Etwas ohne Hilfe schaffen wollen

vom 27.07.2011, 16:16 Uhr

Wir renovieren ja gerade unsere zukünftige Wohnung und da ist super viel zu tun. Es sind 2 Etagen, in denen jedes Zimmer erst ausgeräumt, dann entkernt und anschließend neu renoviert werden muss. Es gibt wenige Ausnahmen, wo wir eine Tapete überstreichen oder den Boden behalten werden.

Einige Freunde und Verwandte haben uns nun schon ihre Hilfe angeboten. Wir sollten uns melden, wenn wir Hilfe brauchen. Meine Eltern helfen auch recht aktiv mit bei der Renovierung, irgendwie sträube ich mich aber dagegen da jetzt noch x andere Leute mit ins Boot zu holen. Ich sehe die Renovierung als mein beziehungsweise unser Projekt und möchte am Ende sagen können, dass wir das zusammen geschafft haben. Ich will nachher sagen können, dass ich tapeziert habe, dass wir die Wände gestrichen und das Laminat verlegt haben.

Natürlich geht es dadurch auch etwas langsam voran, immerhin schaffen 4 schaffende Hände eben nur halb so viel wie 8 Hände in der gleichen Zeit. Da wir an sich aber keinen Zeitdruck haben, stört das nicht weiter und ich möchte auf die zusätzlichen Helfer gerne verzichten. Viele Bekannte und auch meine Mutter können das nicht wirklich nachvollziehen. Ich darf mir immer wieder anhören, dass wir ja mal jemanden zum Helfen einspannen könnten, dass ein Bekannter meiner Eltern sogar nebenberuflich solche Renovierungsarbeiten (natürlich gegen ein kleines Gehalt) durchführt und wir mit dieser Hilfe doch viel schneller voran kommen würden.

Ist meine Einstellung da denn so abwegig? Kennt ihr das auch, dass ihr etwas unbedingt ohne (oder nur mit wenig) fremde Hilfe schaffen möchtet? Einfach weil ihr am Ende sagen wollen könnt, dass ihr es eben alleine geschafft habt? Ich finde eben, eine Wohnung renovieren lassen kann jeder, alles selber machen und nur bei Dingen, die man sich absolut nicht zutraut, um Hilfe bitten, erfordert eben ein bisschen mehr. Oder wie seht ihr das?

» türkis87 » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich habe genau die gleiche Einstellung wie Du. Ich mag da einfach nicht Hilfe annehmen. Ich finde es auch überhaupt nicht verkehrt, denn wenn man etwas alleine schaffen kann, wieso auch nicht? Dann kann man voller Stolz behaupten, dass man es alleine geschafft hat. So sehe ich es jedenfalls. Dieses Gefühl von Stolz ist einfach toll. Und wenn Ihr keinen Zeitdruck habt, dann ist es doch auch egal, dann macht doch auch das alleine, was Ihr könnt! Lass die anderen nur reden, ich kenne dieses Gefühl einfach nur zu gut, man möchte es halt alleine schaffen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann dich gut verstehen, dass du die Aufgabe, ein Heim zu schaffen alleine bewältigen willst. Solange man sich damit nicht übernimmt, ist dagegen auch überhaupt nichts einzuwenden. Wenn es allerdings für zwei Leute plus Eltern zu viel wird und / oder zu lange dauern würde, spricht auch nichts dagegen, Hilfe von Freunden anzunehmen. Zumindest von guten Freunden, bei denen man sich sicher sein kann, dass sie hinterher nicht ständig vorrechnen, was sie alles für einen getan haben. Als wir gebaut haben, brauchten wir die Hilfe der Familie meines Mannes, der 7 Geschwister hat. Wir mussten vieles selber machen, einfach der Geldersparnis wegen und konnten uns es nicht leisten, Hilfe auszuschlagen.

Mal ganz abgesehen davon, dass mein Mann seine Familie so oder so ins Boot geholt hätte. Zuvor hatte er einem seiner Brüder beim Bau geholfen, so dass auch eine Hand die andere wusch. Als wir dann fertig waren und einzogen, waren meine Zwillinge gerade geboren. Kurz darauf fingen Schwester und Schwager meines Mannes an, ihre neu erworbene Wohnung um zubauen: natürlich half mein Mann an den Wochenenden. Im Frühjahr darauf baute ein Bruder eine große Gartenhütte, wo mein Mann wieder etliche Wochenenden beschäftigt war. Dann kaufte ein anderer Bruder ein Haus und baute es um... dann kaufte die Schwester mit der umgebauten Wohnung ein Haus und baute es um... dann stockte der eine Bruder sein Haus auf... dann baute ein weiterer Bruder sein Haus um.

