Freund,Kumpel und Kollege-heutzutage alles das Gleiche?

vom 09.12.2010, 10:24 Uhr

Wenn ich mich zum Beispiel mit meiner Tochter unterhalte und sie von ihren Bekannten spricht, dann kommt schon mal "Das ist ein Kollege von mir". Hinterher stellt sich aber raus, dass es ein Freund von ihr ist, der nicht mal in der selben Branche geschweige denn im gleichen Betrieb arbeitet. Früher waren Kollegen doch Mitarbeiter aus dem Betrieb in dem man gearbeitet hat. Also Arbeitskollegen oder halt Schulkollegen. Dann reden die Jugendlichen nicht nur von Kollegen, sondern auch von Kumpeln. Früher haben die Jungs zu ihren Freunden eher Kumpel gesagt, weil Freund für sie wohl "schwul" geklungen hat.

Für die heutige Jugend sind Freunde ja schnell benannt. Wo wir früher Bekannte oder Bekannter zu gesagt haben, sind heute alles Freunde, Kumpel oder Kollegen. Macht die Jugend denn keinen Unterschied mehr in Freundschaften, Bekanntschaften, Kollegschaften usw. Stehen für die Heranwachsenden alle die sie kennen auf der gleichen Ebene? Kommt es durch die sozialen Netzwerke, wo man flüchtige Bekannte direkt als Freunde einträgt? Mir ist das besonders bei Mernschen im Alter zwischen 18 und 25 oder jünger aufgefallen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe so eine Ausdrucksweise auch schon bei vielen Leuten bemerkt. Ehrlich gesagt finde ich es total prollig, wenn jemand zu allen Bekannten „Kollege“ sagt. Bisher habe ich das auch nur bei bestimmten Sorten von Menschen festgestellt. Diese gingen dann ohnehin recht inflationär mit dem Begriff Freundschaft um und haben alle Kontakte unter der Rubrik „Kollege“ verbucht. Für mich sind Kollegen wirklich nur Arbeitskollegen. Meine Mitstudenten sind Kommilitonen, bei Schülern sind es Mitschüler und alles andere sind Bekannte (flüchtige oder auch gute) oder eben Freunde (wobei dieses Wort wirklich nur für den kleinsten Teil meiner Kontakte zutreffend ist).

Es ist sicher richtig, dass man diese Bezeichnungen überwiegend bei jüngeren Leuten antrifft, wobei ich auch schon Leute außerhalb der von dir genannten Alterskategorie erlebt habe, die zu allen Leuten, die sie mehr als zweimal gesehen haben, Kollege gesagt haben. Das war dann ein bunter Mix aus Arbeitskollegen (sofern vorhanden), Bekannten und Freunden. Auf der anderen Seite gibt es auch jüngere Leute, die in der Lage sind, sich etwas konkreter auszudrücken und sehr wohl zwischen Freunden, Bekannten und Kollegen unterscheiden können und wollen. Mein Bekannten- und Freundeskreis besteht aus Leuten zwischen 19 und 47. Hier sagt niemand Kollege, wenn er nicht auch einen Arbeitskollegen meint. Mich würde das ehrlich gesagt auch nicht anziehen, wenn jemand so sprechen würde. Das sind meistens die Leute, die in jedem fünften Satz ein „ey“ oder ein „boah“ einflechten (auch nicht schön).

Kumpel gefällt mir übrigens auch nicht wirklich. In Bergbaugegenden finde ich diesen Begriff ja noch passend, da früher ein großer Teil des Umfeldes eines Arbeiters aus Kumpeln bestand. Allerdings ist das auch einfach kein schönes Wort und ich verwende es daher auch nicht. Ich finde es schöner, wenn man von Freunden oder Bekannten spricht. Kumpel klingt immer so „hingespuckt“, um es mal vorsichtig auszudrücken.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Zuerst einmal möchte ich anmerken, dass ich den Begriff „Kollege“ eigentlich nie im Zusammenhang mit meinem Freundes- und Bekanntenkreis verwende, da ich noch Schülerin bin und „Kollege“ für mich ganz klar bedeutet, dass man in derselben Firma arbeitet. Leute, welche dieselbe Schule besuchen wie ich, nenne ich dann eher „Klassenkammeraden“ oder „Mitschüler“.

