Sinnbefreite Maßnahmen der Arbeitsagentur

vom 13.07.2011, 15:26 Uhr

Als ich im Jahr 2009 für ca. 4 Monate arbeitslos war, wollte mich die Arbeitsagentur in eine Maßnahme stecken, wie man so schön sagt. Es handelte sich dabei um ein vierwöchiges (!) Bewerbertraining, das pro Tag 7 (!) Stunden gehen sollte. Ich dachte, mich trifft der Schlag, als ich den Wisch damals per Post bekam. Zum einen hatte ich überhaupt keine Lust auf so einen sinnentleerten Quatsch, zum anderen dienen solche Maßnahmen ja ohnehin nur der Statistikputze, mehr ist es doch nicht. So kann man sich die Zahlen dann auch schön rechnen. :x

Glücklicherweise hatte ich genau zu diesem Zeitpunkt einen Job gefunden, so dass ich den Wisch direkt zerreißen und der Arbeitsagentur absagen konnte. Das war mir ein innerlicher Vorbeimarsch! :lol: Aber mal ehrlich, bei Leuten, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, macht es ja vielleicht Sinn, ihnen eine Umschulung oder sowas anzubieten, aber doch kein Bewerbertraining, halloo? Heutzutage kann man sich alles aus dem Internet ziehen, außerdem hatte ich eine Software zum Erstellen von Bewerbungen, ich hätte so ein Geschwafel überhaupt nicht gebraucht. Das ist sicher nur für Leute sinnvoll, die sich überhaupt nicht mit Bewerbungen auskennen.

Wie denkt Ihr darüber? Hat von Euch auch schon jemand solche oder ähnliche Erfahrungen mache müssen? Und wenn ja, wurden dann gleich die Beiträge gekürzt, wenn eine Maßnahme abgelehnt wurde?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bewerbertrainings an sich halte ich schon für sinnvoll, aber über 4 Wochen ist das doch etwas übertrieben. So umfangreich ist das Thema ja gar nicht, so dass man sicherlich keine 4 Wochen damit zubringen müsste.

Aber dennoch halte ich solche Trainings für sinnvoll, denn eine Bewerbung umfasst nicht nur das Schreiben, sondern auch das Vorstellungsgespräch. Es gibt viele Leute, das mag man kaum glauben, die keine Ahnung davon haben, wie sie sich richtig verhalten. Viele sind auch schüchtern, trauen sich nichts, wirken verstockt oder sind einfach nur unfreundlich, mieslaunig oder sonst irgendwas. Bei solchen Trainings bekommt man auch gezeigt, wie man sich richtig für ein Vorstellungespräch vorbereitet, kleidet und wie man sich dann vor Ort verhält. Das ist für viele sicherlich sinnvoll, auch für jene, die noch nicht so lange arbeitslos sind.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich persönlich hatte 4 Wochen Bewerbungstraining und danach war ich über ein halbes Jahr bei einer Bildungseinrichtung. Diese Bildungseinrichtung war eigentlich für Technik-Berufe gedacht, ich wollte allerdings etwas im Büro machen. Das ist gründlich daneben gelaufen, war in meinem Fall aber nicht so schlimm. Da die einzige Hilfe die ich benötigt habe aus Motivation bestand und das hat funktioniert.

Ich war zu dieser Zeit ganz deiner Meinung, dass diese Maßnahmen einfach nur sinnloses Statistik beschönigen sind. Aber heute mit Abstand von 2 Jahren, kann ich sagen, dass diese Maßnahmen wirklich helfen. Da ich eigentlich nicht zu dem "normalen" Teilnehmern dieser Maßnahmen gehört habe, da ich einen Realschulabschluss habe und nicht wie die meisten anderen keinen oder nur einen schlechten Hauptschulabschluss, durfte ich auch als Betreuer für diese Bildungsmaßnahme arbeiten.