Ich war da doch oft sehr genervt, wenn wieder ein Wochenende nach dem anderen drauf ging und ich mit den Kindern alleine war, aber was sollte ich machen? Die Leute hatten uns schließlich auch alle geholfen. Das ist jetzt natürlich eine extreme Erfahrung, aber seitdem bin ich so eingestellt, dass ich alleine zurecht kommen möchte und ich bitte nur sehr selten um Hilfe, nur wenn es gar nicht anders geht. Ich finde es auch angenehmer, wenn nicht Hinz und Kunz ihre Nase in unsere Pläne stecken und zu allem ihren Senf abgeben, lieber mache ich alles alleine und brauche dafür vielleicht länger und mehr Energie. Ich muss aber zugeben, dass ich in dieser Beziehung etwas eigen bin und man meine Ansicht ganz sicher nicht verallgemeinern kann.

» kerry3 » Beiträge: 892 » Talkpoints: 18,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Auch ich kann Dich sehr gut verstehen, dass Ihr lieber auf Hilfe verzichten wollt, aber andererseits hast Du ja auch schon davon geschrieben, dass Dein Freund da manchmal etwas langsamer ist. Und ich denke, bei einfacheren Aufgaben, bei denen es nun nicht unbedingt um die Gestaltung der Wohnung geht, kann man ruhig auf ein wenig Hilfe zurückgreifen. Auch, wenn Ihr nun nicht unter Zeitdruck steht, ist es doch ganz gut zu wissen, wenn die Zeit absehbar ist und man vielleicht doch bald in die eigenen vier Wände einziehen kann. Ich kann mir nämlich vorstellen, je länger so eine Renovierung und ein Umzug dauert, desto reizbarer und streitsüchtiger wird man, weil die Nerven einfach nur blank liegen.

Am Anfang bin ich auch jemand, der immer alles allein machen möchte, aber es dauert nicht lang, bis die Kräfte nachlassen und ich doch ganz gern mal auf die Hilfe zurückgreife, die mir angeboten wurde oder ich eben selbst nach Hilfe nachfrage. Gerade bei Renovierungsfragen bin ich immer froh, jemanden ansprechen zu können und dann doch auch jemanden zu haben, der sich darum kümmert, dass es ordentlich aussieht, da ich selbst zwei linke Hände habe. Aber wenigstens zum Streichen reicht es schon noch.

Leider habe ich auch oft die Erfahrungen machen müssen, dass man aber am besten doch auf sich selbst verlassen sollte und nicht auf andere. Beim letzten Umzug jedoch war ich total froh, dass viele Leute so gut gearbeitet haben und wir auf kein Umzugsunternehmen zurückgreifen mussten. Das war eine wirklich gute Erfahrung, die mich dann doch wieder versöhnt hat. Komischerweise waren es Bekannte, auf die wir uns so gut verlassen konnten, auch die Familie meines Freundes hat gut geholfen und mitgewirkt. Dafür bin ich ihnen noch heute sehr dankbar.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Na ja, ich persönlich arbeite lieber allein, weil ich mir dann alles selbst einteilen kann. Weil ich für niemanden mitdenken muss. Weil ich den Kopf frei habe. Weil ich dann ungestört bin. Etwas wirklich allein zu schaffen- die Frage ist, warum man das will. Ist es, um sich oder anderen etwas beweisen zu wollen?

Ist es, um sich vielleicht auch wichtig zu machen und dann damit prahlen zu können? Ich unterstelle dir das nicht. Ich kenne dich ja gar nicht. Aber ich finde es trotzdem interessant, sich diese Fragen zu stellen. Das Ding ist einfach: Man kann auch aus Stolz oder Trotz auf Hilfe von anderen verzichten. Und das fände ich auf jeden Fall schwierig...

