Spießrutenlauf für Tochter durch Familiensendung bei RTL

vom 27.02.2011, 12:53 Uhr

Hallo!
Ich habe in einem anderem Thread schon davon erzählt, dass bei mir in der nahen Umgebung eine Folge von RTL Mitten im Leben gedreht wurde. Eine dicke Frau, die asthmakrank war und im realen Leben auch ist, hatte einen Freund, der in der Nachbarschaft wohnte. Mit einem anderen Mann hatte sie eine Tochter, die ungefähr dreizehn Jahre alt war. Der Freund behandelte die Frau und auch die Tochter sehr schlecht und zog sich wenn er seine Ruhe haben wollte immer in die Wohnung seiner Mutter zurück. Dort hatte er seinen eigentlichen Wohnsitz. Alles in allem also sehr seltsame Verhältnisse, zumal der Freund der Mutter auch schon einmal eine Prügelei mit dem leiblichen Vater der Tochter hatte. Dieser wiederum war Alkoholiker und arbeitslos. Typische Verhältnisse für einen Bericht von RTL Mitten im Leben.

Natürlich wurden die Situationen in der Show überspitzt dargestellt, aber die Tochter der Familie spielte auch mit eine der Hauptrollen. Ich weiß, dass sie in eine Gemeinschaftsschule ganz in der Nähe geht. Die Mutter wurde wirklich als sehr peinlich in der Sendung dargestellt, das ganze soziale Umfeld glich einem Trümmerhaufen. Das schlimme war, dass die Figuren im wirklichen Leben tatsächlich in Verbindung standen und somit das Privatleben der jungen Schülerin vor allen ausgebreitet wurde. Für ein paar hundert Euro hatte die Mutter also ihr Privatleben und was noch viel schlimmer war, das Privatleben der Tochter offenbart. Diese durchlebte einen Spießrutenlauf in der Schule. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr das junge Mädchen in der Schule gehänselt wurde. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man seinem Kind so etwas antun kann. So etwas weiß man doch vorher und man sollte doch vorher die Folgen bedenken.

Solche Geschichten muss es doch permanent geben, dass junge Leute wenn sie in solchen Sendungen mitspielen, anschließend gehänselt werden. Die Darstellungsweise der Familiensendungen bei diesen Formaten ist eigentlich permanent negativ. Normalerweise durchläuft jeder Jugendlicher, der in solch einer Sendung mitspielt solch eine Blamage. Kennt ihr auch solche Geschichten, die bei euch in der Umgebung gedreht wurden und ihr die Personen, die mitspielen vom sehen her, oder sogar persönlich kenne? Sind die Folgen für die Betroffenen Personen, resultierend aus der Ausstrahlung der Sendung immer die gleichen?

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mc.Lovin hat geschrieben:Die Darstellungsweise der Familiensendungen bei diesen Formaten ist eigentlich permanent negativ.

Das ist eigentlich logisch, denn je dramatischer und ungewöhnlicher etwas dargestellt wird, umso mehr zieht es den Zuschauer an. Eine langweilige Sendung würde sich sicherlich kaum jemand anschauen, so dass eine solche Geschicht immer aufgeputscht wird. Und da dann eben meistens ins Negative, da das viel spektakulärer ist.

Mc.Lovin hat geschrieben:Kennt ihr auch solche Geschichten, die bei euch in der Umgebung gedreht wurden und ihr die Personen, die mitspielen vom sehen her, oder sogar persönlich kenn? Sind die Folgen für die Betroffenen Personen, resultierend aus der Austrahlung der Sendung immer die gleichen?

Ich kenne eine ähnliche Situation als mein Mann noch im Allgäu gewohnt hat. Dort gab es in der Nachbarschaft einen Dreh für "Vera hilft", oder wie die Sendung damals auch geheißen haben mag. Dort wurde aus einer normalen Familie, die wenig Geld hat, eine Familie gemacht, die überhaupt kein Geld hatte und die somit auf sämtliche Hilfe von außen angewiesen war, damit sie überhaupt existieren konnte. Damals in der Sendung wurde der Familie vieles geschenkt. So bekamen zum Beispiel die Kinder von RTL Fahrräder gesponsort. Diese mussten sie allerdings nach dem Dreh wieder abgeben, ebenso wie die anderen Geschenke, die in dieser Sendung überreicht wurden.

