Der Schwindel der Hersteller

vom 04.02.2011, 12:54 Uhr

Es scheint immer häufiger der Fall zu sein, dass Hersteller bei den Angaben auf der Verpackung schwindeln oder zu falschen Begriffen greifen. So werden mittlerweile Produkte häufig gekennzeichnet als "frei von Konservierungsstoffen", während aber Hefeextrakt darin ist oder aber Essig- oder Zitronensäure, die so ähnlich wie Konservierungsstoffe wirken. Das gleiche gilt, wenn darauf steht, dass keine künstlichen Farbstoffe enthalten sind. Oftmals ist dem gar nicht so und es sind doch irgend welche künstlichen Stoffe darin zu finden, nur wird ein anderer Begriff bei der Zutatenliste verwendet.

Ein anderer Schwindel betrifft die Packungsgrößen. Viele Hersteller verwenden mittlerweile größere Verpackungen oder aber der Inhalt wird weniger, der Preis aber bleibt der gleiche oder der Preis wird sogar erhöht. Vielen Verbrauchern fällt das gar nicht auf, denn die Verpackung ist immer noch genauso groß wie vorher, nur der Inhalt ist ein anderer.

Desweiteren gibt es auch noch den Imitatsschwindel. So werden Lebensmittel verkauft, die Analogkäse beinhalten und es wurde lange Zeit nicht deklariert. Ob es mittlerweile deklariert wird, weiß ich nicht, denn gesehen habe ich eine solche Information auf verschiedenen Verpackungen noch nie. Auch beim Schinken wird mittlerweile sehr viel getrickst, so findet man häufig nur noch gepresstes Schinkenfleisch oder aber Schinken, der mit Stärke-Gel oder Eiweiß so gemacht wird, dass er aussieht wie echter Schinken.

Auch bei Joghurts oder Produkten mit Fruchtstücken darin wird sehr oft geschwindelt. So wirbt man mit "echten Früchten" oder "xxx % Fruchtanteil", der aber tatsächlich so gar nicht enthalten ist. Viele Früchte darin entstanden aus Pilzkulturen und der Anteil an richtiger Frucht liegt oft nicht einmal bei 1 %.

Ich finde das schon erschreckend, da es nicht nur Billigmarken betrifft, sondern insbesondere auch teure Hersteller und Produkte. Nun würde mich einmal interessieren, welche Erfahrungen ihr in dieser Hinsicht schon gemacht habt. Seid ihr so einem Schwindel schon einmal auf den Leim gegangen? Habt ihr darauf irgendwie reagiert? Kennt ihr Produkte, auf denen beispielsweise Analogkäse ausgewiesen wurde? Kauft ihr so etwas dann trotzdem?

Ich habe bisher nur festgestellt, dass es wirklich viele Produkte gibt, die als "Konservierungsmittelfrei" gekennzeichnet sind, aber es ist Hefeextrakt enthalten. Das kommt sehr oft vor und wird scheinbar auch immer häufiger der Fall. Ich versuche dann eine Alternative zu finden, aber das wird auch immer schwerer.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei Joghurts ist es mir auch erst klar geworden, als ich in einer Sendung einmal gesehen habe, wie sie hergestellt wurden. Ich glaube es was bei einer Talksendung auf ARD oder ZDF, wo sich Ernährungsexperten und die Gesundheitsministerin darüber ausgelassen haben, wie der Käufer doch getäuscht wird. In diesem Zusammenhang ging es um die Ernährungsampel auf den Produkte und ihre Vorteiile und Nachteile.

Wenn man einen Joghurt kauft meint man natürlich auch zerkleinerte Früchte zu erhalten, die somit noch Vitamine enthalten und gesund sind. In Wirklichkeit sind es, wie oben schon beschrieben noch nicht einmal ein Prozent Früchte, die in einem Becher enthalten sind. Da fragt man sich doch, wieso auf der Verpackung frische Erdbeeren oder Kirschen abgebildet sind. Oder wieso bei Froop in der Werbung gesagt wird, dass die ganzen Früchte in den Mixer kommen und dann über den Joghurt gegossen werden. Ich finde das auch eine Frechheit. Ich habe es mir auch abgewöhnt Fruchtjoghurts zu essen, nachdem ich gesehen habe was in diesem Bereich für ein Schwindel betrieben wird.

Die Lebensmittelindustrie möchte mit dem Zusatz von Fruchtersatzprodukten, also zum Beispiel Geschmacksverstärkern erreichen, dass ein Standard eingehalten wird. Egal in welchem Bereich von Deutschland ich einen Ehrmann Joghurt kaufe, er wird überall gleich schmecken. Und auch egal in welcher Jahreszeit ich ihn kaufe, obwohl man doch meinen sollte, dass im Sommer die Erdbeeren süßer sein müssten als im Winter, wird er immer gleich schmecken. Es sollen keine Unterschiede festzustellen sein.

