Fröhliche Trauerkarten für ungeborenes Kind?

vom 20.03.2011, 10:52 Uhr

Meine Schwester ist ziemlich esoterisch angehaucht. Sie selber glaubt an Schutzengel und dergleichen, sogar mehr als ich. Es ist ihre Art der Trauerverarbeitung und die muss man denke ich auch respektieren. Ich stehe zu 100% hinter ihrer Entscheidung, auch wenn ich zugeben muss, dass ich früher vielleicht anders gedacht hätte.

Das Kind wird sogar einen Namen bekommen. Eine richtige Beerdigung im klassischen Sinn gibt es erst für Kinder ab 500g, das stimmt, aber trotzdem bieten manche Kliniken zur besseren Trauerverarbeitung Verbrennungen oder dergleichen an und das kann man auch schon in so einem frühen Stadium machen. Wenn es die Möglichkeit gibt, möchte sie aber dieses Angebot auf jeden Fall in Anspruch nehmen.

Die Erklärung, dass das Baby dann an einem schönen Ort ist und von diesem Ort aus dann Teil der Familie ist, kommt von ihr selber und nicht nur von mir. Ich kann diese Gedankengänge aber durchaus nachvollziehen und ich finde es schön, dass man solche Vorstellungen hat. Meine Schwester möchte mit Sicherheit keine traurige Karte haben, die finde ich oft ja schon im Normalfall sehr deprimierend.

Ich war einmal bei einem Kinderbegräbnis dabei. Die Beerdigung war wunderschön. Alle hatten bunte und fröhliche Kleidung an, es wurden Luftballons fliegen gelassen und so weiter. So eine große Zeremonie wird es im Fall meiner Schwester sicher nicht geben, aber doch braucht sie eine Zeremonie, auf welche Art und Weise auch immer und ich weiß, dass sich meine Schwester wünscht, dass das nicht nur für sie ist, sondern die ganze Familie daran teil nimmt. Das Baby ist ja auch Teil der ganzen Familie, warum also nicht. Ich finde so eine Art und Weise der Trauerverarbeitung schöner als Leute die das verdrängen, frei nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn.

Meine Schwester wohnt über 500 Kilometer von mir entfernt. Sie möchte derzeit nicht, dass wir kommen. Das heißt aber noch nicht, dass ich ihr diese Karte schicken werde. Ich denke an so ein Bild, Karte oder wie auch immer für den Fall, dass es eine Zeremonie oder dergleichen geben wird. Es geht also weniger darum, ob so eine Karte Sinn macht, weil ich eigentlich weiß, dass sich meine Schwester darüber freuen würde. Es geht mehr darum, ein passendes Motiv zu finden, weil es eben ein sehr heikles Thema ist.

Wie ich ihr dann die Karte zukommen lasse, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. Ich arbeite derzeit auch in einem psychosozialen Dienst. Trauerarbeit ist zwar nicht so mein Bereich, aber ich habe heute eine Freundin um Rat gefragt, die Psychotherapeutin ist und sich mit solchen Situationen eher auskennt. Sie meint auch, dass es sehr viele Frauen gibt, die so eine Verabschiedung dringend brauchen. Klar ist das eine sehr schwere Zeit für sie, aber in der Regel können diese Frauen dann das langfristig gesehen besser verarbeiten als jene, die einfach einen Abbruch machen und es dann als erledigt ansehen.

Da ist es auch für viele Frauen sehr wichtig und von großer Bedeutung, dass die Angehörigen auch ein Zeichen setzen und da kann eine Karte eine große Wirkung haben. Klar wird meine Schwester wahrscheinlich bei der Karte weinen, aber das macht sie sowieso den ganzen Tag und sie selber sagt auch dass sie das jetzt braucht. Ihr ist es wichtig, dass sie eine ordentliche und gut ausgelebte Trauerphase hat und ich weiß auch, dass sie von uns als Familie mehr als nur einen Händedruck oder eine Umarmung als Zeichen der Anteilnahme wünscht.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Achso, wenn deine Schwester selbst so denkt und es ihr beim verarbeiten hilft, ist das natürlich eine andere Sache und sicher eine schöne Erinnerung für sie. Ich war jetzt grad nur von mir ausgegangen bzw davon, was ich von anderen kenne, die eine solche Situation erleben mussten.

Ich habe grad selber mal mach geeigneten Motiven gesucht, allerdings ist das nicht so einfach, da es da nicht soviele Motive in der Richtung gibt. Ich bin auf dieses hier gestoßen. Das war so das einzige Motiv von dem ich denke dass es deiner Vorstellung sehr nahe kommt. Vielleicht bist du ja auch selber künstlerisch etwas begabt und erstellst dein eigenes Motiv? Du könntest ihr auch vielleicht symbolisch einen kleinen Schutzengel als Figur schenken, oder als Kette, falls du keine geeignete Karte findest.

