Auf Jugendtraining hart durchgreifen

vom 01.07.2011, 16:35 Uhr

Ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball und habe auch eine ganze Zeit lang mein Fußballwissen versucht an Jugendliche zu vermitteln. Dabei habe ich oft Kinder trainiert die im Grundschulalter waren, ein oder zweimal aber auch welche in der C Jugend oder B Jugend. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Jugendlichen immer frecher wurden. Früher in meiner Jugendzeit gab es noch nicht solche „Pflegefälle“. Ich hatte in einer Mannschaft meistens mehrere, um die ich mich ganz extrem kümmern musste und die auch ab und zu mal einen auf den Deckel bekommen mussten.

Ich habe bei Bekannten auch oft mitbekommen, dass die Kinder bei ihnen alles machen durften was sie wollten und überhaupt gar keinen Wert auf Disziplin gelegt wurde. Die Kinder sprangen einfach wild durcheinander und haben im Endeffekt auch durch diese Art und Weise des Trainings überhaupt nichts gelernt. Sie waren viel mehr mit sich selber beschäftigt als mit den Anweisungen des Trainers. Sicherlich sollte man kleinere Kinder noch nicht mit Taktikschulung oder Konditionstraining belästigen, das ist mir völlig klar. Den Kindern soll es in erster Linie Spaß machen auf dem Fußballplatz zu stehen. Wichtig finde ich auch, dass sie sich draußen an der frischen Luft bewegen und mit gleichaltrigen spielen und vielleicht sogar neue Freundschaften entstehen. Trotzdem ist es für die Trainer extrem anstrengend und unbefriedigend wenn man solche Extremfälle dabei hat, die einfach nicht auf Dinge hören, die der Trainer verlangt.

Ein krasses Beispiel war, als ich die Kinder darum bat sich um mich herum zu sammeln, damit ich Mannschaften einteilen konnte. Ich rief alle zusammen, aber zwei tanzten wieder aus der Reihe und hielten es nicht für nötig herbeizukommen. Sie machten lieber Torschuss, wobei ein Ball über den Zaun an unserem Sportplatz flog. Sie ließen den Ball natürlich dort hinter dem Zaun liegen anstatt ihn direkt aus dem hohen Gras zu holen. Wir haben deswegen schon viele Bälle verloren, weil man sie einfach nicht mehr sieht und auch nicht mehr daran denkt wenn man sie direkt aufsammelt. Meine Bitten und später auch Anweisungen den Ball zu holen haben sie komplett missachtet und mir auch noch gesagt, dass ich das selber machen könnte. Ich fand dies so eine Frechheit, weil andere Kinder natürlich so auch den Respekt verlieren wenn man dann nicht hart durchgreift. Ich habe die zwei Kinder von Sportplatz geschickt und ihnen gesagt dass ich mit ihren Eltern reden werde.

Dabei möchte man den Kindern einfach nur den Spaß am Fußball vermitteln und ihnen noch etwas beibringen. Solche erzieherische Maßnahmen mag ich eigentlich gar nicht, aber in diesem Fall ging es nicht anders, oder doch? Hättet ihr die Kinder auch des Feldes verwiesen oder sie sogar nach Hause geschickt? Wie hart hättet ihr durch gegriffen wenn ihr an meiner Stelle gewesen wärd? Habt ihr vielleicht auch schon Erfahrung mit Jugendtraining gemacht, kennt daher solche frechen und unverschämten Kinder, die ihr auch manchmal zurechtweisen musstet?

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn man da nicht richtig etwas unternimmt, dann artet alles doch nur noch umso mehr aus und dann wird es einfach immer schwerer, da irgend etwas unter Kontrolle zu bekommen. Deswegen finde ich es schon so in Ordnung, wie du es gemacht hast. Manche Kinder in diesem Alter wissen nämlich bereits ganz genau, was sie da für einen Unsinn tun und machen dann nur einen auf unwissend. Vor allem machen sie das vor ihren Eltern, wo sie dann meistens lügen und die Eltern glauben das dann auch meistens und schon steht man als Trainer wieder komisch da.

Natürlich sollte man Fussball-Training in so einem frühen Stadium der Karriere noch nicht so ernst nehmen, ich finde auch gar nicht, dass man unbedingt am Ligenbetrieb schon teilnehmen sollte, weil die Kinder da meistens mit der Fülle an Spielen überfordert sind und sie noch nicht genau wissen, wie ihnen da überhaupt geschieht. Aber ordentliches Training sollte man schon einmal einführen, denn sonst denken die Kinder, dass sie einfach dem Trainer auf der Nase herum tanzen können, und das sieht man dann auch noch in den späteren Jugenden und es wird gar keine Disziplin entstehen.