Später, nach Ausstrahlung der Sendung wurden dann vor allem die Kinder häufig als assozial und als Schmarotzer beschimpft, obwohl die Situation der Familie bei weitem nicht so dramatisch war, wie es bei RTL gezeigt worden ist. Dieser fahle Nachgeschmack hielt sich auch eine ganze Zeit.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nettie hat geschrieben: So bekamen zum Beispiel die Kinder von RTL Fahrräder gesponsort. Diese mussten sie allerdings nach dem Dreh wieder abgeben, ebenso wie die anderen Geschenke, die in dieser Sendung überreicht wurden.

Später, nach Ausstrahlung der Sendung wurden dann vor allem die Kinder häufig als assozial und als Schmarotzer beschimpft, obwohl die Situation der Familie bei weitem nicht so dramatisch war, wie es bei RTL gezeigt worden ist. Dieser fahle Nachgeschmack hielt sich auch eine ganze Zeit.


Das ist ja mal ein Hammer. Geschenke zurückgeben? Wurde dann auch das neue Waschbecken im Bad wieder ausgebaut? Kann ja wohl nicht wahr sein. Was soll das Konzept der Show dann überhaupt? Ich mochte solche Shows eigentlich ganz gern. Ich habe spaßeshalber auch schon ein paar Mal zu meinem Mann gesagt: "wir lassen mal Tine Wittler kommen, die machen das bißchen" oder sowas. Das kann ich mir dann ja anscheinend abschminken. Ist die applaudierende Helferschar aus der Nachbarschaft dann eigentlich auch gekauft, wenn das hinterher ein Spießrutenlauf für die Kinder wird?

Familien in solche Sendungen wie "mitten imLeben" oder "Familien im Brennpunkt" müssen ja auf negativ und asozial getrimmt werden, sonst guckt sich das keiner an. Je spektakulärer, je peinlicher die Mutter, je asozialer die Umstände, desto mehr Quote. Wer guckt sich schon eine Sendung an, wo die liebe Mama die liebe Tochter für die guten Noten in der Schule lobt und dem netten Papi in Küchenschürze das Mittagessen serviert.

So eine Sendung braucht Würze, da hat die Mutter im Idealfall 3 Kinder von verschiedenen Männern und ist bei keinem sicher, wer der Erzeuger ist, der Lebenspartner trinkt und ist gemein zu den Kindern, aber nur zu den Stiefkindern. Er hat nämlich ein eigenes Kind mitgebracht, das kriegt und darf alles. Eine Tochter bekommt dann in der Sendung die Hauptaufmerksamkeit, weil sie heimlich strippen geht, um ihre Drogensucht zu finanzieren.

So eine oder eine ähnliche Story findet sich aber nicht ständig, und deshalb muß das bißchen, was sich finden läßt, auf das Höchstmaß ausgebaut werden.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann nicht viel zu der Frage beitragen, welche anschließenden Konsequenzen die Ausstrahlung solcher Sendungen für die gezeigten Personen hat, allerdings kenne ich einen Fall bei mir ganz in der Nähe: Ich wohne ja in Gräfenhainichen, und ein Ortsteil von uns ist das kleine Dörfchen Jüdenberg. Dort wurde eine Episode von "Frauentausch" gedreht.

Die Frau, die dort mitgemacht hat, ist Mutter in einer Großfamilie und streng religiös (meines Wissens nach christlich) . Ich weiß nicht mehr, wie viele Kinder die hat, aber es waren in jedem Fall eine ganze Menge! In der Sendung wurde die Frau als sehr asozial dargestellt, aber bei Frauentausch ist es ja meistens so, dass es eine vernünftige und eine weniger vernünftige Frau gibt. Die Frau aus Jüdenberg zählte jedenfalls zu der letzteren Sorte. Aber im Ernst: So schlimm, wie die dort gezeigt wurde, konnte man gar nicht hinzudichten. Sie muss wirklich so - auf deutsch gesagt - behindert sein, denn in der Folge war sie extrem streng, hat nach komischsten Regeln gelebt und ist schon ausgetickt, als ihre Töchter ihr die langen grauen Haare blond färben wollten, was ihr sicherlich besser gestanden hätte. Hört sich jetzt vielleicht nicht so extrem an, wie es war, aber...