Und als so ein Betreuer habe ich Unterricht in Mathe gegeben und mit den Leuten Bewerbungen geschrieben. Diese Leute haben wirklich Hilfe nötig! Ich bin fest davon überzeugt, dass diesen Menschen sonst weniger Möglichkeiten im Leben offen stehen würden.

Fazit: Ich denke für die meisten, die in solche Maßnahmen vermittelt werden ist es eine riesige Hilfe. Mir hat das 4-Wöchige Bewerbungstraining und die anschließende Maßnahme auch geholfen meinen Weg zu finden. Heute bin ich ausgelernter Bürokaufmann und fange demnächst ein BWL-Studium an.

» Caedes » Beiträge: 7 » Talkpoints: 3,88 »



Ich finde ein solches Bewerbertraining total unnötig. Das Arbeitsamt, bzw. euer Arbeitsvermittler wird doch bestimmt schon nach euren Bewerbungsunterlagen gefragt haben und ihr diese ihm vorzeigen musstet. Das musste ich auch direkt bei meinem ersten Besuch im Arbeitsamt machen. Meine Vermittlerin hat sich dann mein Bewerbungsschreiben kurz durch gelesen und meinte, es wäre voll in Ordnung. Ich habe auch gar nichts anderes erwartet, da ich meine Bewerbungen immer gut schreibe und auch ordentlich präsentiere. Sie hat mich auch danach gefragt, wie ich mich bei einem Bewerbungsgespräch verhalten würde, was ich für Klamotten anziehen würde und was für ein Auftreten ich dort habe. Die Fragen habe ich gar nicht beantwortet, da ich solche Fragen einfach lächerlich ist und ich auch ganz genau weiß, dass ich ein ordentliches Auftreten beim Vorstellungsgespräch habe.

Bevor ich meine Ausbildung angefangen habe, musste ich auch über 1 Jahr mich bewerben, bis mich einer genommen hat. In der Zeit musste ich vom Arbeitsamt auch zu einem Kompetenzcheck. Ich dachte beim ersten Termin, dass es vielleicht 2 Stunden dauern würde. Dort angekommen, es war etwa 30 km weit entfernt, wurde einem gesagt, dass es ganze 5 Tage gehen wird. Das fand ich auch ziemlich übertrieben. In dieser Zeit wurden allerlei Tests mit uns gemacht, wie Diktate schreiben, Mathe Aufgaben, Basteln und Zeichnen. Und auch wurde besprochen, wie man sich bei einem Bewerbungsgespräch zu verhalten hat. Am letzten Tag wurden uns dann die Ergebnisse mitgeteilt, zu welchem Beruf man geeignet ist. Und bei mir kam ein kaufmännischer Beruf in Frage. Toll, das wusste ich auch schon vorher :twisted:

Dieser komische Test hat für mich überhaupt nichts gebracht, dadurch habe ich nicht schneller eine Ausbildung gefunden. Und ich finde, wenn man zu solchen Seminaren der Arbeitsagentur muss, dass das Arbeitsamt schauen will, ob man vielleicht einfach nur zu dumm ist, um einen Job zu finden. Ich fand es übertrieben und vor allem sind für mich auch noch Kosten entstanden, wie das Benzingeld, das ich nicht vom Amt erstattet bekommen habe. Und dass solche Maßnahmen bei einem ergriffen werden, der gerade mal 1 Jahr auf Ausbildungssuche ist, ist einfach nur unnötig.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ehrlich gesagt denke ich jeder Monat in dem man Arbeitslos ist, ist verlorene Zeit und macht dich im Nachhinein unattraktiver bei potenziellen Arbeitgebern! Und wenn es alleine nur zum "Beschönigen" der Lebensläufe ist, dass jungen arbeitslosen Menschen Maßnahmen aufgedrückt werden, hat es schon einen Sinn erfüllt. Daher ist es für mich auch schlimm zu sagen ein Jahr auf Ausbildungssuche, na und?

