesunde Kinder, die während des Filmes lauter sein könnten, eventuell auch aufstehen und durch das Kino laufen. Und ganz ehrlich? Die wenigsten Mütter dieser Kinder würden dann das Kino verlassen. Die meisten würden sagen, sind ja Kinder.

Es wird immer wieder nach Integration gebrüllt. Wenn man die aber selber ausüben soll, zieht man sich schnell zurück. Klar sollen behinderte Menschen integriert werden, aber nicht wenn man selbst dafür was tun müsste. Ich für mich boykottiere Geschäfte, Cafes, Restaurants, die behinderte Menschen bewusst ausgrenzen. In meiner Stadt gab es ein Cafe, welches komplett neu gebaut wurde. Die baulich vorgeschriebenen behindertengerechten Toiletten hat man leider vergessen. Damit wollte man sich auch bewusst Kunden fernhalten, die nicht ins Bild passen könnten. Deshalb war ich nie in dem Cafe. In Einrichtungen, also Kinos , Restaurants und ähnliches, die schon länger bestehen oder halt in alten Gebäuden eingebaut werden, lasse ich mir das Fehlen von behindertengerechten Toiletten noch gefallen. Wobei ich auch schon Einrichtungen erlebt habe, die einen Rollstuhlfahrer in seinem Elektrorollstuhl eine wirklich große Treppe hoch getragen haben, damit er nicht ausgeschlossen wird. Und unsere Kinos sind zum Teil alle mit Rollstuhlplätzen ausgerüstet, die ohne Probleme erreichbar sind. Obwohl die Kinos zum Teil schon sehr alt sind.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich würde ebenfalls behaupten, dass der Kinobetreiber da nur ein paar wirre Ausreden zur Hilfe nimmt und er eigentlich einen ganz anderen Hintergrund gehabt hat, dies aber nicht zugeben will. Hätte es sich bei dem Film jetzt um einen total romantischen Liebesfilm gehandelt oder um einen Dokumentarfilm, bei dem man sich irgendwie sonderlich konzentrieren muss, dann hätte ich die Reaktion ja noch verstanden und dann hätte ich dem Kinobetreiber wohl auch noch die Ausrede abgenommen, dass er einfach etwas gegen zu laute Kinder hat. Aber weil es sich hier auch einfach nur um einen totalen Kinderfilm wie "Cars 2" gehandelt hat, kann ich mir dieses Verhalten einfach überhaupt nicht erklären. Denn bei solch einem Film hat man immer ein etwas jüngeres Publikum und dass die jüngeren Kinder eben nicht immer alle den ganzen Film lang nur auf ihrem Sitz hocken bleiben können, das kann ich mir persönlich überhaupt nicht vorstellen. Der Kinobetreiber hat bestimmt schon den einen oder anderen Menschen gesehen, der einfach etwas lauter in dem Film gewesen ist und da hat er dann bestimmt auch überhaupt nichts unternommen, sondern hat es so hingenommen, weil sich kleinere Kinder eben auch nicht über ein wenig Lärm bei "Cars 2" beschweren.

Also hat es wohl doch etwas mit der Behinderung des Jungen zu tun. Ich würde aber auch wieder nicht so weit gehen, dass ich jetzt behaupten würde, dass der Mann generell eine Abneigung gegenüber behinderten Menschen aller Art haben würde. Das kann ich mir dann auch wieder nicht vorstellen, denn ich glaube kaum, dass es ein behindertenfreies Kino wäre, in dem man erst einmal an dem Besitzer vorbei muss und diesem auch zeigen muss, dass man keinerlei Behinderungen hat. Das würde ich dann auch wieder nicht behaupten und das wäre dann meines Erachtens nach auch wieder einfach nur purer Unsinn. Es könnte eher sein, dass er eben panisch reagiert hat in dieser Situation, dann wusste er eben nicht genau, was er zu tun hat und dann hat er eben auch wieder vergessen, dass es doch eigentlich nur "Cars 2" ist und es in diesem Film eigentlich sowieso niemanden interessiert, warum jetzt da ein Kind herumschreit und ob ein Kind überhaupt irgendwie herumschreit. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es wirklich so einen Vorsatz dort gegeben haben soll.

Aber wenn es denn so wäre, dann könnte man meiner Meinung nach mit einem Lügeninterview doch auch nicht mehr viel retten. Denn wenn das sogar schon im Radio gekommen ist, dann könnte ich mir vorstellen, dass sich der Kinobesitzer bestimmt auf einen ordentlichen Rückgang einstellen kann und wohl auch muss. Denn das wird sicherlich aufgenommen von den Menschen und ich könnte mir schon vorstellen, dass Leute nicht mehr in das Kino gehen, eben nur aus dem Grund, weil sie dann glauben, dass es behindertenfeindlich wäre. Deswegen glaube ich, dass sich der Kinobetreiber da schon einen ordentlichen Bärendienst erwiesen hat und diesen Ruf wird er wohl auch wirklich lange noch beibehalten, wenn nicht sogar die ganze Karrierelaufbahn lang. Da wird er sich irgendwann meiner Meinung nach auf jeden Fall an den Kopf fassen und sich auch fragen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn er den Sohn doch einfach in das Kino gelassen hätte.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Angesichts der Tatsache, dass man betroffenen Menschen ihr Down-Syndrom durchaus ansieht, denke ich, dass das Argument des Kinobetreibers im Interview eher vorgeschoben wurde, um sich aus der Affäre zu ziehen.

