Das erste "Designer-Baby" in Frankreich

vom 09.02.2011, 15:37 Uhr

Findet ihr...

Umfrage endete am 20.05.2011, 15:37
...Rettungsgeschwister sollten erlaubt werden?
3
43%
...sollten nicht erlaubt werden?
4
57%
 
Abstimmungen insgesamt : 7

In Frankreich wurde nun das erste "Designer-Baby" geboren. Dieses Baby soll es schaffen seinem großen Bruder das Leben zu retten. Der Bruder von dem Neugeborenen leidet an Bta-Thalassämie. Beta-Thalassämie ist eine genetisch bedingte und oftmals tödliche Bluterkrankung. Dies teilten die behandelnden Ärzte am Dienstag der Öffentlichkeit mit. Das Geschwisterkind das den Bruder retten sollte bekam den Namen Umut-Talha. Dies ist türkisch und bedeutet Hoffnung. Das Baby, dass den Bruder retten soll, erblickte bereits am 26. Januar in der Klinik Antoine Beclere im Pariser Vorort Clamart das Licht der Welt. Nach Angaben des Krankenhauses geht es dem Säuglich hervorragend.

Nachdem die künstliche Befruchtung stattfand wurde von der Medizinern mit Hilfe einer Präimplantationsdiagnostik (PID) derjenige Embryo ausgeqählt, der nicht über diesen Gendefekt verfügt und dem Bruder genetisch am meisten ähnelt. Nun soll das Blut, das in der Nabelschnur von Umut-Talha ist, als Stammzelltherapie für den Bruder dienen.

PID, also die Auswahl von Embryonen, den Rettungsgeschwistern, ist in Deutschland verboten. Aber in Spanien, den USA, Großbritannien und Belgien wurden schon seit 2000 mehrere Rettungsgeschwister, auch "Designer-Babys" genannt, geboren. PID ist in Frankreich seit 2006 erlaubt. Allerdings konnte erst jetzt der erste Erfolg gefeiert werden. Die Eltern von Umut-Talha kommen aus der Türkei.

Ob das Verfahren mit den Rettungsgeschwister auch in Deutschland erlaubt sein wird, wird der Bundestag vorraussichtlich im Sommer entscheiden. Es gibt viele Gegner dieses Verfahrens. Diese Gegner legten am Dienstag einen Gesetzentwurf vor, durch den PID streng verboten werden soll. Das heißt, dass es nun drei Gesetzvorschläge für PID gibt. Jedoch wird die endgültige Entscheidung erst Anfang Juli vor der Sommerpause getroffen, behauptete CSU-Gesundheitsexperte Johannes Singhammer.

Wie steht ihr dazu? Ich finde dieses Verfahren ja ganz praktisch, vor allem, wenn man eh noch ein zweites Kind haben wollte. Das zweite Kind rettet dem ersten das Leben.... Ich kann aber auch verstehen, dass manche Leute dagegen sind, da es irgendwo doch gegen die Natur ist. Aber es rettet einem Menschen das Leben und die Eltern freuen sich dann.

Allerdings müssten die Eltern, die so ein Rettungsgeschwisterkind bekommen wollen, auch eine Art von Vertrag unterschreiben müssen, dass sie sich um das Kind genauso gut kümmern wie um das andere. Dies sollte auch meiner Meinung nach Konsequenzen mit sich ziehen, wenn die Eltern den Vertrag missachten. So könnte man auch Gefängnisstrafen einsetzen um die Kinder zu schützen. Aber ich denke, dass das in den meisten Fällne nicht nötig ist, da die Eltern das andere Kind alleine schon deswegen lieben werden, weil es ihrem ersten Kind das Leben gerettet hat...

» Ewariane » Beiträge: 319 » Talkpoints: -2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ewariane hat geschrieben:Aber es rettet einem Menschen das Leben und die Eltern freuen sich dann.

...da die Eltern das andere Kind alleine schon deswegen lieben werden, weil es ihrem ersten Kind das Leben gerettet hat...