Nun, wie auch immer, die Folge nahm jedenfalls ein völlig voraussehbares Ende: Als die beiden Mütter, die die Rollen für zehn Tage getauscht hatten, schließlich persönlich zusammentrafen, schrie die vernünftigere der beiden die Frau aus meiner Nähe zusammen (die nahm nicht einmal das Geschenk an, dass ihr die andere Frau mitgebracht hatte - und das war nur ein T-Shirt, weil sie immer so hässlich gekleidet herumlief!) und machte sich noch Sorgen um die Kinder, die ja natürlich noch weiterhin bei ihrer Mutter leben mussten. Ich kann mich nicht mehr an alles aus der Folge erinnern, aber es war wirklich... ähm, speziell. Ach ja, wenn mich jetzt nicht alles täuscht, hat die Mutter aus Jüdenberg übrigens auch in einer absoluten Bruchbude gelebt, aber genau weiß ich das jetzt nicht mehr.

Ich kenne diese Frau nicht persönlich, und ihren Namen habe ich auch vergessen. Allerdings ist sie mir schon einmal in dem NP-Supermarkt bei mir um die Ecke begegnet (und im Ernst, irgendwie geisteskrank wirkte sie sogar beim Einkaufen) , und meine Schwester hat sie auch schon mal auf dem Arbeitsamt getroffen...

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann zwar speziell nichts zu deinen Fragen beitragen, weil ich solche Fälle noch nicht erlebt habe. Aber ich finde es unverantwortlich von der Mutter, die Tochter solchem Spießrutenlaufen auszusetzen. Das Mädchen tut mir leid. RTL geht es zwar um solche Reißer, aber etwas mehr sollte auch der Sender an die Folgen für die Kinder denken. Die sind wirklich zu bedauern.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kenne einen solchen Fall auch aus der näheren Umgebung und eben auch am Beispiel einer Familie, die mir persönlich bekannt ist. Hier war dann weniger das Kind der Leidtragende sondern eher die Eltern selbst. Die wurden nicht nur gemieden und auch gehänselt, sie wurden dann auch persönlich angegriffen oder besser deren Eigentum wurde beschädigt.

Dass die Reaktionen immer gleich sind, würde ich nicht sagen. Klar hängt es stark von der Darstellung der Familie oder eben der Personen ab, wie die Folgen sind. Wenn diese nicht der Wahrheit entsprechend dargestellt werden, dann werden dann auch eben die Darsteller sicher von denen gehänselt, die sie sonst ganz anders kennen. Das liegt aber auch daran, dass in vielen solchen Formaten die Darsteller nicht gerade als positive, leuchtende Beispiele dargestellt werden sondern im Gegenteil, sie werden eher negativ dargestellt.

Ein Faktor ist aber auch, wie das Umfeld der Personen dargestellt wird. Bei dem mir bekannten Beispiel war es so, dass die Heimatstadt der Person dann auch in einem extrem negativen Licht dargestellt wurde, was sich andere Einwohner natürlich nicht gefallen ließen und daher auf die Barrikaden gingen. In diesem Fall ging es dann nicht gegen das Kind, denn das wurde eher bedauert.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich halte von diesen "Familien"-Sendungen auf RTL sowieso schonmal garnichts. Für mich ist das Ganze nur Geldmacherei und ich kann weder nachvollziehen, wie Leute das ernstnehmen oder gar für ein wenig Geld mitspielen können. Die Dinge, die da gezeigt werden sind so unglaublich überspitzt und unfassbar dargestellt, dass man manchmal wirklich nur noch darüber lachen kann. Ernstnehmen kann diese Laien-Schauspieler eigentlich niemand mit gesundem Menschenverstand, wenn ich das so sagen darf, ohne jemanden anzugreifen.