Und Senny natürlich hätte man in deinem Fall erkennen können, das du schon auf das Leben vorbereitet bist. Es gibt immer Ausnahmen und dass die Beamten in der Arbeitsagentur auch nicht immer Leute sind mit einer wahnsinnigen Menschenkenntnis, brauchen wir nicht drüber reden. Aber ich weiß nicht, warum du diese Maßnahmen gleich als total unnötig bezeichnest! Ich meine du brauchtest sie nicht und dich haben sie damit nur geärgert aber vielen Menschen (mich eingeschlossen) haben diese Maßnahmen geholfen. Und ich denke sie sind grundsätzlich etwas Gutes. Schließlich sind die auch nur dazu gedacht Arbeitslosen zu Jobs bzw. Ausbildungen zu verhelfen!

» Caedes » Beiträge: 7 » Talkpoints: 3,88 »


Als ich zuletzt vor zwei Jahren arbeitslos war, wurde mir keine dieser Maßnahmen angeboten, worüber ich auch wirklich froh war. Warum man mir allerdings keine Maßnahme aufs Auge gedrückt hat, weiß ich nicht, ich habe sicherheitshalber nicht nachgefragt, um keine schlafenden Hunde zu wecken. Mir wurde allerdings mehrmals angeboten, dass ich mir in diesem KursNet der Arbeitsagentur irgendeinen oder mehrere Kurse heraussuchen kann, zu denen ich mich anschließend anmelden könnte. Alle Kurse, die dort aufgelistet waren, wurden vom Arbeitsamt getragen und teilweise waren da wirklich sehr sinnvolle Kurse dabei.

Für mich hätte es auf diese Weise beispielsweise die Möglichkeit gegeben, einen weiteren Sprachkurs zu belegen, denn ich hatte gerade mein Fernstudium zur Fremdsprachenkorrespondentin abgeschlossen und hätte mich so weiter qualifizieren können. Diese weiteren Sprachkurse in anderen Fremdsprachen als der, die ich nun im Rahmen meines Fernstudiums nachweisen kann, waren ebenfalls solche, an deren Abschluss eine staatliche Prüfung steht. Insofern hätte ich davon wirklich profitieren können, weil ein solcher Kurs eine konkrete Qualifikation bedeutet hätte.

Das Angebot fand ich wirklich prima und ich war auch recht erstaunt darüber, dass man mich von Seiten der Arbeitsagentur nie dazu gedrängt hat, einen dieser Kurse zu belegen, sondern mir tatsächlich freigestellt hat, ob ich diese Möglichkeit nutzen möchte oder eben nicht. Solche Kurse wie ein Bewerbertraining hätte ich möglicherweise tatsächlich auch besucht, allerdings sicherlich nicht in einem Umfang wie dem erwähnten mit vier Wochen Dauer, das wäre mir dann doch definitiv zu weit gegangen.

