Gedenken an die lieben Verstorbenen

vom 28.10.2010, 12:00 Uhr

Wie jedes Jahr kommen nun wieder die Gedenktage für die lieben Verstorbenen. Es sind wie immer trübe, regnerische Tage, die eine traurige, gedrückte Stimmung hervorrufen. Viele Menschen gehen am 1. oder 2. November zu den Gräbern ihrer verstorbenen Angehörigen. Sie bringen ein Gesteck mit, das den Winter über hält, oder einen Strauß Blumen zusätzlich zu dem Grablicht, das die letzte Ruhestätte etwas erhellen soll. Das geht auf einen alten Volksglauben zurück. An Allerseelen verlassen die Seelen der Verstorbenen das Fegefeuer und darum werden die Lichter auf die Gräber gestellt und angezündet, damit der Weg für sie erhellt wird. Es sind Tage, die aufs Gemüt drücken.

Menschen, die sich das ganze Jahr über nicht um die Grabstätte kümmern fällt auf einmal ein, dass ja noch der Gang zum Friedhof fällig ist. Sie schmeissen sich in Schale und besuchen in Grüppchen die Gräber. Der Besuch sollte nicht zu früh am Morgen stattfinden, denn dann kommen die wenigsten Besucher. Aber nachmittags ist gut, da trifft man Bekannte und Verwandte, die dann sehen, wie sehr man immer noch trauert und um die Grabstätte besorgt ist. Ansonsten macht ja alles der Friedhofsgärtner.

Ich halte es für mich so, dass ich das Jahr über dann zum Grab gehe, wenn ich frische Blumen hinbringe oder im Herbst/Winter wärmespendendes Grablicht oder ich mich danach fühle. Ich brauche keine festgelegten Tag, um an meine lieben Verstorbenen zu denken und die Erinnerung an sie zu bewahren. Manchmal setze ich mich dann auf die in der Nähe stehende Bank und hänge meinen Gedanken über das Leben und Sterben nach, über den Sinn und das Geheimnis des Lebens.

Wenn man zum Grab kommt und sieht, dass wieder einmal die Grabräuber am Werk waren und die metallenen Vasen und Gehäuse für die Grablichter aus der Erde gerissen haben, nur um beim Schrotthändler etwas Geld dafür zu bekommen, steigen einem die Tränen in die Augen. Was sind das für Menschen, die kein Herz und Gewissen haben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass nur weil man nicht jeden Monat das Grab besucht, daraus geschlussfolgert werden kann, dass nicht an die verstorbenen Person gedacht wird. Das hat meiner Meinung nach überhaupt nichts damit zu tun.

Es gibt auch Menschen, die die Todesfälle ihrer Geliebten niemals verkraften und für die ein Besuch an deren Gräber immer wieder wie ein Schlag ins Gesicht ist. Sie können einfach durch ihren seelischen Zustand sich nicht selbst mit dem Thema konfrontieren und versuchen es lieber zu vergessen. Natürlich ist das keine gute Art sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, aber es besteht immer noch die Hoffnung, dass diese Menschen irgendwann selbst damit zurecht kommen, oder sich therapeutische Hilfe holen.

Bei anderen Fällen kann es so sein, dass das Grab der geliebten Person sich nicht in der Stadt befindet in der man selbst lebt. So ist es zum Beispiel bei der Schwester meiner Großmutter. Deren Bestattung fand in ihrer Heimatstadt statt, weil sich dort auch das Grab ihres vor Jahren verstorbenen Gatten befand. Ihr Wunsch war es auch dort beerdigt zu werden, was wir natürlich nicht ablehnten. Leider können wir deshalb aber auch nicht so oft dorthin fahren und das Grab besuchen.

Es funktioniert eben nicht immer so gut, wie bei dem Grab meines Großvaters, welches wir öfter im Jahr pflegen. Aber auch wenn ich mal nicht mitkomme, denn man kann auch manchmal aus zeitlichen Gründen nicht, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht oft an ihn denke.