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» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also ich finde eine Trauerkarte auch eher unpassend, erst recht wenn es sich um die Schwester handelt und man eine enge Bindung zu ihr hat. Wenn überhaupt, müsste man so eine Karte sicher selbst gestalten, weil es einfach nicht so üblich ist, Beerdigungen als etwas positives zu betrachten.

Sicher ist es schöner, das Kind dann so bestatten zu können, wie es bei der Beerdigung des Kindes der Fall war. Aber das ist eben eine komplette Zeremonie und keine fröhliche Karte. Ich denke, dass man Beides nicht wirklich miteinander vergleichen kann. Denn eine Karte ist ja so gesehen statisch - ist sie erst einmal unterwegs, dann kann man da nichts mehr ändern. Bei einer solchen Beerdigung ist es dann doch etwas anderes. So eine Feierlichkeit ist etwas dynamisches, wo man dann auch noch reagieren kann.

Übrigens würde ich auch noch mal mit dem Schwager sprechen, denn ich denke, dass Deine Schwester - tournesol - so eine Art Tunnelblick hat und vielleicht Dinge anders sieht als es das Umfeld wahrnimmt. Auch wenn Deine Schwester Dich vielleicht nicht belasten will, ist so eine Unterstützung vielleicht doch gut.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin da sehr zweigeteilt und kann irgendwie nicht verstehen, wie man bei einer Abtreibung eine Karte schicken will und bei einer Fehlgeburt nicht. Für mich ist es irgendwie sowas wie Heuchelei, wenn man um ein Kind trauert, was man selber getötet hat. Wenn deine Schwester sich so sehr auf das Kind freut, warum treibt sie es dann ab? Warum lässt sie dann nicht einen Schutzengel entscheiden, ob es leben darf? Sie glaubt doch an Schutzengel.

Ich finde eine Karte unangebracht. Ich finde sogar eine Trauerkarte bei einer Fehlgeburt angebrachter als bei einer Abtreibung. Aber es muss letztendlich jeder selber wissen. Die Entscheidung liegt bei dir. Das Kind hatte nicht die Wahl, ob es um sein Leben kämpfen will oder nicht. Vielleicht ist die Krankheit nicht so schlimm wie gedacht. Auch Untersuchungen können sich täuschen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



@littleSister: Nein bei den ersten beiden Fehlgeburten habe ich keine Gedanken an einer Karte oder dergleichen gehabt. Da war es doch noch etwas ganz anderes. Es gab medizinisch gesehen einen Embyro, der sich aber noch nicht eingenistet hat und es kam nicht einmal soweit, dass das Herz zum Schlagen begonnen hat. Da sehe ich doch einen großen Unterschied und meine Schwester sieht es genauso.

Vielleicht ist Trauerkarte auch ein wenig unpassend ausgedrückt. Ich möchte eben nicht so eine klassische Karte, wo irgendein depressiver Baum im Nebel mit Kreuz oder was weiß ich abgebildet ist, das ganze dann auch noch schön schwarz und düster gehalten. Meine Schwester ist davon überzeugt, dass das Kind dann an einem wunderschönen Ort ist wo es ihm besser gehen wird, als auf zahlreichen OP Tischen. Demnach sieht sie in dem Tod dann auch eine Erleichterung für das Kind.

Das Kind wird wie gesagt einen Namen bekommen und laut Aussage meiner Freundin die Therapeutin ist, gibt es auch durchaus Möglichkeiten einer Art Bestattung bei Kindern unter 500 Gramm. Es wird dann keine klassische Beerdigung sein, sondern eher eine Verabschiedungszeremonie. Auch meine Freundin meinte, dass viele Eltern da eine eher fröhliche, kindergerechte Variante wählen. Ich habe vorhin schon erwähnt, dass ich einmal bei einer Kinderbestattung war, wo es fröhliche Musik, bunte Luftballons und so weiter gab. Trotzdem hat sich natürlich keiner über den Tod des Kindes gefreut, aber man will die Verabschiedung eben kindgerecht machen.

So machen Trauerkarten oder ich weiß auch nicht wie ich es besser bezeichnen soll, durchaus Sinn, wenn sie keine depressive und düstere Stimmung verbreiten. Sie sollen ein Lichtblick sein, dass das Kind wohlbehütet und gut aufgehoben ist und nicht in einer düsteren Trauerwelt untergeht. Wer wünscht sich so etwas schon für sein Kind?