Und wie fühlt sich das Ersatzteillager-Kind, wenn es älter wird und Sachen hinterfragt? Was meinst du was das in einem Teenager auslöst, wenn er erfährt, dass er nur zur Rettung des Bruders oder der Schwester gewollt war. Wenn es nur um das Blut in der Nabelschnur geht und das Kind nicht weiter gequält wird, kann ich solche Eltern verstehen. Jeder würde sein Kind retten wollen. Geht es aber so weit, dass der Teilespender ständig zur Blutabnahme, Untersuchungen und ähnlichem muss oder gar Organe spenden soll, ist das nicht mehr in Ordnung. Jedes Kind hat dasselbe Recht und sollte nicht zu so etwas gezwungen und ausgenutzt werden können.

Zu dem Thema gab es sogar schon einen Film. In "Beim Leben meiner Schwester" werden alle Seiten beleuchtet. Natürlich alles im Filmstil also etwas übertrieben aber ich fand ihn gut. Dabei ging es um eine Mutter, die das Ersatzkind immer wieder zu Untersuchungen schleppt um ihre Tochter, die an Leukämie erkrankt ist, zu retten. Das funktioniert viele Jahre gut bis das zweite Kind äußert das alles nicht mehr über sich ergehen lassen zu wollen.

Benutzeravatar

» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich finde das schon in Ordnung. Hauptsache, das Kind wird nicht benachteiligt und es muss nicht sterben, um dem erkrankten Kind zu helfen. Also mal angenommen das erkrankte Kind benötigt eine Knochenmarkspende, dann finde ich es nicht schlimm, wenn das Neugeborende "aushilft". Es sollte meiner Meinung nach nur nicht benachteiligt werden. Also nicht "ausgedient haben" sobald das erkrankte Kind auf dem Weg der Besserung ist.

» Decadence » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,34 »



Also ich denke da mal an das Kind, welches als lebendes Ersatzteillager geboren wird und ich denke mal nicht, dass ein Kind welches nur als Ersatzteillager verwendet wird wirklich glücklich werden kann. Für das Kind welches dadurch geheilt wird ist die Sache natürlich super, aber nicht für das Kind, welches nur dafür gemacht wird, dem anderen seine Stammzellen zu geben.

» Max1250 » Beiträge: 827 » Talkpoints: 27,57 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich sehe das irgendwie mit gemischten Gefühlen. Das zweite oder dritte Kind wird ja dann nur geboren, um dem erkrankten Kind das Leben zu retten. Was heißt "nur", so kann man's ja auch nicht sehen. Aber Fakt ist, daß es dieses Kind nicht gäbe, es nicht gewollt wäre, wenn es dem Gecshwisterkind nicht so dreckig ginge. Ich weiß nicht, ob ich das als Existenzgrundlage gut finden würde, wenn ich das Rettungsgeschwister wäre.

EIn Vertrag, daß sie Eltern sich um das zweite Kind auch kümmern müssen, ich weiß nicht. Für mich hört sich das an, als wüde man ein Auto kaufen und sich zur Inspektion verpflichten oder so, jedenfalls ist mir das alles viel zu berechnend un kühl. Gott sei Dank bin ich nicht in der Situation, mir um sowas ernsthaft Gedanken zu müssen, meine Kinder sind gesund.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es erstaunlich, dass die Medizin mittlerweile so weit ist, dass soetwas überhaupt möglich, dementsprechend kann ich es auch gut verstehen wenn die Eltern eines kranken Kindes dies auch nutzen möchte. Meiner Meinung nach sollte man im Vorhinein die Eltern psychologisch gründlichst untersuchen, so dass ausgeschlossen werden kann, dass das zweite Kind nicht gewollt sind und nur geboren wird, damit das erste überlebt. Zusätzlich sollten solche Familien keinen Vertrag unterschreiben, das klingt auch für mich nach Autokauf, allerdings sollten die Familien später vom Jugendamt betreut werden, die dann auch damit beauftragt werden sollten später dabei zu sein wenn das Kind davon erfährt, dass es ein "Designer-Baby" ist.

