Schwule dürfen kein Blut spenden?

vom 23.08.2010, 19:07 Uhr

Hi,

vor ein paar Tagen hab ich mich mit einem Kumpel getroffen und wir sind irgendwie auf das Thema Blutspenden gekommen. Jedenfalls hat mein Kumpel mir dann erzählt, dass schwule Menschen kein Blut spenden dürfen. Als Grund nannte er mir, dass schwule Männer einfach eine größere Chance haben an Aids erkrankt zu sein. Selbst wenn dieses Vorurteil überhaupt stimmt, macht es dann Sinn, dass schwule Menschen kein Blut spenden dürfen? Ich mein, wird eh nicht das Blut von jedem Spender erst einmal überprüft und gegebenenfalls aufbereitet, bis es überhaupt erst dazu kommt, dass das Blut einem anderen Menschen injiziert wird?

Ich würde also gerne von euch wissen, ob diese Geschichte nur ein Gerücht ist oder ob es sich doch tatsächlich um die Wahrheit handelt. Wenn letzteres wirklich der Fall wäre, wurde es sich dann nicht auch um Diskriminierung der schwulen Bevölkerung handeln?

» Tobben91 » Beiträge: 171 » Talkpoints: 0,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist absoluter Unsinn. Steht schwulen Männern oder lesbischen Frauen auf der Stirn geschrieben, dass sie schwul sind? Nein, also kann keiner beim Blutspenden merken, dass der oder diejenige homosexuell ist und deswegen kann man schon gar keine Ausgrenzung machen. Dann dürften auch keine bisexuellen Menschen Blut spenden und auch keine Menschen, die häufig wechselnden Geschlechtsverkehr fabrizieren. Auch das kann man nicht feststellen, wenn jemand zur Blutspende kommt.

Das Risiko, wenn man Blut bekommt, an HIV zu erkranken ist auch heute noch gegeben. Denn wenn ich eine Woche vorher mit einem HIV-poitiven Menschen Geschlechtsverkehr hatte, dann ist der Erreger noch nicht im Blut nachweisbar aber ich habe eventuell den HI-Virus. Also ist es immer noch gegeben, dass man eventuell an HIV erkranken kann, sollte man eine Bluttransfusion bekommen. Und das ist nicht nur, wenn ich von einem homosexuellen Menschen das Blut bekomme.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich halte die Aussage eigentlich für völligen Schwachsinn. Wenn dies wirklich so wäre, dann müsste doch jeder Mann bei einer Blutspende noch einmal gefragt werden, ob er vielleicht homosexuelle Kontakte gehabt hat. Und ich war schon des öfteren einmal Blut spenden und mir ist das noch nie passiert.

Ich denke auch, dass das Blut immer wieder untersucht wird bevor es an Patienten weiter gegeben wird. Wenn hierbei etwas festgestellt wird, dann wird dies nicht verwendet. Es kann nicht nur HIV über das Blut weitergeben werden. Da gibt es ja noch viele andere Krankheiten, die ebenfalls negative Konsequenzen für einen Patienten haben können.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als Blutspender merke ich hierzu mal folgendes an: Vor der Entnahme füllt man einen Fragebogen aus, auf dem alle möglichen Fragen zur Gesundheit auftauchen. So etwa ob man schon mal Hepatitis hatte, ob und wann man wo im Ausland war, ob man in den letzten Wochen erkältet gewesen ist und so weiter und so fort. Fragen nach den persönlichen Verhältnissen tauchen keine auf, nach der sexuellen Orientierung schon mal gar nicht. Woher also weiß man, ob der Spender homosexuell ist oder nicht?

Zweitens: Das Blut jeden Spenders wird jedes Mal auf diverse Krankheiten überprüft. Dafür werden eigens kleine Pröbchen abgenommen, ähnlich wie beim Bluttest beim Arzt. Sollte dabei dann etwas festgestellt werden, so wird der Spender benachrichtigt und die Spende entsorgt.

Und zu guter Letzt: Wenn ich so höre wie viele eindeutig heterosexuelle Menschen ganz stolz herumposaunen, dass sie bei Gelegenheitssex nach der Disco möglichst aufs Kondom verzichten, weil das ja so unglaublich abtörnend ist, denke ich, dass es ein Gerücht ist, dass es mehr homosexuelle Aids-Kranke gibt. Auch beim Analverkehr kann man die Dinger verwenden und intelligente Menschen tun das bei One-Night-Stands ja auch. In einer festen Partnerschaft weiß man ja dann hoffentlich, wie es um die Gesundheit des Partners steht. Und Homosexuelle sind meines Wissens nicht dümmer oder unvernünftiger als andere Leute. Was also hat die Aids-Wahrscheinlichkeit heute noch mit der sexuellen Vorliebe zu tun?

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Das ist absoluter Unsinn. Steht schwulen Männern oder lesbischen Frauen auf der Stirn geschrieben, dass sie schwul sind? Nein, also kann keiner beim Blutspenden merken, dass der oder diejenige homosexuell ist und deswegen kann man schon gar keine Ausgrenzung machen. Dann dürften auch keine bisexuellen Menschen Blut spenden und auch keine Menschen, die häufig wechselnden Geschlechtsverkehr fabrizieren. Auch das kann man nicht feststellen, wenn jemand zur Blutspende kommt.