Natürlich sind auch gesunde Kinder laut - auch in Kinovorstellungen - und ich bezweifle stark, dass diese Kinder deswegen reihenweise aus den Kinosälen verwiesen werden. Grade vor Beginn des Films, beziehungsweise des Betretens des eigentlichen Kinosaals, sind mir, während meiner eigenen Kinobesuche, durchaus auch laute gesunde Kinder aufgefallen. Weder die Eltern schritten in diesen Fällen vehement ein, noch die Kinobetreiber - warum auch, immerhin ist dieses Verhalten wohl normal (ich rede nicht von wirklich Krawall veranstaltenden Kindern, sondern eben von jenen, die aus Vorfreude etwas wilder herum laufen oder auch laut rufen. Ähnlich also wie der Junge mit Behinderung, der ja auch nur seine Vorfreude zum Ausdruck brachte. Zudem soll es auch mal vorkommen, dass Kinder im Kino losweinen und das kann auch sehr laut werden). Und selbst in Fällen, in denen die Eltern durchaus ein Machtwort sprachen kam von Seiten des Kinos keine Beschwerde, die ich mitbekommen hätte.

Natürlich muss man sehen, dass ein Kino von zahlendem Publikum lebt und somit sichern muss, dass nicht ein einzelner Gast viele weitere vergrault und "belästigt". Aber zum einen ist es ja nicht einmal weit genug gekommen, dass ein solcher Vorwurf gerechtfertig im Raum gestanden hätte, zum anderen denke ich, dass man in einer Gesellschaft auch damit leben muss, dass es Menschen mit Einschränkugen gibt. Entsprechend sollte man in der Lage sein zu verstehen, warum der Junge vielleicht lauter wird und etwas Rücksicht nehmen - denn um es noch einmal zu betonen: ein Down-Syndrom erkennt man auch optisch und diese Krankheit sollte Jedem ein Begriff sein. Rücksicht von Seiten der Mutter war ja umgekehrt durchaus vorhanden, da sie bereit gewesen wäre zu gehen, wenn ihr Sohn die Vorstellung stört.

Dass der Junge aufgrund einer Behinderung für die er nichts kann - bzw. eines Verhaltens was auf jener beruht - vorsorglich des Kinos verwiesen wurde halte ich persönlich für nicht gerechtfertigt und in gewisser Weise für diskriminierend.

Und selbst wenn der Einwand des Kinobetreibers stimmen sollte, er hätte jedes Kind das lärmt aus dem Kino verwisen, würde ich mich doch sehr über dieses Vorgehen wundern. Ein Kind, dass im Vorraum laut ruft, weil es sich auf den Film freut ist ein Grund Mutter und Kind "heraus zu werfen"? Eine Ermahnung an die Eltern wäre wohl das normale Vorgehen gewesen - wenn überhaupt - und wenn diese Zusagen darauf zu achten, dass das Kind nun leise ist, kann ich mir kaum vorstellen, dass man sie nach Hause geschickt hätte.

» Xarox » Beiträge: 2 » Talkpoints: 2,76 »



Schwierige Situation, die man von mehreren Seiten betrachten kann. Als Leser tut einem so etwas natürlich auf Anhieb Leid. Natürlich hat der Junge ein Recht darauf in das Kino gehen zu können. Ich selber hätte ihn wohl herein gelassen mit der Bedingung, dass sie bei zu großem Lärmpegel den Film wieder verlassen würden. Genau dies hat ja die Mutter auch vorgeschlagen. Darauf wäre ich also direkt eingegangen. Man weiß natürlich nicht welche Erfahrungen der Mann schon gemacht hat, schließlich gibt es ja auch sehr heftige Fälle bei einer solchen Behinderung und wiederum etwas ruhigere. Ein wenig kann ich den Betreiber aber auch verstehen. Wie schon genannt wurde , sitzen nicht nur die Mutter und ihr Kind im Kino. Es sind auch sehr viele andere Leute anwesend die in Ruhe den Film genießen wollen. Es gibt ja Leute die schon halb ausrasten, wenn man mal mit dem Sitznachbarn tuschelt.