Dass die Begriffe Freunde und Bekannte oft als synonym gebraucht werden, habe ich in meinem Umfeld hingegen schon sehr oft erlebt. Ob die sozialen Netzwerke für die inflationäre Verwendung des Begriffs „Freund“ verantwortlich sind, kann ich natürlich nicht sicher sagen, aber ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, denn bei jemandem, der zuvor immer einen klaren Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen machte, dürfte die Verwischung in diesen Netzwerken nicht zum Umwerfen der eigenen Prinzipien führen.

Ich glaube eher, dass es daran liegt, dass viele Jugendliche sich gar nicht wirklich klar machen, was für sie einen guten Freund auszeichnet. Für mich bedeutet Freund, dass es eine wechselseitige Beziehung gibt, die auf Vertrauen basiert, dass ich jemanden habe, der in allen Lebenslagen für mich da ist, jemanden, der mich so akzeptiert, wie ich bin. Natürlich ist Freundschaft auch ein Geben und nehmen, was im Klartext heißt, dass ich auch bereit sein muss, für Freunde einzustehen, auch wenn mir das gerade nicht unbedingt in den Kram passt. Ich denke, vielen Jugendlichen fehlt es noch an Lebenserfahrung. Vielleicht sind sie noch nicht von jemandem, den sie für einen guten Freund hielten, enttäuscht worden und Vertrauen schlichtweg auf das Gute im Menschen, frei nach dem Motto, jeder, der mal nett zu mir war, wird das auch in Zukunft sein und deshalb ist er mein Freund. Einige werden auch noch nicht gelernt haben, über einen längeren Zeitraum zu differenzieren, es ist ihnen also noch nicht so wichtig, wie lange man sich schon kennt und was eventuell vor langer Zeit schon einmal vorgefallen ist. Vielleicht ist deshalb jeder, mit dem man sich ein paar Minuten toll unterhält, gleich ein Freund.

Ich muss aber sagen, dass auch ich es teilweise sehr schwierig finde, Leute in Kategorien einzuordnen, wobei ich das von Diamante genannte Wort „Kumpel“ nur äußerst selten verwende und lieber „Bekannter“ sage. Ich finde einfach, dass die Übergänge dazwischen oft fließend sind und deshalb hätte ich durchaus Schwierigkeiten, bestimmte Leute einzuordnen. Um ein Beispiel zu geben: Dass Klassenkammeraden, mit denen man nur hin und wieder ein paar Worte wechselt, in die Kategorie der „Bekannten“ fallen, dürfte wohl einleuchten. Wenn ich dann aber vor ein paar Wochen jemanden kennen gelernt habe, mit dem ich seitdem öfter mal telefoniere und mich sehr gut mit ihm verstehe, dann wäre mir dieser Kontakt noch zu unverbindlich, um ihn als „Freundschaft“ zu bezeichnen, durch die Bezeichnung „Bekanntschaft“ würde ich ihn aber mit Klassenkammeraden gleichsetzen, mit denen ich kaum etwas zu tun habe. Um hier klarer zu unterteilen, müsste ich also Kategorien wie „flüchtiger Bekannter“, „Bekannter“ und „guter Bekannter“ verwenden, was ich ziemlich albern fände.

Ich denke also, dass der Begriff „Freund“ auch oft aus Verlegenheit verwendet wird, weil man einfach nicht weiß, in welche Schublade ein persönlicher Kontakt einzuordnen ist, weswegen ich eigentlich weitgehend darauf verzichte, Menschen einen bestimmten begriff dieser Art zuzuteilen. Wenn es aber dennoch mal vorkommt, dann bin ich mir ganz sicher, dass ich auf die Schnelle oftmals eine Bezeichnung wähle, die mein Verhältnis zur besagten Person eher schlecht beschreibt. Wenn ich selbst mit mir im Reinen bin und genau weiß, wie nahe mir eine Person steht, dann ist es doch aber letztlich egal, unter welchem Begriff sie in meinem Gehirn oder in meiner Ausdrucksweise läuft.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei uns in der Schule werden diese Wörter auch oftmals durcheinandergebracht und man gibt ihnen die ungewöhnlichsten Bedeutungen, wir haben eigentlich so ziemlich alles schon durchprobiert und inzwischen sind sie bei mir irgendwie alle "Kumpel".

