Was haltet ihr von der "PID"?

vom 07.04.2011, 09:55 Uhr

Gestern gab es bei Stern TV eine Diskussion zum Thema PID, was ausgeschrieben "Präimplantationsdiagnostik" bedeutet. Das ist eine Form der künstlichen Befruchtung, bei der man bevor die Eizelle befruchtet wird, verschiedene Dinge nachweisen kann. So kann man wichtige Dinge wie Behinderungen, schwerste Erkrankungen und auch eher unwichtiges wie das Geschlecht des Babys schon in diesem Stadium feststellen.

Ich bin schon seit jeher für dieses Diagnoseverfahren, allerdings nicht weil es zu den sogenannten Designer Babys führt, sondern aus anderen Gründen, die ich euch kurz erläutern möchte. Gestern gab es das Beispiel zweier Familien, bei der die Babys zwar geboren wurden, aber aufgrund eines Gendefekts, den die Mutter weitervererbt, schon nach wenigen Wochen oder Monaten starben. Diese Familien hätten niemals die Möglichkeit, auf natürliche Weise ein Kind zu bekommen. Erst durch dieses Diagnoseverfahren konnte man sicherstellen, dass der Frau ein gesundes Kind beschieden sein wird. Für solche Familien finde ich dieses Diagnoseverfahren wirklich sinnvoll.

Natürlich gab es da auch eine Gegnerin dieser Methode. Es war eine Ärztin, die ein behindertes Kind zur Welt gebracht hat und nun für behinderte Kinder befürchtet, dass dieses Diagnoseverfahren zum Nachteil für sie werden könnte. Man kann ja schließlich auch im Vorfeld schon Behinderungen feststellen und Aussieben. Zudem wäre es in anderen Ländern mittlerweile auch möglich, nach Geschlecht zu wählen und wenn das Kind dann eben nicht das passende Geschlecht bekommt, wird es nicht eingepflanzt.

Auch die Gegnerin hat meiner Meinung nach Recht, aber ich finde, dass in Deutschland alles sehr stark geregelt wird. So eine Maßnahme muss dann auch den entsprechenden Regeln unterliegen und man sollte ganz klar definieren, für welche Fälle man diese Methode anwenden darf und für welche nicht. Ich finde es gerade für meine ersten Beispiele sehr sinnvoll und finde, dass auch diese Familien ein Recht auf ein Kind haben, was ihnen anders verwehrt gewesen wäre.

Allerdings scheiden sich wohl noch die Geister an dieser Methode. Es ist keine normale künstliche Befruchtung, sondern es geht eine Diagnostik voraus, die es den Eltern ermöglicht, sehr viele Wünsche an ihr zukünftiges Kind zu stellen. Für so etwas halte ich das aber nicht für sinnvoll, sondern nur bei wirklichen Gendefekten oder ähnlichen Erkrankungen, die dem Kind das Leben frühzeitig nehmen.

Was haltet ihr von diesem Diagnoseverfahren? Seid ihr dagegen oder dafür und egal für welche Seite ihr seid, warum habt ihr euch so entschieden?

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich bin für dieses Diagnoseverfahren. Man kann wirklich schon Krankheiten "aussieben", bevor das Baby heranreift. Immer noch besser, als wenn man durch eine Untersuchung im Mutterleib erkennt, dass das Baby krank ist und man es bis zur 24. Schwangerschaftswoche töten kann. Ich finde, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Besser, dass man befruchtete Eizellen vernichtet, als dass man ein Baby tötet, was schon reif genug wäre zu leben, wenn man es lassen würde.

Ich habe den Bericht gestern nur am Rande verfolgt. Aber ich habe gesehen, dass diejenigen, die darüber bestimmen wollen, ob es gut ist oder nicht, gar nicht mehr im gebärfähigem Alter sind. Würden sie auch gegen dieses Verfahren stimmen, wenn sie selber betroffen wären? Ich bin zum Glück nicht betroffen und ich denke, dass es für alle besser ist, wenn man schon vor der möglichen Schwangerschaft ausschließen kann, dass das Kind krank ist. Gerade bei Familien, die schon mehrere Fehlgeburten haben oder schon ein behindertes Kind haben ist es doch die bessere Methode als eine Spätabtreibung, die komischerweise erlaubt ist.

Ich finde diese PID nicht in Ordnung, wenn man die Babys "zusammenstellen" will. Wenn man Geschlecht, Augenfarbe usw. schon vor Schwangerschaft festsetzen will. Ich finde aber, dass diese Präimplantationsdiagnostik erlaubt sein sollte um Krankheiten auszuschließen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich habe diesen Beitrag gestern auch teilweise mit verfolgt. Ich bin schon seit Jahren dafür diese Diagnostikform mit klaren Beschränkungen zu legalisieren. Eben vor dem Hinblicke, dass es nicht vertretbar ist, dass die Kinder sonst bis in die späte Schwangerschaft abgetrieben werden können, halte ich es für sinnvoller, der Familie so eine Belastung zu ersparen. In der vierundzwanzigsten Schwangerschaftswoche ist der Bauch schon sehr dick, man spürt die Kindsbewegungen und fühlt sich schon richtig als werdende Mutter. Einer Abtreibung zu dieser Zeit ist mit einer kompletten Geburt verbunden, bei der die Schmerzen und alles völlig umsonst ausgehalten werden. Das ist für die Mutter nicht nur physisch sondern auch psychisch enorm belastend.