» junglebunny » Beiträge: 16 » Talkpoints: 8,08 »


Ich finde deine Einstellung eigentlich gut. Ich kann das ganze auch völlig nachvollziehen und ich würde mit Sicherheit genauso denken wie du, wenn ich selbst einmal in dieser Situation bin. Wenn man sagen kann, dass etwas selber erreicht hat und das ganze noch ohne Hilfe, ist man doch sehr stolz auf sich selber. Und genau das ist doch schön für einen selber. Andere zeigen sich dann noch beeindruckt und sind voll des Lobes für die alleinig geleistete Arbeit. Die meisten bieten ja ihre Hilfe mehr aus reiner Höflichkeit an. Bei dir scheint dies nicht der Fall zu sein da deine Freunde und Bekannte ja immer mal nachfragen und auch nicht nachvollziehen können warum du keine Hilfe möchtest. Ich würde die Leute dann doch lieber um andere Gefälligkeiten bitten, wenn sie schon einmal ihre Hilfe anbieten.

Die Kartons oder sperrige Möbel müssen ja auch wo untergestellt werden. Ich weiß zwar nicht wie viel Platz du zur Verfügung hast aber es gibt doch sicherlich Dinge, die man doch lieber anderswo aufbewahren möchte als mitten in der Renovierungsphase, oder? Hier könntest du deine Freunde und Bekannten mit einbeziehen. Aber da musst du natürlich selber entscheiden ob das denn überhaupt Sinn macht oder nicht. Bei den Arbeiten selber würde ich mir nur von noch einer weiteren Person helfen lassen. Denn wie heißt es so schön? Viele Köche verderben den Brei. Einer macht hier mal was, der andere macht dort mal einen Handgriff. Das wird ein einziges Durcheinander wenn es nicht ordentlich abgestimmt wird. Da habe ich lieber die Kontrolle und mache alles selber und weiß, dass es richtig gemacht wird. Da nehme ich gerne etwas mehr Zeit in Kauf.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kann beide Seiten verstehen. Denn man kann nicht alles ohne fremde Hilfe schaffen, weil man gar nicht die umfassenden Kenntnisse hat. Klar kann ich auch vieles alleine, aber wenn es zum Beispiel an Dinge geht, die Strom benötigen, dann lasse ich die Finger davon. Auch wenn es um Sachen geht, wo ich allein viel zu lange dran arbeiten würde, frage ich lieber um Hilfe. Daran ist doch nichts schlimmes, vor allem, wenn man die Hilfe angeboten bekommt.

Auch wenn ihr keinerlei Zeitdruck habt, so willst du doch sicherlich in absehbarer Zeit in der gemeinsamen Wohnung leben? Und soweit ich mich erinnere hattest du doch neulich erst hier berichtet, das dein Freund manchmal nicht so schnell mitarbeitet, wie du das gerne hättest. Vielleicht sehen auch andere eher, das ihr ein wenig mit der gesamten Renovierung überfordert seid. Manchmal hat man selbst nicht den richtigen Blick dafür und andere erkennen dies besser.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Während ich Deinen Text gelesen habe, fiel mir spontan ein, dass zu viele Köche den Brei verderben, und als ich an der Stelle ankam, an der Du schriebst, dass vier Hände nur halb so viel schaffen wie acht Hände in derselben Zeit, da war ich der Meinung, dass das gar nicht immer unbedingt stimmen muss, besonders bei solchen Projekten wie der Renovierung einer Wohnung und überhaupt jenen, bei denen vieles in der Umsetzung einfach auch Geschmackssache ist.

Wenn Du Dir Mithelfende ins Boot holst, läufst Du damit automatisch Gefahr, dass auch jeder seinen Senf dazugibt und Du immer wieder erklären musst, dass Ihr Euch bereits eingehende Gedanken über die Durchführung und das genaue Ziel gemacht habt. Ob Du nun Helfer hast, die da ähnlich sind wie die Leute, die mich umgeben, weiß ich natürlich nicht, aber aus meinen Renovierungsaktionen kenne ich es von Seiten der Familie meines Partners jedenfalls so, dass wir zu zweit deutlich schneller vorankamen als wenn uns seine Eltern geholfen haben. Die sind zwar handwerklich erprobt und auch durchaus nicht unbegabt, allerdings haben sie aber auch wirklich zu allem eine Meinung, und sei es nur, dass ein Nagel zwei Zentimeter höher an die tapezierte Wand sollte, nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Und das kann wirklich unglaublich hinderlich und auch nervtötend sein.