Ich kenne keinerlei Leute, die freiwillig als Schauspieler dort amtieren würden, aber letzendlich können sie tun und lassen was sie wollen, wenn sie das Geld benötigen. Etwas ganz anderes ist es meiner Meinung nach bei diesem Fall, wenn nämlich andere Personen, insbesondere verletzliche Kinder hineinbezogen werden. Es ist wohl klar, dass in so einer Gesellschaft und bei einer solchen Fernsehsendung jeder auf der Schule des Kindes fürher oder später Bescheid weiß und sich dementsprechend natürlich auch verhält und das Kind so fertigmacht. Natürlich ist es unverschämt, wenn ein Mädchen wegen einem Fernsehauftritt so fertig gemacht wird, aber irgendwo kann ich es auch nachvollziehen.

Es ist unverantwortlich von der Mutter, ihre Tochter da so hineinzuziehen. Dass soetwas passiert hätte sie sich, wie schon erwähnt, auf jeden Fall denken können. Das arme Mädchen tut mir unheimlich leid, und wenn jemand von unserer Schule dort ebenfalls mitspielen würde, wäre mit Sicherheit das Gleiche passiert, denn meiner Meinung nach sind das "Assi-Sendungen", wo Leute einfach nur ins Lächerliche gezogen werden.

Das macht nur Probleme und hätte wohl schon vor Ewigkeiten abgesetzt werden sollen.

» Tinker123 » Beiträge: 154 » Talkpoints: 10,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Generell ist es doch so, dass man stets mit Spießrutenlauf durch Fernsehauftritte rechnen muss. Da ist es egal, ob man an einer seriösen Diskussionsrunde teilnimmt oder an diesen RTL-Geschichtchen. Ich kann eine Naivität, die bei solchen Auftritten dahinter steckt, nicht wirklich erklären, weil man doch immer damit rechnen muss, dass etwas falsch oder übertrieben dargestellt wird. Ich glaube, dass man als Erwachsener damit manchmal schon nicht umgehen kann und ein Kind erst recht nicht.

Dass das im Anfangsthread erwähnte betroffene Kind durch diese Darstellung nun gemobbt und geärgert wird, ist nicht weiter verwunderlich. Und gerade da finde ich, sollte man als Elternteil ganz dringen einwirken und eingreifen, das Kind vielleicht nicht mitspielen lassen oder beim Fernsehteam dafür sorgen, dass das Kind und dessen Familie vielleicht nicht so negativ dargestellt wird. Am besten wäre es natürlich, wenn man erst gar nicht mitwirkt und so erst gar nicht zu einer Zielscheibe wird.

Ich kenne niemanden, der mal in solch einer Sendung mitgewirkt hat. Für die meisten der mir bekannten Personen ist die "Gage" kein Anreiz, seine Privatsphäre in der Öffentlichkeit breit zu treten oder eben (fiktive) Probleme darzustellen. In der näheren Umgebung gab es mal eine Frau, die ebenfalls an "Frauentausch" teilgenommen hat, was schon für helle Aufregung sorgte.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Eine Freundin von mir hat mal in einer Gerichtssendung auf RTL eine Zeugin gespielt und musst da natürlich dann auch aussagen. Der Nachteil an der Sache war allerdings, das ihre Zeugenrolle die einer Prostituierten war und nun denken alle, die sie da im Fernsehen gesehen haben und mal zufällig auf der Strasse wieder erkennen, das sie wirklich eine Gewerbliche ist.

Das ist natürlich nicht so praktisch, denn sie war zu dem Zeitpunkt grad auf Arbeits- und Wohnungssuche. Es hat ihr das ganze nicht grad leichter gemacht und sie bereut es ganz schön, das sie damals dieses Angebot angenommen hat.

Ich selber würde sowas auch nicht mitmachen wollen und für kein Geld der Welt sowas spielen. Denke mal, grad wenn es um Gewaltsachen oder schlimmeres geht ist es noch extremer. Klar weiss man, das es gespielt ist, aber ein kleiner Funken bleibt immer dran hängen und verfolgt einen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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