Wenn man schon vor dem Entstehen einer Schwangerschaft solchen Situationen vorbeugen kann, dann halte ich das für sehr sinnvoll. Ich kann aber auch verstehen, dass gerade in Deutschland durch die Geschichte bedingt zum Glück noch eine hohe Hemmschwelle besteht, Behinderung mit einem negativen Etikett zu versehen. Letztlich werden bei einer künstlichen Befruchtung sowieso nie alle befruchteten Eizellen eingesetzt. Warum muss man also die Entscheidung nach dem Zufallsprinzip fällen? Es ist letztlich immer so, dass dann einige Zellansammlungen zu Grunde gehen werden. In diesem Stadium enden ja auch bei einer Befruchtung im Körper noch zahlreiche Schwangerschaften wegen genetischer Fehler ganz von alleine.

Natürlich ist es verwerflich Designer- Babys zu zeugen. Letztlich hat ja jeder Mensch irgendwo mehr oder weniger schlimme Gendefekte. Das sollte man nicht vergessen. Die meisten von uns leben damit ja auch ganz gut, denn ein Gendefekt muss nicht immer gleich schwerwiegende Auswirkungen habe. Deshalb bin ich auch dafür, dass diese PID ganz klar reglementiert wird und vernünftig erwogen wir, welche Gendefekte als Ausschlusskriterium für eine Eizelle gelten können und welche nicht. Da PID dann nur legalisiert ist und keine Pflicht, können sich auch weiterhin Eltern bewusst dazu entscheiden, ein behindertes Kind zu bekommen. Das ist damit ja noch lange nicht ausgeschlossen oder verboten.

Ich fände es verwerflich, wenn die PID dazu missbraucht würde, Kinder nach Haarfarbe, Körperbau und genetischen Intelligenzanlagen auszuwählen. Wenn eine Familie beim ersten Kind das Geschlecht bestimmen will, finde ich es auch komisch. Wenn die Eltern aber bereits drei Kinder vom einen Geschlecht haben, halte ich es für durchaus nachvollziehbar, wenn die Eltern dann mal zu Abwechslung ein andersgeschlechtliches Kind haben möchten. Allerdings sehe ich da schon einen Grenzfall. Auf jeden Fall sollte meiner Meinung nach ein Kriterium sein, wenn das Kind eine schwerwiegendere Krankheit hat, die nach heutigem Kenntnisstand nicht bis zur Heilung behandelbar ist. Da sollten Eltern schon entscheiden können, ob sie einem Kind gewachsen sind, das solche Belastungen in der Betreuung mit sich bringt. Ich halte es für allemal besser, wenn solche Kinder dann nicht bei total überforderten Eltern dahin vegetieren müssen.

Auch dann, wenn zum Beispiel die Eltern erfahren, dass das Kind eine Phenylketonurie hat aber keine sonstigen Behinderungen, dann könnten die Eltern sich ja immer noch bewusst dafür entscheiden, dieses Kind auszutragen. Auch das ist ja dann nicht verboten. Auf jeden Fall sollte es meiner Meinung nach mit der PID ähnlich wie mit der Abtreibung gehandhabt werden. Die Eltern sollten vor einer PID eine Beratungsstelle aufsuchen müssen, an einer Beratung bescheinigt teilnehmen und nach einer Bedenkzeit erst die PID durchführen lassen dürfen. So könnte man erreichen, dass die künftigen Eltern die Entscheidung auf einer fundierten Basis fällen können.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich bin da eher zweigeteilt in meiner Meinung. Denn wenn so ein Verfahren von jedem Facharzt durchgeführt wird, wird es auch schnell zum Desginerbaby kommen. Denn es gibt genug Ärzte, welche käuflich sind und ebenso viele Paare, welche bereit sind da viel Geld zu zahlen.

Daher sollte dieses Verfahren nur an ausgewählten und streng kontrollierten Krankenhäusern angewandt werden. Eben nur, um im Vorfeld nur auf mögliche Erkrankungen zu untersuchen. Denn mir schwebt da auch eine Problematik vor Augen, welche vor einigen Jahren bei GZSZ vorkam, wo man quasi ein Baby designt hat, um das grössere Geschwisterkind zu retten.

Solche Probleme und auch eben die Thematik Wunschgeschlecht lassen halt manche Menschen da recht skrupellos werden. So das da strenge Kontrollen sehr wichtig sind, um wirklich zu gewährleisten, das nach den bestehenden Vorschriften gehandelt wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Ich kann mich noch nicht entscheiden ob ich dafür oder dagegen bin. Natürlich klingt es verlockend wenn man schlimme Erkrankungen schon vorher ausschließen kann. Gerade wenn der Defekt so schwerwiegend ist, dass die Kinder bereits im Mutterleib versterben.

Aber ich weiß nicht wo man da die Grenze ziehen sollte. Ab wann ist denn das Leben nicht mehr lebenswert? Meine Schwester ist behindert. Schon der Gedanke man hätte sie "aussortiert" bricht mir das Herz. Auch viele ihrer Freunde sind behindert. Und wundervolle, lebensfrohe Menschen.

Und natürlich befürchte ich auch, dass die Technik missbraucht wird. Dass Designerbabys entstehen. Ich will mir gar nicht vorstellen wie dadurch die Zukunft aussehen würde. Und deshalb denke ich man soll von dieser Technik lieber ganz die Finger lassen.

» Isella » Beiträge: 190 » Talkpoints: 74,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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