Was das grundsätzliche Denken angeht, dass man Projekte komplett alleine verwirklichen will, kann ich auch nur sagen, dass ich Deine Haltung durchaus nachvollziehen kann. Ich bin auch eher ein „Macher“ und verwirkliche meine Ziele gerne, konsequent und möglichst ohne Hilfestellung, weil ich so etwas auch immer als gute Möglichkeit sehe, meine eigenen Fähigkeiten auf die Probe zu stellen und mich quasi zu messen – nicht an jemand anderem, sondern konkurrenzlos, denn ich weiß ja, wozu ich noch vor einigen Jahren nicht in der Lage gewesen wäre und kann bei der Umsetzung solcher Projekte doch noch feststellen, ob ich mich in bestimmten Punkten wie der Planung und der Organisation der Umsetzung verschiedener Projekte im Laufe der Jahre irgendwie verändert habe oder nicht.

Dass man am Ende und nach der Verwirklichung eines Projektes gern stolz sein möchte, und zwar möglichst nur auf sich selbst, finde ich auch naheliegend und überhaupt nicht verwerflich und Ihr habt Euch auch sicherlich Anerkennung verdient, wenn Ihr Eure Renovierungsaktion fertiggestellt habt. Dass Du Dich in diesem Punkt bewähren und Dir selbst beweisen willst, finde ich nicht schlimm und ich denke, dass es außerdem auch zum Erwachsenwerden und zum Erwachsensein dazugehört, dass man sich mit manchen Dingen einfach selbst auseinandersetzt und sich um seine Angelegenheiten kümmert.

Dazu gehört für mich allerdings auch ein Projekt wie Eures und mir fällt nun kein Grund dafür ein, weshalb Du die Hilfe anderer Menschen annehmen musst, wenn Du es doch auch mit Deinem Freund alleine bewerkstelligen kannst und vor allem willst, dieses Projekt zu zweit fertigzustellen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Deine Einstellung ist ganz und gar nicht abwegig. Es ist etwas ganz normales und menschliches, wenn man etwas ohne Hilfe schaffen will. Das liegt daran, dass man dann später sagen kann, dass man eine schwere Arbeit alleine vollbracht hat und dabei keine Hilfe benötigt hat. Dann ist man selbst stolz auf sich und andere Leute freuen sich ebenfalls für einen.

Mir geht es auch manchmal so und ich finde es dann nervig, wenn manche Leute mehrmals ihre Hilfe anbieten und es nicht verstehen, wenn man die Hilfe nicht haben will. Es ist dann zwar immer gut gemeint, aber nach einiger Zeit nervt es dann auch.

Es kann aber auch daran liegen, dass du, ich und andere Menschen oft die Hilfe von anderen Menschen ablehnen, weil wir nicht wollen, dass wir den anderen Menschen später etwas schuldig sind und ihnen dnn quasi helfen müssen.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


So richtig kann ich deine Einstellung nicht nachvollziehen, aber vielleicht sehe ich das in meinem Alter doch schon etwas anders. Ich habe im Laufe meines Lebens schon unzählige Male tapeziert, renoviert und eben alles gemacht was in einem großen Haus und Garten so anfallen kann. Mir genügt es einfach zu wissen dass ich es könnte wenn ich wollte, ich muss niemanden etwas beweisen.

Wenn mir schon jemand Hilfe anbietet dann würde ich lieber eine ordentliche Großaktion starten und an zwei Wochenenden fertig sein als monatelang im Renovierungsdreck zu leben. Auch hatte ich mir beim letzten Renovieren auch mal einen Hausmeisterservice genommen der recht preiswert war, ich hatte einfach keine Lust nach Feierabend noch weiter zu arbeiten. Ich würde dir als Argument noch mit auf den Weg geben dass mehrere Köpfe schlauer sind als nur einer und wenn es um Tätigkeiten geht die schwieriger als das Tapezieren sind es immer gut ist jemanden dabei zu haben der so etwas schon einmal gemacht hat oder der zumindest einige Grundregeln beherrscht. Bei all zu viel Unbedarftheit kann es schnell passieren dass ihr Fehler macht und bald wieder von vorne anfangt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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