Ich kann mir aber schon vorstellen, dass so ziemlich jedem ein Bewerbertraining zugute kommen kann, weil man dort vermutlich wirklich etwas mehr lernt, wie man sich präsentieren kann, jedenfalls, wenn der Kurs gut aufgebaut und durchdacht ist. Freies Sprechen ist tatsächlich immerhin nicht jedermanns Stärke und ich kann mir durchaus vorstellen, dass nicht jeder sehr sicher auftritt. Ich glaube zwar, dass ich einem potenziellen Arbeitgeber gegenüber damit keine Probleme habe, jedenfalls wäre mir insofern noch nichts aufgefallen, allerdings kann ich natürlich nur schwer einschätzen, wie ich auf andere Menschen wirke und hätte einen solchen Kurs mit kürzerer Dauer vielleicht sogar wirklich mal ausprobiert. Zu verlieren hätte ich dann nicht wirklich etwas gehabt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe solche Erfahrungen bis jetzt noch nicht machen müssen, aber eine Freundin von mir. Sie wurde nach ihrer Ausbildung nicht übernommen und hat sich dann arbeitslos gemeldet. Sie war erst kurze Zeit arbeitslos und schon wollte sie das Arbeitsamt in so ein Bewerbertraining stecken. Es ging bestimmt zwei Wochen und war ganztägig. Eine andere Maßnahme war ein mehrwöchiger Computerkurs. Der war meiner Meinung nach total sinnlos, da sie vorher eine Ausbildung im Büro gemacht hat. Ich finde solche Maßnahmen einfach schwachsinnig. Man muss auch auf die Qualifikationen der einzelnen Leute schauen. Aber das tut das Arbeitsamt nicht. Sie wollen so nur ihre Statistik verbessern, da die Leute, die in der Maßnahme sind, ja nicht als arbeitslos gelten.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da ich selbst schon Bewerbungstraining als Dozentin gemacht habe, kann ich da schon behaupten, das vier Wochen durchaus ein sinnvoller Zeitraum ist. Es kommt halt darauf an, wie man diese Zeit als Dozent gestaltet. Viele Teilnehmer kennen ihre Stärken und Schwächen gar nicht, kommen ins stottern wenn man sie anspricht. Und da sollte man ansetzen und den Teilnehmern halt mehr beibringen als nur die DIN-Norm für einen Brief.

Und die Bewerbungsunterlagen vom zuständigen Berater anschauen zu lassen bringt genauso viel, als wenn man dies einer blinden Oma in die Hand drückt. Die Leute bei der Arbeitsagentur geben noch heute Hinweise, welche schon seit fünf Jahren überholt werden. Das man damit dann bei einer Firma gleich durchfällt, dürfte klar sein.

Ich hatte auch Teilnehmer, welche von ihrem Berater bei der Arbeitsagentur und dem Berater beim Bildungsträger gesagt bekamen, das ihre Bewerbungsmappe absoluter Mist sei. Wie man sie besser gestalten konnte, wurde den Leuten aber nicht gesagt. Selbst auf mehrfaches Hinterfragen, blieb man ihnen die Antwort schuldig. Also obliegt es dann dem jeweiligen Dozenten sowas zu machen und auch zu erkären, warum man gewisse Unterlagen aussortiert oder halt in der Reihenfolge verändert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich halte solche Maßnahmen für mich für absolut sinnlos, denn eine ordentliche Arbeit bekommt man deshalb noch lange nicht. In der Maßnahme, in der ich stecke, soll ich im Internet nach Stellen suchen und mich überall bewerben. Das kann ich aber genauso gut von zu Hause aus machen, da ich selbst einen Internetanschluss und zahlreiche Programme zum Bewerbungen schreiben habe. Außerdem guckt eh mein Freund über meine Bewerbungen, damit mir keine Fehler unterlaufen. Der kennt sich nämlich bestens damit aus.

Jeden Tag von 7.30 Uhr bis 16 Uhr in der Maßnahme zu sitzen, ist alles andere als aufbauend. Am Schlimmsten sind allerdings die Stunden, in denen wir noch Schulfächer wie Deutsch, Mathematik und Englisch haben. Wozu das gut sein soll, verstehe ich überhaupt nicht, denn schreiben und deutsch sprechen kann ich sehr wohl.

» Sternchen* » Beiträge: 2801 » Talkpoints: 2,12 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde Bewerbertraining schon sinnvoll, aber nicht für jeden Arbeitslosen. Generell sollte es aber auch jeden angeboten werden. Es gibt eben auch Menschen, die sich vor 20 Jahren zuletzt beworben haben und da hat sich schon einiges geändert oder Menschen, die sich noch nie richtig beworben haben. Manche Menschen brauchen eben einfach ein bisschen Hilfe, wenn sie sich bewerben wollen, weil sie nicht so viel Erfahrung haben oder schüchtern sind. Es kann viele Gründe haben, aber man sollte es nicht als sinnlos abtun, nur weil man selber dadurch keine Verbesserung bekommen hätte. 4 Wochen sind aber auf jeden Fall viel zu viel in meinen Augen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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