Ich würde jetzt nicht unbedingt sagen das "Freund" schwul klingt, es kommt halt drauf an, wie man ein Wort benutzt. Wenn ich jetzt sage ich habe jetzt einen neuen Freund, dann kling das wahrscheinlich tatsächlich etwas homosexuell, dass aber auch nur, wenn man von den etwas anders denkenden Jugendlichen umgeben ist. Bei uns Jugendlichen wird allerdings so ziemlich alles zweideutig aufgefasst und bei einigen Wörtern ist das halt nicht möglich, daher verwendet man diese lieber um nicht als Zielscheibe für solche Sprüche zu enden. Das Wort Kumpel verwende ich am häufigsten, ich sage aber auch des Öfteren Freund, was allerdings tatsächlich oft falsch interpretiert wird, dann aber halt absichtlich. Bei Kollege muss man die angesprochene Person in zwei Gruppen aufteilen, entweder man meint wirklich seinen Arbeitskollegen oder es ist die leicht angestaubte, jugendliche Form von "Kollega" gemeint. Welche Wörter man letztendlich benutzt ist eigentlich egal, ich trenne eigentlich nur Freunde von Bekannten. Hier ist der Unterschied für mich einfach zu groß.

» Frozen003 » Beiträge: 141 » Talkpoints: 5,73 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich merke immer wieder, dass in meinem Umfeld, mit dem Begriff Freundschaft sehr leichtfertig Umgegangen wird. Also es werden Leute als Freunde bezeichnet, die in meinen Augen niemals eine Freundschaftliche Beziehung haben können. Also ich unterscheide ganz klar, zwischen Freunden und Bekannten. Und mein Freund zu werden ist nicht unbedingt einfach. Ich muss jemand wirklich bedingungslos Vertrauen können, um diese Person als Freund zu bezeichnen. Ich Wechsel meine Freunde auch nicht oft, also wenn ich jemanden nicht mag, dann mag ich ihn nicht, und dass ändert sich auch zwei Monate später nicht.

In meinem Bekanntenkreis, sind viele die sich heute nicht ausstehen können, und morgen beste Freunde sind. Ist so was wirklich möglich? Kann man wirklich so schnell zu einer wirklichen Freundschaft übergehen, oder sind dass dann nur Oberflächliche Freundschaften? Ich denke ich habe schon Recht hohe Ansprüche an das Wort Freundschaft. Vielleicht zu hoch? Ich habe nicht viele Freunde, aber auf die kann ich mich in jeder Situation verlassen, und egal was passiert, was ich mache, sie würden immer zu mir halten. Ich habe auch viele Bekannte, mit denen ich gerne mal etwas Unternehme, was trinken, oder ins Kino, aber mir fehlt bei ihnen dieses 100% Vertrauen, und einfach dass wissen, dass ich mich 100 % auf sie verlassen kann.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also in unserem Sprachgebrauch ist da tatsächlich eigentlich kein Unterschied mehr da, was man denn nun genau sagt. Wenn ich jetzt aber zu einem guten Freund "Kollege" sagen würde, dann würde er mich schon ein wenig komisch anschauen, es sei denn, ich sage "Kollegah" zu ihm, also so ein wenig slangmäßig, dann käme das schon wieder cool herüber und würde schon wieder das Gleiche wie Kumpel bedeuten.

Ich finde es aber nicht sonderlich schlimm, dass man eben jetzt zu allen Leuten Kumpel sagt oder die Anderen alle als Freunde ansieht, schließlich haben wir uns doch generell alle lieb und deswegen sehe ich da keinen größeren Streitpunkt. Wenn ich eben zu jemandem eine besondere Beziehung haben sollte, nenne ich ihn entweder direkt beim Namen oder sage eben "bester Freund", dann wird meiner Meinung nach schon noch einmal ein Steigerungseffekt erzielt.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Für mich besteht tatsächlich ein Unterschied zwischen "Kollege" und "Kumpel/ Freund" und so wende ich es auch an. Ein Kollege ist immer nur der Arbeitskollege, mit dem ich eben zusammen arbeite oder der beim gleichen Arbeitgeber arbeitet beziehungsweise dann den gleichen Beruf ausübt oder gelernt hat. Also eben alles, was mit der Arbeit zu tun hat. Ich würde einen Freund, einen Kumpel nie als Kollegen bezeichnen und bin immer irritiert, wenn jemand einen Freund eben als Kollegen vorstellt und ich beim Nachfragen gesagt bekomme, dass sie eben nicht arbeitstechnisch etwas miteinander zu tun haben.

