Sollen einige Staaten aus der Währungsunion aussteigen?

vom 14.02.2011, 13:20 Uhr

Ich halte die derzeitige Methode, mit Geld einzelne Länder von den Kapitalmärkten abzuschirmen für ziemlich unsinnig. Was ist das mehr, als die Verschleierung von Problemen und damit die letztlich teure Vergrößerung der Risiken? Zeitgewinn, aber wofür? Dass die ihren Schuldenberg noch vergrößern? Nichts anderes passiert doch zur Zeit. Am Ende geht sowieso kein Weg an der Umschuldung vorbei.

Die, die das Geld verliehen haben, müssen eben bluten. Und das sind natürlich letztlich wir alle, vor allem die Steuerzahler in Deutschland und Frankreich. Dass es dabei auch einige Banken treffen wird, ist wohl klar. Aber man kann die verschuldeten Länder nicht jahrelang in eine Rezession rauschen lassen, aus der es kaum einen Ausweg gibt - zumindest nicht im Währungsverbund. Und nichts anderes passiert ja gerade, weil Europa versucht, die Schuldenländer mit einer 'besseren' Wirtschafts-, Fiskal- und Sozialpolitik zu beglücken. Wir empfehlen also: 'Spart!'. Nun fragt man sich aber, wenn alle sparen, wer kauft dann noch 'German Engineering'? Dann doch lieber eine kurze und schmerzhafte Lösung für die hoffnungslos verlorenen Länder, aber mit der Chance wieder an den Markt zurückzukehren. Diese Länder sollten eine Auszeit vom Euro nehmen und ihre Währung entpsrechend abwerten. Dann könnten sie versuchen, ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen und in 10 bis 20 Jahren zurück in den Euro zu kommen. Wie sollen diese Länder sonst wieder auf die Beine kommen, vor allem, wenn Deutschland weiter diese Niedriglohnpolitik mit agressiver Exportorientierung fährt?

Und das ist der zweite Punkt, der sich dringend ändern muss. Die EU muss dringend einen Weg finden, weder das 'über die Verhältnisse Leben' der einen, noch das 'unter den Verhältnissen Leben' v. a. Deutschlands zuzulassen. So wird die Union niemals funktionieren. Es ist ein Skandal, dass darüber - zumindest in Deutschland - keine öffentliche Diskussion stattfindet, Ansätze zur Diskussion abgewiesen wurden. Wenn man mal im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis darüber redet, herrscht auch hier die Meinung vor, wir wären doch eine Exportnation und Zweifel daran wären doch unsinnig. Nur deshalb ginge es uns so gut. Andere Sichtweisen existieren (bis auf zwei Ausnahmen) so gut wie nicht, eine europäische Sichtweise gibt es sowieso nicht, Hauptsache der Urlaub im Ausland ist billig und man muss kein Geld tauschen.

» ToniGard » Beiträge: 201 » Talkpoints: -2,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eine ergänzende Info: Akutell fangen sogar die Zentralbanken von Irland und Portugal an, ihre maroden Banken mit frischem Geld zu versorgen und umgehen dabei die EZB. Dafür kann es nur einen Grund geben, die Sicherheiten der heimischen Banken sind so schlecht, dass es von der EZB nichts mehr gibt. Die Iren alleine haben jetzt schon 50 Milliarden Euro in das System gepumpt. Man kann davon ausgehen, auch das ist ein Spiel auf Zeit und bei den Banken geht es um die letzte Wurst. Und sollten die hinterlegten Sicherheiten dieser Banken platzen, dann war das nichts weiter, als das Drucken von Geld. Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst, dass das überhaupt noch geht. Aber es gibt da wohl so etwas wie Notstandsgesetze und demnach wäre sogar nicht einmal eine Obergrenze für diese Liquiditätsnothilfe gegeben. Geht das in die Hose, haften wir Bürger, wer sonst?

» ToniGard » Beiträge: 201 » Talkpoints: -2,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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