Ich hatte auch schon ein paar Male Fussballtraining mit kleineren Kindern und ich mache das dann natürlich auch mit viel Spaß bei der Sache, aber es muss schon ein bisschen Ernst und Power dahinter sein, sonst können sich die Kinder ja auch ohne mich treffen, herum laufen kann man überall, da muss man sich nicht extra den Aufwand machen, um zu einem Fußballplatz heraus zu fahren. Wenn mir dann einzelne Störenfriede versuchen, das Training zu versauen und meinen, sie müssten sich speziell aufziehen, dann warne ich sie erst einmal und sage, dass es so nicht geht. Gleich nach Hause schicken finde ich dann schon ein wenig zu überhart bei kleineren Kindern. Ich würde sie dann eher bis zum Ende noch irgend wie mit ins Training einbinden und dann zum Punkt kommen. Am Ende kommen nämlich immer die Eltern, weil sie ihre zugehörigen Kinder gerne abholen möchten. Viele Eltern kommen dann sowieso ein paar Minuten früher, ich habe noch nie einen Elternteil gesehen, der sich verspätet hat. Dann schauen sie sich das ganze Training ja sowieso an und dann werden sie auch sehen, dass ihre Kinder nicht ordentlich mitmachen und dann werden sie von selber ihren Kindern sagen, was los ist. Wenn das nichts hilft, dann würde ich es wie du machen und mich direkt an die Eltern wenden.

Mit den kleinen Kindern viel herum reden bringt zumindest bei mir meistens kein ordentliches Ergebnis, weil diese dann nur noch frecher werden und ihren Eltern dann irgend welche Lügengeschichten erzählen und am Ende ist man dann als Trainer der, der angeblich was gemacht hat. Also würde ich nur den Weg über die Erziehungsberechtigten suchen, da kann ich dir auch versichern, dass das weniger anstrengend sein wird und du eher auf ein offenes Ohr stoßen wirst als bei den heranwachsenden Kindern.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde, dass du damit vollkommen im Recht bist. Man sollte kleine Kinder auf keinen Fall überfordern und man sollte den kleinen Kindern einfach nur den Spaß am Fußball vermitteln. Mit kleinen Kindern im Grundschulalter sollte man am besten nur Spiele spielen und ihnen auf keinen Fall zu viel Strategie beibringen. Es reicht, wenn sie zum Beispiel wissen, wie sie das Tor treffen müssen. Das ist schon genug Strategie.

Ich an deiner Stelle hätte es bei den Großen aber anders gemacht. Ich bin der Meinung, dass die Jugendlichen durchaus schon in der Lage sind sich zu benehmen und auch mal über einen längeren Zeitraum still zu sein und sich zu konzentrieren. Das ist für Jugendliche durchaus nicht zu viel verlangt.

Bei den beiden Jugendlichen aus deiner Gruppe hätte ich sofort hart durchgegriffen: Ich hätte den beiden erst einmal gedroht und danach hätte ich die beiden sofort vom aktuellen Training und auch von de Training der darauffolgenden Woche ausgeschlossen. Wenn sie sich so benehmen, dann haben sie deine Aufmerksamkeit nicht verdient.

Ich verstehe auch nicht, wieso die beiden dann überhaupt zum Training gekommen sind, wenn sie doch absolut keine Lust hatten. Dann hätten sie lieber zu Hause bleiben sollen. Es bringt ja nichts, wenn sie nur die anderen Leute beim Training stören.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Genau das ist auch das große Problem. Es gibt immer wieder Störenfriede, die anderen den Spaß an der Sache verderben durch ihr Auftreten. Wenn die einen etwas lernen möchten und die anderen nur Blödsinn machen, muss ich mich erst einmal um die kümmern, die aus der Reihe tanzen. Somit habe ich weniger Zeit für die anderen, aber das ist ja in der Schule genau das gleiche. Dort gibt es auch lernwillige sehr nette Schüler und eben die anderen.Ich denke, dass sich manche Jugendliche auch mit ihrem Verhalten auch nur vor den anderen Beweisen wollen und sich profilieren möchten.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es kommt auf den Verein und den Trainer darauf an, ich habe als kleines Kind auch viel Sport in Vereinen gemacht und manchmal hatten wir total liebe Trainer, die haben uns überhaupt nicht gedrillt und manchmal hatten wir (meist alte) harte Trainer, die uns pausenlos Liegestützen und solche Sachen haben lassen machen. Für manche ist das auch ein Grund den Sport aus zu hören, so war das bei meiner Freundin. Allerdings fand ich nicht, das ein Trainer es mal wirklich übertrieben hat. Es ist halt einfach so, dass man mit den strengen Trainern etwas erfolgreicher war, dafür waren diese Trainer dann nicht so beliebt und die lieben Trainer waren beliebt, aber mit denen war man dann nicht so erfolgreich.

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» aannii » Beiträge: 697 » Talkpoints: 11,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Natürlich sollen Kinder und Jugendliche bei ihren Trainern auch etwas lernen, aber gerade bei jüngeren Kindern soll es auch um den Spaß am Sport und überhaupt der Bewegung gehen. Nicht umsonst - um mal beim Fußball zu bleiben - empfiehlt der DFB gerade bei den jüngsten tabellenlose Turniere zu veranstalten (Fußball G Jugend - keine Tabellen). Daher würde ich bei den Trainern, die scheinbar ohne Konzept arbeiten einfach mal nachfragen, wieso sie genau das machen, was sie machen. Vielleicht gibt es noch sinnvolle Tipps.

Davon abgesehen ist es natürlich sinnvoll, Kinder und Jugendliche nach gewissen Regeln zu trainieren. Diese Regeln müssen aber zuvor bekannt sein. Es ist nämlich erstaunlich, wie viele Kinder sich an Regeln halten, wenn sie denn erst mal gesagt bekamen, dass solche existieren. Wer sich dann immer noch nicht daran hält, dann macht es absolut Sinn auch einmal hart durchzugreifen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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