Einen Kumpel nenne ich grundsätzlich so, um nicht sagen zu müssen, dass er ein Freund oder mein Freund ist. Denn das wird sehr oft falsch verstanden und finde ich auch schade. So würde ich auch nicht unbedingt das Wort "platonisch" mit einbeziehen wollen. Ich habe zu oft erlebt, dass dabei dann auch irgendwelche Hintergedanken ausgesprochen werden, die völlig abwegig sind. Daher nutze ich eben das Wort "Kumpel", um zwar eine Verbindung herzustellen, aber keine nähere Bindung einer normalen Partnerschaft zu definieren. Mitunter kommt dann auch schon mal das Wort "Bekannter" vor, wenn man es gar nicht anders verstehen möchte.

Natürlich gibt es noch mal zusätzliche Unterschiede zwischen Kumpel, Bekannter und Freund, aber mir ist das manchmal alles zu mühselig, es genauer zu sagen. Mit Bekannter liege ich meistens das richtig. Wenn er mir dann nahe steht, ist es eben ein naher Bekannter. Wenn er nur dazu da ist, um Spaß in Form, um wegzugehen zu haben, ist es eben ein Kumpel. Da können sich zusätzlich noch die Nuancen vermischen, aber ehrlich gesagt finde ich dieses Schubladendenken an sich sehr anstrengend und unangenehm.

Ich verurteile es nun nicht, wenn so ein Schulkind auf die Idee kommt, einen Klassenkameraden als Kollegen vorzustellen. Es scheint eben in Mode zu kommen und auch, wenn ich es nicht nachvollziehen kann, so würde ich diese Bezeichnung nicht verurteilen. Etwas anderes sieht es natürlich bei Erwachsenen aus. Da ist eben der Kollege ein Arbeitskollege und fertig aus die Maus.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Mir wäre jetzt weniger aufgefallen, dass junge Menschen im von Dir genanten Alter ihre Freunde als Kollegen oder Kumpels bezeichnen, sondern ich kenne einige, die das Wort „Kollege“ nicht verwenden, sofern es sich nicht wirklich bei der betreffenden Person um einen im selben Betrieb arbeitenden Menschen handelt, aber doch einen großen Unterschied zwischen Kumpels und Freunden machen.

So kenne ich das auch noch und die Definition eines Freundes, die ich kenne, wird auch von diesen Menschen noch so verstanden, genauso die eines Kumpels, der etwas mehr ist als ein Bekannter, aber eben kein wirklicher Freund. Meine drei Neffen, die im Alter von zehn bis vierzehn sind, bezeichnen ihre Freunde übrigens gern als Bruder und ihre Kumpels als Kollegen.

Allerdings denke ich, dass die Bezeichnung „Kumpel“ im Prinzip auch nichts anderes bedeutet als „Kollege“, oder? In der Bergmannssprache bezeichnet der Kumpel einen Bergmann, also einen Kollegen eines Bergmannes. Nur umgangssprachlich steht der Begriff für eine freundschaftliche Bezeichnung soweit ich weiß, vielleicht erklärt sich dieser Begriff „Kollege“, der heute so gerne gebraucht wird, insofern etwas besser.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kenne das auch nur zu gut und muss sagen, dass ich das wirklich öfters auch so verwende. Da wird anstatt Freund schon mal Kumpel gesagt oder eben anders herum. Kollege sage ich aber ehrlich gesagt fast nie, da ich das eben auch eher damit in Verbindung bringe, dass ich mit dieser Person nur auf der Arbeit zu tun habe.

Ich finde das auch ehrlich gesagt nicht sonderlich schlimm. Natürlich ist das manchmal ein wenig verwirrend, aber das heißt für mich noch lange nicht, dass alle meiner Freunde, Kumpels oder Kollegen oder sonst etwas auf einer Ebene stehen. Vielleicht sieht das für andere so aus, aber für einen selber ist das dann noch mal etwas anderes.

Das mit den sozialen Netzwerken ist natürlich wieder so eine Sache. Da werden Leute einfach als "Freunde" geadded, nur weil sie auf der selben Schule sind und dann vor anderen als Kumpels oder eben Freunde bezeichnet. Das finde ich auch etwas fragwürdig, denn bei Leuten, die ich eben nur flüchtig kenne, sage ich meistens auch "bekannt". Alles in allem wohl ziemlich verwirrend, aber ich kann mir vorstellen, dass das in den nächsten Jahren noch schlimmer wird und die neue Generation da noch mehr durcheinander wirft, so dass man da bald gar nicht mehr durch sieht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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