» Monella » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde die Sache total in Ordnung. Es ist doch ein großer Erfolg, dass man in der Wissenschaft schon so weit ist. Ich finde dieses Verfahren sollte auch in Deutschland erlaubt werden. Es schadet niemanden und rettet ein Leben.
Sicherlich wird sich das "Ersatzkind" eines Tages mit der ganzen Sache auseinandersetzten müssen, aber eigentlich kann es sich doch als was besonderes betrachten. Es ist ja auch nicht unbedingt so, dass das Kind irgendwie ungewollt gewesen wäre. Und selbst wenn es das glaubt, gibt es auch ohne solch ein Verfahren viele Kinder, die irgendwann erfahren das sie ungewollt waren und damit klarkommen müssen.
Sicher gibt es Grenzen, nicht das man in zich Jahren aus einer Kartei das Kind raussuchen kann, was man gern gebären wollte. Aber in diesem Fall ist eine solche Untersuchung nach PID-Verfahren total in Ordnung. :)

» Ichichichundich » Beiträge: 6 » Talkpoints: 2,28 »



Ich finde diese Art von Designer Babys ist nur dann moralisch vertretbar, wenn man als Paar eh vor hatte, zwei Kinder zu bekommen. Ich finde es aber absolut falsch, wenn man diesen Wunsch nicht hatte und eigentlich auch nicht hat und sich trotzdem für ein zweites Kind entscheidet, bloß um das erste zu retten, was man nun so lieb gewonnen hat. Ein Vertrag bringt da leider rein gar nichts. Und wie sowas enden kann, ist uns schließlich anhand des Filmes ''Beim Leben meiner Schwester'' schon mehr oder weniger aufgezeigt worden.

Ich finde dabei die Tatsache, dass das ''unnatürlich''ist, ehrlich gesagt gar nicht weiter schlimm. Denn mal ehrlich, was ist heute schon natürlich. Ist es natürlich, dass manche Menschen sich von Tütensuppen ernähren, wir in grauen Betonklötzen leben, Fernsehen schauen, uns abmagern, weil das toll aussieht und uns Farbe und Fett in die Haare schmieren? Was ist an unserer Lebensweise denn schon natürlich? Da macht ein solches Designerbaby auch nicht mehr viel aus und wenn es das Leben eines anderen Menschen retten kann, ohne groß dafür leiden zu müssen, dann ist das super. Vorausgesetzt die Eltern akzeptieren es als Kind und nicht als Rettungsanker, den sie groß ziehen müssen. Und genau da liegt das Problem.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin der Meinung, dass die Rettungskinder erlaubt werden sollten. Es ist für die Eltern, die vielleicht sowieso ein zweites Kind bekommen wollten, die Möglichkeit ihr erstes Kind zu retten. Ich finde das auch sehr gut, denn so kann die Familie sich ihren zweiten Kinderwunsch erfüllen und gleichzeitig ihr erstes Kind retten.

Der einzige Nachteil wäre dann, dass das Kind sich dann vielleicht ein bisschen benachteiligt fühlt, wenn es herausfindet, dass es nur für diesen Zweck gezeugt wurde. Aber ich denke, dass sich damit auch ein zweites Kind abfinden müsste, das als Versuch bekommen wurde, damit dann festgestellt wurde, dass es dem ersten Kind doch nicht helfen kann. Das wäre für das erste Kind dann richtig schlimm. Aber ich denke, dass das zweite Kind sich irgendwann damit abfinden kann, wenn es dann versteht, wie wichtig es war und es freut sich vielleicht, dass es seinem großen Bruder oder seiner großen Schwester helfen konnte.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich habe das Buch 'Beim Leben meiner Schwester' gelesen und die Geschichte hat mich schon sehr mitgenommen. Darin bekommt man gute Einblicke in das Leben eines Kindes, das tatsächlich als 'Ersatzteillager' gezeugt worden ist, und wenn man sich in die Situation einfühlen kann wirkt das sehr beklemmend.

Solange es nur um das Blut in der Nabelschnur geht ist das vielleicht noch vertretbar, wenn aber das erste Kind mit einem Gendefekt möglicherweise sein ganzes Leben lang auf passende Spenden angewiesen ist halte ich das für moralisch sehr bedenklich. Das zweite Kind hat ja kaum eine Wahl wenn die Eltern das erwarten und für selbstverständlich erachten, wie könnte man da schon nein sagen? Da entsteht doch fast automatisch schon eine Abneigung oder sogar Hass gegen das ältere Kind.

» Adean » Beiträge: 176 » Talkpoints: 6,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^