Aussprache vom Buchstaben R

vom 07.02.2011, 22:27 Uhr

Den Buchstaben R kann man in der Regel ja auf zwei verschiedene Arten aussprechen. Zum einen gibt es Leute, die diesen Buchstaben hinten im Gaumen rollen, so ähnlich wie beim Gurgeln und dann gibt es Leute, die diesen Buchstaben vorne hinter den Schneidezähnen mit der Zunge rollen. Ich hoffe ihr wisst, welchen Unterschied ich da meine.

Wieso wird dieser Buchstabe eigentlich unterschiedlich ausgesprochen? Manche Leute können ja auch beide Varianten, manche aber auch nur eine. Ich selber rolle das R immer nur hinten im Gaumen. Das vorne ausgesprochene R schaffe ich technisch gesehen gar nicht. Das klingt dann immer eher so, als ob ich mehrere D's aussprechen würde, die man ganz schnell hintereinander sagt.

Meine Eltern hingegen können das vorne ausgesprochene R sehrwohl. Wieso konnte ich das eben scheinbar nicht von ihnen übernehmen? Ist es Zufall, dass manche Leute das R so und andere auf die andere Art und Weise aussprechen? Welche Variante benutzt ihr? Könnt ihr beide Arten? Vererbt man diese Aussprechart mehr oder weniger? Aber das glaube ich eher weniger, weil sonst müsste ich das R ja auch vorne rollen können. Kann ich aber nicht.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Halli hallo,

ach welch schönes Thema für eine Logopädin :D

Zunächst einmal sollte man unterscheiden zwischen einem Laut und einem Buchstaben. Beispielsweise ist das "SCH" ein Laut, der aus drei Buchstaben besteht. Genauso ist es bei "CH" oder dem "Z" (bestehend aus den Lauten /t/ und /s/). Bei dem "R" ist es nun quasi umgekehrt. In der deutschen (Schrift-)Sprache gibt es den Buchstaben "R", jedoch steht dieser für zwei unterschiedliche Laute (um genau zu sein sogar fünf, aber das würde hier nun den Rahmen sprengen). Zum Einen für das sog. "Zäpfchen-R" und zum Anderen für das "Zungenspitzen-R". Allerdings sind beide Laute Allophone, das bedeutet, dass es keinen Bedeutungsunterschied zwischen ihnen gibt. Ich kann also zum Beispiel das Farbadjektiv "rot" entweder mit dem "Zäpfchen-R" oder mit dem "Zungenspitzen-R" aussprechen, ohne dass sich an der Bedeutung des Wortes etwas ändert.

Anders sieht es da mit den Lauten "SCH" und "CH" aus. In meinem Heimatbundesland Saarland macht man in der dialektalen Umgangssprache keinen Unterschied zwischen beiden Lauten, ähnlich wie im Französischen. Wir Saarländer sprechen die Wörter "Kirche" und "Kirsche" gleich aus. Diese Wörter bezeichnet man auch als sog. "Minimalpaare", da sie sich nur durch einen Laut voneinander unterscheiden.

Die Frage war nun, weshalb in manchen Regionen nun das "Zungenspitzen-R" verwendet wird und in anderen das "Zäpfchen-R". Als ursprünglicher Laut der deutschen Sprache gilt das gerollte "Zungenspitzen-R". Das heißt früher sprach man Wörter nur anhand dieser Lautrealisation aus. Mittlerweile hört man diesen Laut jedoch fast nur noch in Bayern, ja sogar in einem kleinen Teil des Saarlandes verwendet man es noch immer. Die Sprache einer Region ist immer vom Umfeld geprägt. In Österreich und der deutschen Schweiz verwendet man ebenfalls noch immer das "Zungenspitzen-R", sodass es nicht verwunderlich ist, dass das Nachbarland Bayern diesen Laut ebenfalls noch nicht abgelegt hat.

Warum du nun das "Zungenspitzen-R", anders als deine Eltern, motorisch nicht realisieren kannst, liegt wahrscheinlich daran, dass du diesen Laut als Kind in deiner Umgebungssprache nicht gehört hast. Ob man den Laut nun auf beide Arten aussprechen kann, ist nicht erblich bedingt (im Gegensatz zu der Fähigkeit des Zungenrollens). Nur weil beide Elternteile das "Zungenspitzen-R" motorisch realisieren können, heißt das nicht zwangsläufig, dass deren Kind das auch können muss. Kinder lernen ihre Sprache wie schon erwähnt anhand der Umgebungslaute. Außerdem lesen sie Laute vom Mundbild der Gesprächspartner ab.

Wenn du das "Zungenspitzen-R" unbedingt erlernen willst, kannst du dir eine Verordnung für eine logopädische Therapie besorgen, dann wird dir alles genau erklärt und der Laut ggf. entsprechend angebahnt. Ist nur die Frage, ob das von Nöten ist :wink:

Liebe Grüße,

Julia

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» SunflowerJule » Beiträge: 126 » Talkpoints: -1,47 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meine Eltern kommen ursprünglich aus Polen und ich selbst habe als erste Sprache auch erst polnisch gelernt und dabei benötigt man eben auch häufig mal dieses gerollte ''R''. Im Deutschen hingegen wird dieses ''R'' eigentlich gar nicht benötigt, bei anderen Sprachen wie Französisch natürlich wieder eher. Da die Deutschen diese Buchstaben aber eben auch nicht brauchen, benutzen sie ihn auch nicht und wenn sie es dann doch mal versuchen sollen, dann klappt es bei einigen nicht. Ich habe auch Freunde, die das versuchen und daran scheitern, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht ist es ja wirklich eine Art Übungssache, weil da irgendein Muskel gebraucht wird, den sich vielleicht einige erst antrainieren müssen. Das würde meiner Meinung nach auf jeden Fall erklären, wieso es Menschen, die dieses ''R'' in ihrer Muttersprache nicht verwenden, so schwer fällt, dieses auszusprechen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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