Also, ich war vor ein paar Monaten bei der Blutspende und musste neben einem Fragebogen auch einen Aufklärungsbogen unterschreiben. Dort waren alle Personengruppen aufgelistet, die von der Spende ausgeschlossen sind. Das sind neben homosexuellen Männern auch zum Beispiel Prostituierte, Menschen mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr, Drogenabhängige und auch Männer, die in den letzten 6 Monaten inhaftiert waren. Ich habe dann nachgefragt und mir wurde erklärt, dass diese Risikogruppen eben sicherheitshalber von der Spende ausgeschlossen werden. Denn die Blutentnahme, das Testen und die Aufbereitung des Blutes kosten eine Menge Geld und man will natürlich möglichst wenige Blutkonserven wegwerfen müssen. Mit seiner Unterschrift bestätigt man dann, dass man nicht zu diesen Risikogruppen gehört und wird somit zur Spende zugelassen. Das ist keine 100% sichere Methode, aber man vertraut hier auf die Ehrlichkeit der Menschen.

Daneben werden natürlich auch Menschen von der Spende ausgeschlossen, die sich in den letzten 6 Monaten in AIDS-Gebieten aufgehalten haben, oder auch Menschen, deren Geschlchtspartner einer der Risikogruppen angehören. Das ist einerseits sinnvoll, da es ja eine Tatsache zu sein scheint, dass Schwule immer noch eine Gruppe mit hohem Anteil an Aidskranken ist. Auf der anderen Seite klingt es schon diskriminierend. Man kann nur hoffen, dass sich diese Vorbehalte auf verlässliche Daten gründen und dass die Vorschriften auch geändert werden, sobald Schwule nicht mehr als Risikogruppe gelten. Das halte ich aber für sehr wahrscheinlich, da Spenderblut immer knapp ist und ein Interesse besteht, dass möglichst viele Menschen Blut spenden.

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» microonde » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,30 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Leider stimmt es, das Männer, die mit anderen Männern sexuelle Kontakte haben, kein Blut spenden dürfen. Sie zählen zur der Gruppe der Menschen die aufgrund diverser Ausschlusskriterien kein Blut spenden dürfen. Grund dafür ist der vor Jahren passierte Skandal mit HIV positiven Blutkonserven. Dies führte damals zu einer Änderung des Transfusionsgesetz.

Homosexuell orientierte Männern zählen nun mal nachweislich zur größten Risikogruppe für HIV. Das ist auch statistisch belegt. Der Virus ist nun mal nicht über Nacht feststellbar und man möchte mit dem Verbot der Blutspende halt jedes Risiko vermeiden.

Für Interessierte gibt es hier mehr Infos: Ausschlusskriterien, Blutspende

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Schwule Männer dürfen meines Wissens nach nicht Blut spenden, lesbische Frauen dagegen schon. Der Grund dürfte wohl darin liegen, dass AIDS anfangs als "die Schwulenkrankheit" bezeichnet wurde, weil es eben vor allem unter homosexuellen Männern vorkam (oder man das zumindest annahm). Das hat sich zwar geändert, aber meines Wissens nach ist es beim Blutspenden immer noch so, dass schwule Männer nicht dürfen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Das ist absoluter Unsinn. Steht schwulen Männern oder lesbischen Frauen auf der Stirn geschrieben, dass sie schwul sind?

Wo hast du diese Weisheit denn wieder her? Natürlich ist es nach wie vor so, dass Schwule zur sogenannten Risikogruppe gezählt werden, die nicht spenden kann. Interessanterweise geht es dabei wirklich immer nur um den Ausschluss homosexueller Männer, während lesbische Frauen weiterhin spenden dürfen. Auch Drogenabhängige und selbst Menschen mit frischen Piercings und Tätowierungen werden oftmals von der Blutspende ausgeschlossen.

Aids beziehungsweise HIV galt früher als "Schwulenseuche". Schwulen Männern wird unterstellt, dass sie grundsätzlich promiskuitiv sind und sich um Safer Sex keine Gedanken machen, so dass sich HIV fröhlich ausbreiten kann. Es gibt natürlich Leute, auf die dieses Vorurteil zutrifft, aber man muss auch bedenken, dass es eine Menge Heteros gibt, die jedes Wochenende mit jemand anderem in die Kiste steigen und dabei keine Kondome und Dental Dams verwenden. Daher ist der Ausschluss schwuler Männer natürlich ohne echte Basis.

Es ist ja bekannt, dass oft nicht genug Blutkonserven vorhanden sind, zum Beispiel auch zur Urlaubszeit. Anstatt die Regeln und Ausschlusskriterien grundsätzlich zu überarbeiten, wird wohl lieber riskiert, dass nicht ausreichend Konserven vorhanden sind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sicher zählen schwule zur Risikogruppe. Aber ich kenne 2 schwule Männer, die regelmäßig Blut spenden gehen. Sie treten dort immer als Paar auf und wurden noch nie gefragt oder ihnen wurde noch nie gesagt, dass sie nicht spenden dürfen. Und die beiden machen kein Geheimnis daraus, dass sie ein Paar sind. Und deshalb weiß ich genau, dass schwule Männer auch Blut spenden dürfen. Das ist nichts, was ich mir aus den Fingern gesaugt habe.

Vielleicht kommt es auf die Region an. Hier und auch in meiner alten Heimat am Niederrhein konnten und können auch schwule Männer Blut spenden. Einen Fragebogen, der sowas fragt hat da auch noch keiner bekommen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wo spenden diese Männer denn? Ich habe mehrere Kommilitonen, die bei unterschiedlichen Organisationen Blut spenden und diese Fragebögen dort eigentlich immer vorgelegt bekommen haben. Meine Erfahrungen aus erster und zweiter Hand betreffen vor allem das Ruhrgebiet, gerade den Raum Dortmund und Bochum und sowohl die Organisationen, bei denen man eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhält als auch solche, bei denen man das nicht bekommt.

Wer hier als Schwuler spenden will, muss eine Falschangabe machen. Bei der Aussicht würde ich gar nicht erst zur Spende gehen - nun gut, ich darf aufgrund meiner Anämie eh nicht spenden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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