Um dem entgegenzusteuern hilft eigentlich nur Naturjoghurt zu kaufen und sich selber frische Obststücke zu schneiden und sie unterzurühren. Dann kann man wenigstens sicher sein, dass keine Zusatzstoffe von Früchten im Joghurt enthalten sind. Zudem denke ich auch, dass dies die gesündere Variante ist, auch wenn sie etwas zeitintensiver ist.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vampirin hat geschrieben:Ein anderer Schwindel betrifft die Packungsgrößen. Viele Hersteller verwenden mittlerweile größere Verpackungen oder aber der Inhalt wird weniger, der Preis aber bleibt der gleiche oder der Preis wird sogar erhöht.

Aber ein solches Vorgehen ist doch weit entfernt davon, wirklich Schwindel genannt werden zu dürfen. Mag sein, dass das in Richtung Täuschung geht und der Handel bzw. Hersteller wirklich darauf baut, dass dem Kunden diese Preiserhöhung (was es letztlich ja auch ist) nicht weiter auffällt. Begründet wird dies dann idR. aber damit, dass man aus technischen Gründen keine kleinere Packung nehmen kann.

Auf Nachfrage bei den Herstellern wird ja kaum einer verneinen, dass jetzt (messbar) weniger Inhalt als vorher in den Packungen drin ist. Daher ist es tatsächlich kein Schwindel!

Vampirin hat geschrieben:Vielen Verbrauchern fällt das gar nicht auf, denn die Verpackung ist immer noch genauso groß wie vorher, nur der Inhalt ist ein anderer.

Und hierzu ist ja der Basispreis angegeben, welcher in einer "vernünftigen" Einheit angegeben sein sollte. Da mag der lila Schokoladenhersteller gerne seine Packungsgröße auf z.B. 143g Umstellen (natürlich auch wieder aus technischen Gründen) - der Preisvergleich sollte über den Basispreis pro 100g dann leicht möglich sein.

Hier muss der Verbraucher selbst auf Acht sein oder aber die diesbezüglichen Meldungen beachten. Das schöne ist ja im Moment, dass sich solche "Änderungen" durch Hersteller recht schnell herumsprechen. Gerade ein Beispiel, bei dem in den Packungen von Schokoladenherzen die Plastikhalterung extra umgebaut wurde, weil seit neuestem ein paar Herzchen weniger in der Packung sind. Es ist klar der Versuch, eine verdeckte Preiserhöhung durchzusetzen. Aber der Versuch ist einfach nicht strafbar - abstrafen kann das dann letztlich nur der mündige Verbraucher.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich bin mir nicht ganz klar, was du unter "Schwindel" verstehst. Ich verstehe darunter ein vornehmes Wort für Lüge. Du wirst den Herstellern aber nicht vorwerfen können, dass sie lügen würden. Sie halten sich i. d. R. an die vorgegebenen Vorschriften (Ausnahmen bestätigen die Regel),

Das Problem entsteht an der Stelle, wo die Vorschriften sich nicht mit den Vorstellungen der Verbraucher decken. Wenn nun mal Hefeextrakt (seit wann ist das ein Konservierungsstoff?) keine E-Nummer hat, weil es kein freies Glutamat in isolierter Form enthält, dann darf der Hersteller draufschreiben: Ohne Geschmacksverstärker - und wenn das Zeug auch tausendmal faktisch den Geschmack verstärkt. Eine Lüge ist das nicht.

So verhält sich das auch mit den andern Dingen, die du aufführst. Wenn die Vorschriften sind, wie sie sind - nämlich lebensfremd - dann werden in einer Marktwirtschaft Hersteller diese Regeln immer zu ihren Gunsten auslegen, schließlich wollen und müssen die Geld verdienen. Das richtige Wort, das du hättest benutzen sollen, wäre das der "Verbrauchertäuschung". Hier wird dem Verbraucher etwas vorgespiegelt, was aber nicht dem entspricht, was ein druchschnittlicher Verbraucher erwarten würde. Verbraucher können hier Macht ausüben, sich bei den Hotlines der Hersteller beschweren, Produkte nicht kaufen und immer genau hingucken und eben kritisch und informiert bleiben. Aber eine Beschwerde muss sich immer auch an den Gesetzgeber richten, der seine Vorschriften so gestaltet, dass sie in dieser Richtung interpretierbar sind.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es ist gesetzlich vorgeschrieben welcher Stoff zu den Konservierungsstoffen und zu den Aromastoffen gezählt wird und welcher nicht. Deswegen können sich die Hersteller meist einen anderen Stoff suchen, der die gleiche Wirkung hat aber nicht unter Konservierungsstoff lauft. Dann dürfen sie auch ohne Konservierungsstoffe auf das Produkt schreiben, obwohl eben ein anderer Stoff als Konservierungsstoff enthalten ist.

» Max1250 » Beiträge: 827 » Talkpoints: 27,57 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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