Keine Vatergefühle?

vom 12.11.2010, 06:26 Uhr

Ein Freund hat ein Kind im Grundschulalter. Dieses Kind entstand in einer Ehe, welche mittlerweile seit einigen Jahren geschieden ist, mit der Exfrau versteht er sich wieder gut, so dass man sich mal zum Kaffee treffen kann. Die Mutter des Kindes hat noch zwei weitere Kinder, eines geht bereits auf eine weiterführende Schule, dass andere ist erst ein paar Monate alt. So weit zu den Hintergrundinformationen.

Nun, die Mutter des Kindes ist schon seit Jahren mit der Erziehung aller Kinder überfordert und hat sich Hilfe vom Jugendamt geholt. Nach langem hin und her hat sie sich dazu entschlossen, die Kinder, darunter auch den Sohn meines Freundes in eine Einrichtung des Jugendamtes zu geben. Ein Unterkommen bei dem Vater ist aufgrund von langen Arbeitszeiten leider nicht möglich, da das Kind so auch mal 2 Tage alleine wäre, da der Vater auch schon mal lange, über Nacht gehende Schichten machen muss.

Ich kann die Entscheidung der Mutter zwar nicht nachvollziehen, finde sie aber dennoch gut, da sie hoffnungslos mit der Erziehung überfordert war. Nun ist es so das sich der Vater nur sehr selten um sein Kind kümmert. Ihm sei es aufgrund der Arbeitszeiten nicht möglich regelmäßige Besucht vorzunehmen und die Strecke von 20 Minuten mit der Bahn zu bewältigen. Auch zu den angedachten Gesprächen vom Jugendamt erscheint er nicht immer und macht auf mich auch den Eindruck das es ihn schlicht nicht interessiert was mit seinem Kind passiert. Bei wichtigen Entscheidungen bezüglich der Unterbringung ist er schon anwesend und macht sich Gedanken dazu. Meiner Meinung nach allerdings viel zu wenig.

Bereits mehrmals habe ich versucht dem Vater klarzumachen das er sich um sein Kind kümmern muss (und dies eigentlich auch wollen müsste) und nicht nur 2-3 Besuche im Jahr vorzunehmen, bei welchen er tolle Sachen mit dem Kind macht, sondern auch Alltag mit ihm erleben sollte. Wie kann ich ihn nun noch mal darauf ansprechen, ohne das es zu einer größeren Auseinandersetzung kommt, weil er sich verletzt fühlt. Ihn macht die Situation nämlich, so scheint es mir, traurig, aber wirklich etwas bewegen tut er nicht.

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» beere » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du hast es bereits angesprochen und versucht ihm alles etwas näher zu bringen. Mehr solltest du dich da nicht einmischen. Ändern kannst du an der Situation eh nichts. Er wird schon wissen wie ausgeprägt seine Vatergefühle sind und wenn ihm sein Kind etwas bedeutet auch mehr Kontakt suchen. Spätestens wenn sein Sohn älter ist und von sich aus auf ihn zugeht und mal nachfragt, muss er sich der Sache stellen. Schade für den Jungen. Wobei du gar nicht schreibst, ob der Kleine ihn als Vater sieht und ob/ wie sehr er an ihm hängt.

Du schreibst leider auch nicht, wann sich die Beiden getrennt haben. Wenn es noch vor der Geburt oder kurz danach gewesen ist, finde ich es nachvollziehbar, dass der Vater nicht die gewünschte Bindung aufbauen konnte. Es ist doch etwas anderes ob man ein Kind aufwachsen sieht und täglich um sich hat und umsorgt oder aber nur alle paar Tage besucht. Möglich, dass er zu seinem Kind eine ähnliche Beziehung hat, wie zu den beiden anderen.

Dass die Kinder in eine Einrichtung gegeben wurden, muss nichts schlechtes sein. Ich finde es sogar gut, dass die Mutter von sich aus Hilfe gesucht und ihr Problem auch eingesehen hat. Manch andere hätte auf Teufel komm raus ihr Ding durchgezogen und den Kindern somit nur noch mehr geschadet.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


beere hat geschrieben:Wie kann ich ihn nun noch mal darauf ansprechen, ohne das es zu einer größeren Auseinandersetzung kommt, weil er sich verletzt fühlt. Ihn macht die Situation nämlich, so scheint es mir, traurig, aber wirklich etwas bewegen tut er nicht.

Ist das nicht der falsche Ansatz? Du willst den Mann nicht verletzen? Überleg doch mal wie verletzt die Kinder sein müssen. Wer so verantwortungslos ist wie diese Typ und erst Kinder in die Welt setzt und sich hinterher nicht kümmert (was zwar oft vorkommt, aber einfach ein Unding ist) hat meiner Meinung nach kein Mitleid und keine Rücksicht verdient. Ich würde so jemanden wohl nicht mal mehr als "Freund" bezeichnen, weil ich mit so jemanden einfach nicht klar käme.

Ich würde ihm einfach gerade heraus sagen, wie du die Sache siehst. Sag ihm, dass er froh sein kann, dass die Kinder nur 20 Minuten weg wohnten und nicht am Ende von Deutschland. Zahlt er denn wenigstens den Unterhalt für die Kinder?

Ich würde ihm sagen, dass es für die Kinder bestimmt ein absolut schlimmes Gefühl sein muss, wenn sie von der Mutter aus Überforderung weggegeben werden und der Vater sich auch nicht kümmert. Selbst wenn er sich 3 mal im Jahr mit den Kindern trifft, macht das die Kinder in den Zeiten dazwischen bestimmt noch trauriger.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Warum willst du den Mann zu etwas bewegen, was er nicht möchte? Damit tust du dem Kind keinen Gefallen, denn es wird merken, das der Vater nicht wirklich an ihm interessiert ist und nur aus Pflichtgefühl so handelt. Das macht einem Kind mehr zu schaffen, als wenn die Situation so bleibt, wie sie ist und halt nur wenige Besuche im Jahr stattfinden.

Das es dem Vater auf Grund seiner Arbeit nicht möglich ist, den Jungen bei sich aufzunehmen, ist auch nichts ungewöhnliches und sollte so akzeptiert werden. Genauso wie die Entscheidung der Mutter, welche eigentlich doch zum Schutz der Kinder getroffen wurde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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