Was die Grabräuber betrifft, so kann ich dir nur zustimmen. Natürlich empfindet man für die Gräber Fremder nicht so viel Mitgefühl wie mit denen von Angehörigen, jedoch sollte man genug davon besitzen um zu wissen, dass andere Menschen um diese Person trauern und die Blumen und Präsente Zeichen ihrer Liebe sind. Es ist wirklich fraglich, wer solche Sachen einfach stehlen kann.

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


An den genannten Gedenktagen findet man mich überall, nur nicht auf dem Friedhof. Dort gehe ich immer dann hin, wenn mir der Sinn danach steht und ich das Gefühl habe, die „Distanz überbrücken“ zu müssen, aber nicht weil der Kalender oder die Gesellschaft mir den Besuch diktieren. Ich mag dieses „sehen und gesehen werden“ auf dem Friedhof nicht und distanziere mich davon. Ich mag auch keinen Plausch am Grab meines Vaters halten, der ließe sich aber kaum vermeiden wenn ich auf dem Friedhof bekannte Gesichter antreffen würde. Bei einem Besuch am Grab meiner Lieben möchte ich für mich sein und nicht diskutieren, welche Blumen welche Temperaturen vertragen oder ähnlich Banales. Also gehe ich an den übrigen Tagen im Jahr.

An meine Lieben denke ich das ganze Jahr über; dazu brauche ich keinen besonderen Tag und auch keinen besonderen Ort wie den Friedhof. Natürlich sind einige Daten schmerzhafter und trauriger als andere. Wenn ich meinen Vater beispielsweise ganz besonders schlimm vermisse stelle ich zu Hause eine Kerze ins Fenster. Auf sein eigentliches Grab lege ich recht wenig. Ich trage – außer einer einzelnen weißen Rose am Geburtstag - keine Blumen hin, weder frische noch künstliche oder getrocknete. In meiner Familie gilt der Wahlspruch: Blumen schenkt man den Lebendigen – und daran halte ich mich aus Überzeugung. Nur Kerzen stehen auf den Gräbern meiner Lieben.

Die für manche Augen „dürftige“ Dekoration der Gräber meiner Lieben ist kein Resultat meines Geizes oder ähnliches. Wir haben vielleicht ein anders Verständnis von Würdigung als manch anderer. Wer gerne Figuren und ähnliches auf Gräbern platzieren möchte, sollte allerdings nicht darum fürchten müssen dass sie abhandenkommen. Würde ich mitbekommen wie jemand den „Grabputz“ eines anderen wegnimmt, würde ich vermutlich ausrasten. Das ist pietät- und geschmacklos!

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Früher, als ich klein war, wurde ich natürlich am 1. und am 2. November immer mit auf den Friedhof geschleppt. Wenn wir in Ungarn waren, haben wir die Gräber der Verwandten besucht, wenn nicht gingen wir nur einfach spazieren. Doch als ich erwachsen wurde, habe ich es abgeschafft. Ich mag keine Friedhöfe. An die lieben verstorbenen kann ich auch zuhause denken.

Mein Vater ist in Ungarn beerdigt, da komme ich nicht so oft hin, doch wenn ich wieder einmal in Ungarn bin, besuche ich natürlich auch sein Grab. Da lege ich frische Blumen hin oder lasse ein Gesteck oder sonstiges dort. Da sehe ich dann auch, dass die Lebensgefährtin meines Vaters auch nicht wirklich regelmäßig ans Grab geht. Aber das kann ich natürlich verstehen. Mann hat seine lieben immer im Herzen, dazu muss man nicht jede Woche auf den Friedhof gehen.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei uns kennt man diese Tradition, dass man halt am 1. oder 2. November spezielle Grabpflege macht, gar nicht. Auch das zwanghafte auf den Friedhof gehen an den genannten Tagen, kennt man hier gar nicht.

Ich habe aber mal in Rheinland- Pfalz gearbeitet und dort ist ja Allerheiligen, also der 1. November ein Feiertag. Eine Kollegin fragte mich mal ganz schockiert, wie wir Hessen das denn dann mit der Grabpflege machen würden. Denn an Allerheiligen müsste man doch die Gräber winterfest machen und so. Ich wusste nicht wirklich was sie von mir erwartet hat, denn ich denke, das Jahr hat auch genügend andere Tage. Aber dort scheint das wohl Standard zu sein.