Danke Nana_2011, weil du hast bisher eigentlich den einzigen Vorschlag gemacht, was ich gesucht habe. Ich hoffe du nimmst es mir nicht böse, wenn mir das Bild nicht so ganz zusagt, aber es trifft genau auf die Beschreibung. So gesehen hast du es sehr treffend ausgewählt. Es passt nur irgendwie nicht. Es ist mir vielleicht sogar schon etwas zu esotherisch angehaucht. Aber trotzdem noch einmal danke, weil wahrscheinlich wird es auch daraus hinauslaufen, dass ich selber etwas konstruiere, aber da können solche Bilder durchaus als Ideen helfen.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich verstehe auch nicht ganz, warum du eine Art Trauerkarte gestalten möchtest, aber du wirst schon deine Gründe haben und wissen, wie du deiner Schwester bei ihrer schweren Entscheidung unterstützen kannst. Daher solltest du einfach das machen, was du für richtig hältst. Ich könnte auch verstehen, wenn deine Schwester das Kind nicht behält, aber ich fände es auch sehr mutig, wenn sie die Schwangerschaft bestehen lässt und sich auf ein Kind mit Behinderungen einstellt.

Ich finde die Babymotive von Ann Geddes immer sehr schön. Schau mal hier Klick Vielleicht findest du dabei ein Motiv, welches dir für eine Karte passend erscheint.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Erst einmal ist es traurig, dass Deine Schwester so etwas durchmachen muss und dass sie eine wirklich schwerwiegende Entscheidung treffen muss. Da Du geschrieben hast, dass Du zu ihr und hinter ihr stehst, fände ich es besser, wenn Du Deine Gefühle und Gedanken vielleicht in einem Brief vermerkst, den Du ihr aushänigst. So würde ich auch den Abschied des Kindes vornehmen, ein Brief schreiben, indem Du von Deinen Gefühlen schreibst und solche Dinge.

Eine Karte, die fröhlich ist, finde ich persönlich in solch einer Situation eher unangepasst und auch auf eine gewisse Art beklemmend. Aber wenn Du die Möglichkeit hast, und dennoch eine Karte an Deine Schwester senden magst, finde ich auch eine selbstgemachte Karte wesentlich netter. So etwas ist persönlicher und sie kann sicherlich eher Deine Gefühle widerspiegeln, die Du Deiner Schwester überbringen möchtest.

Ich finde es im Übrigen nicht schlimm, wenn man daran glaubt, dass ein Mensch nach dem Tod auf einer Wolke existiert. So etwas tröstet letztendlich doch die Personen, die mit dem Verlust zu tun haben und vielleicht ein Weggang des Menschens nicht akzeptieren kann. Gerade, wenn jemand esoterisch oder religiös ist, hilft so etwas wahrscheinlich mehr, als wenn man nicht den Raum hat, seine Trauer auszuleben.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich möchte mich Diamante anschließen. Das Ganze sehe ich auch als Heuchelei. Wenn deine Schwester sich entschieden hat, ein Kind - das in ihr lebt - abzutreiben, ist das einzig und allein ihre persönliche Entscheidung. Denn es ist ihr Körper, über den kein anderer entscheiden kann. Dieses ganze Bla-Bla, was du in mehreren Threads jetzt machst, nervt langsam ungemein. Das hat mit Trauer nichts zu tun. Warum nimmst du deine Schwester nicht einfach in den Arm und sagst nichts, fährst ihr tröstend über ihren Kopf? Sie wird das auch ohne Worte verstehen.

Deine Gedanken über eine Trauerkarte oder sogar noch über eine fröhliche Karte, sind sowas von daneben. Stell dir nur mal vor, du persönlich bekämst solch eine Karte statt einer Umarmung.

Wie du selbst schriebst, würdest du auch ein behindertes Kind austragen. Ich denke auch, diese Kinder sind meist in ihrer Behinderung liebenswerte Menschen und hängen auch am Leben. Du hast ja mit ihnen gearbeitet und weißt das besser als ich. Wenn es voraussichtlich ein Kind mit schwerer Behinderung ist, kann ich die Entscheidung für eine Abtreibung verstehen. Aber nur dann. Man kann nicht trauern um ein Kind, das man selbst tötet, da muß schon ein ganz besonderer Grund vorliegen. Du solltest erst abwarten.

Sicherlich tut dir deine Schwester unendlich leid, aber was du jetzt machst, hat nichts mit Mitleid mit ihr zu tun. Du breitest noch nicht alktuelle Dinge aus. Warte doch erst einmal ab.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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