Wenn sich der ganze Kinosaal gestört fühlt ist das natürlich kein Umstand der dann für das Kino spricht. Die Leute denken dann schon weiter und behaupten, dass es wohl immer so "laut" zugeht und man vom Film kaum etwas mitbekommt. Das wird dann dementsprechend nach außen getragen und unter den Freunden und Bekannten weit erzählt. Und genau das versucht wohl der Mann zu verhindern. Ich kann das verstehen. Wahrscheinlich wird in diesem Kino keine extra Vorstellung für Behinderte angeboten, denn dann wäre sie vielleicht eher mit ihrem Sohn zu einer solchen gegangen. Es mag auch sein, dass die Mutter ihren Sohn nicht direkt als behindert ansieht. Jeder sieht das ja anders und sie möchte halt, dass er genauso behandelt wird wie alle anderen auch.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Als Außenstehender kann man sich natürlich auf die eine oder andere Seite schlagen, allerdings ist es meiner Meinung nach nicht so leicht, die Situation richtig zu beurteilen, wenn man nicht selbst vor Ort war und den ganzen Hergang selbst miterlebt hat. So wie es dargestellt wird, finde ich das Verhalten des Kinoinhabers auch ziemlich seltsam.

Ich würde mich allerdings davor hüten, dem Kinobetreiber pauschal Behindertenfeindlichkeit zu unterstellen. Ich bin mir sicher, dass dies nicht der erste behinderte Mensch ist, der das Kino betreten hat. Die meisten werden wohl keine Probleme damit gehabt haben, zumindest gehe ich davon aus. Als ich noch ab und zu ins Kino gegangen bin, habe ich auch schon Leute mit diversen Behinderungen gesehen, allerdings eben meistens welche mit körperlichen Gebrechen, zum Beispiel Rollstuhlfahrer. Dennoch dürfte ein behindertes Kind in einem Kino keine vollkommen exotische Erscheinung sein. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass behinderte Leute keine Probleme haben, ins Kino zu kommen.

Falls das Kind wirklich sehr laut war, wäre das sicher ein Argument, das gegen den Kinobesuch sprechen würde. Das behinderte Kind wäre ja nicht alleine im Kino gewesen und hätte vielleicht die anderen Gäste massiv gestört. Mich persönlich hat es auch immer gestört, wenn Leute im Kino gesprochen oder albern gegackert haben. Das waren allerdings immer Leute, die nicht behindert waren und sich einfach nicht benehmen konnten. Bei dem Kind mit Down-Syndrom würde ich zumindest davon ausgehen, dass es sich nicht immer so ruhig verhalten kann, wie andere das prinzipiell könnten, die keine Behinderung dieser Art haben.

Die Lautstärke wäre also ein Faktor, der gegen das Kind sprechen könnte. Nun kommt aber der Haken. Es handelt sich ja eindeutig um einen Kinderfilm. Solche Filme wie „Cars“ guckt sich ja kaum ein Erwachsener an, und wenn, dann doch nur, um seinem Kind eine Freude zu bereiten. Die meisten Besucher dieser Vorstellung dürften ohnehin sehr jung gewesen sein und auch Kinder ohne Behinderung sind einfach laut. Ich frage mich, ob es dabei dann noch auf ein lautes Kind mehr oder weniger ankommt. Bei einem anderen Film wäre so ein Lautstärkepegel sicher lästig und er würde auch andere Gäste stören. Bei diesem Film müsste die Hälfte der Zuschauer den Saal verlassen, wenn man diejenigen, die überdurchschnittlich laut sind, aussortieren würde.

Ich finde es auch ziemlich merkwürdig, dass der Betreiber des Kinos nichts von der Behinderung bemerkt haben will. Gerade das Down-Syndrom sieht man den entsprechenden Leuten doch wirklich auf den ersten Blick an. Natürlich kann man dann wieder so argumentieren, dass sich der Mann seine Kunden nicht so genau angeschaut hat. Allerdings würde ich nun erstmal davon ausgehen, dass es ihm nicht ungelegen kam, dass gerade dieser behinderte Junge schon im Vorfeld "auffällig" wurde.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde es halt auch so eine zweischneidige Sache. Denn man müsste dann ja im Endeffekt jeden Kunden, der ein wenig lauter wirkt, gleich den Zutritt verwehren. Ich war gestern im Kino und ziemlich aufgeregt und aufgedreht. Ich war mit Sicherheit auch auffällig. Spätestens als ich ohne Karte vorzuzeigen in den Saal wollte, weil ich mit der 3D Brille abgelenkt war. Den Kartenabreisser labberte ich dann auch noch voll und sagte ihm, dass ich schon länger nicht mehr im Kino war und aufgeregt war. Ich muss das aber wohl so charmant rüber gebracht haben, dass alle grinsten. Dann hätte mir den Zugang an sich ja auch verwehren müssen, weil man ja damit rechnen könnte, dass ich während des Filmes auch nur am reden bin.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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