Natürlich gibt es auch in unserer Familie spezielle Tage, an denen das Grab unserer Mutter besucht wird. Die Grabpflege hatte bisher mein Bruder übernommen. Der hat das Grab in den letzten Jahren dann halt irgendwann winterfest gemacht. Dieses Jahr ist das nun nicht mehr nötig, da das Grab abgedeckt worden ist. Ansonsten sind so feste Tage an denen wir, meistens gemeinsam, auf den Friedhof gehen, der Todestag unserer Mutter und ihr Geburtstag. Wobei das dieses Jahr auch nicht möglich war. Aber das nicht heißt, dass wir nicht trotzdem an sie denken. Ich für mich brauche das Grab nicht zum Trauern.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich finde das, was du hier schreibst teilweise schon ziemlich gewagt und ich frage mich, wie du eigentlich dazu kommst, solche Vermutungen über die Motivationen anderer Leute anzustellen.

Woher weißt du zum Beispiel, dass sich die Leute, über die du herziehst, nur an einem Tag pro Jahr um das Grab kümmern? Du wirst sie ja wohl nicht die ganze Zeit unter Beobachtung haben, oder? Und was das Besuchen eines Grabes in "Grüppchen" angeht - viele Leute wohnen nicht mehr an ihrem Heimatort und nehmen so einen Tag dann vielleicht zum Anlass um Verwandte zu besuchen und einen Abstecher zum Grab der Eltern oder Großeltern zu machen, was ist daran so schlimm?

Ich selber bin an Allerheiligen öfters mal nach Anbruch der Dunkelheit auf dem Friedhof in meiner Nähe. Ich finde die Atmosphäre schön, wenn überall Kerzen brennen, die die alten Steine und Skulpturen beleuchten. Mit einem Gedenken an Verstorbene hat das aber nichts zu tun, denn dazu brauche ich keinen bestimmten Ort und mein Großeltern sind außerdem auch ganz woanders begraben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Mein Vater war seit der Beerdigung meiner Mutter vor 11 Jahren nicht einmal wieder am Grab. Ich denke mal er hat es bis heute nicht überwunden. Ich selbst gehe ein paar mal im Jahr hin, um Blumen und andere Sachen nieder zu legen. Für mich ist es heute immer noch sehr schwer, und irgendwie fühle ich mich noch immer ganz komisch am Grab und kann es auch bis heut nicht verstehen. Ich finde es aber gut, das es einen Ort gibt, wo man irgendwie noch die Nähe spürt und auch dort trauern kann.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Hallo,

ja so ist es bei mir auch, ich habe zwei mir sehr nahestehende Menschen an den Tod verloren und ich bin auch, nach über zehn Jahren, nicht in der Lage, zum Grab zu gehen. Es ist dann für mich immer der absolute Alptraum und es ist auch dort schon mal ein Vorfall gewesen, der es mir dann noch schwerer gemacht hat, dorthin zu gehen. Aber ich denke, das ich meine beiden verlorenen Menschen in der Sache gut einschätzen kann und kann mir nicht vorstellen, das sie mir das übel genommen hätte, wenn sie könnten, denn sie wissen ja auch wie ich ticke und das ich halt anders trauer und sie einfach anders in meinen Erinnerungen behalte.

Bevor ich mir jedesmal diese, für mich sehr extreme, psychische Belastung zumute, halte ich es lieber auf meine Art und Weise und damit komme ich sehr gut klar und ich denke, das es auch ok ist für diejenigen, an die ich dann denke.

VanaVanille hat geschrieben: Es ist wirklich fraglich, wer solche Sachen einfach stehlen kann.


Ja zu den sogenannten Grabräumern fällt mir auch nichts mehr ein, wie kann man nur so skrupelos sein und die Dinge, die liebevoll von den Hinterbliebenen aufgestellt wurde, stehlen, nur um mal schnell an dein einen oder anderen Euro zu kommen. Unvorstellbar und meiner Meinung nach gehört das auch bestraft.

Bei uns im Dorf gab es mal einen, der ständig die frischen Blumen von den Gräbern geklaut hat und diese dann seiner Freundin, bzw. der Mutter seiner Freundin geschenkt hat. Die haben sich natürlich anfangs immer sehr über die tollen Blumen gefreut, aber als sie dann herausgefunden hatte, wo er die Blumen her hat, waren sie schon stinkesauer und das auch mit Recht, denke ich.

Finde es schon ganz schön traurig, das manche Menschen noch nichtmal vor dem Tod Respekt haben und den Verstorbenen nicht in Ruhe lassen. Für mich ist so ein Diebstahl einfach nur Grabschänderei und die ist ja bekanntlich in Deutschland verboten.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Man kann nicht stets davon ausgehen, dass man nicht um die Verstorbenen trauert, wenn sie nicht regelmässig zum Grab gehen oder sich darum kümmern. Es gibt auch viele andere Gründe, weshalb ein Besuch auf dem Friedhof manchmal nicht möglich ist und es auch einem schwerfällt, das Grab zu besuchen.

Ich habe innerhalb von sechs Wochen zwei enge Familienmitglieder verloren und es hat in der Tat einige Jahre gedauert, bis ich in der Lage war, nicht weinend und zusammenbrechend zum Friedhof zu gehen. Noch heute muss ich schlucken und manchmal die Zähne zusammenbeissen, wenn ich die Verstorbenen an ihren Gräbern besuche. Das kann man vielleicht nicht nachvollziehen, muss man aber auch nicht, wenn man solch eine Situation noch nicht miterlebt hat.

Dazu kommt, dass ich inzwischen einige Hundert Kilometer von zu Hause wegwohne und die Verstorbenen so nicht regelmässig besuchen kann. Ich schaue vorbei, wenn ich in der alten Heimat bin und mich in der Lage dazu fühle, die Gräber zu besuchen. Mir fällt es aber allein ziemlich schwer.

Um meine Trauer oder mein Andenken an die Verstorbenen zu bewahren, brauche ich keinen Friedhof und keinen Grabbesuch. Wichtiger ist es mir, dass sie alle in meinem Herzen einen Platz gefunden haben, und ich so an sie denke und mich beispielsweise fragen, was sie dazu sagen würden oder wie sie jenes finden. Nur, um andere Bewohner des Ortes zu zeigen, dass ich an sie denke, brauche ich nicht zum Grab zu gehen.

Diese Grabräuber finde ich auch schlimm und herzlos. Es gehört meiner Meinung nach sich einfach nicht, von den Gräbern anderer Dinge zu stehlen oder diese zu verwüsten. Natürlich ist generell ein Raub und Verwüstung zu bestrafen, aber gerade auf einem Friedhof sollte man meinen, dass so etwas nicht aufzufinden ist. Mir ist aber nun nicht bekannt, ob sich so etwas auch auf dem Friedhof in der alten Heimat zugetragen hat.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich habe meine Großeltern sehr geliebt, aber ich gehe nicht regelmäßig auf den Friedhof zu ihren Gräbern. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Ich gehe sogar oft auf den Friedhof, aber eben nicht zu diesen Gräbern, nicht regelmäßig zumindest.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht an meine Großeltern denke. Ganz im Gegenteil, ich denke überall auf der Welt mehr an sie, als wenn ich vor dem Grab stehe. Zwei Steinplatten - soll das alles sein, was von ihnen übrig ist? Ich denke, das Wichtigste trägt man im Herzen. Die Gräber in Ordnung halten ist das Mindeste, aber man muss es nicht übertreiben, weil es nicht alles ist, weil es das Wenigste ist.

So zum Totensonntag gehe ich eigentlich gar nicht auf den Friedhof. Klar, es gibt für alles nen Gedenktag, aber ich weiß nicht, das ist auch ein bisschen makaber. Das ist irgendwie ein trauriger Tag, wenn man ihn so ernst nimmt. Das macht es ja nur noch schwerer.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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